Einleitung. e geringer die kulturelle Entwickelung des Menschen und die Ausbildung seines Kunst sinnes, desto nothwendiger erscheint die An wendung der Farbe, um eine bildliche Darstellung ver ständlich zu machen, um Interesse für sie zu erwecken. Die Entscheidung, welche zwischen einem einfarbigen guten Bilde und einer minderwerthig ausgeführten Dar stellung in Farben getroffen wird, ist geradezu ein Prüf stein für den Kunstsinn und die Intelligenz des Be schauers; das grosse Publikum lässt sich fast immer durch den Reiz der Farbe bestechen, es zieht, wie die tägliche Erfahrung lehrt, die schlechte Chromolithographie der besten Photogravure vor und findet an kolorirten Holz schnitten und Stahlstichen Gefallen. Das Kind und der auf niederer. Kulturstufe stehende Mensch findet lediglich an der Farbe eines Bildes Ge fallen, sie wirkt als solche, ohne dass vielleicht der dar gestellte Gegenstand voll zum Bewusstsein gelangt; mit zunehmender geistiger Entwickelung spielt zwar die Farbe nicht mehr die erste Rolle, sie bleibt aber doch ein kaum zu entbehrendes Attribut des Begriffes »Bild«, und um bei einer monochromen Zeichnung den Mangel an Farbe nicht zu empfinden, ist eine schon hoch entwickelte Intelligenz erforderlich. Die Farbe verstärkt die Illusion fast ebenso, -wie die Plastik, und ihren belebenden Einfluss vermag besonders V. Hübl, Dreifarbondruck. 1