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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden siir die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißm, und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich L Mal DienStag und Freita AbonnrmentSpreiS vierteljährlich l Mark. Sine einzelne Nummer kästet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags »is Mittag 18 Uhr. Wochenblatt für - Wilsdruff, Tharandt, Erscheint wöchentlich L Mal (Dienstag und Freitag. Abonnement-Preis vierteljährlich 1 M ark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannahme Montags u. DoanerStagS bis Mittag 1S Uhr. ZWei«»xr»ierzigster Jahrgang. Rr. 6. Freitag, den 20. Januar 1882. Tagt-geschichie. Berlin. Gegenüber der vom Abg. Richter gemachten Bemer kung, daß der Bundesrath als Coulifse diplomatisch verwerthet und vorgeschoben werde, veranlaßt die „Nordd. Allg. Ztg." zu der Be merkung, daß der Bundesrath vielleicht gezwungen werden wird, An- griffen im Reichstage gegenüber Repressalien zu ergreifen. Die „Tribüne" hebt hervor, daß die Nationalliberalen die Konsequenzen ihres Standpunktes, wonach eine längere Pause in der weiteren Verstaatlichung der Eisenbahnen eintreten soll, ziehen und den weiteren Ankauf von Privatbahnen nicht genehmigen würden; kein Liberaler könne es verantworten, wenn nach den kürzlich über die Stellung des Beamtenthums gepflogenen Erörterungen sich die Zahl der Beamten um viele Tausende vermehrt; stimmten die National- liberalen dagegen, dann gebe es ohne Centrum keine weitere Ver staatlichung der Eisenbahnen. .. - . Die Vorlage über die Erhöhung der Gewichtssteuer aufTabak nimmt nach einem Telegramm der „Fr. Ztg." das Drei- bis Vierfache der jetzigen Steuer- und Zollsätze in Aussicht und mit dieser bedeu tenden Erhöhung der Gewichtssteuer glaubt die Regierung so hohe Erträge zu erzielen, daß diese für die beabsichtigte Durchführung der Steuerreform genügen und dann eventuell auf die Einführung des Monopols verzichtet werden könne. Die Abgeordneten Kayser und Genossen beabsichtigen, beim Reichstage die Streichung bez. eine modificirte Fassung des H 3 des Freizügigkeitsgesetzes zubeantragen. Der § 3 giebtden Bundes regierungen das Recht, bestraften Personen die Niederlassung zu ver sagen. Nun glauben die Antragsteller, die Bestrafung dürfe nur dann Anlaß zur Beschränkung der Freizügigkeit geben, wenn sie zufolge ehrenrühriger Vergehen und Verbrechen verhängt worden ist, der § 3 hatte indeß nach Auffassung der Gesetzgeber nicht Anwendung finden sollen auf solche Personen, die sich politischer Vergehen schuldig gemacht haben. Die Antragsteller wollen insbesondere den sozialdemo kratischen Reichsangehörigen den vollen Schutz des Freizügigkeitsge setzes zu Theil werden lassen und sie glauben, den Nachweis führen zu können, daß in einzelnen Bundesstaaten ihren Gesinnungsgenossen auf Grund des § 3 Schwierigkeiten gemacht und Hindernisse in den Weg gelegt seien. Man erinnert sich, daß die beiden Präsidenten des Reichstags, v. Levetzow und Ackermann — Freiherr v. Franckenstein war damals abwesend — über ihren Empfang bei dem Kaiser nach der Konstitu- irung des Reichtagcs absolutes Stillschweigen beobachtet haben. Nach- träglich verlautet in parlamentarischen Kreisen, der Kaiser habe die Gelegenheit benutzt, sich den Präsidenten gegenüber über die Polschaft vom 17. November auszusprechen und besonders hervorzuheben, daß er jeden einzelnen Satz der Botschaft mit dem Reichskanzler durchge« arbeitet habe und demnach in der Lage sei, jedes Wort der Botschaft zu vertreten. — Kaiser Wilhelm lehnte den ihm von Subaltcrnbeamten zum 18. Januar zugedachtcn Fackelzng ab, wie bei der am Montag Abend im Tivoli zu Berlin stattgefundenen Versammlung von dem Vorsitzenden angezeigt wurde. Auch Fürst Bismarck, der krankheits halber