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Erschtinl »ichentttch S Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kästet 10 Ps. Erscheint wöchentlich Z Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich I Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannabme O Jnseratcnannabme «ontagSu. Donnerstag- H 8 «8 l« K 8 8 SN » 88 «H » Montags u. Donnerstags bis Mittels Ubr. G. tz. tztz, Ltz. 4, KZ. bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsbiatt für die König!. Amtshanplmannschast zn Meißen, dns König!. Amtsgericht und den StMrath zu Witsdruff. Einu «-vierzigster Jahrgang. Nr. 72 Freitag, den !>. Septemdcr 1881. Berordnnng an sämmtliche Amtshanptmnnnschaslen, Stadträrhe, Bürgermeister nud Gemcindevorstände, die Wahlen znm Reichstag betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 31. vor. Monats zu Vornahme der Neuwahlen für den Reichstag -er 27. October tausenden Kahres festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindeobrigkeiten — als welche in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die revidirte Städteordnuug gilt, die Stadträthe, für die Städte, in welchen die Stäateordnung für mittlere und kleine Städte gilt, die Bürgermeister und für das platte Land die Amtshanptmannschaften zu betrachten sind — hierdurch angewiesen, unter Beobachtung der im Wahlgesetze für den Reichstag vom 31. Mai 1869 (Bundesgesetzblatt vom Jahre 1869 Seite 145 fg.) und in dem zur Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt vom Jahre 1870 Seite 275 fg.) enthaltenen Bestimmungen unge säumt — und zwar zugleich für die in ihrem Bezirken gelegenen exemten Grundstücke — die in den HZ 6 und 7 des angezogenen Regle» ments vorgescbriebcne Abgrenzung der Wahlbezirke vvrzunehmen. Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemcindevorstände in Gemäßheit von Z 8 des Wahlgesetzes und Z 1 des Reglements die Wählerlisten auszuftellen. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke einzutheilen sind, hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zu er folgen, und es sind daher die Gemeindcvorstände von den Amtshauptmannschaften wegen der geschehenen Bezirkseintheilung rechtzeitig mit Anweisung zu versehen. Die Auslegung -er Wählerlisten hat am 28. September dieses Jahres zu beginnen, und es ist deshalb van den Stadträthe», B irgermeistern und Gem indevarstinden seiner Zeit die in Z 2 des gedachten Regle ments vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Da auch zum Zwecke der bevorstehenden Wahl für die über die Abgabe der Stimmen aufzuuehmenden Protokolle, sowie für die Gegenlisten gedruckte Formulare vertheilt werden sollen, so ist der alsbaloigen Anzeige der Gemeindeobrigkeiten über die Anzahl der in ihren Bezirken gebildeten Wahlbezirke und der hiernach erforderlichen Protokoll- und Gegeulistenformulare entgegenzusehen. Dresden, am 2. September 1881. Ministerium des Innern. v. Rostiiz-WüllwiA. — Paulig. TagesgeschichLe. , Berlin, 6. September. Ganz unerwartet lam hier die Nachricht aus Danzig, daß daselbst am nächsten Donnerstag und Freitag Kai- ! ser Wilhelm den Besuch des Kaisers Alexander III. von Ruß- ! land erhalten und daß der deutsche Kronprinz dabei zugegen sein werde. Die „Nordd. Allgem. Ztg." und die „Post" demcntiren die Nachricht nur halb, indem sie sagen, wenn die Zusammenkunft stattfinde, so werde cs kaum in Danzig sein. Nun hört man