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Erscheint Dienstag, DonnerStaz u. Sonnabenö. AbonnementrpcetS einschließlich zwei tllustrierier «chi,eiligen Beilagen sowie eine« iNustrierten Witzblattes 1.SV Mk. ZeitnU sir NllkM^Seisersdors. Inserate kosten dir Spalten zeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswSrtige Inserenten IS Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 72. »««sprecherr Amt Leube» 2120 Donnerstag, den 2I. Juni 1911. Kern sprech er: Amt Leube« 2120 24. Jahrgang. — Alls eigenartige Weise kam in Mittweida b. Schwar zenberg der Fleischcrmeister Rich. May ums Leben. Als er im Eiskeller Fleisch abschnitt, löste sich das Fleischstück vom Haken und fiel auf ihn. Dabei traf das Messer den rechten Oberschenkel so unglücklich, daß die Schlagader durchschnitten wurde. Trotzdem ärztliche Hilfe schnell zur Stelle war, ist der Verletzte nach kurzer Zeit an Verblutung gestorben. — Ein schweres Unglück ereignete sich im Hause der bekannten Krcutzkammschen Konditorei in Dresden. Die dort seit Anfang März als Hausmädchen bedienstete 19 Jahre alte Olga Pappljtz aus KesseIsdorf wollte im Eisraum von einer Leiter aus die Fenster putzen. Dabei geriet sie mit den Haaren j,, die Transmission der Eismaschine, wodurch ihr die Kopfhaut bis zur Nasenwurzel vom Kopfe geriffelt wurde. B.uluberstrvmt stürzte das Mädchen zusammen. ist der Gärlnereibesitzer Carl Ernst Gabriel an den Folgen eines Unfalls im 61. Lebensjahre verstorben. G. rutschte in einem Versammlungs lokale auf dem parkettierten Boden aus und fiel auf einen Stuhl- Augenscheinlich infolge innerer Verletzungen verstarb er bereit- am späten Abend desselben Tages. — DaS Landgericht Dresden verurteilte den GlaS- fabrikdireklor Karl Wilhelm Robert Palm in Radeburg, der in einem gegen seine Ehefrau anhängigen Ehescheidungs- Kleine Notizen. — Vom Blitz getötet wurde am Sonntag, der 27 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers Kaspar Hübler beim Mähen einer Wiese bei Pulsnitz. Zwar legte > er vorsichtigerweise die Sense bei Seite, doch traf ihn trotz dem ein Blitzstrahl, der ihn augenblicklich lötete. — Zwei - Selbstmordversuche waren an einem Tage in Zittan zu ver zeichnen. Ein Geschäftsreisender aus Dresden versuchte in einem Gasthofe sich die Pulsadern zu durchschncidcn. Ec fügte sich aber nur leichtere Verletzungen zu. — Im Hause Mandaustraße 2 in Zittau schoß sich ein 23jähriger Maler aus Annaberg eine Kugel in die Brust und verletzte sich schwer. Bei dem Geschäftsreisenden, der verheiratet ist, sollen eheliche Differenzen, bei dem Maler ein sträfliches Liebesverhältnis die Ursache zur Tat siin. — Der Lasten weitgeher Ritter ist von München mit einem Zentner Malz auf dem Rücken nach Dresden unterwegs. Er wird von Nadfahrer-Staffellen kontrolliert und erhält (angeblich) 3000 Mark von einer Fabrik für Gesundheitsschuhe, auf denen er in 25 Tagen mit seiner Zentnerlast nach der HygicncauSstellung in Drrsden gehen soll. — In Sebnitz wurde die Ehefrau des Kutschers H. der dortigen Lampcn- fabrik aus dem Hmbodcn des Hintergebäudes erhängt aufgc- funden. Die Familie ist erst vor einer Woche von Leutersdorf her nach Sebnitz verzogen. Die Ehefrau hatte schon seit längerer Zeit Spuren von Schwermut erkennen lassen und Selbstmordgedanken geäußert. — Auf der Tannenstraße in Chemnitz stürzte ein 3 einhalbjähriger Knabe, der vermut lich beim HinauSsehen das Gleichgewicht verloren hatte, aus einem Fenster der im ersten Obergeschoß befindlichen elterlichen Wohnung in den Vorgarten und erlitt einen Schädelbruch, der seinen Tod zur Folge hatte. — Jin Belte erstickt ist das dreivierlel Jahre alte Kind deS Strumpfwirkers