die bei ihm zur Aufwartung erschienene Deputation nicht em pfangen konnte, äußerte sich ablehnend. Hierdurch war die Angelegenheit der großen Ovation am 18. Januar endgiltig erledigt. Berlin. Auf Anregung des Landesausschusses der deutschen Reichs- und Freikonservativen Partei versammelten sich am Sonntag Abend im Reichstagsgebäude die Mitglieder beider Fraktio nen, sowie andere hervorragende Parteimitglieder, um über die Or ganisation und Thätigkeit der Partei sich zu verständigen. Es wurde in lebhafter und eingehender Debatte die Förderung der Parteipresse sowohl in Berlin, als im ganzen Lande besprochen. Ferner wurde die Bildung von provinziellen und Kreisvereinen in den einzelnen Landestheilen lebhaft befürwortet, unter der Voraussetzung, daß aller dings bei der großen Verschiedenheit der Verhältnisse in den einzelnen Wahlkreisen eine straffe Parteileitung von einem Zentralpunkte aus nicht thunlich ist. Der Standpunkt der Partei als einer Mittelpartei wurde vollkommen festgehalten und beschlossen, mit den nächststehenden Parteien nach Rechts und Links Fühlung zu behalten und mit aller Energie den Fortschritt und seinen Anhang zu bekämpfen. Lintner bestimmter tritt das Gerücht auf, daß der Kaiserliche Statthalter von Elsaß-Lothringen, Feldmarschall Frhr. v. Manteuffel, von seinem Posten zurückzutreten entschlossen und daß der sächsische Premier- und Kriegsminister v. Fabrice, General der Kavallerie, zu dessen Nachfolger ausersehen sei. Es ist in Berlin hohen Orts un vergessen, welches Otganisattons-Talent Exc. v. Fabrice im Kriege von 1870/71 als Gouverneur vou Versailles, dem kaiserlichen Haupt quartier, entfaltet hat. Der Beschluß des Reichstags in Sachen des Antrags Windt- Horst wird vor den Augen des Bundesraths keine Gnade finden. Zwar hat eine Berathung darüber noch nicht stattgefunden, es sind an die Vertreter der einzelnen Regierungen noch nicht einmal Instruktionen seitens derselben gelangt, aber nach dem, was verlautet, ist die Stim mung entschieden sür Ablehnung des Beschlusses. Man verhehlt sich Nicht, daß der Windthorst'sche Antrag lediglich auf Klärung der Partei verhältnisse im Reichstag gerichtet war und insofern den Bundesrath eigentlich nichts angehe. Ueberdies kommt die Erwägung hinzu, daß das Gesetz schon bisher seit Jahren nicht mehr Anwendung gefunden und in Zukunft noch weniger finden wird. Schließlich Will man auch wohl der preußischen Regierung nicht vorgreifen, die das Gesetz im Bundesrath vorgeschlagen und also auch nach der Auffassung des Bundesraths für eine Aufhebung desselben die Initiative ergreifen nüßte, chatsächlich aber die Aufhebung zur Zeit nicht für opportun M. Die Ablehnung des Reichstagsbeschlusses kann daher für un- cheifelhaft gelten, doch wird der Reichstag, da seine Session erst in nächster Woche geschloffen wird, erst in der nächsten Session von der Entschließung des Bundcsraths Kenntniß erhalten und bis dahin kann ich in der gesummten kirchlichen Gesetzgebung noch Vieles ändern. Staßfurt, 12. Januar. Der preußische Schacht „Achenbach" ist, laut Meldung der „Magd. Ztg.", heute Morgen 8 Uhr trotz aller Vorsicht beim Abbau doch von einem bedauernswerthen Unglücksfalle heimgesucht worden. Drei Häuer, die vor Ort arbeiteten, sind von herabstürzenden Salzmassen, die sich jedenfalls bei früheren Schüssen gelockert hatten, erschlagen und verschüttet worden. Nach mehrstün diger Arbeit wurden die Leichen hervorgeschafft und nach dem Leichen hanse übergeführt. Der Tod ist gewiß sofort eingetreten, da die Körper vollständig zerquetscht waren. Zwei der Verunglückten hinter lassen Frau und Kinder. Das spanische Königspaar ist in Lissabon fortwährend Ge genstand der herzlichsten Ovationen. Bei dem den Majestäten zu Ehren am 11. d. von der königlich portugiesischen Familie gegebenen Festbanket brachten die