Volltext Seite (XML)
187». Zs «S Ireiiag den 2. September Bekanntmachung ' des Ministeriums des Innern, den Ausbruch der Rinderpest betreffend. Die U1nilerpv8t ist unter den zum Marktverkauf hier in dem Grundstück No. 19 der Königsbrücker Straße (Schönbrunnen, sonst Kammerdieners) aufgestellten Vieh ausgebrochen und heute Morgen amtlich constatirt worden. Die nöthigen Maßregeln zur Verhin derung der weiteren Ausbreitung und zur Unterdrückung der verheerenden Seuche sind fofvrt in Anwendung gekommen. Indem das Ministerium des Innern dies hiermit bekannt macht, und die Viehbesitzer zur größten Vorsicht ermahnt, verweist dasselbe zugleich auf die einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen, darunter insbesondere auf die ßZ 2 bis mit 6 und Z 8 bis mit 14 des Gesetzes, die Verhütung und Tilgung der Rinderpest rc. betreffend, vom 30. April 1868 (S. 264 ff. des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1868) die W 4, 5 und 6 des Bundesgesetzes, Maßregeln gegen die Rinderpest bctr. vom 7. April 1869 (S. 905 f. des Bun desgesetzblattes von demselben Jahre) und die M 11 folg, der Instruction znm Gesetze vom 7. April 1869 (S. 153 ff. ebendaselbst) und bemerkt, daß jede Zuwiderhandlung gegen gesetzliche Bestimmung von der competenten Behörde, oder dem bestellten Seuchencommissar, Lan desthierarzt, Medicinalrath vr. Haubner, getroffene Anordnungen unnachsichtlich wird beüraft werden. Demnächst ist noch bekannt zu machen, daß in den letzten Tagen der Constatirung der Seuche mehrere Viehstücke, soviel zu er- r. mitteln gewesen 1 Ochse und 10 Kühe, von den in Schönbrunnen (Kammerdieners) zu Markte gebrachten Viche verkauft und weiter ins Land gekommen sind. Da diese Viehstücke als seuchenverdächtig betrachtet werden müssen, so werden alle Ortspolizei-Behörden und deren Organe, sowie die Gendarmen angewiesen, schleunigst und sorgfältigst zu erörtern, wohin diese Viehstücke gekommen, auch gesetzten Falls unverzüglich den Gesetzen gemäß zu verfahren und dem obengenannten Seuchen-Commissar ohne Anstand anzuzeigen, wann und wo eines dieser Viehstücke angetroffen worden, sowie was darauf geschehen ist. c. Dresden, den 31. August 1870. Ministerium des Inner n. Bon dem unterzeichneten Gerichts-Amt soll den 14. September 1870 das dem Gutsbesitzer Johann Gottlob Klinger in Unkersdorf zugehörige Zweidrittelhufengut No. 11 des Brand- catasters und No. 10 des Grund- und Hhpothekenbuches für Unkersdorf, welches Grundstück am 22. November 1869 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 11,582 Thaler —- —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 1. Juli 1870. Leonhardi.. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 1. September 1870. Kaum 14 Tage sind vergangen, schreibt die „N. Fr. Pr.", seit die deutschen Truppen die französische Grenze überschritten haben, und heute schon sehen wir jene Armee, welche die Deutschen mit dem Kolben vom Rhein bis nach Königsberg jagen wollte, in drei er schütterte Theile zerschlagen, deren jeder eine der Festungen des Landes, zu vertheidigen sucht. In Straßburg, Metz und Paris stehen die Reste der am 6. und 18. geschlagenen französischen Corps und suchen mit einer unter so ungünstigen Verhältnissen bcwunderns- wcrthcn Bravour und Selbstaufopferung das Land zu retten. Umsonst! Die Wirthschaft der bonapartistischen Schleppträger hat es so weit gebracht, daß das Frankreich, welches jährlich bei 500 Mil lionen für seine Armee verwendete, im gegenwärtigen kritischen Mo mente den größten Mangel an Kriegsmaterial aller Art leidet. Es fehlt an Gewehren, Kanonen, an Vorräthen aller Art und selbst