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Wockcnblatt Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kaste^tO Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstags »i, Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 «al (Dienstag und Freitag.) Abonnement-Preis vierteljährlich 1 Mark Line einzelne Nummer für kofiet_1O Pf AWilsdiMff, »Mr Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. sür die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiundvierzigffe» Bahrgang. Nr. 37. Dienstag, den 9. Mai 1882. ^bm Handelsregister für den hiesigen Amtsbezirk hat man auf Fol. 2 zufolge der Registraturen vom 26./27. April und 3. Mai dss. Js. verlautbart, daß die am hiesigen Orte befindliche Firma Theodor Ritthausen künftig DH. Ritthanfe« firmirt und daß Herr Emü Theodor Garne hier Prokurist der genannten Firma ist. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, «m 4. Mm iE. vr. Gangloff.Busch. Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleibt Sonnabend, den 13. Mai d. I., das hiesige Amtsgericht geschlossen. König!. Amtsgericht Wilsdruff, am 6. Mm iE. vr. Gangloff. T agesgeschichte. Gesammt-Deutschland hat in den letzten acht Tagen nicht viel von sich reden gemacht. Nun aber geht es los, denn am 5. ist der Reichstag wieder zusammengetreten, der uns voraussichtlich wun derliche Dinge und Reden bringen wird. Durch die im Wesentlichen erfolgte Annahme des von dem Abgeordnetenhause berathenen kirchen politischen Compromisses seitens des Herrenhauses in Preußen ist ein Schritt weiter geschehen zur Beendigung des Kulturkampfes, denn daß die Regierung hinterher noch eine zweite kirchenpolitische Vorlage an fertigen wolle-, um mit Hülfe einer anders zusammengesetzten Mehr heit die bisher nicht durchgesetzten Bestimmungen doch noch zur Gel tung zu bringen, erweist sich als übelwollende Erfindung. Die Be glaubigung des Herrn von Schlözer als preußischer Gesandter bei der Curie spricht für bessere Beziehungen zwischen beiden Theilen, ebenso hat erfreulicherweise in Baden durch die Besetzung des Frei burger Erzbisthums mit einem versöhnliche» der Regierung genehmen Bischof das kampfbewegte kirchliche Interregnum seinen Abschluß ge funden. Das Nebeneinandertagen von Reichstag und Landtag, wo von außer Preußen gegenwärtig auch Baden und Reuß ä. L. betroffen werden, wird möglicherweise die Verbündeten Regierungen veranlassen, die Vorlage wegen zweijähriger Budget- und vierjähriger Legislatur perioden wiedereinzubringen. Schon die Rücksicht auf eine möglichst seltene Wiederholung der Wahlfieber und Wahlagitationen, von denen wir in Sachsen demnächst im 7. Reichstagswahlkreise wieder ein Lied zu singen haben werden, sollte für die Maudatsverlängerung sprechen. Die Fortschrittspartei beabsichtigt einen Antrag auf Ent schädigung unschuldig Verurtheilter im Reichstage einzubringen. Da sie hiermit einem dringenden Bedürfnis; entgegenkommt, so wird ihr die Unterstützung der verschiedenen Parteien nicht fehlen. Die Berechnung der Entschädigungen und Vergütungen beim Tabaks-Monopol ist gegenüber der ursprünglichen Vorlage ver ändert. Die Summe der Entschädigungen beträgt jetzt 256,874,424 Mark, ungefähr 22 Mill. Mk. mehr. Davon fallen auf die Fabri kanten 79,338,204 Mk., 20 Mill, mehr; Rohtabakhändler 6,320,000 Mk., Hülsspersonal bei der Fabrikation 19,768,500 Mk., gegen 1 Mill, weniger; Arbeiter 20,200,000 Mk., 1 Mill. Mk. mehr; Händler mit Fabrikaten 36,160,000 Mk., 2'/2 Mill. mehr. Eine neue Rubrik ist für das Hilfspersonal des Handels mit Rohtabak oder Fabrikaten zugefügt. Entschädigt sollen werden: Zahlreiche Agenten, Makler, Reisende, Commis re. mit 4,735,500 Mk. In Folge der Erhöhung der Entschädigungen stellt sich der vorausgesetzte Reinertrag des Mo nopols statt auf 165 Millionen auf 163,673,167 Mk. Es liegen gegen das Monopol 399, für dasselbe nur eine ein zige Petition vor, die übrigens, nach einer kürzlichen Zuschrift der „Germania", auch nur von sehr zweifelhaftem Gewicht ist. Die offizielle Einladung des Gesammtvorstandes des Reichstages zur Eröffnung des Gottharttunnels ist eingetroffen. Hamburg, 30. April. Die große Weinfirma Ruek und Feuwik in London stellte ihre Zahlungen ein. Die Passiva betragen 300,0)0 Pfund Sterl. Am Abende des 10. Mai soll in Paris im Elysöe-Montmartre ein eigenthümliches Fest gefeiert werden. Es ist ein Bankett, das eine große Anzahl Eisenbahnbediensteter dem pensionirten Lokomotiv führer Griffel zu geben gedenkt, und an dem außer Viktor Hugo als Präsident noch Gambetta, Clomenceau und etwa 250 Deputirte und Senatoren theilnehmen werden. Dieser Griffel hat sich im Jahre 1857 in der Station Vic-le-Comte trotz wiederholter Befehle des Stations chefs geweigert, die Brücke über den Allierfluß mit dem Personenzuge zu passiren, da die Strömung unterbrochen und die Brücke in Gefahr war, und damit 125 Personen, die