Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für für Nr. «8. lFrcilag, deu 26. August 1881. Erscheint wöchentlich 2 M«l (Dienstag und Freitag. AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahwe Montags u. Donnerstag» bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Slbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. «ine einzelne Nummer kostet 10 Pf. SW- Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbeulchn und die Umgegenden für die Königl. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einundvierzigster Jahrgang. Bekanntmachung. Die diesjährigen Pftaumeanutzungen sollen Sonnabend, den 27. dieses Monats, Nachmittags « Uhr, meistbietend, jedoch mit Auswahl unter den Bietenden, verpachtet werde». Versammlung im Schießhause. Die Bedingungen werden im Termine bekannt gegeben, können jedoch auch vorher in der hiesigen Rathsexpedition eingesehcn werden. Wilsdruff, am 25. August 1881. Der StMstemeindcrath. Ficker, Brgm str. Tagesgeschichte. Zur Sedanfeier. Soll der Sedantag noch ferner gefeiert wer den oder nicht? fragt die „Dresdner Ztg." und sagt dann weiter: Nein! heißt es von vielen Seiten und an Gründen fehlt es nicht. Wir wollen sie hier nicht anführen und auch nicht zu widerlegen versuchen, sondern möchten auf eine Ursache Hinweisen, die nicht auf der Oberfläche liegt, aber doch vielleicht zur Erklärung des ablehnen den Votums dienen kann: Als unsere Väter die Schlacht bei Leipzig geschlagen und gewonnen hatten, wurden sie dadurch von einem Joche, von einer Last befreit, unter welcher sie viele Jahre — und wie sehr! — gelitten und geseufzt hatten; was Wunder, daß die Befrciungs- schlacht ein immerwährender Gedenktag blieb, den sie durch Freuden- feicr und Freudenfeste feierten? Erst, als das Geschlecht, welches da mals unmittelbar unter der Noth gelitten hatte, anfing, auszusterben, erblaßte die Erinnerung und naturgemäß wurde auch die Feier immer schwächer und hörte zuletzt ganz auf. Das Geschlecht aber, welches Sedan erlebt hat, ist noch so gut wie vollständig vorhanden und doch zweifelt man hier und da schon, ob sich eine Sedanfeier noch verlohne. Wie das zugeht, haben wir schon angedeutet: wir sind durch den Se dantag nicht aus persönlicher Noth erlöst worden, darum werden wir schon lau gegen die Sedanfeier. Durch Gottes Hilfe und durch die Tapferkeit unserer Heere ist der Feind unseren Grenzen fern ge blieben, nur von Weitem haben wir von den mörderischen Schlachten gehört, unsere Hand lag schwer auf dem Feinde, aber seine Hand nicht auf uns. Sollten wir aber nicht darin einen desto größeren Antrieb finden, den Tag zu feiern, welcher uns von schwerer Gefahr befreit hat? — Und dann noch Eins. Ist Sedan nicht der Tag, der uns einen Kaiser gegeben? Am 18. Januar freilich ist die Procla- mation des neuen Kaiserthums erfolgt, aber — erfochten wurde die Kaiserkrone bei Sedan: der Sedantag ist der eigentliche Kai sertag! — Sollten diese Gründe nicht mit ins Gewicht fallen, das Nein zu entkräften? Sollte es nicht wohlgethan sein, das Sedanfest auch weiterhin zu feiern? Wir meinen: Ja! Die fortschrittliche Berliner „Volkszeitung" erklärt sich unter folgenden zwei Bedingungen, die vorher gesetzlich festgestellt werden müßten, bereit, für das Tabaksmonopol einzutreten: „Die eine lautet: Beseitigung aller Zölle auf Lebensmittel! Die zweite lautet: Die Ge winne aus dem Tabaksmoiwpol fließen nicht in die allgemeine Reichs kasse, sondern werden einer speziellen und selbstständigen