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MacheMM für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlch» und die Umgegenden. Mmlsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstag- und Freitag- und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Inseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. ^7 73. Dienstag, den 16. September 1873. Die Stücke 11 und 12 des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1872 — letzte Absendung am L7. Juni 1872 — enthalten: No. 81. Verordnung, die Publikation der Königlich Preußischen Instruction für die Wachen, in Hinsicht der von ihnen vorzunehmcndcn vorläufigen Er greifungen und förmlichen Verhaftungen, vom 27. Juli 1850 betr.; vom 18. Mai 1872. No. 82. Verordnung, die Publikation der Königlich Preußischen Instruction über den Waffengebrauch des Militärs und über die Mitwirkung desselben zur Unterdrückung innerer Unruhen und Erläuterungen zu dem Gesetze über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 ä. ä. Berlin den 4. Juli 1863 betr.; vom 18. Mai 1872. No. 83. Declaration, die Aufhebung des Lehnsverbandes betr.; vom 22. Rai 1872. No. 84. Gesetz, die Regelung der durch Aufhebung des Lehnsverbandes berührten Privatrechtsverhältnisse betr.; vom 22. Mai 1872. Itv. 85. Verordnung zur Ausführung des Gesetzes vom 22. Mai 1872, die Regelung der durch Aufhebung des Lehnsverbandes berührten Privatrechtsver. hältniffe betr.; yom 23. Mai 1872. No. 86. Verordnung, der Betrag der Auslösungen bei auswärtigen Expeditionen richterlichen Beamten betr.; vom 24. Mai 1872. No. 87. Gesetz, den Umtausch der bei dem Landtagsausschlusse zu Verwaltung der Staatsschulden in Stücken lit. niedergelegten 4procentigen vom 2. Januar 1869 gegen andere Appointsgattungen betr.; vom 18. Mai 1872. No. 88. Verordnung, eine Abänderung der Ausführungsverordnung zur deutschen Gewerbe-Ordnung vom 16. September 1869 betr.; vom 25. Dini 1872. No. 89. Bekanntmachung, die Nichtungslinie der Flöhathalbahn (Chemnitz-Komotauer Eisenbahn) betr.; vom 29. Mai 1873. No. 90. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von fünf Millionen Thaler betr.; vom 6. Juni 1872. No. 91. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dem Spar- und Vorschuhvereine zu Sayda erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betr.; vom I. Juni 1872. No. 92. Decrct wegen Concossionirung der Hainichen-Roßweiner Eisenbahngesellschast; vom 22. Mai 1872. No. 93. Verordnung, die Abtretung von Gründeigenthum zur Erbauung eiger Eisenbahn von Hainichen nach Roßwein KHr.; vom 23. Mai 1872. No. 94. Verordnung, die Einhebung und Einreichung der Beiträge zum StaatSpensionssond betr.; vom 14. Mai 1873. No. 95. Verordnung, die Einführung einer revidirten Hebammenordnung und Hebammcntaxe, ingleichen einer abgeändcrtcn Eidesformel zu Verpflichtungen der Hebammen betr.; vom 8. Mai 1872. No. 96. Bekanntmachung, den Wegfall gewisser Bezeigungsquanta in Ehesachen betr.; vom 1. Juni 1872' No. 97. Gesetz zu Ergänzung und Abänderung des Gesetzes, die Errichtung der Landescultur - Nentenbauk betreffend, vom 26. November 1861; vom I. Juni 1872. No. 98. Verordnung zur Ausführung des Gesetzes vom 1. Juni 1872 zu Ergänzung und Abänderung des Gesetzes, die Errichtung der Landescultur- Nentenbank betr.; vom 1. Juni 1872. No. 99. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Hainichen - Roßweiner Eisenbahn betr.; vom 13. Juni 1872. No. 100. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Flöhathalbahn (Chemnitz-Komotauer Eisenbahn) betr.; vom 14. Juni 1872. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen 14 Tage lang in hiesiger Raths-Expedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 13. September 1873. Der SLadtrath. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Tagesgcschichte. Die Kgl. Sachs. Unteroffizier-Schule (Selccta der Lehr- und Cr- liehungsanstalt) zu Kleinstruppen wird am I. October a. o. nach Marienberg verlegt, und werden in Folge der Vermehrung zu dem «>n 15. October beginnenden Wintersemester viel Stellen vacant. Estern, deren Söhne sich zu Unteroffizieren ausbilden wollen, haben sich behufs Aufnahme in diese Schule an das Landwchr-Bczirks- ^vmmando ihres Aufenthalts-Ortes zu wenden und zwar bis 22. Scp- st'nber a. o. Für die Aufnahme im Frühjahre hat die Anmeldung bis I- Januar 1874 bei derselben Behörde zu erfolgen. i Nachdem vom Nathe zu Dresden zur Bekämpfung der Cholera "ereits 9000 Thlr. verausgabt, sind auf Berechnung ihm am 10. Sep- st»iber vom Stadtverordneten-Collegium noch 3000 Thlr. verwilligt Morden, um gründlich dem immer noch nicht ganz beseitigten Uebeb ^lzcgcntreten zu können. . Meerane. Nachdem eine von hier ausgegangene Beschwerde .