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kinder" herabgclacht, hat uns mit Unserer Seher gabe wieder ausgesöhnt und wir ersuchen die Her ren Ockonomen sich bei uns Gedichte zu bestellen, wenn ihnen daran gelegen ist an einem zu bestimm ten Tage gutes Wetter zu haben. Von der Lotterie deren Ziehung, sofort nach dem Turnfeste unter großem Andrange Schaulu stiger stattgefunden, können wir für unsern Theil nicht viel Erbauliches sagen, denn von zwölf Loo sen, die wir entnommen und theilweise an Be kannte abgelaffcn, hat nur ein einziges gewonnen. Diese Hiobsnachricht erlauben wir unS „auf die sem Wege" den geehrten auswärtigen Thcilnch- mern an dem in Rede stehenden Glücksspiele mit- zuthcilen. Nun, der Tharander Turnkaffe kann und wird dies gleich sein. Sie soll bedeutend auf den Strumpf gekommen und das Heer der Ma- »icharr plötzlich verstummt sein. Wir gratulircn von Herzen zu dem „Silberblicke!" Die wackern Tharandcr Turner und beziehentlich Freunde der edlen Turnkunst können übrigens gelegentliche Vergeltung üben und bei der zum Besten unserer Kleinkindcrbewahranstalt in Wilsdruf später wieder einmal zu veranstaltenden Lotterie durch reichliche Entnahme von Loosen sich betheiligen. Dem Turnverein selbst aber wünschen wir endlich das blühendste Gedeihen und seiner Kasse eine ununterbrochene Solvenz. Zltzschwig im Meißner Elbthale, den 26. Mai 1846. (Eingesendct.) Gestern ward die 50-jährige Wirksamkeit des Wundarzt Herrn Imanuel Mehnert hicrselbst, Inhabers der k. s. Civil-Nerdienstmcdaille, durch einen zahlreich versammelten Festkreis im hiesigen Gasthause aufs Feierlichste begangen. Die Anord nung der Jubelfeier hatten der Bezirksarzt Hof rath Freiherr von Seckendorf zu Dresden, sowie l)r. Bräunlich, Director der Privat Heilanstalt für Irre unweit Coswig, Ritter des k. dän. Da- nebrog-Ordens, mit vielem Eifer übernommen. Nachmittags I Uhr ward durch genannte Herren sowohl, als seine herbeigekommenen Verwandten, der Jubilar aus seiner Wohnung abgeholt und in feierlichem Zuge zum Festhause geleitet, wo die versammelte Menge ihn empfing und ein Jeder sich beeiferte, den herzlichsten Glückwunsch zus einem Ehrentage ihm auszusprcchen. Nachdem man sich zu einem frohen Festmahle in dem, mit Guirlan- den und Festons aller Art sehr sinnig ausgc- schmücktcn Saale, wobei auch der Stuhl, der dem Jubilar angewiesen wurde, in ähnlicherWeise decorirt war und von dem Couvert ein deutungsvoller Ehrcn- kranzdem Jubelgreis entgegen duftete, niedergelassen hatte, eröffnete obgedachterHcrrBezirksarztdie eigent liche Tagesfeier mit einer ofsiciellen Anrede an den Jubilar, worin er mit würdigender Anerkennung die Verdienste desselben entwickelte und wobei er ein von Sr. Majestät unserm allcrgnädigstcn Kö nige dem Jubelgreise höchstzugcwilligtes Gnaden- decret denselben überreichte. Der hochgeachtete greise Gefeierte war dergestalt gerührt und ergrif fen, daß er seine überwältigenden Empfindungen nicht in Worte zu kleiden vermochte und sprachlos jede ehrende Anerkennung hinnahm. Erst, nach dem er sich erholt, konnte er Worte finden, seinen innigen Dank und tiefe Rührung auszusprechen. Die edle Bescheidenheit und liebenswürdige An- spruchlosigkeit, die ihm eigen ist, hatte die vielsei tige Ehrenbezeugung, die ihm zu Theil ward, nickt erwartet. Während des frohen Mahls, d. h. in den Pausen desselben, und nach demselben wurden von einigen der Anwesenden sehr gehaltvolle, auf'n Jubilar und seinen Lcdensgang sich beziehende, allgemeinen Anklang und Tbciluahme findende Festreden gehalten, worunter wir die des wieder holt erwähnten Bezirksarzts, die dcS Pastors öl. Trautschold aus Äörschenbrode, des obgeoachten Direktors Oo. Bräunlich, sowie die des Öi-. meck. Seyffert aus Dberlüsnitz hervorbeben wollen. Durch letztem, der den ebrenden Auftrag dazu erhalten, ward zugleich ein von Agnes Hoge *) verfaßtes, dem Jubilar und seinem heutgeu Ehrentage ge weihtes, höchst ansprechendes, von einem reichen Herzen und tiefen Gcmüth der Verfasserin zeugen des Gedicht, feicrlichst ihm, dem Jubelgreise, über reicht. Herr?. Trautschold aber ergötzte die Anwe senden mit dem Vortrage eines, von ihn abgefaß- tcn Gedichts, worinn er in humoristischer scherzen der Form die vom Jubilar während dessen 50-jab- riger chirurgischer Thaligkeit schneidend und stechend verübten blutigen Vampyrthaten zu allgemeiner Belustigung besang, und welchen Vortrag er über- dem mit sehr geist- und witzvollen Anmerkungen zu begleiten verstand. Nach beendetem Festmahle waltete in Rede und Gegenrede unter den muntern Festgenoffen die Herrschaft des Geistes noch bis zum Eintritt des Abends, und selten gab es wohl einen Kreis, in dem die Schwingen des Witzes Scharfsinns und der Untcrhaltungsgabe, und wie die geselligen Talente alle heißen mögen, ansprechender entfaltet worden als in diesem Festkrcise, bis die versam melte Menge mit Einbruch der Nacht froh und heiter auseinander ging. S. *) Vormalszu Constappel jetzt unweit Zltzschwig wohn haft. Es wäre zu wünschen, daß die geistreiche, jedoch sehr anspruchlose Dichterin die bisherigen Früchte ihrer Muse eines Tages der empfänglichen lesenden Welt übergeben wolle; bisher ist Wenig von ihr in Druck erschienen.