Behörde zur alleinigen Verwendung für die Versicherung und Altersversorgung der Arbeiter überwiesen, zu welcher Behörde auch stimmberechtigte Mit glieder gezogen werden, die aus der freien Wahl der Arbeiter hervor- gchen. Unter diesen zwei Voraussetzungen glauben wir, daß alle frei sinnigen und aufrichtigen Volkssreunde dem Projekt des Tabaksmono- pvls im Prinzip werden zustimmen können." Die „Volkszeitung" schließt ihre durch mehrere Nummern sich hinturchziehende Erörterung mit den Sätzen: „Den höchsten Werth legen wir auf die Altersver sorgung, welche in sittlicher und materieller Beziehung eine wahre Volkswohlthat werden kann, wenn sie nur von dem Hintergedanken befreit wird, das Monopol zu Gunsten der Neichskasse auszubeuten. Das Tabaksmonopvl ist ein Opfer, welches man dem wohlhabenderen Theil des Volkes auferlegt. Der Gedanke, andere Steuern dadurch zu ermäßige», ist eine Chimäre, an die wir nicht glauben. Ja, wir verwerfe» rundweg diesen Gedanken, weil in dem Monopol gerade auch der armen Bevölkerung kein kleines Opfer auferlegt wird. Wir können diese Wirthschaftsreform nur dann billigen, wenn sie einzig und allein und ausschließlich dem edlen Zweck dient, einem soliden Arbeiterstand den Werth der Arbeit für die gesammte Gesellschaft klar zu machen und die jetzt sehr trübe Besorgniß zu beseitigen, die der Brodlosigkeit im arbeitsunfähigen Alter!" Der Wahlkampf wird in den Zeitungen mit großer Heftigkeit fortgeführt, während es in vielen Wahlkreisen noch ziemlich ruhig ist. In einem großen Theil derselben herrscht noch Unsicherheit über die von den verschiedene» Parteien aufzustellenveu Kandidaten. Von be sonderer Wichtigkeit für den Verlauf des Wahlkampfes, der sich doch vorzugsweise um die sozialpolitischen Fragen dreht, ist die Stellung der liberalen Mittelpartei zn diesen Fragen und zu den übrigen libe ralen Gruppen. In dieser Beziehung fehlt es aber noch an der er wünschten Klarheit. Prinzipiell feindlich stehen von den Liberalen dem sozialpolitischen Regierungsprogramm, wie der Gesammtpolitik des Reichskanzlers nur die „Entschiedenen", d. h. die Sezessionisten und die Anhänger der Fortschrittspartei gegenüber, zwischen denen ein Unterschied kaum noch besteht, während sich die Nationalliberalen den Entwürfen des Reichskanzlers durchgehends zuueigen. Zu Nürnberg und Umgegend hat am Sonntag ein furchtbares Hagelwetter gewüthet. Schloßen von der Dicke von Hühnereiern sausten nieder und richteten großen Schaden an. Die A. P. schreibt darüber: Im germanischen Museum schlug der Hagel nicht allein die Oberlichter ein, sondern es drangen die schweren Eisstücke und der Regen unheilbringend hinab aus die Kästen, einen ungefähren Schaden von 10,000 Mark verursachend; in den Hauptkirchen waren weniger Scheiben, als erwartet, zertrümmert, dagegen zeigt die im Bau be griffene Frauenkirche zahlreiche Löcher in ihren Glasmalereien. Das Ralhhaus sieht arg mitgenommen aus, ebenso schauen das bayerische Gewerbemuseum, das Museum, das Kuglersche Haus re. kläglich drein, auch das königliche Bankgebäude blieb nicht verschont. Spiegelscheiben allein hielten aus. Einige Häuser sind zum Theil abgedeckt und ihre Bedachung stark beschädigt, aber am Bemttleidenswerthesten sehen die Gärten in der Umgegend der Stadt aus, die Feldfrüchte, Rüben und Kraut liegen niedergeschlagen am Boden, die Obsternte ist total zerstört, eine Tabakernte giebt es nicht mehr und traurig liegt der unreife Hopfen in den Furchen. Die Gerüchte