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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 28. Dienstag den 12. April 1870. ! . i .. > > - ... - derrömshk. Dss A Ich bin erwacht, mit festlichem Entzücken Und blick' gerührt den jungen Morgen an; Er strahlet mir in einem höhern Lichte, Daß ich vor Rührung mich nicht fassen kann. Verklärt erscheinet mir die weite Schöpfung, Und thränend schall' ich Gottes schöne Welt. Was ist es, daß mich heute so begeistert? Des Herren Mahl, das meinen Geist erhellt. Erschienen ist der schönste meiner Tage, Der mich zum seligen Genuß erhebt, Und leuchtend mir als Schutzgeist meines Lebens, Den Glaubenspfad voran zum Himmel schwebt. Ich soll zum Erstenmal dem Altar nahen, Auf dem das Brod, der Kelch des Lebens ruht; Im Brode werd' ich Jesu Leib empfahen, Der Kelch der Liebe spendet mir sein Blut. i r In seines Lebens schönsten Blüthentagen ; Gab Jesus einst für mich sein Leben hin - Und duldete das Schrecklichste auf Erden, i Ja, litt den Kreuzestodt mit stillem Sinn. D'rum will ich nun in meiner Lebensblüthe Beim heil'gen Mahl mich ganz der Tugend weihn, f Den Sinn der Stiftung durch die That erfüllen, ; Und fromm in meinem ganzen Wandel sein. Rein sei mein Herz, und fleckenlos mein Leben, F Der Pflicht getreu in Freuden und in Noth! Dann werd' ich stets sein Nachtmahl würdig feiern, > ; Dann ist mein Scheiden sanft, wie Jesu Tod. F O, hilf mir denn, du Heiland aus der Höhe, Dir treu zu sein in Freuden und in Leid; Dir treu zu sein auf meinem Lebenswege, Bis du mich führst in jene Ewigkeit! Tag esgeschichte. Wilsdruff, am II. April 1870. Vorigen Freitag, in der I I. Abendstunde entstand in der Scheune des Gutsbesitzers Meinert in Grumbach Feuer, das sich schnell auch auf die übrigen Wirthschafts- und Wohngebäude ausdehnte und dieselben in Asche legte; durch schnell herbeigeeilte Hülfe ist sämmt- liches Vieh, sowie viele Haus- und WirthschaftSgeräthc gerettet wor den. Die Wilsdruffer Feuerspritze war die erste fremde am Platze, ohne jedoch große Thütigkcit entwickeln zu können. Ueber die Ent stehung des Feuers ist etwas Bestimmtes noch nicht bekannt, doch wird, da das Feuer in der Scheune herausgekommem, wo in so später Stunde Niemand etwas zu thun hat, Brandstiftung vermuthet. Für den Fall einer etwaigen Mobilisirung des sächsischemArmee- corps sind kürzlich eine Anzahl sächsischer Postbeamten definitiv zu Feldpostbeamten ernannt worden. Dieselben haben sich erklären müs sen, ob sie bei verkommenden Bedarf ein Reit- oder Wagenpferd aus- eigenen Mitteln anschaffen oder dasselbe von Staatswegen gestellt haben wollen. Unter dem Vorsitz des Herrn Professors Fleck hat sich in Dres den ein Comitee gebildet, welches aus den Directoren und Vorständen der Brauereien Dresdens zusammengesetzt, es sich zur Aufgabe ge stellt hat, für die Tage des 28. bis 30. Juli einen deutschen Brau ertag zum Zwecke der Begründung eines deutschen Braucrbundes zu berufen. Daß die Bethciligung an diesem Unternehmen eine sehr bedeutende werden dürfte, geht nicht nur aus den bereits vorliegen den zahlreichen Anfragen und Zusagen in dieser Richtung hervor, sondern dafür auch der Umstand, daß im Zollverein und Oesterreich während des Jahres 1868 nicht weniger als 22,372 Brauereien im Betriebe waren. Die städtischen Abgaben in Dresden sind auf 32 Pfennige für den Thaler des Miethzinses und 96 Pf. für 100 Thlr. des