an Patronen. Straßburg ist schlecht verproviantirt, Metz ist schlecht ver- proviantirt und — was die Hauptsache ist — besitzt keine Munition, sich zu vertheidigen. Ein Vorrath von 28 Millionen Hinterladungs- Patronen wurde von den Soldaten Douah's, Mac Mahons und Bazaine's seit Beginn des Krieges verschossen. Was Paris betrifft, so sollen auch hier die Sachen nicht zum Besten stehen. Bekanntlich wurden die Befestigungen von Paris zu einer Zeit angelegt, wo man noch die große Tragfähigkeit der gezogenen Geschütze nicht in Rech nung ziehen konnte. Die Verhältnisse haben sich inzwischen gewaltig geändert. Ein Fort, welches 2000 Schritte im Umkreis keinen Punkt hatte, den es nicht domümte oder gegen den es nicht durch Taversen oder Bonettirungen geschützt war, ist jetzt werthlos. Man schießt gegenwärtig auf 5000 Schritt Entfernung, wählt daher weiter als 2000 Schritt vom betreffenden Fort gelegene dominirende Punkte zur Geschützaufstellung und schießt das Fort zusammen. Zudem soll cs mit der Armirung und mit den Arbeiten zur Vertheidigung bei den Forts um Paris nicht besonders günstig bestellt sein. Ueberall treten der französische Leichtsinn und dieMisere des Empire zu Tage. Hier hat man Kanonenrohre, aber keine Laffetten, dort Räder, aber keine Munition u. s. w. Es werden wohl kaum mehr neue vierzehn Tage vergehen, und Paris wird von der Kunde ereilt werden, daß Metz und Straßburg capitulirt haben. Letzteres leidet stark unter dem Feuer der Belagerunsgeschütze. Die Citadelle, das Arsenal, Maga zine und andere Gebäude stehen in Flammen. Unter solchen Üm- ständen wird man wohl bald von Seiten der Einwohner ernstlich daran gehen, an General Uhrich das Verlangen zu stellen, eine an ständige Capitulation zu ermöglichen. Was Vietz anbelangt, so wird dieser Platz bei der Ueberfüllung durch die Bazaine'sche Armee, bei dem Umstande, daß die für die Festungsbesatzung bestimmte Verpro- viantirung bald von der Armee aufgezehrt sein wird, und bei dem Munitionsmangel wohl keiner allzu langen Agonie ausgesetzt sein. Ein verzweifelter Ausfall der Bazaine'schen Truppen und — wenn dieser gescheitert — eine Cvpie der Capitulation von Ulm 1805, das wird das Ende sein. Ob dann die Nachrichten von dem Falle der beiden anderen großen Plätze des Landes geeignet sein werden, den Muth der Armee und Bevölkerung von Haris zu heben und deren Widerstand neu zu beleben, diese Fragen zu beantworten, dürfte wohl keiner Schwierigkeit unterliegen. Nach einer Reihe von er ignitzlosen Tagen scheint es, den vorgestrigen Nachrich ten zufolge, zwischen den deutschen und sranzvsischen Truppen wieder zur Action kommen zu wollen, und zwar in einer Gegend, wo es zunächst Wohl am wenigsten vermuthet werden konnte. Bekanntlich hatte man allgemein angenommen, daß der mit dem Oberbefehl der im Lager von Chalons versammelten französische» Truppen betraute Marschall Mac Mahon den Rückzug über Rheims nach Paris angetreten habe, um dort bei der Verlheidigung der Hauptstadt energisch mitzuwirken. Diese Nachricht klang um so wahrscheinlicher, als in den letzten Tagen von Pariser Blät tern gemeldet wurde, der Kaiser Napoleon wolle sich nach Bourges, südlich von Paris, zurückziehen und daselbst weitern Widerstand leisten, wenn Paris von den deutschen Truppen genommen werden sollte. Dies Alles ist jedoch dem Vermuthen nach absichtlich von den Pariser Blättern verbreitet worden, damit über die wirk lichen Bewegungen der Mac Mahonschen Armee Unklarheit herrsche. Znm ersten Wochenblatt für ilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicbcnlebn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst.