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für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 79. Dienstag, den 12. October 1873. Bataillons - Befehl. Die diesjährige Herbst-Controlversammlung in dem Gerichtsamts- und Stadtbezirke Wilsdruff findet Mittwoch den 27. Oktober 1875 Nachmittags V42 Uhr statt und haben sich zu dieser Zeit sämmtliche Mannschaften des Bezirks pünktlich vor dem Gasthofe -zum goldenen Löwen zu gestellen. Meißen, am 30. September 1875. Königliches Landwehr-Bezirks-Commando» von Mandelsloh, Oberstlieutenant. Das 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1875 enthält: Nr. 71. Bekanntmachung, die von Deutschen in Italien und von Italienern in Deutschland zu schließenden Ehen betreffend; vom 9. August 1875. Nr. 72. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Erweiterung der Güterhaltestelle Limmritz betr.; vom 23. Aug. 1875 Nr. 73. Verordnung, eine Ergänzungswahl für die zweite Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 30. August 1r>75. Nr. 74. Bekanntmachung, die Bergütungssätze für geleisteten Vorspann betreffend; vom 2. September 1875. Nr. 75. Bekanntmachung, die Bewilligung der in der revidirten Leihbaus-Ordnung der Stadt Chemnitz enthaltenen Ausnahmen von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 10. September 1875. Nr. 76. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von 9 Millionen Mark betr.; vom 14. Sept. 1875. Nr. 77. Verordnung, das Ausschreiben der katholischen Kirchenanlage betreffend; vom 15. September 1875. Nr. 78. Verordnung, eine mit der Kaiserlich Königlich Oesterreichisch-Ungarischen Regierung wegen der Uebernahme Ausgewiesener abgeschlossene Uebereinkunft betreffend; vom 15. September 1875. Ne. 79. Verordnung, die am 1. December 1875 vorzunehmcnde Volks- und Gewerbezählung betreffend; vom 16. September 1875. Nr. 80. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betreffend- vom 24. Septeniber 1875. ' Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt in hiesiger Rathsexpedition zar Einsicht aus. Wilsdruff, am 11. Oktober 1875. Der Stadtgemeinderat h. Ficker. Lhm. Tagesgeschichte. In einigen Blattern finden wir die Nachricht, daß dem sächs. Landtage bei seiner Eröffnung acht königliche Decrcle zugehen werden, unter denen sich eines wegen provisorischer Fortcrhebung der Steuern und Abgaben, jedoch keines über Eisenbahnangclegenheiten befindet. Man rechnet auf eine kaum die Däner von 14 Tage überschreitende Vorscssion. In Dresden traf am Sonntag Mittag aus Berlin folgendes Telegramm ein: „Soeben ist in dem, mit einem Aufwand von mehreren Mllioncn Thalern an der Ecke des Ziethen- und Wilhelm-Platzes neu erbauten Hotel „Kaiserhos" ein großes Feuer ausgebrochen. Der Dachstuhl steht in vollen Flammen." —' Ein weiteres Telegramm von 4 Uhr Nachmittags meldet: Das Hotel ist von dem um 11 U. aus gebrochenen Feuer größtentheils verzehrt, Schaden bedeutend. Zur Lage von Bayern wird dem „Nürnberger Korrespondenten" aus München, 4. Oct. geschrieben: „Die Lage scheint sich zu klären — die Entscheidung wird erfolgen, bevor die nächste Woche verflossen ist. Die Adresse ist der Regierung in hohem Grade unerwünscht. Da die „patriotische" Partei durchaus fest entschlossen und einig ist, erwiesen sich alle Bestrebungen, die Adresse hintanzuhalten, als frucht los; auf den Abfall eines Mitgliedes dcr Fraction ist nicht zu hoffen, und ebensowenig läßt sich bei den dermaligen persönlichen Gesuno- heitsderhältnissen die Verminderung ihrer Zahl durch Krankheit in Aussicht nehmen. Somit wird die Adresse von der 79cr Mehrheit angenommen werden. Mit der Opferung eines Ministers wollen sich die Patrioten nicht begnügen. Wenn auch Das, was von der Soli darität der Minister behauptet wird, etwa nicht ganz stichhaltig sein sollte, so betrachten doch die 79 die Minister als solidarisch haftbar. Man darf sicher annehmen, daß die Adresse das entschiedenste Miß trauensvotum gegen das Gesammtministerium enthalten wird. An gesichts dessen ist die Nachricht nicht unwahrscheinlich, das Ministerium sei nunmehr der Ansicht, es bleibe nur eine Alternative: Demission oder Kammerauflösung." Die „Volkszeitung" fragt: Wohin ist unser deutscher Wohlstand gekommen? und antwortet: Das verwirthschastete Kapital ist nicht aus der Welt verschwunden, sondern liegt zum Theil in der Hand der Gründer und zum andern Theil ist es durch die Masse der Tagelöhner im Tagesbevürfniß aufgegangen. Verloren hat es nur der Mittelstand. Mit diesem Leiden des Mittelstandes hängt aber auch das Leiden der Industrie und der Fabrikation zusammen. „Die Millionäre, sagt die V.-Z., legen ihr Geld in auswärtigen Papieren an und denken nicht daran, die kranke Judustrie zu stützen. Die Tag löhner haben ihr größeres Einkommen ausgegeben und die Summen verstreut; der natürliche gesunde Zustand ist gestört." Es wird da raus der Schluß gezogen, daß die kommenden Jahre sich nur sehr langsam zur natürlichen Höhe wieder erheben werden. Die darnieder liegenden Geschäfte werden sich erst wieder beleben, wenn der fleißige Mittelstand durch Entbehrung und Versagung seine Capitalien wieder gesammelt haben wird. Baden. Vor das Schwurgericht in Constanz sind diesmal nicht weniger als 4 katholische Geistliche verwiesen. Der erste derselben, Pfarrer Neugart von Singen, wurde zu 6 Monaten Gefängniß vcr- urtheilt. Derselbe hatte in einer Predigt am 2. Mai den Ausspruch gethan, durch Messe der Altkatholiken werde das heil. Opfer auf Golgatha entweiht oder geschändet. In einer zweiten Predigt am 23. Mai forderte er auf, die Altkatholiken als Brandstifter zu be handeln, die man unschädlich mache und in's Feuer werfe. Das Hin- und Her-Fuchteln mit dem Säbel in Serbien war wirklich eine Gefahr für den Frieden geworden, denn die Türke» sind kitzliche Leute. Niemand wußte, ob Minister Ristilsch Krieg oder Frieden mit den Türken haben wollte. Da sagten die Großmächte zum Fürsten Milan: „Anton, steck' den Degen ein!" Und er steck e ihn ein; denn sie hatten ihm zugcflüstert: Wir verbürgen Dir weder Thron noch Land, wenn Du nicht gehorchst. Der Fürst ging nun „eigenhändig? in die Skuptschtina oder Nationalversammlung un'v sagte ihr, wie. .es stand. Sofort wurde der Minister Risiitsch entlassen und die Friedens» sahne aufgehißt. Und die Großmächte haben nun Zeit auch mit dem