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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer ksstet^O Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementsprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer — . kostet^IO Pf Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdrnss ZweiunLvierzigster Vahrgang. Rr. 45.Dienstag, den 6. Juni 1882. ' . s—' > ,i-- ' " " - ' ' -- —-n.s Bekanntmachung. Die in heimathlichen Verhältnissen lebenden Militär-Anwärter, welche im Besitze des Civilanstellnngs- und Civilversorgungs- scheines sind, werden daran erinnert, daß sic 1) so lange, als ihnen noch keine Anstellung zn Theil geworden und sie eine solche wünschen, die Anzeige hiervon bei dem Landwehr-Bataillon, in dessen Bezirk sie sich aufhalten, jährlich zum 1. Juni und 1. Dezember zu erneuern und 2) dem vorbezeichneten Landwehr-Bataillon jeden dauernven Wechsel ihres Aufenthaltsorts, auch nach dem Ausscheiden aus jedem Militär-Verhältnisse, bis zu wirklich erfolgter Anstellung zu melden haben. Dresden, den 26. Mai 1882. Kriegs-Ministerin m. von Fabrice. Nächsten Donnerstag, den 8. Juni z Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderath». Wilsdruff, am 5. Juni 1882. Der Stadtgemeindernth. - Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 1. Juni. In der heutigen Sitzung betreffs der Unfall- und Krankenversicherungsvorlage in der Kommission erklärte der Staats minister von Bötticher auf eine Anfrage wie die Staatsregierung sich zur Vertagung des Reichstages und Einsetzung einer Permanenzkom- mifsion verhalte: Die Regierung habe bisher darüber nichts beschlossen, weil der bezügliche Antrag des Reichstags an sie noch nicht gestellt worden sei. Die Vorlagen seien gemacht, um die Wünsche in beiden Entwürfen in dieser Session fertiggestellt zu sehen. Die Unmöglichkeit der Durchberathung könne zur Zeit nicht erwiesen und angenommen werden, er (der Minister) halte zunächst noch an der Annahme fest, daß es unmöglich sei, die Verathung so zu fördern, daß der Abschluß nicht später als in dec zweiten Woche des Monats Juli erfolge. Es fei zweckmäßig, daß mit der Diskussion über das Krankenkassen- gesetz begonnen werde, die Regierungen wären dankbar, wenn dasselbe zur Verabschiedung gelange, noch dankbarer, wenn auch über das Un fallversicherungsgesetz in dieser Session eine Verständigung erzielbar fei. Die Absicht, den Reichstag etwa zum 20. Juni zu schließen, erweist sich als unmöglich, wenn nicht auf die Berathung der Initia tivanträge und Interpellationen aus der Mitte des Hauses verzichtet wird. Der Antrag Philipps auf Entschädigung untschuldig Verur- theilter, derjenige der Sozialdemokraten auf Beseitigung aller Ausnah megesetze, endlich derjenige der Elsaß-Lothringer auf Außerkraftsetzung der Diktaturparagraphen, sie alle umfassen so wichtige Materien, daß sie mindestens je einen Sitzungstag in Anspruch nehmen würden. Zur Berathung im Plenum müssen aber unbedingt noch kommen die Ge- werbenovellc in zweiter und dritter Lesung, ebenso die Zolltarifsnovelle und die Monopolvorlage. Zehn Sitzungen, d. h. gerade die Zeil vom Wiederzusammentritt des Reichstages bis zum 20. Juni, sind wohl der knappste Zeitraum, der für diese Debatten in Anspruch genommen werden kann. Aus Berlin kommt die interessante Mittheiluug, daß Fürst Bis marck bei cher auf den 11. Juni anberaumten Taufe des jüngstge borenen Hohenzollernprinzen — Urenkels des Kaisers — eine Feier, die im großen Stile begangen werden soll, da deutsche und auswärtige Souveräne als Zeugen und Gäste dazu geladen sind, Pathenstelle ver treten soll. Diese Auszeichnung ist um so bedeutungsvoller, als es wohl zum ersten Male geschieht, daß bei den Taufhandlungen inner halb des preußischen Königshauses ein Mitglied eines nicht regierenden Fürstenhauses in solcher Eigenschaft fungirt. Wie Fürst Bismarck einer der Pathen des wiedergeborenen deutschen Reiches war, so soll er bei dem ersten seit dem Bestehen desselben geborenen Erben dieses Reiches Pathe stehen. Man darf wohl annehmen, daß dieser sinnige symbolische Gedanke es war, welcher den Kaiser zu dieser seltenen Ehrenbezeugung veranlaßte. Berlin, 8. Juni. Die Nachricht, daß in dem Befinden des Reichskanzlers eine Besserung eingetreten sei, wird mehrseitig be stätigt. Den Gedanken, sich demnächst an den Verhandlungen des Reichstages zu betheiligen, hält er mit Zähigkeit fest. Gegenwärtig läßt er sich von hier alles einschlägige Material zufenden nnd arbeitet mit großer Lebhaftigkeit. — Dem Vernehmen nach werden zurTheil- nahme an den Tauffeierlich leiten Ihre k. Hoheiten der Großherzoz von Sachsen-Weimar und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha in den nächsten Tagen hier eintreffen. Außer den genannten werden jedoch noch meh rere andere Fürstlichkeiten aus dieser Veranlassung hierher kommen. Den Anträgen und Petitionen, denen der Reichstag in dieser Session bislang nur wenig