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Wemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseiligen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1.S0 Mk. Zeitung fit Wrand, Seiseksduch Inserate kosten die Spalten zelle oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1S Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PublikaLionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 144. Fernsprecher: Amt Leube« 2180 Donnerstag, den 7. Dezember 1911. Fernsprecher: «mt Leube« 2120 Jahrgang. NeksnnKmsvkung, die Auslegung der Wählerliste für die Reichstags wahl betreffend. Die für die Stadt Rabenau und für das dem Reichs- tagswahtbezirke der Stadt zugewiesene Kgl. Forstrevier Rabe nau aufgestellte Wählerliste für die bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage liegt vom 14. Dezember 1911 ab acht Tage lang im hiesigen Bürgermeisteramt (Rathaus, 1 Treppe) zu Jedermanns Einsicht aus. Einsprachen gegen diese Liste sind binnen 8 Tagen nach Beginn der Auslegung, also bis zum 21. Dezember 1911 bei dem Unterzeichneten schriftlich oder zu Protokoll unter Bei fügung der etwaigen Beweismittel anzubringen. Rabenau, den 6. Dezember 1911. Der Bürgermeister. Aus Nab unü 7era. Rabenau, den 6. Dezember 1911. — Der vergangene Sonntag war für den Mitte l- elbeturngau ein großer Tag. Schon am Vormittag herrschte in der Turnhalle des Turnvereins zu Neu- und Antonstadt in Dresden ein reges Leben und Treiben. In 2 Slufen fand ein Gerätewettturnen statt, an dem sich gegen 130 Turner beteiligten. Erster Sieger wurde Stolzenwald vom Allg. T.-V. „Guls Muts" in DreSden-Stricßcn. Bald nach Beendigung oes Weltturnens nahm die Gauvorturner- stundc ihren Anfang. Die große Halle vermochte kaum die Zahl der erschienenen Vorturner zu fassen. Ueber 300 Turner führten unter der Leitung des Gauturnwarts Seminarober lehrer Wähmann zunächst eine Anzahl Freiübungen aus. Darauf folgte ein gemeinsames Barrenturnen. Den Schluß bildete ein Turnen an verschiedenen Geräten in 12 Riegen. Der Gauvorturnerstunde folgte eine Gaugescllige, die zu einer Hunderljahrseiec der Begründung des deutschen Turnens durch Friedrich Ludwig Jahn ausgestaltet war. Im Verlaufe des Abends fand auch die Verkündigung der Sieger vom Well- turnen am Vormittage statt. Der Turner Georg Günther (T.-V. „Vorwärts" - N a b en a u) erhielt einen 1. Preis (73 Punkte) in der Unterstufe. Nach Beendigung der Sieger- Verkündigung ehrte und dankte die gesamte Gauvorlurnerschaft Gauturnwart Wähmann anläßlich seiner zehnjährigen Tätig keit als Gauturnwart im Milteielbegau durch Ueberreichung eines kostbaren Geschenkes. Mit der glänzend verlaufenen Jahnfeier fand der Tag an dem der Mittelelbeturngau seine Getreuen zur letzten gemeinsamen Arbeit in diesem Jahre zu sammengerufen hatte, einen hochbefriedigenden Abschluß. — Nachdem wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit mit dem Mauern an der Sperrmauer der Talsperre Malter aufgehört worden ist, wird die gesamte Baugrube unter Wasser gesetzt. Man verhindert damit ein Ausfrieren des Mauerwerks. — Vor einigen Tagen war der Chauffeur Max Friedrich Scheffler aus Arnsberg nachts bei einem Einbrüche in Roch witz bei Dresden überrascht und daraufhin von dem Land- gendarmen fest genommen worden. Die Art und Weise, wie er den Einbruch bewerkstelligt hatte, ließ darauf schließen, daß er auch der Täter einer ganzen Anzahl ähnlich aus- gesührter Einbrüche sei, über die die Landeskriminalpolizei Er örterungen «»gestellt hatte. Den Kriminalbrigaden Dresden und Freiberg war es möglich gewesen, in vielen Fällen am jeweiligen Tatorte