Volltext Seite (XML)
für Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 1874 Freitag, den 24. April L Aus grauer Vorzeit licddurchkluugcncn Tagen Dringt zu uns her vom Heid Sigurd die Kunde, Der riesenstark, in sreud'gem, kühnem Wagen, Die Welt durchstreifend, säend Wund' auf Wunde, Den Drachen hat, unhold und wild, erschlagen, Der Kön'ge Streit geschlichtet dort im Grunde, Und rothcn Goldes Schatz davon getragen. Und wie er heimwärts, beuteschwer, gewendet Die Schritte, mächtig schreitend durch die Haide, Erhebt ein Glanz sich und er steht geblendet Und Flammen lohen leuchtend ihm zur Seite, Und kühn durch Flammen bricht er, bis geendet Der neue Kamps und aus dem Wundcrstreile Er heimgckchrt mit neuer reichrcr Beute. Denn eine Jungfrau ruht im Flammenmeere In Schlaf gebannt von Odins wildem Zorne. Die Wabcrlvhe doch durchbricht der Hehre, Brunhilde führt er neu zum Lcbensborue Und häufet so zu Ehren neue Ehre, Der Drachentödter. — Also fangS die Norne Und keine Zeit dies Denkmal je versehre. So klingt's zu uns aus alten, alten Tagen, Aus fernem Norden und vom Meeresstrandc; Doch daß die Herzen höher, stolzer schlagen, So höret, wie im trauten Sachscnlande Ein Sigurd uns erstand in unsern Tagen. Der hat den Feind gelegt in starke Bande Und reicher Ehren Sold davon getragen. (Lb. Tgbl.) Ein KricgSgott traun, im Frohgcjühl der Jugend Zog Albert aus, des Landes Ehr' zu wahren. Bei Düppel hat, wie grob des Helden Tugend, Der Dänen Volk zu feinem Schmerz erfahren. Und wieder, als ein Gott Deutschland versuchend, Im Bruderkrieg entzweite Deutschlands Schaarcn, Hat Sachsens Ehre Er gewußt zu wahren. Im nächt'gen Kampfe sah Gitschin ihn streiten, Dem Löwen gleich, den Jäger rings berücken, Und Königgrätz — o Tag voll bittrer Leiden!. Und doch auch Du mußt unsern Helden schmücken, Mit neuen Lorbeern feine Stirn umkleiden, Auf's Haupt ihm eine Ehrenkrone drücken Und größre Ehren zeigen ihm von Weiten. Es kam der heil'gc Krieg in unsern Tagen, Dem Zollern folgten willig Deutschlands Heere Und Sieg um Sieg ward rasch davongetragen. In Schlachten ward gewonnen Ehr' um Ehre. Auch unser Albert hat den Feind geschlagen, Und wie er schlug, der allgewalt'ge, hehre, DaS weiß Beaumont und St. Privat zu sagen. So segne Gott Dich König, reich an Ruhme, Du Held an Tugend groß und groß an Treue, Du Säule stark im deutschen heiligthume, Das Gott zum Fricdenstempel gnädig weihe. So segne Gott Dich, Albert, edle Blume Vom Stamm Wellin, daß ewig sich erneue Der Ahucntugcnd zu Alldeutschlands Ruhme! vr. 8 Halbmarkstücke ausführcn. Deutschland habe nicht nöthig, große Sil- bcrmasscn auf den Weltmarkt zu werfen, das Ausland müsse dafür wenigstens einen ansehnlichen Preis zahlen. Der Reichstag möge die Vorlage annehmen, lltach längerer Debatte wurde H 1 mit der Be stimmung angenommen, daß, dem Anträge Bambergers entsprechend, nur Stücke zu 5, 20 und 50 Mark ausgegeben werden. Der Sozialdemokrat Liebknecht hat das Gesängniß Hubertus burg hinter sich und nimmt feinen Sitz im Reichstage ein. Binnen Kurzem wird der Reichstag geschlossen. Erst im October wird er wieder znsammcntreten. Im Herbst erwarten ihn nicht min der wichtige Aufgaben. Vor allem das Banknotengesetz, dann kom men die wichtigen Justizgcsctze, namentlich die Straf- und Civilpro- zeßordnung. Die Engländer finden, daß Deutschland Recht gethan hat, sich auf 7 Jahre einen schweren, wenn auch theueren Panzer anzulegen. Deutschland, sagen sie, sei in einer außerordentlichen Lage und habe seit seinen Siegen weit mehr mächtige Neider als Freunde in der Welt. Diese Lage ist vielleicht zu beklagen, aber nicht zu ändern, jedenfalls aber wäre es viel beklagenswertster für Deutschland, die Franzosen in Frankfurt, die Ocsterreicher in München und die Russen in Dresden zu sehen. Tagesgeschichte. Ter Reichstag nahm am 18. April in dritter Lesung den Ge- sctzcu'.wnrf über Abänderung des Art. 15 des Münzgesetzc's, betreff, die Fortdauer der Gültigkeit der österreichischen Thaler, an. Hierauf folgt die zweite Lösung des Gesetzentwurfs über die Ausgabe von Reichskafscnscheinen. Im Lause der Debatte tritt Finanz- ministcr Camphausen für die Vorlage der Regierung ein. Derselbe führt aus: das Verhälmiß des Notenumlaufs zu dem Metallvorrath fei in allen deutschen Staaten wesentlich gleich. Die Bundesregier ungen wollten eine unverzinsliche Staatsschuld machen, die nach gleich mäßigen Grundsätzen gleichmäßig verlheilt werde. DaS Gesammt- rcich fei nicht verpflichtet, die ungedeckte Rotcnschnld der Einzelstaatcn )u tragen. Die angebliche Bevorzugung einzelner Staaten gegenüber anderen fei eine irrige und durch die Verhältnisse widerlegte Behaup tung. Die Reichsregierung müßte den Einzelstaaten entgegenkommcn, dieses fei die Absicht des Gesetzes. Der Minister widerlegt sodann die Annahme, daß die Vorlage einen Ueberflnß an Papiergeld schaffe und legt das Verhältniß zu dein Silbervorraih iu Preußen dar. Zur Einführung der Markrechnuug in Süddeuischland könne Preußen „Achtgroschenstücke", deren es über 50 Millionen besitze, als Mark stücke und „Viergrofchenstücke", deren es über 8 Millionen besitze, als