sich zuwenden konnte, soll nun auch ein größerer Spielraum gewährt werden, zumal der Stoff in dieser Rich tung doch ziemlich umfangreich vorhanden ist. Petitionen bezüglich Herabsetzung der Gerichtskosten werden den Reichstag demnächst wieder beschäftigen und zwar in eingehender Weise, jedoch wird die aufgewendete Mühe schwerlich Erfolg haben. Die Klagen über zu hohe Gerichtskosten sind ziemlich allgemein; sie kommen aus allen Bundesstaaten, und dennoch ist wenig Abhülfe zu schaffen. Es haben regierungsseitig Erhebungen staltgefunden, wonach es zur Zeit völlig unthunlich erscheint, die Kostensätze zu verringern. Der einzige Erfolg, den die bezüglichen Debatten erzielen möchten, wird denn auch wohl darin bestehen, daß die Regierung über die Schritte Aufschluß giebt, welche sie bisher zufolge der verschiedenen Anträge unternommen hat, und welche es ihr nicht möglich machen, den neuen Petitionen zu ent sprechen. Der Arbeiter Wagenknecht, durch dessen Fahrlässigkeit der Brand der Hygiene-Ausstellung entstanden sein sollte, ist am Sonn abend wieder auf freien Fuß gesetzt worden und scheint demnach die Untersuchung keine erheblichen belastenden Momente gegen ihn zu Tage gefördert zu haben. Die preußische Regierung soll, gewarnt durch die den österreichi schen Behörden in Galizien erwachsenen Schwierigkeiten, die Einsetzung einer Ministeriell-Kommission beabsichtigen, welche den etwa aus der massenhaften Ankunft jüdischer Flüchtlinge aus Rußland sich ergeben den sanitären und sonstigen Mißständen entgegenzuwirken hätte. Bamberg, 30. Mai. Gestern ist hier Bezirksgerichtsassessor a. D. vr. Remeis einem langwierigen Leiden erlegen. Die heute Vormittag erfolgte Eröffnung des Testaments hat nun ergeben, daß Remeis der Stadt testamentarisch 450,000 M. zugewendet hat, 180,OM M. sind zur Errichtung einer Sternwarte in Bamberg bestimmt, wei tere 70,000 M. zur Äusstattung derselben. Ebenso ist die Stadt Eigenthümerin der prächtigen Remeis-Villa geworden, welche am Saume des Michaelsberger Waldes liegt und eine herrliche Rundsicht auf die Stadt und die weiteste Umgegend gewährt. Der Intention des Testators zufolge soll diese Villa ein Vergnügungspunkt werden. Auch am Rhein haben am 30. Mai Gewitter mit Hagelschlag vielfach großen Schaden angerichtet. Ueber Bingen und Umgegend ging ein Hagelwetter nieder, wie es in langen Jahren nicht in gleicher Heftigkeit wahrgenommen worden ist. Es fielen in dichter Menge Eisstücke im Umfange von 3'/4 bis 4^2 Centimeter. Der in den Weinbergen angerichtete Schaden ist unberechenbar. Besonders die Lagen des Rochusberges haben stark gelitten. Am bedeutendsten hat das Wetter in dem bekannten Weiuorte Laubenheim gewüthet. Von den niederstürzenden Wassermassen sind fast sämmtliche Weinberge zer stört und mit fußhohem Schlamm überzogen. Dicke Bäume sind ent wurzelt und die niedergelegenen Korn- und Fruchtfelder total verwüstet. Die Waffermassen drangen in solcher Gewalt heran, daß die Bewohner theilweise Noth hatten, ihr Leben zu retten. Aehnliches wird von Lorch und Lorchhausen unterhalb Bingen berichtet. Frankreich schlägt eine Botschafterzusammenknnft in Constantinopel zur Lösung der ägyptischen Frage nach ihrem augenblicklichen Stande vor. Der Vorschlag findet fast allgemeinen Anklang; wenn nur nicht die Ereignisse inzwischen zum Losplatzen kommen und die friedliche Absicht vereiteln. England schickt inzwischen Schiff auf Schiff nach der Rhede von Alexandrien. So hat auch die Kanalflotte Befehl erhalten, nach Gibraltar auszulausen, wo sie weitere Befehle vorfinden werde. Gambetta schreibt: Frankreich stehen in Aegypten nur zwei Auswege offen, entweder es muß die Unabhängigkeit des Landes auf recht erhalten und dieselbe sowohl gegen die Agenten der fremden Mächte, als auch gegen das Einschreiten des Sultans schützen — oder wir (Frankreich) haben uns vorzubereiten auf eine furchtbare Erhebung des Islams in ganz Afrika. Welche Massen von Truppen werden wir dann opfern müssen, weil wir uns gefürchtet haben — in Alexan drien einige Compagnien Infanterie auszuschiffen. London, 2. Juni. Gestern fand in Kairo eine Zusammenrottung ägyptischer Soldaten statt, welche die Proklamirung Halims zum Khe- dive begehrten. Arabi beruhigte die Soldaten und mahnte zur Geduld, die Absetzung des Khedive werde später erfolgen. Rom, 2. Juni. Wie der Regierung von Caprera gemeldet wird, ist Garibaldi heute Abend 6V2 Uhr daselbst gestorben. Die Todes nachricht hat allenthalben in Italien schmerzlichen Eindruck hervorge rufen. Die Kaufläden sind geschlossen. In der Kammer wird heute eine große Gedächtnißknndgebung erwartet. New-Aork, 1. Juni. Gestern wurden in Folge Arbeitseinstell ungen sechs Stahl- nnd Eisenhütten in Pennsylvanien geschlossen. Der Strike erstreckt sich außerdem auf Ohio, Westvirginia, Missouri Kentucky. Die Zahl der Strikenden wird auf 50,000 angegeben, wovon allein auf den Distrikt Pittsburg 18,MO kommen.