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Wochenblatt für für Erscheinl wöchentlich 8 Mal Dienstag und Freitag AbonnemcmspreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostetet Ps. Jnseratenannahme RontagS u. Donnerstags dis Mittag IS Uhr. Erschein! wächeutltch Z Mal DienStag uns Freitag. LbennementSpreis vierteljährlich I Mart. Eine einzelne Nummer testetest Pj. Jnseratenannahme RontagS «.Donnerstags bis Mittag 18 Uhr. für die Ksnigl. Amtshauptmalmschast zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrnth zu Wilsdruff. Bierundvierzigster Jahrgang. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nk. 17. Dienstag, den 26. Februar 1M4. UIUI . 7 ... : .... " , - — —»n—-— - 7 Auf dem die Aktiengesellschaft unter der Firma: Ländlicher Vorschußverein zu Krögis — Zweigniederlassung desselben in Burkhards- walde — betreffenden Folium 35 des Handelsregisters für den Bezirk des vormaligen Königlichen Gerichtsamts Wilsdruff ist, zufolge An zeige vom 15. Januar und beziehendlich Registraturen vom 24. Januar und 5. Februar, sowie Zeugniß vom 28. Januar dieses Jahres heute eingetragen worden, daß Herr 6av1 Hr»8t LIvpkvr in 8vkLuUr nicht mehr Direktor und Mitglied des Vorstands der Gesellschaft, fowie daß Herr Lr»8t Fuliu« Herman» Lebvlmaun, Gutsbesitzer in Höfgen, als Direktor und Herr Lrnst kv^rivd, Fabrikbesitzer in Karcha, als st llvertretender Direktor, Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft sind. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, den 22. Februar 1884. vr. (FavzZvU. kommenden Donnerstag, den 28. d. M., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche StadtgemeinderathSsitzung Wilsdruff, den 25. Februar 1884. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgcschichte. Ueber die Ursachen des heurigen milden Winters hat der bekannte Meteorolog Presessor Dr. Reis in Mainz unterm 8. ds. an den Herausgeber der „Deutschen Revue" ein längeres Schreiben gerichtet, dem wir Folgendes entnehmen: „Zwar lag die Gefahr einer strengen Winterperiode oft nahe genug; oft war die Zunahme des Luftdrucks nur nach der einen Südwestseite und zuweilen nur sehr schwach vorhanden; ein geringes Fallen des Barometers in der bis« kayischen Ecke und — der strenge Herrscher war bei uns eingezogen; manchmal hatte er sich schon auf seinem Liebtingsplatze, der bayerischen Hochebene, niedergelassen und Frost von 6—8 Grad erzeugt; aber da brachen stets aus dem Atlantischen Ozean westlich von Irland Cy- klonen mit ihren Luftdruckmiuimis über Nordenropa herein, riefen stürmische oder schwache Süd- und Südwestwinde hervor, die den bösen Gast in seine Heimath, den kalten Weltraum, vertrieben. Auch am 6. Februar lag die Gefahr sehr nahe; in Isle d'Aix stand das Barometer ein wenig niedriger als in Deutschland — Paris, Karlsruhe und München hatten leichten Frost, aber das fortgesetzte langsame Fallen des Barometers seit gestern zeigt eine schwache Depression im Norden an, die den Winter nicht zur Ausbildung gelangen läßt. Ob das so fortgehl, wer vermag es zu sagen? Man muß die Möglichkeit eines Winters vom ersten Typus immerhin noch zugeben, obwohl die selbe mit zunehmender Sonnenkraft fortwährend geringer wird. Ein nordatlantischer Schneewinter wird gerade durch die Druckverhältnisse noch wahrscheinlich, da dieser durch Verschiebung des Maximums in den nordatlantischen Ozcan entsteht. Gewöhnlich findet dieselbe im Frühling statt und wirkt besonders bei den Frühjahrsfrösten mit. Offenbar ist aber in dieser ganzen Zeit eine Kraft wirksam, die das Maximum nach Norden ausznbreiten strebt; wie könnte sonst in Süd frankreich fo hoher Luftdruck herrschen? Wenn