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WochcMM für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicbttllchn und die Nmgcgendcn. Umtsökait für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. ^7 18. 1871 Freitag den 23. Februar Bekanntmachung, die Gestellung der militärpflichtigen Mannschaften vor der Königlichen Departements- Ersatz - Commission betreffend. Die Königliche Dcpartements-Ersatz-Commission wird die Snperrevision der in dem AuShcbungsbezirke Wilsdruff gestellten und zur anderwciten Gestellung vor der Departements-Ersatz-Commission verpflichteten, d. h. aller derjenigen Mannschaften, welche von der KreiS-Ersatz-Commission weder von jeder weiteren Gestellung vollständig entbunden, noch auf gewisse Zeit zurückgestcllt worden sind den 17., 18. nnd 20. März d. I. in den ILonspvI 8« kiv« «n am Altmarkt No. 14 I. Etage, vornehmen. Indem dies; in Gemäßheit der Bestimmung in 8 94 der Militär-Ersatz-Instruction bekannt gemacht wird, werden zugleich die zur Gestellung vor der Departements-Ersatz-Coumüssion Verpflichteten darauf aufmerksam gemacht, daß sie zu Vermeidung der in tz l7U » der Ersatz-Jnstrnction augedrohten Strafen beim Wechsel ihres dermaligen Aufenthaltes dies der mit Führung der Stammrolle be auftragten Behörde des zu verlassenden Ortes sowohl, als auch des neuem Aufenthaltsortes unverzüglich zu melden haben. Die letztgedachtcn Behörden — Stadl- und Gemeinderäthe — aber haben hierüber in GemäSheit der Bestimmung in Z 92^ die erforderlichen Mit-Heilungen anher gelangen zu lassen. Dresden, den 10. Februar 1871. Der Civilvorsitzende der Königlichen Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks Wilsdruff. von Vieth. Ludwig. TtMsgcschichte. Wilsdruff, den 23. Februar 1871. Wie wir aus einem in heutiger Nr. befindlichen Inserate er sehen, wird und soll auch unsere Stadt andern Städten gegenüber bezüglich einer FriedenSfeicr nicht Zurückbleiben, und in der That rüstet man sich auch schon von allen Seiten dazu. (Siehe Inserat.) Aus die morgeu Sonnabend Abends 8 Uhr im Nathskeller siatt- findendc Wälllerversammlung, in welcher der von der nalionallibera- len Partei für den 6. Reichstags-Wahlkreis ausgestellte Candidat sein politisches Glaubensbekenutniß darlegen wird, machen wir noch besonders aufmerksam. (Liehe auch Inserat.) Meißen, 18. Februar. An dem Wege nach Niederjahna ward vorgestern von einem Maune ein neugeborenes Kind todt im Schnee versteckt gefunden. Die Mutter desselben ist eine wendische Magd aus Großkagen, welche, nachdem sie in Dresden in der Klinik ihre Entbindung abgewartet, auf dem Heimwege ihr Kind dort in den Schnee verscharrt hat, wo cs gestorben ist. Die Thütcrin ist zur Haft gebracht worden. Die in Dresden in der Vorbereitung begriffene festliche Er leuchtung deS Nathhauses wird einen überaus großartigen Eindruck hervorzubringen geeignet sein. Die Namenszüge des Kaisers Wil helm, von der Krone überstrahlt, des Königs Johann, der Prinzen Albert nnd Georg, alle von Lvrbeerzweigcn umgeben, werden die Fronte zieren, in deren Mitte ein großer cinköpfiger Adler, das Ab zeichen des neuen Neichks, gleichsam das ideale Centrum bildet, um welches alle jene glänzenden Namen sieb gruppiren. Dem „Dr. Jouru." nach wird, sobald die officiclle Nachricht über den Abschluß des Friedens mit Frankreich, auf dessen baldiges Zustandekommen zu hoffen ist, cingegangen sein wird, eine kirchliche Dank- und Feiedensfeier im ganzen Lande angeordnet und dadurch gewiß einem allgemeinen Wunsche entsprochen werden. Berlin, 2'2. Februar. Die „Prov.