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Nossen, Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag lind Freitag. Siebenlehn und die Umgegenden AbonncmcntsprelS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet W Ps. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wvchentltch 2 Mal (DieNktag und Freita Abonnemcntspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmonnschoft zn Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Nr. 87. Dienstag, den 26. Octoder 1880. In der Nacht vom 2. zum 3. d. M. ist eine dem Rittergutspachter Horst in Rothschönberg gehörige, über eine Grummetfeime am Wege zwischen Elgersdorf und Rothschönberg gedeckt gewesene, 9 Meter im Geviert haltende Plane von starkem weißlichgrauen Segeltuch, an allen vier Ecken mit „Rittergut Rothschönberg" gezeichnet, au den vier Rändern die Worte,/I'räukuer L Türker" enthaltend, ca. 75 Kilogramm schwer im Werthe von 165 M. spur- und verdachtlos gestohlen worden. Solches wird behufs Ermittelung der Thater und event. Wiedererlangung des Gestohlenen mit dcm Bemerken andurch bekannt ge macht, daß der Verletzte, Herr Horst, demjenigen, der die Thater oder einen derselben so zur Anzeige bringt, daß deren gerichtliche Bestrafung erfolgt, eine Belohnung von Zwanzig Mark zugesichcrt hat. Wilsdruff, am 21. October 1880. Der Königliche Amtsanwalt. Friedrich, Rfdr. Kaiser Wilhelm in Fraukfurt a. M. Zum zweiten Male seit zwei Jahren hat die alte Kaiser- und Krönungsstadt Frankfurt a. M. den deutschen Kaiser in ihren Mauern festlich empfangen und mit allseitiger Begeisterung begrüßt. Die Er öffnung des neuen städtischen Opernhauses mit feinen glänzenden, wahr haft fürstlich ausgestatteten Räumen bildete die Veranlassung der Ein ladung, welche vom Kaiser selbst bei seinem Frühjahrsaufenthalte in Wiesbaden gewünscht worden war. Die tiefere Ursache war jedoch der in den weitesten Kreffen gelhellte Wunsch, die Aussöhnung der vormals freien Stadt Frankfurt, welche seit 1866 viel gewonnen, aber auch sehr viel verloren halte, mit dem neuen preußischen Staatsver band wiederum öffentlich zu bezeugen. Dieser Bedeutung der Einla dung entsprechend, welche namentlich der bewährte und allgemein be- steble neue Oberbürgermeister Ur. Miquel vertrat, brachte der Kaiser am 20. Octobcr auf seiner Heimreise von Baden-Baden auch den Kronprinzen und die Kronprinzessin, sowie den von seiner Weltreise znrückgekehrten Prinzen Heinrich (den künftigen Oberbefehlshaber der deutschen Flotte) nach Frankfnrt mit. Nach den glänzenden Huldig ungen in Eöln mochte es schwer scheinen, dem Kaiser etwas Pienes und Anziehendes darzubieten; aber Frankfurt, das reiche patriotische Fraukfurt, steht nicht zurück, wenn es gilt, die Liebe für Kaiser und Reich, die Anhänglichkeit an die erhabenen, höchsten Vertreter des na tionalen Gedankens, an den Kaiser und den Kronprinzen des deutschen Reiches zu beweisen. Zum ersten Male seit l866 traf der Kaiser mit Sohn und Enkel gleichzeitig zum Besuche der alten Kaiserstadt ein und der Bedeutung dieser, weit über den Anlaß der Eröffnung eines neuen Kunsttempels hinaus reichenden Thatsache war die gesammte Bevöl kerung Frankiurt's sich vollbewußt. Nm 3 Uhr Nachmittags traf am 20. Octobcr der Kaiser mildem Kronprinzen, der Kronprinzessin und dem jungen Prinzen Heinrich von Preußen nebst etwa 15 Herren im Gefolge auf dem reich bekränzten Main-Neckar-Bahnhofe ein und fuhr nach begeisterten Empfang durch