eine Sicherung der Tatspuren vorzunehmen. Lediglich dadurch konnte von dem Erkennungsdienste der Kgl. Polizeidirektion Dresden dem Scheffler trotz feines fortgesetzten, hartnäckigen Leugnens, das er auch heute noch nicht auf- gegeben hat, die Täterschaft folgender Einbrüche nachgewiesen werden: Am 24. August d. I. in Rippien, am 5. u. 16. September in Maxen (Finkenfang), am 8. September in Großölsa, am 14. Sept, in Seyde betKreischa, am 15. Sept, in Golberode, am 19. Sept, in Gommern, am 26. Okt. in DiPPoldiswalde (Steinbruch) usw. — Im sächs. Landtage stand am Mittwoch die konser vative Interpellation betr. die Maul- und Klauenseuche zur Beratung. — Im Angermannnschen Gasthof zu Döhlen fand die Generalversammlung des Konsumvereins für Pot- schappel und Umgegend statt. Nach Erstattung des Geschäfts berichts mußte stottert werden, daß der Verein in den letzten Jahren etwas zurückzegangen war, aber in letzter Zeit hätten sich die Verhältnisse wieder gebessert. Dies könne man daraus ersehen, daß der Warenumsatz im letzten Vierteljahre 463 113,72 Mark betrug (mehr gegen den gleichen Zeitraum im Vorjahr 77 503,97 Maik). Der Gesamtwarenumsatz betrug in den fünfviertel Jahren 2 234 905,39 Mark (in dem gleichen Zeit raum des Vorjahres 2 060 944.31 Mark), mithin ein mehr von 173 961,08 Mark. Hierauf wurde noch die Gründung und Entwicklung des Vereins den Anwesenden vor Augen ge führt und u. a. milgetült, daß der Verein von 131 Mitgliedern gegründet wurde und gegenwärtig 4969 Mitglieder zählt. Die Dividende beträgt auch diesmal 8 Proz. Zur Verteilung gelangen 179,819,60 Mark. — Die Bürgerschule in D i p p o ldi s w a l d e, der als Leiter Schuldirektor Ernst Ebert vorsteht, ist durch einen nicht unbedeut'nden Anbau erweitert worden. Dieses für die Stadt wichtige Ereignis wurde durch einen Festaktus, bevor die ansprechenden Räume ihrer Bestimmung übergeben wurden, besonders gewürdigt. Es sind einige Klassenzimmer für den allgemeinen Unterricht, sowie für Zeichen und Nadelarbeits- unterricht gewonnen worden. Die innere Ausstattung ist nach moderner, hygienischer Art erfolgt. — Kleine Notizen. In Breslau wurde die Tochter Erika der Familie Hamann von dem 15jährigen Diener Erich Brenner im Schlafe ermordet. — Unter den Post- und Telegraphen-Beamten Londons droht ein Generalstreik aus zubrechen. — Beim Reparieren eines Drahtseiles verunglückte in Oberrothenbach der 36 Jahre alte Fritz Haustein. Ihm sprang das Seil so heftig an den Kopf, daß der Tod alsbald eintrat. — In Königin Hof a. E. wurde eine Verbrecherbande, be stehend aus 17 Burschen, darunter Gymnasiasten, verhaftet, die durch Drohbriefe von Industriellen Geld erpreßten. Bei der Bande wurde ein ganzes Lager Mordwelkzeuge gefunden. — Im Arbeiter-Konsumverein m Horitz brachen nachts Diebe ein. Als die Wache mit den Konsumvereinsangestellten den Einbrechern entgegentrat, wehrten sich diese durch Revolver- fchüsse, wobei der Verwaltungsrat des Konsumvereins, der Werkmeister Riba, von drei Kugeln getroffen und getötet wurde. — Eine jugendliche Räuberbande ist in Bautzen von der Polizei ermittelt worden. Es handelt sich um ca. 30 Schulknaben im Alter von 12 bis 14 Jahren, die gemein schaftlich Diebstähle ausführlen und sich den Namen „Stemm klub Neptun" zugelegt hatten. — Eine originelle Bekanntmachung findet sich im Dresdner Natsdlatte unter den amtlichen Anzeigen des Kgl. Amtsgerichts. Es heißt da unter den Eintragungen in das Handelsregister: „Auf Blatt 1281, betreff nd die offene Handelsgesellschaft Harnapp u. Co. in Dresden: Der Gesell schafter Tischler Karl Friedrich Müller ist