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für lrandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. AmLshauptmannschast zn Meißen, das §rönigl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff Erscheint wöchentlich 2 Mal jDienstag und Freitag) AbonncmentSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstag- bi« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wieuzigsteu Hahugarrg. Nr. 18. Freitag, den 27. Februar 1880. Seiten des unterzeichneten Amtsgerichts soll den 6. März d. I., Vormittags 10 Uhr, das zum Nachlasse Friedrich Hermann Dtto's in Nctrkiucherr gehörige Hausgrundstück Nr. 79 des Brandcatasters und Fol. 77 des Grund- und Hypothekenbuchcs für Neukirchen, soivie die dazu gehörige KelLpauzelle Nr. 335 st' des Flurbuches und Fol. 111 des Grund- und Hy- pothekenbuches für NicderreinSberg, welche zusammen ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 10,200 Mk. -- gewürdert worden sind, auf An trag der Erben hier an A'mtsstelle freiwilliger Weife versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Amtsstelle und im Börner'schen Gasthose zu Neukirchen aushüngenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Amtsgericht Mtsörust, dm 21. Januar 1880. , Dm Gangloff. Von dem unterzeichneten Koni gl. Amtsgericht soll den LZ. Mm 1880 das dem Mühlenbesitzer Curl Iulius Voxt in Itölri-ssiork zugehörige Mühlengrnndstück Nr. 4 des Katasters nud Nr. 2 des Grund« und Hypothekenbuches für Röhrsdorf, welches Grundstück am 18. Februar 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf U337 Mark —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gcrichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 20. Februar 1880. Königl. Sachs. Amtsgericht. Dr. Gangloff. Friedrich. Tngcsgeschichte. Schade, das gute Gewissen ist ganz um seinen alten Credit gekommen. Sonst sagte man: ein gutes Gewissen ist ein gntes Ruhe kissen. Das hat anfgehört, die modernen Ruhekissen sind Jnsanterie, Artillerie und Cavallerie. Die Menschen und die Völker schlafen darauf und träumen trotzdem unruhig, zumal wenn immer nene Federn auf gefüllt werden. Frankreich, Rußland und Deutschland verstärken ihre Heere; Oesterreich, sagte neulich Herr v. Schmerling im Parlament in Wien, braucht's nicht, Oesterreichs gutes Gewissen wiegt 100,000 Soldaten auf. Die Nordd. Allg. Ztg. in Berlin hat das Herrn v. Schmerling sehr übel genommen. Er sei, antwortete sie ihm, ein zu alter, kluger und erfahrener Herr und Staatsmann, als daß er aus Ueberzeugung gesprochen habe. Deutschland sei Oesterreichs Verbün deter, wenn aber Oesterreich nur mit seinem guten Gewissen ins Feld ziehe, so würde es schlimm aussehen. Wenn Jemand ein gutes Ge wissen gehabt habe, so sei es Deutschland 1870 gewesen; wenn es aber einige 100,000 gut geschulte und tapfere Soldaten weniger gehabt hätte als die Franzosen, was hätte ihm sein gutes Gewissen geholfen! Auch in den Kriegen des ersten Napoleon und in den Zeiten des 14. Ludwig hätten die Deutschen ein gutes Gewissen gehabt, aber sammt ihrem gutem Gewissen Schläge bekommen und Straßburg verloren, die Fran zosen hätten trotz ihres schlechten Gewissens die Pfalz verwüstet und nichts zurückgelassen als verbrannte Städte und Dörfer und mehr oder weniger malerische Ruinen wie das Heidelberger Schloß u. s. w. u. s. w. — Richtig ist's; wenn aber die modernen Ruhekissen immer von neuem anfgefnllt werden, so liegen wir zuletzt auf Stroh. — — Das Präsidium des Reichstages ist endlich vollzählig, nach dem am Freitag zum zweiten Vicepräsidenten der Abgeordnete Acker mann gewählt und von diesem die Wahl angenommen wurde. Das Resultat der diesmalige» gesammten Präsidentenwahlen für den Reichs- tag läßt sich mit Recht als einen Sieg über einen passiven Wider stand bezeichnen, da noch nie bei gleichen Wahlen die Zahl der ab gegebenen unbeschriebenen Zettel eine solebe Höhe erreichte, wie bei der Wahl dieser drei Präsidenten. Bei der Wahl Ackermann's zum zweiten Vicepräsidenten befanden sich neben 102 Zetteln, die seinen Namen trugen 94 unbeschriebene in der Urne. — Das bisherige Fern bleiben des Reichskanzlers Fürst Bismarck aus den Reichstagssitzungen, welches schon in der Mittwochssitzung dem Abg. Bebel zu einer miß fälligen Bemerkung Anlaß gab und auch Ursache sein soll, daß die bisherigen Verhandlungen an einer gewissen Eintönigkeit und Theil- nahmlosigkeit litten, welche nicht einmal die sonst immer zu Wider spruch herausfordernden Reden der Abgg. Richter und Bebel zu durch brechen vermochte, soll darin seinen Grund haben, daß Fürst Bismarck seit einigen Tagen dnrch Unwohlsein gehindert sei, das Zimmer zu verlassen. — In der Donnerstagssitzung war das Haus