SIEBENUNDZWANZIGSTES CAPITEL. TROCKNEN DER PLATTEN. Sobald die Bromsilber-Gelatine auf den damit überzogenen Platten erstarrt ist, werden dieselben in Räumen getrocknet, worin staubfreie trockene Luft circulirt. Staubbildung, z. B. von wolligen Kleidern etc. ist sorgfältig zu vermeiden. Das Zimmer muss gänzlich zu verfinstern sein, weil selbst rubin- rothes Licht durch die stundenlange Einwirkung die Platten zum Ver schleiern bringt. Eerner soll das Local nicht feucht sein und womöglich eine (selbstverständlich lichtdichte) Ventilation haben, nicht nur damit der Aufenthalt daselbst angenehmer wird, sondern auch damit die feuchte Luft abziehen kann. Im Winter muss der Trockenraum heizbar sein (am besten ist Luft- oder Wasserheizung). Die Platten dürfen nicht in zu grosser Nähe eines Ofens stehen, wodurch die Schicht abschmelzen könnte. In Lumiere’s Fabrik wird die Luft diesen Räumen von aussen zugeführt, passirt eisgekühlte Kammern, wo sich die Feuchtigkeit con- densirt, und wird dann ganz mässig erwärmt (auf circa 20 Grad C.) in die Trockenkammern geleitet. 1 2 ) Besonders wichtig ist es, die Platten ohne Stockung zu trocknen. Langsam getrocknete Stellen markiren sich beim Entwickeln der Platten deutlich. 2) Beim Arbeiten im kleinen Maassstabe trocknet man die Platten entweder 1. freiwillig an der Luft oder 2. in Trockenschränken, 3. mittels Alkohol oder anderen wasseranziehenden Mitteln. Die erste Methode ist vorzuziehen, sobald man über eine entsprechende Localität verfügt, und wird in den Fabriken fast ausschliesslich verwendet. Das Trocknen der Gelatineplatten übt einen bedeutenden Einfluss auf den physikalischen Charakter der Gelatineschicht aus und dadurch wird das schliessliche photographische Resultat beeinflusst. 1) Eder, Phot. Corresp. 1901. S. 73. 2) Ueber die Nothwendigkeit, die Trockenplatten ohne Stockung zu trocknen, s. Belitski, Jahrbuch f. Phot. 1888. S. 220.