sich auf dem Zuge befanden, das Leben gerettet. Als Griffel mit dem Stationschef, der auf der Ab fahrt beharrte, bei dem Brückenknopfe anlangte, stürzte die Brücke vor ihren Augen zusammen. Erst nach fünfundzwanzig Jahren, unter dem Minsterium Gambetta, wurde Griffel durch die Ehrenlegion be- lohnt, und da nun seine Kollegen diese Auszeichnung durch Abhaltung eines Banketts feiern, so ist es begreiflich, daß sie dazu auch Gam betta geladen und ihn gebeten haben, eine Rede zu halten. Der ehe malige Conseilspräsident wird diesen Wunsch erfüllen, jedoch, wie der „Voltaire" meint, durchaus keinen politischen Speech halten. Gambetta» sagt das opportunistische Blatt, wolle überhaupt nichts dageben thun- daß mit der Politik des Ministeriums Freycinet ein ehrlicher und gründlicher Versuch gemacht werde: er halte den Augenblick noch nicht für gekommen, um über sie zu urtheilen. Gambetta beabsichtige daher nur eine Gelegenheitsrede zu halten und darin über die Arbeit und Arbeiterfragen zu sprechen. Petersburg, 1. Mai. Die Nihilisten sind mit einer neuen Kundgebung hervorgetreten, welche sich ausschließlich mit der am 30. März in Odessa erfolgten Ermordung des Generals Strelnikoff beschäftigt. Diese Mordthat, so versichert die in der Druckerei der „Narodnaja Wolga" zu St. Petersburg gedruckte, vom 31. März datirte Proklamation, ist auf Grund eines Urtheilspruches des Exe kutivkomitees erfolgt. Strelnikoff habe sich durch Grausamkeit und empörende Ungerechtigkeit hervorgethan, er trage die moralische Der- antwortung für alle Hinrichtungen in Kieff. Das Benehmen Strel- nikoffs gegen die Gefangenen überschritt die äußersten Grenzen der Unmenschlichkeit. Dem Exekutivkomitee seien zahlreiche sympathische Kundgebungen über den Tod des Generalprokureurs zugekommen. Zum Schluß werden die „kühnen Sendlinge der revolutionären Justiz" apostrophirt. Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist es den an der Ermordung Strelnikoffs betheiligten Personen, wie sich herausgestellt hat, vier an der Zahl, gelungen, sich des Portefeuilles des Generals, sowie aller geheimer Papiere desselben zu bemächtigen; daS erstere soll die Namen von mehreren hundert des Nihilismus verdächtigen Per- sonen enthalten haben, während jene Papiere über die innere Organi sation der nihilistischen Verschwörung vollständigen Aufschluß gaben. In Folge dieser Entwendung sei die Untersuchung gegen die Nihilisten von Kieff und Odessa ins Stocken gerathen. Wie man der „Pol. Korr." aus Warschau meldet, hätten die Untersuchungen der Petersburger Kommission, welche speziell zur Re vision der Akten in Betreff der auf administrativem Wege nach Si birien Deportirten niedergesetzt worden war, ergeben, daß von 1509 revidirten Fällen 990 einen willkürlichen Vorgang involviren, deren Kassation die Kommission beantragte. Den „Dresdner Nachr." wird aus Dublin unterm 7. Mai be richtet: Der neuernannte Unterstaatssekretär für Irland, Lord Cavendish und der Unterstaatssekretär Bourke promenirten gestern Abend im Phönix-Parke. Da näherte sich ihnen ein Wagen, zwei Männer stiegen ab, griffen Cavendish und Bourke an und brachten ihn mehrere Sttche in Brust und Hals bei. Die beiden Minister scheinen erst nach starker Gegenwehr unterlegen zu sein. Die Mörder entflohen sofort. Bis her hat man keine Spur von ihnen entdeckt. Die Leichen der beiden Minister sind schwer verstümmelt; der ganze Platz ist blutbedeckt. Große Erregung. Sämmtliche Polizeistationen Irlands sind von der Ermordung benachrichtigt worden und alle abgehenden Schiffe werden einige Zeit hindurch überwacht. Das Motiv des Verbrechens ist offen bar ein politisches, da die Mörder nichts, weder Geld, Schmncksachen noch Papiere raubten. Die Zugänge zur Residenz des VicekönigS im Phönixpark sind durch starke Polizeidetachements bewacht. Die Köni gin und Gladstone wurden gestern Abend telegraphisch von der Er mordung benachrichtigt. Heute Nachmittag fand in London ein Mi- nisterrath statt. Gerüchtweise verlautet, der Vicekönig, Lord Spencer, habe auf die Nachricht von dem stattgehabten Morde die Absicht aus gesprochen, sein Amt sofort niederzulegen. Vaterländische». - Eine wunderbare Mittheilung ist gestern in der Monatsver sammlung des Dresdner Gastwirthvereins gemacht worden. Herr Re staurateur Berger vom Zoologischen Garten hat nach eigener ^jäh riger Anschauung konstatirt, daß der bekannte Herr Oswald Nier seine „Naturweine", um sie nicht zu Essig werden zu lassen, unter eigener persönlicher Anwesenheit mit Alkohol versetze und zwar auf 250 Liter Wein 20 Liter Cognac. Und das wagt man daun dem Publikum als reinen Naturwein zu bieten! Wir glauben wohl, daß das Gesetz über Verfälschung der Nahrungs- und Genußmittel, trotz seiner Mangelhaftigkeit, einen Paragraphen enthalten dürfte, um einem solchen Treiben entgegenzutreten, wenigstens müßte man von zustän-