ebenfans sehr schwach besucht, so daß die schon für Donnerstag auf der Tagesord- nung stehende Wahl des zweiten Vicepräsidenten, im Hinblick auf eine mögliche Beschlußunfähigkeit des Haufes, zuyächst an den Schluß der Sitzung und dann auf den anderen Tag verschoben werden mußte. Bei der Fortsetzung der Etatsdebatte eröffnete der Abg. v. Kardvrff die Debatte mit einer Verthcidigung der Zoll- und L-tencrreform und der zweijährigen Etatspcriode, wogegen er — was den Wünschen der Regierung keine allzugünstigen Aussichten ^cösfnet, — an der all jährlichen Berufung des Äeichslages festhielt. Der Abg. Or. Bamber- M, der nach ihm das Wort ergriff, erörterte vornehmlich die Wir kungen der neuen Finanzpolitik auf das Münz- und Bankwesen und bekannte sich zu der Ansicht, daß eine Abänderung des Münz- nnd Bankgesetzes nur eine Frage der Zeit, resp. thatsächlich bereits ein- ^treten sei. Den Schluß machte der socialdemokratische Abg. Bebel, der mit Schärfe, aber mit verhältnißmüßiger Ruhe gegen das Mili- tärgesctz zu Felde zog und das Milizsystem mit möglichst knapp zu bemessender Dienstzeit — nach Herrn Bebel würden etwa 40 Wochen vollauf genügen — als das einzige Mittel zur Erlösung von der ruinirenden Last des Militarismus'anpries. Das erste Petitio ns verzeichn iß des Reichstags enthält 112 Nummern. Darin nehmen die Petitionen um Revision der Gewerbe ordnung den größten Raum ein. Es sind ihrer 30. Eine weitere Anzahl von Petenten wünschen wieder die Einführung gesetzlicher Vor kehrungen gegen den Wucher. Beschwerden über das Jmpfgesetz sind in der alten Weise wieder reichlich auf dem Petitionswege an den Reichstag gelangt. Der Reichskanzler hat in den Unterredungen, die er in den letzten Tagen mit Herrn v. Bennigsen und anderen politischen und par lamentarischen Persönlichkeiten gehabt, wiederholt, wie das „D. Mtgs.- Bl." meldet, hervorgehoben, wie er zur Durchführung einer wirklichen Steuerform, welche dem Volke eine Erleichterung der direkten Steuern bringe, viel, viel Geld noch brauche. Die jetzt vorgeschlagenen kleineren Steuerprojekte würden wohl dazu hinreichen, das Deficit zu decken, für die Durchführung der begonnenen Steuerreform bedürfe man in dessen größerer Einnahmen. Petersburg. Das Befinden der Kaiserin soll sich abermals verschlimmert haben. Allerdings sind die Meinungen der beiden be handelnden Aerzte über die Äusdaner der uoch vorhandenen Kräfte getheilt. — Neuesten Nachrichten zufolge besteht der Zar auf einer Veränderung seiner Residenz, und ist es wahrscheinlich, daß die kaiser liche Familie unmittelbar nach der Jubiläumsfeier, die sehr still ver laufen dürfte, entweder nach einem Sommerschlosse bei Petersburg oder nach Moskau übersiedeln werde. Nach anderen Nachrichten ist Warschau als Residenz ansersehen. Zwischen der russischen und englischen Regierung fand eine Korrespondenz statt, bezüglich der Thätigkeit der in London lebenden russischen angeblichen Nihilisten, und berathschlagt Minister Croß mit dem Chef der Londoner Polizei, ob Schritte gegen überführte Nihilisten getroffen werden könnten. Die russische Polizei behauptet, London sei das Zentrum aller nihilistischen Anschläge. — Gerüchte aus Loudon wollen wissen, daß die politische Welt Englands einer baldigen und wichtigen Krisis in dem, Parlamenta rischen Leben des Jnselreichs entgegensehe. Es heißt, die Regierung warte nur auf ein vom Unterhause bereitetes Hinderniß, um das gegenwärtige Parlament aufzulösen. Mehrere Minister sind für die sofortige Auflösung des Parlaments, nur der Premier Lord Beacons field ist noch dagegen. Sowohl die Führer der liberalen Partei wie die der Tories glauben bei der Neuwahl eine große Majorität zu besitzen, es ist noch nicht klar, welche Partei am Tage der Wahl eine Täuschung erleben wird. — Ueber die afgbanische Angelegenheit wird gemeldet, daß die Engländer die frühere Absicht, Kabul von englischen Truppen zu entblößen, wieder aufgegeben und beschlossen haben, Kabul zunächst uoch ein Jahr besetzt zu halten. Daß die Lage der englischen Truppen in Afghanistan nicht besonders günstig sein muß, gehl aus der Miitheiluug hervor, daß, demnächst weitere englische Truppen nach Indien für den Dienst m Afghanistan ab gehen sollen. Deutliches und Sächsisches. Wilsdruff. Vorigen Sonnabend hatten die Wähler unseres ländlichen Landtagswahlkreises die Freude, ihren Abgeordneten, den Herrn Oehmichen-Choren, in ihrer Mitte zu haben. Auch viele hiesige, sich für das zu behandelnde Thema interefsirende Bürger waren erschienen, um den Landtagsbericht des Herrn Abgeordneten zu hören. Nachdem DeZAde nnd der mit ihm gekommene Herr Abge ordnete May vom Vorsitzenden der Versammlung herzlichst begrüßt