allerdings, daß die Begegnung nicht in der Stadt selbst, sondern im Danziger Hafen, Neufahrwasser, stattfinden werde. Es wird nicht an Stimmen fehlen, welche diesem Ereiguiß allerlei neue politische Windungen geben wollen und vielleicht von einer Erkaltung unseres Verhütt nsses zu Oesterreich reden. Man wird indeß gut lhun, diesen sicher nicht ausbleibcnden Vermuthungen keinen Glauben beizumessen. Abgesehen von der rein persönlichen Seite der Begrüßung der beiden Verwandten, hat bas Ereiguiß wohl nur die eine politische Bedeutung, daß Ruß land mit der deutschen Politik, die eine ausgesprochene Politik des Friedens ist, sich völlig einverstanden erklärt. Es wird als feststehend angenommen, daß der nächsten Session des Reichstages von sozialpolitischen Entwürfen lediglich das umge arbeitete Unfallversicherungsgesetz unterbreitet werden wird. Der Kanzler dürste hierbei den staatlichen Zuschuß ausgeben und die Versicherungsprämie allein vom Unternehmer aufbringen lassen. Den Franzosen geht es schlecht in Nordafrika, schlimmer wie den Engländern in Südafrika oder Afghanistan. Em französisches Militärblatt richtet an den Kriegsminister eine Reihe von Fragen, welche die neueste Lage in Afrika ungefähr illustriren. Es fragt: 1) Ist es wahr, daß man in der Ambulanz von Ain-Draham bis sieben Sterbesälle pro Tag, 2) daß man in der Ambulanz von Gvletta bis sechs Sterbefälle pro Tag gezählt hat, so zwar, daß die europäische Bevölkerung dem Herrn Roustan Besorgnisse wegen Ansteckung äußerte? 3) Daß die Ambulanz von Gardimaii, sowie das 142. Linienregimeut und namentlich das 27. Bataillon Fußjäger vom Typhus sehr schwer mitgeuommen sind? 4) Ist es wahr, daß das in Bizerta liegende Bataillon des 36. Lmienregiments, welches am 21. Juni mit 601 Manu kouplet war, jetzt nur noch 440 Manu zählt? 5) Ist es wahr, daß die Train-Abtheilung, die am 6. Mai in Stärke von 109 Mann in Bizerta ausgeschifst worden ist, jetzt nur 69 Mann stark nach der Provinz Oran abgegangen, was also 40 Abwesende ausmacht, von denen 15 schon gestorben sind? 6) Ist es endlich wahr, daß die Sterb lichkeit des Expeditionskorps in gewissen Truppentheilen 148 pro 1000 erreicht hat, während die normale Sterblichkeit höchstens 10 pro 1000 be trägt?" Es fehlte uns Deutschen nur noch, daß wir auch ein Algerien, Transvaal oder Afghanistan hätten! Ein Laud, wo Milch und Honig fleußt, wir) sich für uus schwerlich zur Kolonisation finden lassen, — Die Franzosen werden noch piel, sehr viele Fragen an den Kriegs minister zn richten haben, bis dies afrikanische Trauerspiel zu Ende ist. Wieviel Blut ist unn schon in Algerien geflossen und wie viele Hunderttansende von Kolonisten hat sein verderbliches Klima schon ge mordet! Im Juli 1830 croberleu die Franzosen Algier, aber schon 1831 gab es einen Ausstand der Araber, dem im nächsten Jahre ein öwester folgte. 1834 wurde zwar eiu Friede erlangt, der aber durch Abd-el-Koder im folgenden Jahre wieder gebrochen wurde. Abd-el - Kader entriß den Franzosen in den nächsten Jahren den westlichen Theil von Algerien, ruhte aber trotz des 1837 abgeschlossenen Friedens nicht. 1842 schien seine Macht gebrochen, aber auch die Franzosen batten ungeheure Verluste gehabt. Drei Jahre später erschien Abd-el- Kader wieder auf dem Kampfplatz, aber obwohl er 1847 den Fran zosen in die Hände fiel, waren die Kämpfe dennoch nicht beendet. 