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über Nähere k :chtung de Marshsti is angeiü rere Döijk Der St«> ; dann» ieilcn »!' ige daj^ 'r und§ cknickt. ' Leiche«,' Ttädte l zagcr-' scnbah«( der N Uchen en, dal Leiche« schlich, hte sich' auf s^, schrei en erde, r !viü' rbclwi«' cr -uf di- wen» ; ird eifeN ippev -ifew , d, >ezü^ b bc> Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonncmentöpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshlmptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Nr. 39. Dienstag, den 11. Mai für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Tagesgeschichte. Es war ein großes Ereigniß, welches sich am Sonnabend im Reichstage vollzog. Fürst Bismarck erschien zum ersten Male in dieser Session, kurz vor dem Schluß, um den Vertretern der Nation gegenüber das Wort zu ergreifen. Durch die meist markigen und doch zuweilen wieder rein persönlich, gcfühlspolitischen Auslassungen des Kanzlers ging ein so entschieden pessimistischer Zug, daß Atle, die es ehrlich meinen mit der Wohlfahrt des neugegrüudcten Reiches, eine Patiotische Beklemmung, eine Empfindung dumpfen Bangens über kommen mußte. Wenn der erste Beamte des Staates die Lage seiner eigenen Schöpfung so wenig gefestet und gesichert findet, wenn er, wie er gethan, die Seele so^von düsteren Zweifeln beherrschen läßt, dann muß Manchem die Frage sich auf die Lippe drängen: „Haben wir seit zehn Jahren wirklich umsonst nnd vergebens gelebt und ge stritten, gestrebt und gekämpft?" In Wahrheit, es war ein nieder drückendes Gefühl, welches Jeden ergreifen mußte, der diesmal den Reichskanzler sprechen gehört. Der Eindruck, den der Physisch gealterte Staatsmann hcrvorbrachte, wäre allein nimmermehr im Stande ge wesen, eine solche Atmosphäre der Trostlosigkeit im ganzen Hause zu verbreiten, wenn nicht das, was Fürst Bismarck selbst bekannte und unverhohlen anssprach, nur allzu deutlich vcrrathen hätte, wie hoff nungslos er auf das Wark der deutschen Einheit schaut, das er ge meinsam mit der lebenden Generation erst geschaffen. Die Frage, welche das Eingreifen Bismarcks veranlaßte, war an und für sich ge ringfügig genug. Es besteht ein internationaler Vertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn, die sogenannte Elbschifsiahrtsakle, welche in neuer Fassung dem Reichstag vorgclegt worden war. Dieser Vertrag ordnet u. A. die Zvllsragen, welche beim Einlaufen der Schiffe aus dem Meer in die Elbe zur Behandlung gelangen. Es war schon einmal im Jahre 1868 vom Bundesrath die Grenze be stimmt worden, von welcher aus cinlaufende Schiffe gehalten sind, sich der sogenannten Zollabfertigung zu unterwerfen. Zollkontroleure gehen, an Bord der Schiffe und überwachen deren zollpflichtige Ladung bis zur Löschung derselben. Diese Stelle war damals in Vergedorf fest gesetzt worden. In dem neuen Vertrage hat der Bundesrath an Stelle dieses Ortes das weiter hinauf an der Elbmündung gelegene Glückstadt ebenso, wie vor zwölf Jahren, aus eigener Machtvoll kommenheit, als Zollabfertigungsstätte festgesetzt. Gegen diese einseitige bundcsräthliche Festsetzung richtet sich eine Resolution des Abg. Del brück, welche verlangt, daß derartige Veränderungen einmal bestehender Reichseinrichtungen nur auf dem Wege des Gesetzes, nicht also ohne Befragung der Volksvertretung, ins Werk gesetzt weiden dürste. Hier mit ist der Kernpunkt des Streites, der den Kanzler nach dem Reichs tag lockte, genau bezeichnet. Der Reichstag verlangt, daß keine staat liche Neu-Einrichtung vor sich gehen dürfe ohne seine gesetzliche Mit wirkung. Der Kanzler schreibt in diesem Falle dem Bundesrath aus schließlich das Recht zu, solche Neu-Einrichtungen abermals auf eigene Faust zu treffen, wie er dies unbestritten zum ersten Mal vor zwölf Jahren gethan. Was aber