E. Schulze in Heinrichsort b. Zwickau. — Ertrunken aufgefunden wurde der hochbejahrte Berginvilid Wilhelm Behnert von Bielau b. Zwickau in einem Teiche auf Schönauer Flur. Er hatte seinen Soh» in Oelknitz i. E. besucht, war auf dem Heimwege in der Dunkel heit vermutlich fehlgelrete» und in den Teich gestürzt. — Eine „zusammennehmende" Hausfrau kaufte, so be richtet das „Meißner Tagebl.", auf Lem Wochenmarkte in Meißen einige Salalstaudcn und beanspruchte nach abge schlossenem Handel noch eine Zugabe. Da ihr diese verweigert wurde, bückte sich die Käuferin, um selbst noch eine Staude aus dem Korbe der Marktfrau an sich zu nehmen. Bei diesem Versuche rollten aus ihrem am Arme hängenden Marklkölbchen acht Stück Eier, deren Inhalt fiel durch die Sprossen eines nebenanstehenden TaubenbauerS in dessen nicht gerade appetit liches Innere. Beschämt und zornig zugleich verzichtete die FraU nunmehr auf die teuer gewordene Zugabe. — Oberstabsarzt z. D. Dr. Paul Hille in Oschatz wurde Von einem Radfahrer vor einigen Tagen angcfahren und er litt hierbei eine Gehirnerschütterung, an deren Folgen er nach träglich gestorben ist. — Ter in Döbeln beim 139. Infanterie-Regiment dienende Soldat Otto Neef, der in der Nacht des zweiten Weihnachtsfeiertages die 33 Jahre alte Bergmannsehefrau Leichsenring, mit der ec ein Liebesverhältnis unterhielt, erschoß und sich selbst schwer verfitzte, wurde jetzt vom Kriegsgericht in Leipzig wegen vorsätzlicher Tötung zu drei Jahren drei Monaten Gefängnis verurteilt. Dresden. 5 0 0 M ar k Be l oh nun g setzt die Staats anwaltschaft beim Landgericht Dresden für denjenigen aus, der solche Angaben zu machen im stände ist, daß dadurch die Ermittlung des Mörders des Droschkenkutschers Gustav Adolf Winkler gelingt, dec in der Nacht zum 15. Juni im Ostragehege von einem Fahrgaste erschossen und seiner Bar schaft beraubt worden ist. — Ein in der Pirnaische» Vorstadt wohnhafter älterer Kaufmann »ahm ein Quantum arsensauces Kali zu sich, um seinem Leben ei n E n d e zu b e r e i t e n. Sein Zustand ist bedenklich. Der Beweggrund zu seinem Vorhaben ist unbekannt. Ec wurde in die Heil- und Pflegeanstalt überführt. — Das Opfer einer Verwechslung wurde eine in der Gerbergasse No. 13 in Dresden wohnhafte SchubmacherSehe- § frau. Nachdem diese von ihrer in Dresden-Neustadt gelegenen § Arbeitsstätte hcimgekehrt war und mit ihrer Familie noch i Abendbrot gegessen hatte, wollte sie unter Verwendung einer! Säure, welche sie erst mitgebrachl hatte, noch eine Stube l scheuern. Infolge einer Verwechslung des auf dem Tische I stehenden Glases mit einem anderen trank sie von dieser l Säure, worauf Vergiftungserscheinungen eintraten, die ihren i > man das Mädchen tot antraf. Ein Herzschlag hatte während ' der Bades seinem Leben ein Ende bereitet. : — ZuderMordsachedeSDroschkenkutscherS > Winkler ist noch zu bemerken, daß sein geleertes Portemonnai in einer Wiese am Ausgang der Puschner Allee unweit der Marien brücke 4 Meter von der Straße gefunden worden ist. Demnach hat der Mörder, wie von Anfang an angenommen worden ist, das Gehege bei dec Brücke verlassen. Diese Annahme deckt sich mit der vom Polizeihunde ausgenommen«! Spur und mit den Aussagen der drei Frauen, die auf dem Wege nach dem Schlachthofe in der Mordnacht vor */, 2 Uhr einem Unbekannten, dessen Beschreibung auf den Täler paßt, in der Nähe der Brücke begegnet sind. Leider fehlt immer noch eine genauere Beschreibung deS Mörders. — Vermißt wird seit einigen Tagen der auS Cosse baude gebürtige, bei einem Gutsbesitzer in Stetzsch angestellte, 27 Jahre alte Schirrmeister Händel. — Ein großer, dem Schiffseigner Dreßler in Wehlen gehöriger Kahn