sich nun zu dieser speziell wirksamen Kraft bei herannahendem Frühling noch die allge meine Kraft gesellt, die das Maximum jedes Jahr nach Norden ver legt, also im März, so könnte in diesem Jahre die Verlegung schon zu dieser Zeit eintreten und noch Kälte mit Schnee verursachen. Auch die Sonnenfleckentheorie spricht für einen solchen Nachwinter, da nach dieser in einer Uebcrgangszeit die Wettercharaktere in buntem Wechsel auftreten, wodurch auch für uns nach langer Milde ein Winteranfall große Wahrscheinlichkeit gewinnt und wir ein gleiches Schicksal mit allen Ländern der nördlichen gemäßigten Zone hätten, nämlich alle Wintersocten in einem Semester zu erleben." Die Corvette „Olga" mit dem Prinzen Heinrich an Bord trifft am 20. März in Kiel ein, wo großer Empfang des Prinzen statt- finden wird. Frisch von der See weg wird dann der junge Seemann den kaiserlichen Großvater zu dessen 87. Geburtstage am 22. März nach zweijähriger Abwesenheit begrüßen, um aus den Händen desselben das verdiente Avancement entgegenzunehmen. In Friedrichsruhe war kürzlich wieder hoher Besuch: der dem Kaiser Wilhelm beigevrdnete russische Militärbevollmächtigte Fürst Dolgorucki und der Kriegsminister Bronsart von Schellendorf. Die Bljitter zerbrechen sich die Köpfe über die Deutung dieses Be suches. Viel Wahrscheinlichkeit hat es, daß über die Trnppenver- sammlungen an der deutsch-russischen Grenze endgiltig verhandelt worden ist. — Andere Kreise widersprechen dieser Auffassung und gehen von der Ansicht aus, daß es sich um eine wichtige Maßregel in der inneren Politik Rußlands handle, über die der Zar die persönliche Ansicht des Reichskanzlers, auf die er ein großes Geivicht lege, ein zuholen wünsche. (Die rückhaltlose Annäherung Rußlands an Deutsch land, wenn nicht gar noch mehr, scheint vollendete Thatsache zu sein.) Welchen Werth gerade die Arbeiterbevölkerung, auch die sozial demokratisch angehauchte, auf das Krankenkassengesetz legt, trotz dem es nicht alle Wünsche jener Klassen befriedigt, dafür spricht eine Rede, welche dieser Tage der sozialistische Reichstagsabgeordnete Blos in Karlsruhe gehalten hat. Danach haben die Parteigenossen dieses Herrn zwar viele Einwendungen gegen das Gesetz zu erheben, sie sind aber bereit, zur Ausführung desselben ihrerseits beizutragen, und sie erkennen auch an dem neuen Unfallversicherungsentwurf eine Reihe von Gesichtspunkten, mit denen sie sympathisiren zu können erklären. Von einem neuen Fall unschuldiger Verurtheilung wird aus Breslau berichtet. Im November 1883 wurde der Kellner Berndt aus Breslau wegen Theilnahme an einem Einbrüche in einer dortigen Brauerei zu einjährigem Gefängniß und Ehrverlust auf gleiche Dauer verurtheilt, auch feine sofortige Verhaftung angeordnet. Er hatte seine Unschuld versichert und seine Abwesenheit von Breslau an dem Abend des Einbruchs behauptet, aber die Aussagen des Hauptbeschnldigten belasteten ihn nach der Auffassung des Gerichtshofes so schwer, daß -seine Verurtheilung erfolgte. Auf Veranlassung der Eltern des Berndt hat nun Rechtsanwalt Heilberg die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt und die Strafkammer des Breslauer Landgerichts sprach in voriger Woche den Angeklagten, dessen Alibi überzeugend nachgewiesen wurde, frei. Bei der Mittellosigkeit des unschuldig Verurtheilten und seiner Eltern wäre die Ehrenrettung des Berndt nicht erfolgt, wenn nicht der Vertheidiger aus Humanität die Sache des unschuldig Ver urtheilten geführt hätte. Ein gräßlicher Raubmord versetzt die Stadt Herrmannstadt in Aufregung. Am 21. d. Abends 10 Uhr wurde ein Feuer in der Wohnung des Pensionirten Regimentsarztes Friedenwanger