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Wochenblatt für Silsdruff Herr Krupp in Essen, der große Kanoncnfabrikanl, marschirt den Berlinern gewaltig in dem Kopf herum. Sie raisonniren unge fähr, so: Herr Krupp ist ein großer Patriot, er trägt Titel und Orden und der Staat leiht ihm sogar viele Millionen zur Aus dehnung seiner Fabrik. Wir Deutschen haben jetzt keine Feinde in Europa, d. h. wir sind augenblicklich mit keinem Volke in erklärtem Kriege. Herr Krupp hält die Wagschale von vielen Millionen in seiner Hand, er kann Kanonen liefern, er kann nicht liefern. Eine Waffenlieferung im Kriege an die Feinde des Vaterlandes gilt als Landesvcrrath; wer kann wissen, ob der Freund von heule nicht der Feind von morgen ist. Wir sehen kaltblütig zu, wie aus unserer Kraft heraus die anderen Länder uns beständig ebenbürtig an Kraft gemacht werden und zwingen uns damit beständig selbst zu immer weiter gehenden kostspieligen Anstrengungen. Es ist doch mindestens ein wunderliches Verhältniß und sehr zweifelhaft, ob der Freihandel auch auf dem Gebiete der Waffenlieferung eine Berechtigung hat. Gleichviel wie viele Millionen man hätte bezahlen müssen, um das Genie und die Arbeitskraft des Herrn Krupp für Deutschland allein zu gewimmen, cs wäre eine Kleinigkeit gewesen im Vergleich zn den Summen, welche uns jetzt die allgemeine Verbreitung seiner Geschütze rc. kostet. Es kommt dazu, daß mit der Gewalt und Tragkraft der neuesten Geschütze auch die Festungen immer wieder umgebaut werden müssen und eine Geldschraube ohne Ende entsteht. Als neulich das Probeschicßen mit der Krupp'schcn Gußstahl- Batterie auf deni Stcinfelde bei Wien zu Ende war, fragte der Präsident der kaiserlichen Militär-Commission den mitanwescndcn Ver treter der Firma Krupp, ob dieselbe, falls man ihr die Lieferung der Hälfte der erforderlichen Stahlkanonen übertrüge, geneigt sein würde, Vertrauensmänner in das Gcheimniß der Herstellung der Geschütze einzuweiheu und die österreichische Negierung dadurch in die Lage zn setzen, die andere Hälfte im eigenen Lande anfertigen zu lassen. Da rauf erwicderte der Abgeordnete der Krupp'schcn Firma, daß sich das Haus Krupp unter keiner Bedingung zu einem solchen Zugeständniß verstehen und lieber keine einzige Kanone liefern, als das Geschäfts- geheimniß preisgcbcn werde. Man wunderte sich dabei weniger über die Antwort als über die Frage. Sehr bemerkenswerth ist ein neues Urthcil über Bazaine. Es ist in einem gründlichen Aufsatze der Zeitschrift für preußische Ge schichte von Droysen rc. (Maiheft 1874) ausgesprochen und lautet: Wir glauben, den Beweis geführt zu haben, daß die Verurtheilung des Marschall Bazaine keine ungerechte gewesen ist und nach den Kriegsgesctzen jeden Staates hätte erfolgen müssen. Der Marschall hat nicht einen einzigen wirklich ernsten Versuch zur Durchbrechung der deutschen Linien unternommen, er hat die Verthcidigung von An fang bis zu Ende ohne Energie und Intelligenz geführt und versäumt, vor Einleitung der Capitulation das Kriegsmaterial und die Fahnen zu vernichten und die Festungswerke in einen Trümmerhaufen zu ver wandeln. Seine Haltung war unentschlossen, seine halben Maßregeln Die Vergütungsgelder für die vorjährige Militär inquartierung können gegen Rückgabe der Billets in den Expeditions stunden erhoben werden. . TageSgcschichtc. Immer voller braust der Strom der Fcstbcrichte über die deutsche Sedaiifeier einher, keine Zeitung ist groß genug, um auch nur den kleinsten Theil dieses Stromes aufzunchmen, ste muffen sich m die frohe Arbeit theilen. Nicht nur im Norden, im ganzen Süden und Westen, in zahlreichen Städten und Orlen zum ersten Male, wurde der Sedantaq als wahres Volksfest gefeiert und hat stch als Natio- nalfesttag für immer fest eingebürgert — als Erinnenmg an den Geist der Tage von 1870 und als Gelöbniß für die deutsche Zukunft. Mit Freuden'ist zu erkennen, daß die Begeisterung für das gemein same Vaterland gesiegt hat über politische und kirchliche Parteiung, ja daß selbst die Versuche, den Parteigeist über die Vaterlandsliebe triumphiren zu lassen, selten waren. Es giebt nur einzelne Ausnah men und so wenige, daß wir sie der selbstgewählten Dunkelheit über antworten und sie ihrem Schattenlebcn überlassen. Berlin. Die Prov.-Corr." schreibt: Der Vertreter Spaniens beim deutschen Reiche, Graf Rascon, ist am 2. September von Sr. Maj. dem Kaiser in feierlicher Audiens empfangen worden, um sein Beglaubigungsschreiben als Vertreter des Chefs der Regierungsge- gewalt, des Marschalls Serrano, zu überreichen. Hiermit ist die An erkennung der gegenwärtigen Negierung Spantes Seitens des deutschen Reiches erfolgt. Die Neberreichung des Beglaubigungsschreibens des diesseitigen Vertreters in Madrid,'welche nur durch äußere Umstände verzögert worden ist, wird gleichzeitig mit dem Antritt des Gesandten von Oeüerreich-Ungarn erfolgen. Die Anerkennung der spanischen Regierung Seitens der übrigen Großmächte, mit Ausnahme Rußlands, wird in den nächste» Tagen in gleicher Weise stattfinden. Was Ruß land betrifft, so ist schon jetzt auf allen Seilen die Ueberzeugung entschieden zur Geltung gelangt, daß die hier und da gehegte Er wartung, durch die einstweilige Meinungsverschiedenheit in der Auf fassung der spanischen Zustände das herzliche Einvcrständniß zwischen der russischen und deutschen Negierung gestört zu sehen, auf einer vollständigen Verkennung der Verhältnisse beruht. Vo" Kurverwaltung werden jetzt täglich bedeu ¬ tende Quantitäten der neuen Reichsmünre in die Vrovinwn und an die betreffenden Regierungsknffc» der Einzclstaaten versendet, um denselben Münzsystems vom I. Januar 1875 ab zu erleichtern und möglich z„ machen. Besonders soll da rauf gesehen werden, daß die kleinere» Münrsorwnr,!-^ schwinde"" sobald als möglich aus den^Verl^ I zu den N"d, befinden sich auch zwei höhere französische Offiziere^als der französischen Negierung, was in militärischen Kreist lÄn Hs." ^".^7 da stch dieselbe seit Beendigung des Feldzuges von 1870 bei deutschen Manövern noch nicht wieder bat vertreten lassen Stadtkämmerer! Wilsdruff, Tharandt, Reffen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. — Dienstag, de» 8. September 1874. ' Bekanntmachung. — den S dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, sollen auf dem hiesigen Rathhause im Sessions- zwei -m'Mmg- Militär. Spanofuhren an dm MindM°rd-rndm v--g-bm w°rdm. WU-druss, am 7. S-pt-mb«- lS7^ d. / Ficker, Brgmstr.