erhielt bei der Gohliser Ueberfähre ein Leck und sank dicht unterhalb der Ziegelei Wildberg auf Grund. Der Kahn hatte in Dresden-Neustadt gegen 6000 Zentner Nutzholz vom Dampfsägewerk Grumbt verladen. Die gesamte Fracht muß umgeladcn werden. — In Schönau wurde der 57 Jahre alte Schlosser Nötzold aus Chemnitz an einer Kurve von einer in Fahrt befindlichen Straßenbahn geschleudert. Der Verunglückte erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, woran er gestorben ist. — Das preußische Herrenhaus hat mit 90 gegen 84 Stimmen das Feuer bestattungsgesetz angenommen. — In dem böhmischen Orte Kritz find 15 Gebäude niedergebrannt. — Ein B^techungSprozeß gegen 70 Angeklagte findet zurzeit vor dem Moskauer Müttärgericht statt- — In vielen Orlen des Kaukasus herrscht Schneefall. -- Bei dein Empfang des Königs Friedrich August am Vorplatze deS oberen Bahnhofes in Plauen am Sonnabend zog der König beim Abschreiteii der Front der ausgestellten Artilleristen auch einen ehemaligen Dresdner Kanonier, Friedr. Gust. Wagner, jetzt in Heinersdorf bei Bad Lausigk, ins Ge spräch. Der König sagte zu Wagner: „Wo haben Sie ge standen ?" — „Bei der ehemaligen 7. Batterie des Haupt manns von der Pforte im Feldzuge 1866", antwortete Wag ner. Der König antwortete: „Das freut mich, das ist schön." Dann wendete er sich an sein Gefolge und fügte hinzu: „Meine Herren, das ist der alte Kanonier, der bei meiner Geburt vor 46 Jahren mit Salut geschossen hat; sieht noch gesund und munter aus." — Die religiöse Erziehung von Kindern aus gemischten Ehen ist durch gesetzliche Vorschriften geregelt, die jedoch vielfach nicht beachtet werden. Eheliche Kinder, deren Vater dem evangelische», deren Mutter aber dem katholischen oder dem deutsch-katholischen Glaubensbekenntnisse, desgleichen Kinder, deren Vater dein katholischen oder deutsch-katholischen und deren Mutter dem evangelischen Glaubenbekenntnis zu getan ist, sind in dem Bekenntnisse des Vaters zu erziehen. Eine Abweichung von diesen Bestimmungen ist nur dann zu lässig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Lebensjahre der Kinder an GcrichtSstelle und ohne Beisein anderer Personen eine Uebereinkunfl vor dem Richter dahin zu Protokoll abge schlossen haben, daß ihre Kinder oder eines oder das andere von diesem in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen. Auf die religiöse Erziehung von Kindern, die zur Zeit einer solchen Veieiiibarung bereits das sechste Lebensjahr erfüllt haben, bleibt jedoch der Abschluß der Ucbereinkunst ohne Einfluß. Diese Bestimmungen finden nur auf sächsische Staatsangehörige Anwendung. Nichtsachsen brauchen also dann, wenn sie das Kind nicht in der Konfession des Vaters er ziehen lassen wollen, keinen gerichtlichen Vertrag abzuschließen. Sie können vielmehr durch formlose Erklärung bei der An meldung in der Schule, die später beim Schulamte unter Nachweis der Staatsangehörigkeit zu Protokoll zu bestätigen ist, die religiöse Erziehung ihrer Kinder bestimmen. — Die Handelskammer zu Nordhausen hat an den Deutschen HandelSlag eine Eingabe gerichtet, in der die Ein führung einer 13 Pfennig-Marke als zweckmäßig an gestrebt wird. Es heißt in der Eingabe: „Die Postverwaltung wird selbst zugeben müssen, daß Nachnahmedrucksachen tagtäg lich in ganz bedeutenden Mengen ausgeliefert werden und da her das Bedürfnis oder zuin mindesten die Zweckmäßigkeit der Einführung einer 13 Pfennig-Marke nicht von der Hand weisen können". Von einer Anzahl süddeutscher Firmen ist bereits früher eininal eine dahingehende Eingabe gemacht worden. — DieTalsperre der Stadt Plauen im Geigenbach tal i. V. ist dem Betrieb übergeben worden. — Dem Bergmann