ausgeschiedcn. An seiner Stelle ist das Stubenmädchen Marie Bernhard in Dresden in die Gesellschaft eingetrelen. Sie ist von der Ver tretung der Gesellschaft ausgeschlossen." — Das Stubenmäd chen als Gesellschafter ist eine neue Phase in der Entwicklung des modernen Geschästslebens. — Einen Racheakt beging ein in Ebelings Restaurant in Buchholz beschäftigtes Dienstmädchen. Einer Unredlichkeit wegen war dem Mädchen die Stellung gekündigt worden. Aus Rache darüber Halle sie das Besitztum in Brand gesteckt. Das Feuer konnte im Entstehen gelöscht werden. — Die nach dem Brande in der Kaserne in Leipzig vorläufig festgenommenen Kammerunteroffiziere sind nach ein gehender Vernehmung sämtlich wieder frei gelassen worden. Der Brandschaden beträgt 600 000 Mark. — Zu einer sehr erregten Szene kam es in einer Verhandlung, die vor dem Schwurgericht in Leipzig gegen eine Frau Bernstein wegen Meineids geführt wurde. Im Vergangenen Sommer wurden die Mitglieder einer gefährlichen Einbrecherbande, die monatelang Leipzig und Umgegend un sicher gemacht hatte, vom Landgericht zu langjährigen Zucht hausstrafen verurteilt, darunter der Rädelsführer Maler Schönemey-r zu 10 Jahren Zuchthaus. Frau Bernstein, in deren Wohnung die Diebesgesellen öfters zur Besprechung ihrer Raubzüge zusammengekommen waren, hatte als Z ugin vor dem Landgericht beschworen, daß sie von den Unterhaltungen nichts gehört habe. In der jetzigen Schwurgerichtsverhandlung wurde nun auch Schönenuyw als Zuge in den Saal geführt, er war schwer gefessM- Kaum hatte der Vorsitzende nach seinem Namen gefragt, da begann Schönemey w zu wüten und zu toben er schrie wie ein Besessener, die Richter seien Lumpen und Spitzbuben und der Staatsanwalt fei ein Mörder der ihn schuldlos ins Zuchthaus gebracht habe. Dabei riß er mit aller Kraft an seinen Fesseln, Schaum trat ihm vor den Mund, und zwei Gerichtsdienern und zwei Schutzleuten gelang es nur mit größter Mühe, den rabiaten Menschen hinaus und in die Z lle zu transportieren. — Am Sonntag mittag wurde, wie schon gemeldet, der Hofmeister Tauer vom N'ttergut Breitenfeldt bei Leipzig im dortigen Tannenwalde erschossen aufgefundcn. Es besteht der dringende Verdacht, daß der Tote ein Opfer von Wildern geworden ist. Die vorläufige Untersuchung ergab folgenden Tatbestand. Der Tote lag mit dem Gesicht zur Erde gekehrt am Waldboden, von einem Schüsse geiölet, der mitten durch das Herz gegangen war. Der Tod muß in der Nacht ein- getrelen sein. Die Rechte umspannte den R volver, aus dem zwei Schüsse abgefeuert waren, die übrigen Patronen bffanden sich noch unversehrt iu der Trommel. Wiewohl eS nicht ganz ausgeschlossen ist, daß Tauer das Opfer eines Unfalles wurde, indem er über eine Baumwurzel stolpernd, von der losgehenden Waffe den tödlichen Schuß erhielt, neigt man vorläufig doch der Ansicht zu, daß der Tote von Wilddieben erschossen worden ist- Auf die sofort erstattete Meldung wurden sogleich die nötigen Maßregeln von der Sicherheitsbehörde getroffen. Vom Polizeiamt der Stadt Leipzig wurde sofort ein Polizeihund an den Fundort des Toten geführt. Durch die vielen Menschen, die an den Platz geeilt waren, sowie durch die Feuchtigkeit des mit Laub und Nadeln bedeckten Bodens wurde dessen Arbeit allerdings sehr erschwert. Der Hund soll eine Spur gefunden haben, die nach Lützschena» führt. — Durch Erhängen entleibte sich in Etzdorf bei Roß wein der verheiratete Slellmachermeister Tschorn. Dresden — Im Volkshause trank ein 35 Jahre alter Mann aus einer Flasche Lysol und wurde schwer krank ins Friedichsstädter Krankenhaus gebracht, wo er noch am selben Abend verstarb. In