über den Beitritt Italiens zu der deutsch-öster reichischen Allianz gewinnen an Festigkeit. Es ist soviel als sicher, daß König Humbert im September den Höfen von Wien und Berlin einen damit in Zusammenhang stehenden Besuch abstatten wird. Das wäre allerdings die beste Anlwvrt auf das famose Programm Gam bettas und eine Abkühlung aller hitzigen Kriegsgelüsle. Von den am 21. ds. stattgchabtcn französischen Wahlen sind gegenwärtig 364 Resultate bekannt. Von den Gewählten sind 279 Republikaner, 39 gehören den Gegnern der Republik an, 46 Stich wahlen sind nöthig. Die Republikaner gewannen überhaupt 45 Sitze, davon die gemäßigten Republikaner 31, die republikanische Union 9, die äußerste Linke 3, die Intransigenten 2 Sitze. Ein Londoner Sociatistenblatt berichtet: Die am 14. Juli 1881 in London versammelten Delegirten der revolutionären Socia- l istei, aller Länder, sännntlich Anhänger der gewaltsamen, gründlichen Zerstörung der heutigen Einrichtungen, haben folgende Erklärung an genommen: „In Erwägung, daß die Stunde gekommen, aus der Pe riode der Versicherungen in die Periode des thatkräftigen Handelns überzugehen und an die Propaganda des Wortes und der Schrift, deren ungenügende Wirkung sich bewiesen, die Propaganda der in- surrectionellen Thätigkeit zu fügen, legen sie den sich abschließenden Gruppen folgende Beschlüsse vor: Die internationale Arbeiter-Asso ciation erklärt sich als Gegnerin aller parlamentarischen Politik. Je der, der das Pnncip der Verbindung anerkennt und vertheidigt, kann als Mitglied ausgenommen werden. Jede angeschlossene Gruppe und Föderation wird das Recht haben, mit allen anderen Gruppen und Föderationen, welche ihnen ihre Adresse geben wollen, direkt zu korre- spondiren. Jedoch wird, um die Verbindung zu erleichtern, ein Aus kunftsbureau errichtet. Ein internationaler Kongreß wird den Be schlüssen der Gruppen und Föderationen gemäß einberufen." — Der Kongreß faßte schließlich folgende Resolution: „In Erwägung, daß die internationale Arbeiter-Association für nothwendig befunden hat, an die Propaganda des Wortes und der Schrift die Propaganda der aufrührerischen Thätigkeit zu knüpfen, und in weiterer Erwägung, daß der Zeitpunkt einer allgemeinen Empörung nicht mehr weit entfernt ist und daß die revolutionären Elemente aller Länder berufen sind, ihre ganze Thatkraft für die Sache des Proletariats zu entfalten, spricht der Kongreß den Wunsch aus, daß sämmtliche an die inter nationale Arbeiter-Association angeschlvssencn Gruppen folgende Vor schläge besonders berücksichtigen mögen: - Es ist eine unbedingte Noth wendigkeit,' alle Kräfte anzuwendcn, um durch Thaten die revolutio näre Idee und den rebellischen Geist in dem Theil des Volkes zu ver breite», welcher sich noch der Bewegung fernhielt und sich noch Illu sionen über die „Wirksamkeit" der „gesetzlich-moralischen" Mittel hin gibt. Von dem „gesetzlichen" Wege, auf welchem man im Allgemeinen ins heute zuviel verweilt, auf den ungesetzlichen, welcher nur allein zur Revolution führt, übergehend, ist es nothwendig, solche Mittel zu i wählen, welche mit dem Ziel im Einklang stehen. Namentlich beider s großen Masse der Landarbeiter, welche noch außerhalb der Bewegung stehen, ist es es unbedingt nothwendig dahin zu wirken, in diese Bah- s neu einzulenken. Thaten, wie unwichtig sie immer erscheinen mögen, l wirken mehr auf das Volk als Tausende von Schriften und schönen ) Reden. Die Nothwendigkeit der Einrichtung der geheimen Presse ha^