Grundwcrths fcstgestellt. Das „L. T." berichtet aus Leipzig vom gestrigen Tage: In einer hiesigen Gartenrestauration geriethen in vergangener Nacht zwei Gäste in Zank und Hader mit einander, der sich durch Hin- und Herreden bald so steigerte, daß beide beschlossen, ihren Streit außer halb 'des LocalS thätlich auszufechtcn. Von diesem, einem Duell ähnlichen Verfahren kehrte jedoch bald einer der beiden Leute, ein hiesiger Kaufmann, blutend zurück. Er war durch einen Messerstich in die linke Schulter verwundet und seine Brust mit Blutüberströmt, weshalb ihm noch in der Nacht ärztliche Hilfe geleistet werden mußte. Zum Glück erwies sich hierbei die Verletzung als nicht gefährlich, doch war die Sache danach angethan, daß leicht ein schlimmer Aus gang hätte herbeigeführt werden können. Dippoldiswalde, 4. April. Am I. d. Mts. verunglückte in der zum hiesigen Steinbruche gehörigen Schmiede der Haus- und Feldbe- sitzcr Kohl allhier dadurch, daß, während er seinem Bruder beim Schmieden behilflich war, ein absprühender Funken in einem in der Nähe befindlichen, mit ca. 2 Pfund Sprengpulver gefüllten Kästchen eine Explosion verursachte, wodurch ihm Gesicht und Hände bedeu tend verbrannt wurden. Unbegreiflich ist der Leichtsinn, mit welchem in diesem Falle mit der Aufbewahrung des Pulvers zu Werke ge gangen wurde, da dasselbe schon mehrere Tage lang an dieser ge fährlichen Stelle sich befunden haben soll. Die Osterferien des norddeutschen Reichstags fingen am 9. April an und dauern bis zum 21. April. An diesem Tage wird das Zollparlamcnt zusammcntrcten. Der Reichstag setzt während des Zollparlaments seine Sitzungen fort und benutzt die im Zollparla mente ausfallenden Tage zur Abwickelung seiner Geschäfte. Von den Stadtverordneten Berlins verlangt der Magistrat für die innere Ausschmückung des Nachhauses noch die Bagatelle von 210,000 Thaler. Davon sollen blos für vergoldete Bronce-Figuren 50,000 Thaler verwendet werden. Wie lange bei solchen Ausgaben noch das Gleichgewicht in den städtischen Finanzen erhalten werden kann, bleibt abzuwarten. Die neue Einkommensteuer, zum größten Theile eine Frucht moderner Bauten, ist auf das laufende Jahrmit 507,780 Thaler veranlagt. Die politischen Wettergläser, die Börsen, deuten nicht grade auf gutes Wetter, da sie mehrfach zu sinken anfangen. Allein des halb ist noch kein Sturm oder gar ein Krieg im Anzug, wie die Kleinmüthigen ängstlich fürchten. Napoleon verkehrt jetzt wieder viel mit seinem ehemaligen Minister Rouher, was man allerdings für kein gutes Zeichen hält. Um den Lateruenmann Rochefort, der im Gefängniß fitzt, schadlos zu halten, haben sich 20,000 Bürger in Paris zusammenge- than und ihm 25,000 Francs übersendet, die er als Abgeordneter des gesetzgebenden Körpers zu erhalten hätte, wenn er nicht Ge fangener wäre. Die beste Laune soll jetzt der Papst haben. Er freut sich sehr auf seine Unfehlbarkeit und scheint gar nicht zu bemerken, wie tief ihn schon die Jesuiten in ihr verderbliches Netz gezogen haben. Der Papst hat die goldne Rose, die er jährlich am 4. Fa stensonntage zu weihen Pflegt, diesmal der Kaiserin von Oesterreich zugcdacht. Die Vortheile, welche der Suezcanal ^dem englischen Handels verkehre mit dem Oriente gewährt, fangen allgemach an, bester ge würdigt zu werden. Das beste Beispiel für die Vorthcile des Ca nals ist wohl folgendes: Am 12. Februar segelte der Dampfer „Da-