-Corresp." schreibt: Nur falls bei Ablauf des Waffenstillstandes die Forderungen Deutschlands im Wesentlichen bereits angenommen sind, wird möglicherweise eine nochmalige Frist von einigen Tagen zum definitiven Abschluß des Friedens gewährt werden. Die Regierung Hal in der Zuversicht auf das Gelingen der FricdenSverhandlungen die Vertreter der süddeutschen Negierungen zugezogen. Die nächste Woche wird, wenn die bisherigen Anzeichen nicht trügen, die Grundlagen des wieder hergestellten Friedens bringen. Stuttgart, 22. Februar. Minister von Wächter geht morgen zur Theilnabme an den Friedensunterhandlungcn nach Versailles. Versailles, 22. Februar. In Folge der gestern hier zwischen (Hraf Bismarck und Thiers stattgehablen Verhandlungen, in deren Verlauf sich der Bundeskanzler mehrmals zum Kaiser begab, ist der Waffenstillstand einstweilen um 2 Tage, also bis Sonntag Abend verlängert worden. Der Einmarsch der deutschen Truppen in Paris liegt den citcln Bewohnern der cernirten Stadt wie ein Alp aus der Brust und sie suchen sich mit wüthendem Geschrei einander zu überreden, daß ihnen dieser letzte bittere Tropfen des Leidenkelches, den sic sich selber cre- denztcu, erspart bleiben werde. Je ärger und beleidigender sie aber toben, desto leichter können sie sich das Uebel zuziehen. Im Anfang schrien sie: „Ganz Europa hat seine Augen auf uns gerichtet!" Daun: „Sind wir nicht göttlich?" und jetzt schreien sic: „Die Preußen wagen nicht einznrücken!" Die Erregung ist so groß, daß es wirtlich beim Einmarsch zu Unruhen kommen kann. Es ist kaum möglich, die deutsche Armee in einem Tage durch Paris zu führen, auf tum Marsfelde Nevue zu halten und sie in ihre Quartiere, die oft viele Stunden weit von Paris liegen, zurttckzuführen. Die nächsten Tage müssen viel entscheiden. London, 21. Februar. Der „Times" wird aus Versailles vom 20. Februar gemeldet: Der Friede ist als gesichert zu betrachten. Der Tag des Einzugs der deutschen Truppen in Paris ist noch nicht endgültig festgesetzt. Die Anerkennung der legalen Regierung, welche Frankreich jetzt besitzt, hat feiten mehrerer der europäischen Mächte nicht lange auf sich warten lassen und als natürliche Folge hiervon meldet uns heute der Telegraph aus Bordeaux, daß mau iu den dortigen Ncgierungs- kreisen bereits mit der Ernennung von Gesandten beschäftigt ist, die die Interessen der französischen Republik an diesen Höfen vertreten sollen. Dies und die schnelle Wahl der Commission zur Mitwirkung bei den FricdenSverhandlungen kann die Aussichten auf den nahenden Frieden nur steigern. Die Entscheidung hierüber rückt immer näher und schon in den nächsten Tagen wird die Vorlage dieser Commission sowie der bei den Friedcnsverhandlungcn betheiligten Regierungs- Mitglieder an die National-Versammlung gelangen, da Jules Simon auf eine hierauf bezügliche Frage Gambettas erklärt hat, daß die Entscheidung über die Friedcnsbcdiugung der Constituante vorbc- hältcu bleibt und daß diese Versammlung nicht durch die Com- missionsverhandlnngen gebunden ist. Wir werden also wohl zuerst aus den Berathungeu der Nationalversammlung die von Deutschland ausgestellten Forderungen kennen lernen, weit noch nichts darüber verlautet, daß die Verhandlungen in Versailles sür die Oeffentlich- keil bestimmt sind. Die „N. A. Z." bemerkt sehr richtig: Es ist