dem Lebensmüden wurde der Metall arbeiter Groß aus Blasewitz festgestellt. — Prinzessin Mathilde wurde bei einem Spaziergange in der Nähe des Nesidenzschlosses von einem angetrunkenen Menschen mit gemeinen Redensarten belästigt. Ec wurde ver haftet und als der 48jährige Arbeiter Viehweg ermittelt. — In Dresden hat sich ein Ortsausschuß für Professor Dr. Mammen als NeichStagswahlkandidaten im 6. Reichstagswahlkreise gebildet. Zum Leiter des Ortsausschusses wählte man Sauitätsrat Dr. Findeisen, zu seinem Stellver treter Schuldirektor Ewald Schmidt. Man beschloß, am 15. Dezember im „Westendschlößchen" mit Professor Dr. Mammen als Redner eine Versammlung sür nationale Wähler an- zusetzen. — InCallnberg verstarb der Geschästsagent Fried rich Hermann Bickhorn im 71. Lebensjahre, Ihm folgte tags darauf sein Stiefbruder Johann August Staudte dortselbst im Tode nach. Letzterer hatte ein Alter von ziemlich 80 Jahren erreicht. Beide hatten das Tischlerhandwerk erlernt, beide wohnten stets in einem Hause beisammen und beide wurden nun gemeinsam zur ewigen Ruhe bestattet- Leider war beiden auch ein langes schweres Krankenlager beschieden. — Ein lief bedauerlicher Unglücksfall trug sich in Au e i. V. zu- Dort wollte ein etwa 5 Jahre alter Knabe unter einem Wagen hindurchkciechen, der vor einem Hause stand. Plötzlich zogen die Pferde noch einmal an und das Kind wurde dabei so schwer verletzt, daß es kurz darauf verschied. Den tiefbetrübten Eltern wendet sich die herzlichste Teilnahme zu- — Der „Neichsanzeiger", meldet, daß dem Fregatten kapitän Löhlein vom Rüchsmarinramt, bisher Kommandant S. M. kleinen Kreuzers „Berlin", der Rote Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife und der Königlichen Krone verliehen worden ist. — Der Reichstag wurde am Dienstag geschlossen. Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg verteidigte noch einmal in eingehenden Darlegungen die Haltung der Regierung während der Marokkoverhandlungen. — Eine reizende leicht spielbare Gavotte „Meißner Porzella n" ist soeben im Musikalien-Verlag I. G. Seeling, Dresden-Nenstadt, Obergraben 8 erschienen und für Klavier oder Zither oder Orchester auch durch jede Buch- oder Musikalienhandlung zu beziehen. Liebhaber gefälliger Salon musik werden auf diese hübsche Gavotte aufmerksam gemacht. — Die unter dem hochklingenden Titel „Vereinigte Buch- u- Kunstdruckerei Franz Jaensch u- Sohn G. m. b. H." in Colditz bestehende Buchdrucker« ist in Konkurs verfallen. Der Zusammenbruch dieser Firma, die Drucksachen noch weit unter Schleuderpreisen lieferte, beweist von neuem, daß ein mal die an zeitgemäß eingerichtete Buchdruckereien heute gestellten Anforderungen ganz bedeutende sind, und daß zum andern die sogenannten „billigen Leute" im Erwerbsleben nur immer sich selbst zugrunde richten. — Rührend ist der Anblick unserer 400 kleinen Krüppel. In 9 Pflegehäuseru gelähmte, bucklige, verwachsene, verkrümmte, hinkende, rutschende, füßelose, händelose, tuber kulöse voll Wunden, idiotische, manche blind, blöd, taubstumm und gelähmt zügle ch. Kinder jeden Alters, von überall, ohne Rücksicht auf Heimat und Religion, ganz unentgeltlich ver pflegt, unterrichlet, später in Handwerken ausgebildet, haben hier Heimat, Linderung resp. Heilung. Dies Jahr schon 90 operiert und geheilt. Wer möchte diesen jammervollen Kind- lcin gütig und mild sein? Ach, bitte, bitte! Teure Zeit. Hilfe not. Geringster Liebesgabe folgt innigster Dank und Segens wunsch. Krüppelheim Angerburg, Ostpr. Braun, Sup. Saubkngkkallkne Lxemplai*« WK- vvn IG»*. 143 evorä rurüelr^slraukt Nxp. ä. „ÜLldvNkMöl' ^N 261^60",