die" überall beflaggten Straßen des Westendes zum neuen großen Pano rama der Schlacht von Sedan, an deren Eingang ihn nahezu 1000 Mitglieder der Kriegervereine erwarteten. Schon aus der Fahrt da hin hatte der Kaiser Gelegenheit, durch den Anblick der ncnerbauten zu Ostern 1881 fertig zu stellenden Wöhler- und Handelsschule (des fünften Prachtbaues für Schulzwecke, welchen seit 10 Jahren die opferfreudige Stadt außer der Adlerflychtschule, Klingerschule, Souchay- Schule und Muster-Schule aus eigenen Mitteln errichtet hat) auf die Leistungen der Stadt Frankfurt für die Zwecke des Unterrichts und der Zukunft ihrer Jugend aufmerksam gemacht zu werden. Nach bei nahe einstündiger Besichtigung des prachtvollen Panoramas, dessen Anblick den Kaiser aufs höchste erfreute und tief bewegte, wurde der an dem Brande des Palmenhauses in schönerer Form ncuerstandene Prachtbau des Gefellschafts- und Palmenhauses im Palmeugarten be sucht und alsdann erst durch einen am Götheplatz zum Abschluß der Bockenheimer Straße errichteten Triumphbogen, am neuen Theater vorüber, in das kaiserliche Absteige-Quartier auf der Zeil, in das Oberpostdirectiousgebäude unter allgemeinen Zurufen der freudig be wegten, tansendköpfigen Menge gefahren. Wiederholt zeigte sich dann der hohe Herr mit Sohn und Enkel dem stürmisch verlangenden Volke au? dem Balkon. Nach dem Diner im engeren Kreise erfolgte um Vi7 Uhr die kaiserliche Auffahrt durch den prachtvoll illuminirtcn Ehrenbogen und die hell strahlenden, bekränzten Straßen zum neuen Opernhause, in dessen marmvrgeschmücktem, großartigen Vestibül die Vorstellung des Stadtraths, der Stadtverordneten und des Verwal tungsraths des Theaters und alsdann das Geleite der hohen Gäste in die besonders hergerichtete von einer mächtigen Kaiserkrone über ragten Kaiserloge stattsand. Eine neue Festouvertnre vom Kapell meister Goltermann, dann ein anziehendes Festspiel vom Dichter Jor dan zu Frankfurt a/M., sowie die darauf folgende, in jeder Beziehung gelnuge Ausführung von Mozart's Don Juan weihte das dicht besetzte, glänzend erleuchtete Haus, seinem an der Frontspitze ausgedrttckten, hohen Zwecke, dem Wahren, Guten und Schönen! — Nach 10 Uhr Abends erfolgte die Rückfahrt unter bengalischer Beleuchtung aller von dem kaiserlichen Wagenzuge berührten Plätze. Am folgenden Morgen 9 Uhr reiste der Kaiser nach Schloß Philippsruhe bei Hanau zum Landgrafen von Hessen, und Abends nach Berlin weiter, der Kronprinz mit seiner Familie aber noch am Abend des 20. Octobcr nach Wies ¬ baden, sämmtlich hoch befriedigt von dem patriotischen Empfange der Stadt Frankfnrt. Tnflesfleschichlc. Der Kaiser hat Wiederholt feine hohe Befriedigung über den Verlauf des Kölner Dombaufestes ausgesprochen und erklärt, daß er die Eindrücke, welche die Kölner Festtage auf ihn gemacht, zu den schönsten Erinnerungen seines Lebens zähle. Den Werkleuten der Dombauhütte hat er durch den Dombaumeister Geh. Negierungsrath Boigtel 10,000 Mark übergeben lassen, von denen jeder Geselle 30 Mark erhalten hat; auch ist am 18. Oct. im Auftrage des Kaisers den Wertleuten ein Festessen veranstaltet worden. Die Zeitungen gehen hinter dem Cölncr Domfest her wie die Aehrcnlcser hinter den Schnittern. Die Zahl der telegraphischen Depeschen am 15. Oelober betrug 985 mit 55210 Worten; die Zahl der Gäste und Fremden am 16. Oelober 200 000. Der Reichsgerichtspräsident Simson aus Leipzig weilt augenblicklich in Berlin, wie man hört, in