1849 neue Empörung, die erst 1851 ui Lcrgeworfeu wurde. Es solg- ten nun Ausstände 1852, 1854, 1856 und 1064 bis 1867, wobei die Araber immer Terrain verloren und ein Stamm nach dem andern unterworfen wurde. Das Kriegsnnglttck der Franzosen im Jahre 1870 gab den Arabern neue Hoffnung und entflammte sie zu einer der heftigsten Empörungen, deren Dämpfung den Franzosen erst Ende 1871 gelang. Seitdem war es ziemlich ruhig in der Kolonie. Daß aber die Araber sich' den Franzosen ebensowenig definitiv ergeben werden wie die Afghan m den Engländern, zeigt der jetzige Ausstand wieder aufs klarste. Dazu uun noch der Kampf in Tunis, der immer größere Dimensionen nnnimmt. Paris, 4. Septemaer. Ein entsetzliches Attentat wurde gestern in Lille verübt. Ein Kutscher erhielt von einem Unbekannten sechs Kisten, um sie bei verschiedenen angesehenen Bürgern abzuliefern. Er übergab dieselben in drei Häusern den Adressaten; in zwei Häusern wurden sie geöffnet, und jedes Mal erfolgte eine furchtbare Explo sion. In dem einen Fall wurden ein Vater und sein Sohn tödtlich, in dem andern Fall eine Mutter und ihre Tochter schwer verletzt. Die Zimmer wurden zerstört und alle anwesenden Personen wurden zu Boden geschmettert. Das Motiv der unseligen That soll Rache gewesen sein. Die Spur derThäier ist angeblich bereits aufgefunden. Dem Berl. Tagebl. wird ans Paris geschrieben: „Gambetta macht in der letzten Zeit den Eindruck des Spielers, der einen großen Ein satz verloren hat, darüber seine Rnhe verliert und Fiebergluth auf den Wangen, mit bebender Hand eins nms andere seiner letzten Goldstücke auf den grünen Tisch wirft. Es ist zu fürchten, daß die zur Bildung einer kräftigen Regierung erforderliche Majorität iu der Kammer nicht zu Staube kommen wird, denn es herrscht jetzt schon, wie aus der Presse zu ersehen, im Sckwoße der republikanischen Partei nicht nur keine Einigkeit, sondern sogar bitterer Zwist. Nur ein Mann von allgemein anerkannter Autorität, dem auch seine Gegner ihre Achtung nicht versagen können, dürste hoffen, so widerstrebende Elemente zu- sammeuhalten zu können. Wird Gambetta dieser Mann sein können nach den Niederlagen der letzten Zeit und bei dem täglichen Bestreben seiner Gegner, die Neste seines Ansehens zn zerbröckeln?" — Also trübe Aussichten auch im Innern des Landes! Athen, 28. August. Das Interesse an der sich mit befriedigender Pünktlichkeit vollziehenden Okkupation Thessaliens ist leider fast ganz vor der Panik in den Hintergrund getreten, die eine mit ungewöhn licher Heftigkeit anftreteude und stark verbreitete Epicemie in Äthen in allen Kreisen Hervorgernfen hat. Wechselfieber und kontinuirliche Fieber sind epidemisch iu Athen aufgetreten; seither trat ein plötzlicher Wetter wechsel mit einer durchschnittlichen Hitze von 33 bis 35" 0. im Schatten ein, es äußerten ferner die mit der größten, wahrhaft orientalischen Fahrlässigkeit in den Häusern, auf den Straßen und rings um die Stadt herum aufgehäuften Unreinlichkeiten ihre traurige Wirkung, und als letzter Faktor kam noch das trübe und schlechte Trinkwasser hinzu, nm die verbreiteten Miasmen mächtig zn fördern, und so grassiren hier seit drei Wochen typhöse Fieber, Dyseuteri m nud Fälle von Ab dominaltyphus, die in einem Zeiträume von 16 Tagen etwa 75 Per sonen, also etwa 150 Personen Pro Monat, bei einer B-Völkerung von 77—80,000 hinwegrafften. Ein Professor veröffentlichte, er habe