beiden Könige sehr herzlich gehaltene Toaste auf das Wohl und die Unabhängigkeit ihrer Völker aus. Am Abend desselben Tages war Hofball, zu welchem 1000 Einladungen ergangen waren. In beiden Staaten der pyrenäischen Halbinsel giebt sich die feste Ueberzeugung kund, daß die Begegnung der beiden Monarchen der pyrenäischen Halbinsel die Bande der Freundschaft, welche zwischen den beiden Nachbarländern durch die vor einigen Monaten stattgehabte Zusammenkunft ihrer Souveräne in Caceres geknüpft wurden, sicher lich noch enger schließen werde. Kaiser Alexander ist ein Frühaufsteher und unterhält in seinem Arbeitszimmer das Ofenfener selber. Als er neulich das Zimmer be treten wollte, stürzte sein Adjutant herein und bat: Sire, warten Sie, es ist etwas nicht in Ordnung! — Und so war's. Bei der Unter suchung des Zimmers erwiesen sich einzelne Scheite im Holzkorb als hohl und mit Dynamitpatronen gefüllt, der Kaiser sollte zerrissen und in die Luft gesprengt werden. Der Adjutant hatte das Gespräch des Ofenheizers mit einem Offizier belauscht und war so hinter den Mord versuch gekommen. Offizier und Heizer sind verschwunden. New-Vork. Ein Telegramm aus St. John (Neufundland) meldet den gänzlichen Untergang des Robbenfaug-Dampfers „Lion" aus Greenock mit allen am Bord befindlichen Personen. Der „Lion" wurde im Herbst vorigen Jahres mit neuen Maschinen equipirt und befand sich auf der Reise von Greenock nach der Trinity-Bai, als er während eines Sturmes auf der Höhe der neufundlündischen Küste scheiterte. Seine Mannschaft war 25 Köpfe stark, auch hatte er etwa 18 Passogiere an Bord, welche alle ein Wellengrab fanden. Vaterländische-. — Dresden. Die täglich von Ihrer Maj. der Königin in den Mittagsstunden nach dem Großen Garten unternommenen Aus fahrten sind bisher von den besten Erfolgen begleitet gewesen, so daß die Kräfte wesentlich zugenommen haben. Für eine» längeren Auf enthalt Ihrer Maj. im südlichen Frankreich, wohin sich dieselbe Ende Februar begeben wird, ist dem Vernehmen nach der im Arrondissement Nizza befindliche klimatische Kurort Mentone in Aussicht genommen worden. — In einer Abendsitzüng bewilligte die zweite Kammer am Dienstag die für die Eisenbahnlinie Schmiedeberg-Kipsdorf erforder liche Summe von 189,000 M. ohne Debatte. Die Linie Döbeln- Mügeln-Oschatz beantragte Abg. Döhling er abzulehnen, stellte dagegen das Ersuchen an die Staatsregicrung dem nächsten Landtage eine Vorlage behufs Erbauung einer »ormalspurigen Bahn mit Sekundär betrieb von Döbeln über Mügeln nach Oschatz und einer Flügelbahn von Mügeln über Wermsdorf und Mutzschen nach Nerchau zu unter breiten. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt und die Erbauung der Bahn nach der Vorlage (Anlagekapital 2,079,000 M.) beschlossen. Die dritte Bahn Klotzsche-Königsbrück genehmigte die Kammer ohne besondere Debatte (Aufwand 906,000 M.); ebenso die Linie Radcbeul- Moritzburg-Radeberg (Aufwand 922,000 M.) und das Projekt Zittau- Reichenbach nebst Zweigbahnen von Reichenau nach Markersdorf und von Reichenau nach Türchau (148,500 M.). Betreffs der ganzen Vorlage wurde beschlossen: 1) der Staatsregierung für die Ausführung der zuvor genannten Bahnen und der dabei sür erforderlich zu erach tenden Anschlußgrlcise das Expropriationsbefuguiß zu ertheilen, 2) sich damit einverstanden zu erklären, daß zur Deckung der Kosten für diese Bahnen eben so wie der Kosten sür den im Jahre 1880 bewilligten Bau der Sekundärbahnen von Schwarzenberg nach Johanngeorgen stadt, von Wilkau nach Saupersdorf und von Hainsberg nach Schmiede berg, die für den Bau einer Volleisenbahn von Schwarzenberg nach Johanngeorgenstadt im Jahre 1874 bewilligten 2Vz Millionen Thaler — 7,500,000 M. zunächst verwendet werden und 3) die hiernach zur Herstellung der sämmtlichen genannten Eisenbahnen noch fehlende Rest-