Volltext Seite (XML)
„Das SaH^iMe Männergesangfest, am 8. und 9. August," (Erwiederung.) Nachdem sich die meisten öffentlichen Blatter über das am 8. und 9. August a. a. stattgefun dene sächf. Mannergesangfest günstig ausgespro chen und die etwaigen Mangel dieses ersten Ver suchs schonend beurtheilt, macht sich's das Wils- druf-Tharander Wochenblatt, aus Spekulation, um nur seine Spalten zu füllen, oder durch sein Raisonnement gewisse Leser zu amüsiren, zum erbärmlichen Zweck, dieses Fest geifernd zu bekrit teln. Fast scheint es unnöthig, dem bezüglichen Aufsatz in Nr. 33. gedachten Wochenblattes etwas zu crwicdern, da der allgemeine Unwille und der Abscheu gegen dieses elende Machwerk sich allent halben bereits ausgesprochen; doch damit man cher wenig Unterrichtete vor schiefem Urtheil be wahret werde, so sei andurch Folgendes zur Ent gegnung gesagt: Das allgemeine Mannergesangfest in Dres den, im Wilsdruf-Tharander Wochenblatt ein Lohnkutscherfest genannt (welch' ein Witz!) war für Sanger und Zuhörer ein Fest der rein sten Freude und wird es mit der Zeit immer mehr werden. Daß die Sanger nüchtern ausgesehen, ge reicht ihnen gewiß nicht zur Schande; bei Refe rent des in Rede stehenden Aufsatzes muß jeden falls das Gegentheil stattgefunden haben, sonst hatte derselbe wohl gesehen, daß 7 Sangerchöre, jedes Chor zu ü Gondeln, die Fahrt gebildet. Die Mehrzahl der Sänger — heißt es in je nem Wochenblatte weiter — schien dem größern Theile, nach dem Lchrcrstande nicht gut dotirter Stellen anzugchören. Besser, eine geringe, ehrenwerthe Stelle bekleiden, als gar keine! — Nicht planlos, sondern wohlgeordnet er reichten die Sanger das Elbufcr. Wenn es ferner im genannten Wochenblatte heißt: „„Während es nun gewiß die Absicht des Herrn von Burgk war, nur die nach Burgk bestimmte Schar zur Einkehr in seine Besitzung einzuladcn, geschah es doch, daß auch die zweite Abthcilung beim Herrn von Burgk sich mit zu Gaste bat"" — so macht sich Referent einer fre-. chen Lüge schuldige Herr Baron von Burgk hatte vielmehr mittelst eines Schreibens die ganze Sängerschar eingeladcn. Ihm, dem Bie- dermanne, ein freudiges Glückauf! — Ob sich's wirklich einige Sänger bei dcrdrük- kendcn Sonnenhitze bequem gemacht und die Röcke ausgezogenhaben, könnenwirdemVerfasserbeiseiner geringen Wahrheitsliebe und großen Schwatzhaftigkeit eben so wenig glauben. Doch wäre das Rockausziehen verzeihlicher, als böswil lige Berläumdung und Entstellung der Wahrheit! Daß die durchweg gerügte schlechte Be- wirthung bei einer so überaus großen Volks masse kaum anders sein konnte, ist leicht erklär lich. — Zum Schluß nur noch die Bemerkung, daß man bei Durchlesung des erwähnten Aufsatzes un- willkührlich an Magister Frosch in dem Schu- bcrt'schen Gedicht: „,,'s sang in 'nem Busch 'ne Nachtigall u. s. w."" erinnert wird. — Vielleicht übernimmt der geehrte Wilsdrufcr Berichterstatter beim nächsten Feste das Direktorium und macht dann das Sprichwort zu Schanden: Tadeln können alle Thoren, doch besser machen nicht! Dann wird auch gewiß das bei heuriger Hitze so kraft- und saftlose Wilsdruf-Tharander Wochenblatt, wenn» es bis dahin nicht abgestorben ist, einen äußerst günstigen Bericht über das Sängerfest liefern. Blaue Flagge Nr. 41." Da nun in dieser „Erwiederung" die Grob heit mit der Unverschämtheit im schönsten Wett eifer nach der dem Kehrichthaufen der deutschen Literatur cntsproßtcn Distel statt der Siegespalme ringt und der Verfasser derselben mit unverkenn barer Lust im Koth der Gemeinheit sich wälzt, so wollen wir ihn in seinem pöbelhaften Treiben, aus gerechter Furcht uns zu besudeln, nicht stören. Uns und unserem Blatte aber glauben wir es schuldig zu sein, die geehrten Leser desselben, denen Nr. 33. d. Bl. nicht sogleich wieder zugänglich sein sollte, mit der Tendenz des in Rede stehenden geschmäh ten Aufsatzes wieder vertraut zi» machen. Die „blaue Flagge Nr. 41" sagt gleich im Eingänge, daß die meisten öffentlichen Blatter die etwaigen Mängel dieses ersten Versuchs scho nend beurtheilt, unser Blatt aber dieses Fest „gei fernd bekrittelt habe, worüber sich der allgemeine Unwille und Her Abscheu gegen dieses elende Mach werk allenthalben bereits ausgesprochen." Nun fragen wir aber die sammtlichen Leser d. Bl., ob wir ein Fest „geifernd zu bekritteln" uns vorgenommen haben konnten, von dem wir in unserm Bericht Folgendes gesagt haben: „In der That ist es nicht zu läugnen, daß das Gesangfcst den beabsichtigten Zweck nicht ganz erreichte, was aber keineswegs weder den Behör den, noch den Festordnern oder den Sängern zur Last zu legen ist, sondern lediglich in Hesondern Umständen, die nicht vorherzusehen waren, seinen Grund hatte." Wenn wir ferner scherzweise gesagt haben, daß das Fest nebenbei auch füglich ein Lohnkut- scherfcst genannt werden könnte, so haben wir dasselbe doch keineswegs mit einem solchen ver glichen. Die Wahrheit unserer Behauptung wird übrigens Niemand abläugnen können, am wenigsten die Lohnkutschcr der Residenz selbst, an welche wir zur Bekräftigung unserer Aussage hier durch feicrlichst appelliren. Auch gibt dieser Aus druck hinlänglich Kunde von der großen Theil- nahme des Publikums, deren sich das Fest zu er freuen hatte, und somit kann er für dasselbe nur