Wilking in Essen wurde wegen unschuldig verbüßter Strafe von 3 Jahren Zuchthaus eine Entschädigung von 4000 Mk. zuerkannt. Hur Nab una feru. Rabenau, den 21. Juni 1911- — Nach achtjähriger Pause gedenkt der KreiLverband „Plauenscher Grund" der ev a n g e l i s ch e n I ü n g l i n g s- vereine am nächsten Sonntag Nachmittag in Hains berg ein KceiSfest, bestehend aus Festgottesdienst, Feier auf dem Kirchplatze und Nachversammlung im Saale des Restau rants „Eiskeller", zu veranstalte». Der Kreisverband, dem die Jünglingsvereine von Deuben, Döhlen, Gittersee, Hains berg, Niederhäslich, Pesterwitz, Potschappel, Rabenau und Tharandt angehören, zählt nach der letzten Zusammenstellung 309 Mitglieder. — Die Pilzzeit hat wieder begonnen, also alle Achtung vor giftigen Gewächsen. Es ist ferner darauf hin zuweisen, daß man Pilze nicht mit der Wurzel herauSreißen, sondern nur abschneiven soll. — Die am Sonnabend stattgefundene Generalversamm lung der Baugenossenschaft DreSdcn-Land genehmigte einstimmig die Regularien. Die auSscheidenden Mitglieder des Aufsichlsrates, Geh. Kommerzienrat D i ele l - CoßmannSdorf, Kommerzienrat Kämpfe und Fabrikbesitzer Wolf, wurden wie dergewählt. — Der früher in Deube n tätige Pfarrer em. Pfeil starb im 89. Lebensjahre in Radeberg, wohin er nach dem Weißcritz-Hochwaffer 1897 von CoßmannSdorf verzogen ist. Damals verlor er Haus und Habe. Er war einer der drei ältesten Studenten, die zur Jubelfeier der Universität Leipzig am Festzuge teilnahmen. Pfeil war von 1863 ab Diakonus in Döhlen. Als 1869 für die damals noch zur Parochie Döhlen gehörigen Orte Deuben, Niederhäslich undSchweins- dors die neue Kirche in Deuben gebaut wurde, zog er als DiakonuS nach Deuben, und als 1874 diese Oetc eine eigene Parochie wurden, blieb er als deren Pfarrer bis 1895, wo er in Ruhestand trat. — Ein gutes Zeichen der Zeit ist's, daß in Sachsen an verschiedenen Orten die Gefängnisse nicht mehr voll werden. Zuerst trat 1905 ei» Stillstand ein. Damals zählte z. B. die Dresdner Kgl. Gefangenanstalt 700 G.fangene. Deshalb schritt man zum Bau einer neuen Anstall für 800 Insassen, da man auf eine Zeil rechnete mit 1500 Grfangenen. Allein es erfolgte ei» langsamer Rückgang auf jetzt 600 Ge fangene, sodaß man die Einziehung der alten Anstalt in Ec- Wägung gezogen hat. DaS Zuchthaus zu Waldheim hatte 1891 noch 1207 Personen aufzuwOsin, jetzt nur noch 634 einschließlich der Beamten. Die Frauenabteilung in Waldheim War mit 200—300 Züchtlingen besitzt, jetzt mit 80—90. In Bayern sind 2 Zuchthäuser eingezogen worden, in Preu ßen ebenfalls. Woher diese Erscheinung? Der Grund liegt in der milderen Judikatur. Dazu kommen aber noch drei andere Gründe: 1. die Besserung der wirtschaftlichen Lage, 2. der zunehmende Kampf gegen Alkoholmißbrauch, 3. die religiöse Bewegung im Volk, die man wesentlich den heftigen Angriffen auf das Christentum verdankt. — Im laufenden Sommersemester studieren in der Forst- akadcmie Tharandt 57 Reichsdeutsche und 37 Ausländer, insgesamt 94. — Erhängt aufgefunden wurde die seit ca. 5 Wochen vermißte, 62 Jahre alte Witwe Bomsdorf ans Wilsdruff in der Wernerschcn Waldparzelle. Die Frau war in BetheSda- Niederlößnitz untergebracht. Tod in kurzer Zeit herbeiführlen. — DaS 17jährige Stubenmädchen Minna Friedrich, das bei einer Familie in der Bayreuther Straße bedienstet —. ... ........ v-v -- - -v—o-o- -7->>v"".".v»-iwar, hatte im Grundstück seiner Herrschaft ein Bad genommen. Prozeß eine Zeugin zum Meineide verleitete, zu einem Jahre, Als sein langes Verbleiben im Bade ausfiel und auf Pochen Zuchthaus und drei Jahren Ehrenrechtsverlnst. keine Antwort erfolgte, wurde der Baderaum geöffnet, wo