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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint Möchentltch 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbvnnemrntspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer k-ste^w Pf. Inseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmonnschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Witsdrnss Zweiundvierzigster Jahrgang. Erschein wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Inseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Nr. 44. Freitag, den 2. Juni 1882. Bekanntmachung. Donnerstag, den 8. Juni 188L, Vormittags S Uhr, findet im hiesigen Berhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 30. Mai 1882. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Bosse. Bekanntmachung, das Aushebungsgeschäft im Aushebungsbezirk Nossen betr. Die diesjährige Aushebung im Aushebungsbezirk Nossen wird am 19. und 20. Juni dss. Js., von früh v Uhr an, im Gasthofe zum Deutschen Hause in Nossen stattfinden. Zur Vorstellung kommen die wegen häuslicher Verhältnisse zur Ersatz-Reserve II. Cl., die zur Ersatz-Reserve I. El. sowie sämmt- liche zur Aushebung in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen. Den vorzustellenden Mannschaften werden von hier ans durch die Ortsbehörden besondere Ordres zugehen, cs werden dieselben aber hierdurch noch besonders aufgefordert, sich bei Vermeidung der sie bei ihrem Nichterscheinen nach Z 24,7 und ß 65,3 der Wehr-Ord nung treffenden Strafen und Nachtheile zur bestimmten Zeit an dem angegebenen Orte pünktlich eiuzufinden und hierbei den KoosunaS- Schein und die Orde« mit zur Stelle zu bringen. Gleichzeitig werden die Herren Gemein-evorstän-e der zum Nossener Aushebungsbezirk gehörigen Ortschaften aufgefordert, zu den anberaumten Aushebungslerminen sich mit einzufinden. Ferner werden die Herren Geinein-evorssände angewiesen, ven etwa eintretenden M b- nnd Zugang Gessell- pssichtiger ungesäumt anher anzuzeigen. Meißen, am 30. Mai 1882. Der Civil-Vorsitzende der Königlichen Ersatz-Commission. v. Bosse, Amtshauptmann. Bekanntmachung. Im Laufe des Monats Juni ist die Landtagswahlliste einer Revision zu unterwerfen. Indem wir vorschriftsgemäß auf diese Revision aufmerksam machen, bringen wir zugleich zur öffentlichen Kenntniß, daß die Liste für den hiesigen Ort zu der Betheiligten Einsicht in der hiesigen Rathsexpedition ansliegt. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis zum Ende des siebenten Tages nach dem Abdrucke eines Wahlaus schreibens in der Leipziger Zeitung bei uns anzubringen. Nach Ablauf von weiteren 14 Tagen wird die Liste geschlossen, werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Personen von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etivaige bis dahin nicht erledigte Reclamationen unberücksichtigt gelassen werden. übrigens hat Jeder, welcher seine Stimmberechtignna auf Steuerentrichtung außerhalb des hiesigen Orts zu gründen gemeint ist, solches zur Berücksichtigung unter Beibringung des nöthigen Nachweises hier anzuzeigen. Wilsdruff, am 31. Mai 1882. Der Stadtgemei ndernth. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin. Welche außerordentlich große Arbeit mit der im näch sten Monat stattfindenden Erhebung einer Berufsstatistik im deut schen Reiche verbunden sein wird, ergiebt sich u. A. auch aus der Menge der Drucksache», welche aus diesem Zwecke haben angefertigt Werden müssen. Es sind gedruckt worden ca. 13 000 000 Zählbogen, ca. 800 000 Anweisungen für die Behörden, Zählerinstruktionen und Kontrollisten, 33 000 000 Zählblättchen und 2 000 000 Bogen Hilfs formulare. Die Kosten für diese Drucksachen belaufen sich auf unge fähr 272 000 M ' außerdem sind noch fernere 40 000 M. als Druck- kosten - behufs Veröffentlichung der Zusammenstellung sämmtlicher Reichsüberstchten in Vorschlag gebracht. Die Herstellung all dieser großen Menge von Drucksachen ist im Submissivnswege einer hiesigen typographischen Anstall übertragen worden, welche jedoch ihrerseits 40 Druckmaschinen in andern Offizinen in Anspruch nehmen mußte, um den Auftrag auszufuhren. Der Bundesrat!) wird zugleich mit dem Reichstag seine Arbeiten wieder aufnehmen und alsdann auch Stellung zu dem von der Mono polkommission angenommenen Anträge Lingens gegen jede weitere Erhöhung der Tabaksteuer zu nehmen haben.' Es wird in informirten Kreisen angenommen, daß im Bundesrathe die Resolution Lingens fast einstimmig abgelehnt werden wird. Man weist auf die bei der ersten Lesung vom Staatssekretär Scholz abgegebene Erklärung hin, daß über die Frage der höheren Besteuerung des Tabaks unter den Bundesre gierungen so gut wie gar keine Meinungsverschiedenheiten obwalten. Bekanntlich haben sich auch die Gutachten derjenigen Bundesstaaten, welche im Bundesrathe gegen das Monopol stimmten, dahin ausge sprochen, daß aus dem Tabak noch größere Erträge gezogen werden konnten, während allerdings namentlich die größeren süddeutschen Staaten, in welchen Tabak gebaut werde, keinen Zweifel darüber ließen, daß man eine sofortige Erhöhung der Tabaksteuer nicht ertragen könne und vielleicht erst in 5—6 Jahren in Aussicht zu nehmen sein werde. Ueber den „Culturkampf" und was drum und dran hängt, schreibt der Reichstagsabgeordnete von Treitschke, einer der bedeutendsten Geschichtsforscher der Gegenwart: „Wir brauchen den kirchlichen Frieden mehr noch aus sittlichen, als aus politischen Grün den. Der Machtstreit zwischen dem Staate und der Kirche hat im Laufe der Jahre, seit die Fortschrittspartei den traurigen Name» „Culturkampf" aufbrachte, viel von seinem ursprünglichen rein politi schen Charakter verloren und die schlechthin kirchenfeindlichen Elemente in unserem Volke mächtig gefördert. Wer ein wenig über den näch sten Tag hinausdenkt, wird sich der Ahnung kaum erwehren können, daß vielleicht schon am Beginn des kommenden Jahrhunderts ein un geheurer Kampf um das Christenthum halber, um alle Grund lagen der christlichen Gesittung ausbrechen mag. Gewaltige Kräfte der Verneinung und Zersetzung sind überall in Europa im Werke, Materialismus, Nihilismus, Manimonismus (Anbetung des Geldes), Genußgier, Spötterei und wissenschaftliche Ueberhebung. Der Tag kann kommen, da alles, was christlich ist, sich unter einem Banner zusammenschaaren muß. In einer Zeit, wo solche Zeichen am Himmel stehen, ist nichts gefährlicher als ein Streit, der die Ge wissen verwirrt." Diese Worte des bisher zu deu Liberalen gehören den Geschichtsforschers sind sehr beachtenswerth, ja sie sind selber ein Zeichen der Zeit. Man sieht daraus, daß die tiefdeukenden Geister unter den Liberale» dadurch, daß sie den Kern der Dinge ins Auge fasse» und nicht mehr nur an der Oberfläche der Erscheinungen hängen bleiben, endlich auch zu einer positiven, christlichen Betrachtung der Dinge mit Nothwendigkeit Hingetrieben werden. Eine Korrespondenz aus Berlin schildert die Aussichten der jüngeren Juristen in Preußen als sehr traurige. Schon jetzt sei ein großer Theil der Assessoren seit geraumer Zeit ohne Diäten beschäftigt, und es sei kaum Hoffnung vorhanden, daß ihnen in näch ster Zeit solche zu Theil werden. Noch ungünstiger liegt gegenwärtig die Chance auf eine Anstellung als Richter. Selbst Assessoren älterer