den Fürsten Bismarck dabei so schwer er bitterte, das ist der Verdacht, der Reichstag wolle die Genehmigung der Elbschifffahrts - Akte als Pressionsmittel benutzen, um seine Machtvollkommheit auszndehnen und die Rechte des Bundesraths zu verkürzen. Von dieser Anschauung ausgehend, hielt es der Kanzler für seine Pflicht, den verschiedenen Fraktionen des Reichstages ihr Sündenregister vorzuhalten. Und nun ergoß sich in ungebündigter Fluth feine lange aufgestaute Erbitterung über die Reichsfeinde, denen er diesmal außer den Ultramontanen und Polen auch den Fortschritt und die Freihändler, also den linken Flügel der Nationalliberalen zu rechnete. Vor Allem hielt er mit dem Centrum eine wunderliche Ab rechnung. Er machte es den Konservativen wie den Liberalen zum Vorwurf, daß sie sich abwechselnd der Stimmen des Centrums be dient, um ihm Opposition zu machen. Aber er übersah ganz, daß er selbst sich ungescheut aus das Centrum sich stützte, und daß er dessen Reichsfcindlichkeit völlig übersah, als es sich darum handelte, mit Hilfe dieser Partei die liberalen Freihändler zu Paaren zu treiben. Wenn also die Liberalen heute zuweilen Seite an Seite mit dem Centrum gegen die Regierung stimmen, so führen sie doch im Grunde einen gvnz ehrlichen Kampf, indem sie derselben Waffen sich bedienen, die der Kanzler gegen sie in Anwendung brachte, als er sie an die Wand drücken wollte. Das Verlangen Hamburgs im Bundesrathe, den preußi schen Antrag auf Einbeziehung Altonas und eines Theiles der Ham burgischen Vorstadt St. Pauli in das Zollgebiet dem Verfassungsaus- schusse zu überweisen, damit dieser die Frage prüfe, ob zu einer sol chen Abzweigung des Hamburgischen Freihafcngebietcs nicht die Zu stimmung Hamburgs unbedingt erforderlich fei, findet auf Seiten des Fürsten Reichskanzlers entschiedenen Widerspruch. Fürst Bismarck will unbedingt das Recht des Bundesraths fcstgestcllt wissen^ den be kannten preußischen Antrag ganz allein, ohne Hamburg und ohne den Reichstag zur Entscheidung zu bringen, so zwar, daß er selbst mit der Pression durch die Stellung der Kabinetsfrage nicht zurückhalten würde. An dieser prinzipiellen Feststellung liegt dem Fürsten Bismarck weit mehr, als an dem sachlichen Inhalte seines preußischen Antrages. Er hat desalb durchblicken lassen, daß er nach einem in seinem Sinne vom Bundesrathe gefaßten Beschlusse — welcher ja formell eine er weiternde Definirung der Bundesrathsbefugnifie enthalten würde —> nicht abgeneigt wäre, aus dem preußischen Anträge die Einziehung von St. Pauli in das Zollgebiet zu streichen und allein Altona aus seiner bisherigen Stellung dem Zollgebiete gegenüber loszulösen. In solcher Weise reduzirt, wäre der preußische Antrag allerdings ganz un fraglich unabhängig von einem Hamburgischen Separatvotum, und es bliebe nur noch die Mitwirkung des Reichstages übrig, welche Fürst Bismarck aber, wie bereits erwähnt, gleichfalls nicht für verfassungs mäßig vorgeschrieben hält. Die Kürze der gegenwärtigen Reichstags- scfsivn wird voraussichtlich das Hinderniß bilden, daß der Reichstag selbst zu dieser sehr wichtigen Vcrfassungsfrage Stellung nimmt. In Hamburg bleibt man jetzt nicht mehr dabei stehen, die Ein verleibung eines Theiles von St. Pauli in den Zollverein ohne die Zustimmung der hamburgischen Regierung für unzulässig zu erklären. Eine dort erschienene recht populär geschriebene Broschüre über den Art. 34 der Reichsverfassung und den preußischen Antrag kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Preußen kann ohne Zustimmung Hamburgs den Einschluß der Stadt Altona in die Zollgrenze der bestehenden Verfassung gemäß nichtbeantragen; 2. Preußen kann demzufolge ohne die Zustimmung Hamburgs den Einschluß eines Theiles der Ham burger Vorstadt St. Pauli aus gleichem Grunde nicht