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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. rll>- rek 1-'^ Ä' Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 2l. Lugust l863. 34, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Kret tage «ine Nummer. Der Preis für den Bterteljabrgang betrügt >v Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl ein der Redacilonl, als auch i» der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Bormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen soforlige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dankt angenommen, nach Befinden honorirt. ^ie Redaclion. Umschau. Alle Blätter find voll von Schilderungen der Fürstenconferenz in Frankfurt. Die meiste Auf« Mtrksamkeit zielst natürlich der jugendliche Kaiser von Oestreich auf sich; die Stadl Frankfurt scheint in ihm schon wieder einen neuen deutschen Kaiser jU sehen, der in ihren Mauern rcstbirt. Nächst idm werden der Großherzog von Baden und der Herzog von Loburg am meisten gefeiert; wo sie sich sehen lassen, fliegen alle Hüte und Müßen von den Köpfen und nicht endende Hochs erlönen. Der Kurfürst von Hessen und der Kronprinz von Wür« temderg versammeln bei ihren Ausfahrten gewöhn lich el« zahlreiches Publicum um sich, da» beson der» ihre herrlichen Gespanne bewundert. Der König von Preußen lst bis jetzt nicht ein getroffen; er behauptet, der Plan zu einer Einigung Deutschlands müsse erst durch die Minister geprüft werden, ehe eine Zusammenkunft der Fürsten noth- wendig sei; auch ist er mit einigen andern Punkten des Programms nicht zufrieden. Es wäre traurig, wenn der ganze Plan abeimals an dem Wider stande Preußen- scheitern sollte. Bald nach seiner Ankunft in Frankfurt ist der König von Sachsen zu seinem hohen Verwandten nach Baden-Baden gereist, um noch einen letzten Versuch zu machen. Ueder die Vorschläge, die der Kaiser von Oestreich den Fürsten gemacht hat, ist noch wenig in'» Publicum gedrungen; waS die eine Zeitung alS sicher binstellt, wird von der andern wieder bestritten. Nur so viel scheint gewiß, baß statt des Bundestags ein Direktorium aus 5 Per sonen errichtet werden soll, dem die Entscheidung über Krieg und Frieben, daS Oberkommando der Heere und die Vertretung im Auslande zusällt. Gesetze können nur mit Zustimmung eine» Parla ment- erlassen werden, das 300 Abgeordnete au- den einzelnen deutschen Kammern umfassen soll. Streitigkeiten zwischen einzelnen Buudesgliekern oder auch zwischen Regierungen und Kammern würden durch ein Lundesgerichl entschieden werden. Man steht, einfach ist der Vorschlag gerade nicht. Mit dem Speisezettel bei dem Bankett wollen wir unsern Lesern den Mund nicht wässerig machen, ebensowenig die Besuche beizählen, die sich die Majestäten und Hoheiten tbeilS in Uniform, theilS im schwarzen Frack gegenseitig abgestallet baden. All da- Gepränge führt uns keinen Schrill weiter. So lange Preußen sich ablehnend verhält, kann Nichts au- dem ganzen Plane werden; das sübll man überall; ein Deutschland ohne Preußen lst nickt denkbar. Ein Zeichen der Stimmung in Frankfurt war eS, daß die Aufforderung des Se nats zum Schmücken der Straßen von den Mauern abgerissen und dafür das Lied: „Wann marschircn wir nach Norden?" angcklebt wurde. — Aerzte behaupten, daß noch nie so viele Unter leibskrankheiten aufgetreten sind, als in diesem Sommer und schieben die Schuld auf die immer häufiger werbenden Verfälschungen des BicreS. Sie fordern eine genauere Beaufsichtigung des Staate- und prophezeihen für die nächsten Jahre, wenn nichts gethan wird, eine weit größere Sterblichkeit. In der Magdeburger Gegend herrsch! seit einiger Zeit die Lrickinenkrankheit. Bis heute sind derselben drei Personen erlegen, wäbrend sich noch etwa 20 in ärztlicher Behandlung befinden. Die Polizeibehörden warnen wiederholt vor dem Genüsse rohen Schweinefleisches. Bei der Section wurde da- Vorhandensein der Trichinen durch da- Mikroskop auf's Bestimmteste nachgewiesen.