der Angelegenheit des irr Leipzig für das Reichsgericht auszuführenden monumentalen Baues. Durch das Entgegenkommen der sächsischen Staatsbehörden wie der städtischen Behörden soll übrigens diese Sachs bereits solche Förder ung erfahren haben, daß schon dem nächsten Reichstage eine ent sprechende Vorlage in Betreff der nothwendigen Kreditforderung wird gemacht werden können. Die neuesten Nüthe, die wir in unserem nichts weniger als rath- losen Deutschland (zunächst in Preußen) bekommen, sind die Eisen- bahnrüthe. Sie begutachten alleEisenbahnfragen und kommen jedes Vierteljahr einmal zusammen. Ani 26. d. M. feiert der Gcneralfeldmarschall Graf v. Molkte seinen 80. Gebunsmg und es werden ibm für diesen Tag von allen Seiten Ovationen vorbereitet. Es heißt, daß dem Generalseldmarschall eine besondere Auszeichnung seitens des Kaisers bevorsteht. Dem Wiener „Fremdenblatt" wird aus Pest, 15. October, berich- i tet: „Das Mißfallen, welches die seit einiger Zeit bei uns übliche ! Agitation gegen deutsches Wesen in den Kreisen des deutschen Auslan- ! des erregt, macht sich hier nachgerade bereits auf materiellem Gebiete ! fühlbar. Einer angesehenen Mühlensinna wurde gestern von einem ihrer bedeutendsten deutschen Abnehmern die Geschäftsverbindung mit ! der offenen Motivirung gekündigt, daß man bei obwaltenden Uniständen mit Ungarn kei^'Verbindung mehr wolle. Aehnliches stieß heute euiem hiesigen Hotelbesitzer zu. Zwei renommirteu Schriftstellern deutscher ! Zunge kündigten ihre Verleger in Deutschland die Verträge. Der Eine halte eine Biographie geschrieben, wohl das gediegenste, was über das Leben Deat's bisher erschienen und die bereits gedruckt ist. Der An dere war im Begriff, eine Serie von Essay's über Ungarn zu liefern. Der Verleger erklärte es für inopportun, heute etwas über Ungarn zu ediren und legte die Werke zurück." In einem Artikel über die griechische Frage sagt der „Pester Lloyd": Der Hauplpnukt, für welchen Europa sorgen zu müssen glaubte, war, daß sich die Thätigkeit des Hellenismus nicht überstürzte. Eine gewisse Befriedigung der griechischen Ansprüche war und ist nöthig. In Griechenland muß Beruhigung geschaffen werden, sollen die cönjervativen Grundgedanken des Berliner Vertrages zur Geltung kommen. Alles habe indeß Griechenland angewiesen, seine weitergehcn- den nationalen und politstchen Znknnftsfordernngen einfach zu ver tagen. Wenn Europa ein Interesse habe, Griechenland zu befriedigen, so habe es doch das ungleich größere Interesse, zu diesem Ziele auf friedlichem Wege zu gelangen. Cediredie Pforte jetzt Dnlcignv, fo werde man derselben zur Einlösung der griechischen Verpflichtungen eine billige Frist nicht versagen dürfen. Europa habe so wenig ein Engagement für die Durchführung der Berliner Konferenzbeschlüsse als s. Z. für die Kongreßbeschlüsse übernommen. Dasselbe werde sort- fahrcn können, Griechenland seine volle moralische Unterstützung zuzu wenden, ohne indeß dieses materiell unterstützen zu müssen. Gegen eine Versumpfung sei die griechische Frage durch den festen Untergrund gesichert, welcher derselben in den Konserenzbeschlüssen gegeben worden sei. Dies sei Alles, was für den Augenblick erforderlich wäre. Die „Agence Russe" hebt hervor, daß die Einigkeit der Mächte den Sultan auf den Weg der Konceffionen geführt hätte und daß demnach die schwebenden Fragen im Orient einer befriedigenden Lö sung entgegcngehcn dürsten. Die griechische Regierung werde