signalisirt. Als man in die brennende Wohnung eindrang, fand man Frieden wanger, dessen Frau, Kind und Dienstmädchen mit durchschnittenen Hälsen todt vor und die Wohnung ausgeraubt. Es wird behauptet, Rußland habe sich bereit erklärt, seine Truppen von seinen Westgrenzen zurückzuziehen, jedoch eine ähn- liche Maßnahme bezüglich der veränderten Truppenaufstellung an der deutschen Ostgrenze als wünschenswerth bezeichnet. Man weiß, daß i die Truppendislokationen in unseren östlichen Provinzen die Folge langer und eingehender Berathungen zwischen dem Kriegsministerium und deni Generalstab der Armee gewesen sind und daß der Ausfüh rung des Planes verschiedenlltche Reisen des Kriegsministers in jene Provinzen im vergangenen Sommer vvraufgegangen waren. Es lag daher für den Reichskanzler nahe, gerade jetzt den Kriegsminister zu sich zu berufen; welche Auskunft derselbe zu ertheilen hatte und ertheilt hat, ist nicht bekannt geworden. Nur so viel steht fest, daß bezüglich der Truppendislokationen, welche am 31. März sich zu vollziehen haben werden, Veränderungen nicht eintreten. Diese letztere Angabe wird verbürgt versichert; alles Uebrige ist wohl der Bestätigung bedürftig. Die deutsche Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten beläuft sich jetzt jährlich auf 63 Millionen Dollars oder 264V? Millionen Mk. In dieser Ziffer aber ist nicht das enthalten, was über Holland und Belgien nach den Ver. Staaten geht, so daß dieselbe sich um Gewisses das aber nicht bekannt ist, höher stellt. Diese Ausfuhr setzt sich zum weit überwiegenden Theil aus Luxusartikeln zusammen, oder solchen Gegenständen, welche die Amerikaner selbst fabriciren, aber deshalb aus Deutschland beziehen, weil sie so sehr billig sind. Wollene, baum wollene und seidene Strumpfwaaren, Sammt-, Seiden- und Plüsch- waaren, Handschuhe, Spitzen, Stickereien, Fransen, Modeartikel, Por zellan- und Glaswaarcn, Spielwaaren, musikalische Instrumente, Pelz- waaren, geistige Getränke, Chemikalien; das sind ungefähr die Haupt- artlkel unserer Ausfuhr nach Amerika, alles Gegenstände, welche der Amerikaner zur Noth entbehren, selbst iabriciren oder anders woher, wenn auch zu höheren Preisen, beziehen könnten. Was wir aus den den Vereinigten Staaten beziehen (der Werthbetrag ist weit höher als derjenige der Ausfuhr) besteht hingegen aus nothwendigen Lebensbe dürfnissen- Baumwolle, Getreide, Fleischwaaren, Petroleum, auch Ta bak. Daß wir in einen, Zollkrieg mit den Vereinigten Staaten also einen schweren Stand haben werden, leuchtet ein. Sachsen und Thüringen würden am schlechtesten dabei wegkommen. Der „Temps" giebt ein düsteres Bild vor den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses, der seit acht Tagen mit den Pariser Arbeitern die trübsten Erfahrungen macht: Nichts Eintönigeres und Entmuthigenderes als die Aussagen dieser Leute! Kein Gedanke, keine Andeutung einer Ahnung von Abhülfe, keine allgemeine Idee! Die Leute bringen im Ausschüsse vor, was sie aus den Reden der Klubs und aus ihren Zeitungen behalten haben." Die Syndikatskammern zeigen sich bei dieser Gelegenheit in ihrer traurigsten Gestalt: die Füh rer der Arbeiter sind Menschen, die nicht denken, sondern nachbeten und statt praktisch zu wirken, utopischen Tollhäuslereien nachjagen. Was aber die wirthschaftliche Ausbildung der Deputirten betrifft, so lautet das Urtheil des „Journal Dabats" über die Finanzanträge des Budgetausschusses: „Man muß sich Gewalt anthun, um zu glauben daß dieses Programm angenommen, und zwar nicht in einer jenex öffentlichen Versammlungen, in welchen man in der Dummheit wett, eifert, sondern in einem Kammerausschuß angenommen werden konnte