beantragen; der Bundesrath ist für die Entgegennahme solcher Anträge unzuständig und darf nach der Verfassung über dieselben nicht entscheiden. Damit würde sich dann der preußische Antrag vom 19. April 1880 als ver werflich darstellen und seine Zurückweisung an der Stätte, an die er gerichtet ist, einem Zweifel nicht begegnen können. Bezüglich der Vivisektionsfrage hat der Abgeordnete Fürst zu Hohenlohe-Langenburg dem (auf Uebergang zur Tagesordnung gerichteten) Kommissionsvorschlage gegenüber beantragt, die auf den Gegenstand bezüglichen Petitionen dem Reichskanzler zur Erwägung zu übergeben, zugleich aber das Ersuchen an denselben zu richten, eine amtliche Untersuchung über die Mißbräuche der Vivisektion anzuordnen und über das Ergebniß derselben dein Reichstage im nächsten Jahre Mittheilung zu machen. Fürst Bismarck hat am 4. Mai die erste parlamentarische Abend gesellschaft in seinem Palast gehalten. Sie war nahe an 250 Köpfe stark und alle Parteien, die Fortschrittspartei, die polnische und sozial demokratische ausgenommen, waren stark vertreten und von diesen Par teien die Häupter und Hauptleute. Bismarck war sehr zurückhaltend und allen politischen Anspielungen und Anzapfungen gegenüber taub und ausweichend. So lauteten die ersten Nachrichten; die späteren lauten entgegengesetzt. Ueber den Culturkampf sagte er: Wir wollen den Frieden mit der Kirche; wir wollen die Möglichkeit, die Ge setze, welche den Schutz des Staates gegen die Ucbergriffe der Kirche bewirken, milde anwenden oder ganz ruhen las sen zu können. „Wir wollen die Waffen auf dem Fechtbo den niederlegen, aberweggeben wollen wir sie nicht." (wört lich.) Wir glauben, daß wir jetzt Frieden erhalten werden, aber die Zeit kann schnell wieder da sein, wo wir die Waffen brauchen. Er setzte nach anderen Nachrichten auf Roni und Windthorst auspielend hinzu: Das man ihn nicht leicht übervortheilen werde, das könne man wissen. Er pflege wenigstens eben so früh aufzustehen als andere Leute und manchmal leye er sich gar nicht schlafen. Der Kampf mit Kirche und Welfe sei nicht von heute, er sei 800 Jahre alt. Windt horst sei der Hauptsache nach Welfe, nur der Ucberzug sei ultramontan. Er (Bismarck) werde sich vom Preuß. Landtag Vollmacht geben lassen zur diskretionären Verhandlung mit Rom. Völk warf scherzhaft ein, der Landtag werde nur ihm persönlich Vollmacht geben, aber nicht der Regierung, denn dann wisse man nicht, in welche Hände die Vollmacht komme. Bismarck: Auch die Regierung werde sich zu wehren wissen. Völk: Ja, warum ist denn Falk gegangen. Bismarck: Wir haben es eben mit einer andern Nummer versucht, aber verlassen Sie sich da rauf, cs wird derselbe Faden gesponnen. — Ueber die Abstimmung des Reichstages über die Samoa-Jnseln sagte er: „Das thut nichts, solch kleine Mensur frischt nur auf." Glücklicherweise ist im Augenblicke die auswärtige Lage für uns Deutsche nicht eben übermäßig bedenklich. Das Ver'hältniß zu Ruß land hat sich insofern gebessert, als die maßgebenden Kreise der Peters burger Politik es aufgegeben haben, ostensibel gegen den Berliner Frieden Ränke zu schmieden. Die russischen StaaBmänner ersehen in dem Sturz des englischen Tory-Kabiuets ein Ereigniß, welches nicht nur ihre aktive Politik dem Ziele nach begünstigen konnte, sondern sie fühlten auch instinktiv, daß ihr Ausgeschlossensein von der engen Freun desgemeinschaft, welche seit vor. Herbst zwischen Berlin und Wien herge- stcllt wurde, nun am längsten gedauert haben möge. In der That machen sich denn auch schon Annühernngssymptome bemerkbar, welche sich nicht blos auf die persönlichen Sympathien der drei Souvcraine für einander beschränken. Die Reihe der Gesandten am Berliner Hofe wird in nächster Zeit wieder um einen Vertreter eines fremden Staates vermehrt werden.