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g PW". M- Wilsdruff, Tharuudt, Rossen, GiebenlelM und die Umgegellden. Amtsblatt für das^Konigliche^errchtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. S7. Dienstag den 12. December 1871. Am 13. December 1871 von Vormittags V Uhr an sollen im hiesigen Gerichtsamtsgebäude verschiedene alte Möbel, Sensen, Hacken, Gläser und Gefäße gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, den 18. November 1871. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 9. Dkccmbcr. Der seit dem I. April 1860 beim hiesigen Königlichen G.-Amte angestellte 'Herr Assessor Woldemar Dürisch ist von Sr. Majestät dem König zum Gerichtsrath ernannt und an das Bezirksgericht zu Bautzen versetzt worden. In ihm verliert der ganze Amtsbezirk nicht nur einen höchst talentvollen Beamten, der das Richteramt mit größter Humanität verwaltete, sondern auch in privatlicher Hinsicht einen äußerst liebenswürdigen Gesellschafter. So erfreulich die besondere Auszeichnung von allen Seiten an erkannt und so herzlich ihm dies Glück auch gegönnt wurde, waren doch alle Gemüther von tiefer Wehmuth erfüllt, als sein so plötzliches Scheiden bekannt wurde. So konnte es denn auch nicht fehlen, das; man allerseits be müht war, dem nunmehrigen Herrn Gerichtsrath Dürisch vor seinem Weggange Zeichen der Liebe und Verehrung zu geben. An letztver- gangencr Mittwoch Abends sand im Saale zum Adler zu Ehren des Scheidenden von Seiten der Gesellschaft „Erholung" ein Abend essen statt, wozu viele andere Freunde desselben aus der Stadt und dem Amtsbezirke geladen und erschienen waren; sinnige, herzlichste Toaste wurden ihm gebracht, sowie auch ein von Herrn Stadtrath Engelmann verfaßtes Tafellicd ganz besonders zündend auf den Ge feierten sowohl wie auf alle Anwesende wirkte, weshalb wir dasselbe hier wiedergebcn: ^.rr Oürisalr. Und noch einmal laß uns zusamenweilen Mit heil'rem Sinn, den Du Dir treu gewahrt, Denn nur zu bald willst Du von dannen eilen, Drum sind wir nochmals hier um Dich gcschaart. Hier, wo so manches Jahr Du eingekehret Bei Frau Rosal ic^ Deiner Pflcgmamma, Hier, wo so manches Töpfchen Du geleeret, Ach, bald steht leer Dein Platz „im Adler" da. Wie schwelgt das Herz heut in Erinnerungen An alt' Dein Wirken hier in Lied und Wort! So manches hcit'rc Lied ward ja gesungen, Das Deine Muse schuf, bald hier, bald dort Du wußtest stets den rechten Ton zu finden. Und stets das rechte Wort zu rechter Zeit; Drum Wußten Deine Verse stets zu zünden, Ein Lied von Dir, schnell schuf es Fröhlichkeit. Wer denkt nicht heute jener heivren Stunden,- Die Du in Thalias Tempel uns bescheert? Wie hast Du da doch Scherz zu Scherz gewunden, Als zweiter Räder wardst Du ja verehrt! Wer dächte heut' nicht gern der prächtgen Rollen, Die so urkomisch Du uns vorgeführt? Von allen nenn' ich „Priemcl" nur, den tollen, Ter „in k^rmont" uns köstlich nmusin. Und wie gemüthlich Wars doch beim Billarde, Wo gern Du spieltest manche Ountrs-tour! Wo Du gewannst wohl eine Milliarde, Die Restauration bezeugt es nur. Manch' heit'rer „Schafkvpj", manch fideles „Scätchcn" Bleibt unvergessen noch in fernster Zeit, Du zeigtest überall Dich zu bethät'gen Als warmer Freund heit'rer Geselligkeit. Drum denken gern wir heut der frohen Stunden, Die wir mit Dir in Wilsdruff schön verlebt, Ja, tausendfältig können wir's bekunden: „Dein Name bleibt mit Wilsdruff eng verwebt!" Wer kann Dein freundlich Wirken g'nug ermessen? Wie könnten danken wir Dir g'nug dafür? Dein Name bleibt in Wilsdruff unvergessen! Dich, thcurer vürisoü, missen