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Wochenblatt für WiiSdrusf, Tharanö, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königt. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbff. -fieitag, den 3Ü Januar l863 5. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königt. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl «in der Redaciion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mir großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Nedaction Umschau. Der Sturm, welcher unsere Gegend am 20. und 2I..d. M. Heimsuchle und vielfachen Schaden verursachte, hat fast in ganz Europa gewülhet. In Brüssel warf er einen Dampfschornstein um, wobei ü Menschen erschlagen wurden. Die verunglückten Schiffe sind noch nicht alle bekannt; ihre Zahl wird sich sehr hoch belaufen. In England wurde ein Stück Meeresgrund blosgclegt, das noch nie von Menschcnaugen betrachtet worden war. An vielen Orten zündete der Blitz und da der Sturm die Flammen anfachte, war an ein Retten nicht zu denken, so daß viele Menschen mitten im.Winter ihre Habseligkeiten verloren haben. — Am Bundestage wurde den 22. Januar über den Antrag einiger Regierungen, Delegiere aus den Landesvertrelungen zu berufen, abgestimmt und der selbe gegen 7 Stimmen abgelehnt. Oestreich, Bayern, Sachfen, Würtemberg, Hannover, Darmstadt und Nassau stimmten für denselben; Kurhessen halte den Antrag milgestellt und stimmte dagegen. Es bleibt also Alles beim Allen! — Das Haus der Abgeordneten in Perlin hat eine Adresse an den König entworfen, wie sie wohl selten an die Stufen LeS Thrones gebracht wird und der Ministerpräsident erklärte, sie überschreite die Grenzen dessen, was ein König von Preußen anhören könne. Wir erlauben uns, einige Stellen daraus abzudrucken. Nachdem die Ursache des Zwie spalts noch einmal erörtert und die Vertagung des Hauses erwähnt worden ist, fährt die Adresse fort: Seitdem haben die von Ew. Majestät berufenen Minister verfassungswidrig die Verwaltung ohne gesetzlichen Etat fortgeführt, und sogar, entgegen einer bestimmten Erklärung des Hauses der Ab geordneten, solche Aus gaben verfügt, welche durch Beschlüsse desHauscS besi- nsitiv und ausdrücklich abgelehnt waren. Gleichzeitig ist vielfach ein Mißbrauch der Regierungsgewalt, wie er in den trüben Jahren vor Beginn der Regentschaft Ew. Majestät statt fand, hervorgetreten. Es sind verfassungs treue Beamte, zumal solche, welche zu gleich Abgeordnete waren, mit drücken den Maßregeln heimge sucht worden. Es ist die Presse verfolgt worden, wo sie für das Recht offen ein trat. ES ist der Versuch gemacht, die Ausübung un zweifelhafter staatsbürgerlicher Rechte seitens nicht einberufener Lanbwehr- männer durch unzulässig*, außerhalb der Dienstordnung liegende Befehle militärischer Vorgesetzten zu bindern. Ew. K. Majestät haben noch jüngst zu er klären geruht, daß Niemand an Allerhöchst Jdrem Willen zweifeln dürfe, die beschworne Verfassung aufrecht zu halten und zu schützen. In der Lhat wagt Niemand, einen solchen Zweifel zu hegen. Aber — gestatten Ew. Majestät es offen auszu- sprcchen — die Verfassung ist durch die Minister schon jetzt verletzt. — Wahrscheinlich wird der König die Adresse gar N'cht annehmen; bas Haus wird die Miliiärvor- lagcn noch einmal ablehnen und die Minister wer den ohne Kammer weiter regieren, bis einmal eine Anleihe nölhig wird. Dann erst, wenn Niemand Geld hcrgeben will, wird man einseben, daß baS Land auch ein Wörtchen mitzureden hat. — Der kürzlich unfreiwillig penstonirte General von Haynau m Kassel hat seinem Leben durch einen