^er die Auflösung unseres Stadtverordneten-Collegiums durch die ' Kreisdircction zu Zwickau von dem k. Ministerium des Innern als ^begründet zurückgewiesen worden war, ist die Neuwahl des Sladt- "erordnetcn-Collegiums auf den 19. September anbcraumt worden. Die socialdemokratische Agitation der Gegenwart wird „Cr. Wochenbl. u. Anzeiger" in folgendem bemerkenswerthcn Ar- i'el besprochen: tz. Daß xz soziale Uebelstände in der modernen Gesellschaft giebt, wird jeder ^."sichtige zugcben, wird Niemand zu leugnen versuchen. Daß es Michi des ß./s^es wie des Einzelnen ist, aus Beseitigung dieser Uebelstände hinzuwnkcn, das f, - ,auch unzweifelhaft fest. Aber eben so sicher ist es, daß durch die gegenwärtige ^'mdemokratische Agitation die Uebclstände vermehrt, nicht aber beseitigt werden. dies seinen Grund in dem Charakter der socialdemokratischen Agitation, ^/achten wir zunächst die Kampfwcise dieser Agitation. Die Sozialdemokratie be- sich nicht, die Ucbelstände auszudecken, sie reizt auf, sie schinipst, sie verläum- «ü übertreibt und steht mit der Wahrheit immer auf gespanntem Fuße. Kaum einer Lüge überwiesen, bringt sie eine neue aufS Tapet, um die alte in Vergessenheit zu bringen. Sie baut dabei auf die Vergeßlichkeit und Leichtgläubigkeit ihrer An hänger, die sie vorher mit Haß und Neid gegen alle materiell besser Gestellten zu erfüllen suchte. Zu dieser Kampfweise tritt nun noch die eigenthümliche Persönlichkeit der social demokratischen Agitatoren. Es giebt jedenfalls einige unter denselben, welche au- reiner Ucbcrzeugung, aus Mitgefühl für die Lage der ärmeren Volksclassen als Agi tatoren austretcn. Aber bei der Mehrzahl wirken anders Motive. Zunächst spielt die Eitelkeit eine große Nolle. Ta giebt es kleine Gerne-Großc, die um Alles in der Welt eine Rolle spielen möchten. Aber in Kunst und Wissenschaft können sie nicht- leisten. Ihre Bildung ist auch nicht der Art, um im Staate eine Carriers machen zu können, daher werfen sie sich auf die socialdemokratische Agitation. ES gehört wahrlich nicht viel dazu, um hier eine Rolle zu spielen. Eine dreiste Stirn, ein we nig Zungenfertigkeit, ein paar Schlagwörter, etwas Manzel an Gewissenhaftigkeit in der Ausstellung von Behauptungen, im Hintergrund der kleinen Seele Neid und Mißgunst — und die Ingredienzen zu einem socialdemokratischen Agitator sind vor handen. Ein weiteres Motiv, die Laufbahn eincs socialdcmokratischcn Agitators zu wählen, ist: die Scheu vor ernster Arbeit. Diese Halb-Bummelei, die mit der Agitation verbunden ist, das Reise- und Kneipcnleben schmeckt besser, als die ernste Arbeit hinter der Hobelbank, dem Webstuhl, dem Schreibtisch oder der Drehbank. Diese Agitatoren sind meistens Leute von weniger als halber Bildung, dis mit dem Da tiv und Accusativ ost im Streit liegen, noch häufiger aber — und das will noch mehr sagen, als ei» grammatikalischer Fehler — mit der Logik! Im Besitze einer destcten Logik, einer mangelhaften formalen Bildung und einer kleinen Anzahl hier und da zusammengerafster geschichtlicher Kenntnisse, unternehmen sie es dennoch, al- Prophetcn und Erlöser der unterdrückten Menschheit aufzuircte». Diese Sorte ist die radikalste. Sie fühlt gar wohl ihre geistliche Inferiorität, sie haßt die überlegene Bildung, aber sie glaubt Alles dies durch ihren Radicalismus ausgleichen zu können. „Hol' der Teufel die Bildung und die Gelehrsamkeit, ich bin ein Rother, daS ist mehr als Lateinisch, Griechisch, Mathematik,-Geschichte und Geographie. Humboldt war doch nur ein LÜmpenksrl gegen Unsereinen." Und die Anhänger dieser Leute? Es sind arme ungebildete Menschen, die von ihren Führern mit Neid, Haß, Mißgunst erfüllt sind gegen Alle, die einen Rock mehr haben und die gern Alles glauben, was ihnen Jene sagen. Und zwar um so mehr, als die Führer darauf bedacht sind, sich im Glorienschein der edlen Mcnschhciteoe- glücker, ihre Gegner aber als Mastbürgcr, Blutsauger, Verrätbcr, feile Knechte hinzustellen. Diesem Character der Agitatoren ähnelt auch die socialdemokratische Presse. Sie huldigt dem Worte: „Nur frech verleumden, etwas bleibt doch hängen!'' Allerdings ist ür diese Presse die Verläumdnng, die Lüge, die Denunciation eins