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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königt. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den l. Z!Iai 1863. 18. > > > ' . , .. -- ——. Äerantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Lon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedeSmal vorauszubezahlen. SLmmliiche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeige», welche im nächsten Slück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaclionf, al« auch m der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten« Donnerstag Vormittags 8 Uhr «rbelen, Inserate nur gegen Ivforlige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke »»genommen, nach Befinden honorirt. ^ie Mcdaetinn Umschau. Noch immer erhalten sich Kriegsgerüchte; in Paris ist man sogar fest überzeugt, daß Frankreich im Laufe dieses Jahres für den polnischen Ausstand Partei ergreifen werbe. Die Börse ist in Ver zweiflung; die Rede, welche der Minister Biüaulr ans eine Anfrage über den Stand der polnischen Sache hielt, war nicht geeignet, die Geldleute zu beruhigen. Nur der Krieg in Mexiko, der schon soviel Menschen gekostet hat, ohne bis jetzt einen Erfolg gehabt zu haben, soll den Kaiser noch ab hallen, loszubrechen. Er hofft jedoch in nächster Zeit durch einen für Frankreich ehrenvollen Frieden aus der unangenehmen Lage herauszukommcn und bann seine volle Aufmerksamkeit den Angelegenheiten Europas zuzuwenden. Mit dem Könige von Ita lien soll bereits ein Abkommen getroffen sein, so daß derselbe seine Armee dem Kaiser zur Verfügung stellt. Auch an Belgien ist die Aufforderung ge stellt, in der polnischen Frage handelnd aufzutrelen. Nicht Mit Unrecht fürchtet man in Deutschland, daß Dänemark lm Geheimen durch Frankreich in seinem Widerstande gegen Deutschland ermuthigt und daß es im Falle eines Krieges thatkräfttg unterstützt werden wird. Das kecke Auftreten des kleinen Staates, sowie die Haltung der französischen Zei tungen sprechen dafür. In Frankreich gilt Däne mark als bas von Deutschland unterdrückte Land, bem man zu Hilfe kommen müsse. — Zu diesen Verwickelungen ist in dieser Woche «ine neue getreten. Amerikanische Kriegsschiffe haben wiederholt englische Haneelöfahrzcuge, in einem Falle sogar das Postdampischlff, das nach Mexiko bestimmt war, angehalten und unter dem Borgeben, baß dieselben mit d«r Südstaaten handeln wollten, weggenommen. Ein Schrei der Entrüstung ging durch England; im Unterhause wurde das Ver fahren der Amerikaner gebrandmarkt und mit dem Namen Seeraub belegt. Die Minister haben Frei- gcbung der Schiffe und Schadenersatz für deren Cigenlhümer gefordert; wird dies verweigert, so soll der englische Gesandte sofort abreisen. — Von einer Abnahme des polnischen Auf standes ist noch nichts zu spüren; ja, man will wissen, daß jetzt erst die Bauern, die sich bisher fern hielten, wenn nicht gar dem Aufstande feind lich entgegen traten, und die Juden die Waffen ergreifen. An einer waldigen Stelle des Ostsee ufers ist es mehreren Schiffen mit Waffen und Munition gelungen, zu landen; auch 300 tüchtige Männer find milgckommcn und Haden stch sofort dem Aufstande angeschlossen. Die russische Militär- ablheilung, welche die Landung verhindern sollte, kam zu spät und wurde zerstreut. Auch aus Preu ßisch-Polen dauert der Zuzug fort. Die Insur genten haben starke Hoffnung, die Stadt Kalisch, einen sehr wichtigen Punkt, zu nehmen; die russi sche Garnison wagt stch schon nicht mehr vor die Thore und ist ganz umzingelt. — Der neue Ober befehlshaber, General Berg, hat um seine Entlas sung gebeten, wenn ihm nicht noch ein ArmeecorpS zur Verfügung gestellt würde. — Obwohl die russische Polizei alle Prozesstonen in Warschau streng verboten batte, weil gewöhnlich Tumulte daraus ent standen, so bewegte sich doch am 25. eine solche von einer Kirche zur andern, sogar am kgl. Schlosse vorbei. Die ansübrendcn Geistlichen wurden sofort nach ihrer Zurückkunst verhaftet; unter ihnen befinden sich 2 Domherren, die erst kürzlich aus Sibirien zurück- gekehrt sind. Auch der Erzbischofs FelinSki hat in Folge des Vorfalles Hausarrest erhalten. —