schmerzlich wir! Auch die Gesellschaft „Liedertafel", deren langjähriger Vor stand der Herr Gerichtsrath war, ließ sich's nicht nehmen, denselben vor seinem Weggange noch zu feiern und veranstaltete am letzten Freitag einen sogenannten Kneipabend nnd überreichte ihrem ge liebten Vorstand unter entsprechender Ansprache des stellvertretenden Vorstandes Herrn Kaufmann Türk ein silbernes Schreibzeug, unter gleichzeitiger Ernennung zum Ehrenmitgliede der Liedertafel; der Herr Gerichtsrath dankte sichtlich bewegt, mit der ausdrücklichen Versicher ung, daß es dieses Geschenkes, welches ihm allerdings lieb und thcner sein und bleiben werde, nicht bedurft hätte, um ibm die Liedertafel in deren Mitte er die schönsten Stunden seines Lebens verlebt habe, unvergessen zu machen. Unter ernsten und Heilern Gesängen und Toasten verflossen auch diesen Abend die Stunden, während welchen noch manch' warmer Händedruck mit dem Scheidenden gewechselt wurde. Rufen wir ihm so recht von ganzem Herzen ein „herzliches Lebe wohl" zu und Wünschen wir ihm in seinem neuen Verufskreise das selbe freundliche Entgegenkommen, wie er es hier gefunden! Ans der sächsisch-schlesischen Eisenbahnlinie stören Schneeverwehungen den Verkehr. Frachtgüter, welche in dieser Rich tung zu befördern sind, können daher bis auf Weiteres von der Güterexpedition nicht übernommen werden. Ain Mittwoch endete ein jäher Sturz in den 500 Ellen tiefen Vurgker Gtttckauf-Scbacht das Leben des Obersteigers Philipp da selbst. Er hatte die Abteufung dieses reiche Kohlcnausbeute versprech enden Schachtes selbst geleitet und ohne jeglichen Unglücksfall zu Ende geführt und mußte nun nach Vollendung dieses Werkes dem selben durch ein noch unaufgeklärtes, aber jedenfalls unverschuldetes Versehen zum Opfer fallen. Am 5. Dec. verunglückte der Arbeiter Weller aus Somsdorf bei Tharandt dadurch, daß derselbe bei einer Treibjagd von einem ' Felsen herabstürzte und dabei seinen augenblicklichen Tod fand. Am Vormittage des 3. December ward auf dem Friedhöfe zu Großenhain das von den Gewerbevcreinen Sachsens dem Andenken des seligen Ncntamtmann PreUSker an dessen Grabe errichtete Denk mal enthüllt und geweihct. Zwickau, 7. Dec. Das „Zw. W." berichtet: Heute Morgen wurde der Zimmerling Clemens Heinrich Unger in Planitz auf dem „Hilse-GotteS-Schachte" beim Holzrauben verschüttet. Zu schleunigster Beseitigung der Bruchmassen wurde sofort verschütten und der Ver unglückte alsdann nach achtstündiger gefahrvoller Arbeit tvdt aufgc- funden. Der Prozeß der Verwaltung deS königl. Hostheaters in Dresden gegen die Magdeburger Fener-Versicherungs-GeseUschaft wegen Ent schädigung aus dem Brande deS Dresdner HoftheaterS ist nun auch in dritter Instanz vom Ober-Appellatiousgericht zu Dresden zum Nach theil der Gesellschaft entschieden worden. Damit ist die Angelegenheit materiell erledigt nnd die Gesellschaft wird selbstverständlich die er forderliche Entschädigung leisten. Die Ausprägung der Neichsgoldmünzen wird in etiva drei Wochen beginnen. Einstweilen ist ein Vorrath von 70 Mill. Thaler in Gold zur Ausmünznng bestimmt. Es bestehen 9 Münzstätten, die alle Monate für 10—12 Millionen Thaler Goldmünzen liefern werden. Delbrück hat bekanntlich im Reichstag - wiederholt betont, Preußen müsse dauernd gerüstet sein. Der franz. Gesandte saß währendem in der Diplomatenloge nnd schüttelte das Haupt. Er telegraphirtc gleich nach Paris, Preußen wisse recht wohl, daß Frankreichs Rache in der nächsten Zeit nicht zu fürchten sei, es müßten also andere Feinde und „Eroberungen" in Aussicht stehen,