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Wenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstax u. Sonnabend, «bonnementspceis einschließlich zwei illustrierter achiseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Ml. Zeilnng D tzharaud) Seisersdüks. Inserate kosten die Spalten zeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1S Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Odernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, CoßmannSdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 122. K-r»fp--ch--r «mt Deuben 2120 Dienstag, den 17. Oktober 1911. Kernsprecher: «mt Deuben 2120 Jahrgang. Von dem Berichte über die Verwaltung und den Betrieb des Elektrizitätswerkes für den Plauenschen Grund im Rechnungsjahre 1909/10 können Truckexemplare bei den Herren Bürgermeistern zu Rabenau und Tharandt, den Herren Gemeindevorständen zu Potschappel, Niederhäslich, Hainsberg, Somsdorf und Coßmannsdorf,^ ingleicheu auf dem Rathause und an der Geschäftsstelle der Betriebs-Leitung des Elektrizitätswerkes in Deuben, solange der Vorrat reicht, bezogen werden. Deuben, am 13. Oktober 1911, Der Verwaltuugsrat des Elektrizitätswerkes für den Plauenschen Grund in Deuben: Gemeindevorstand Nudelt, Vorsitzender. Hur Nab «na fern. Rabenau, den 16. Oktober 1911- — Welche Steigerung die Steuern im König reiche Sachsen erfahren haben, zeigt folgende Statistik. Der gesamte tatsächliche Ertrag der direkten Steuern ist von 38 515 701 M. ün Jahre 1895 auf 81983 890 M. im Jahre 1910 gestiegen, das heißt um mehr als 100 Prozent. An indirekten Steuern wurden 1910 insgesamt 122 579 328 M. eingenommen. 15 Jahre vorher waren es nur 55 465 805 Mark gewesen, also auch hier ist eine Verdoppelung einge treten. Im ganzen wurden 2044/-- Millionen Mark einge nommen. Da Sachsen 4 750000 Einwohner hat, entfällt auf jeden im Durchschnitt ein Betrag von 43 M-, auf eine Familie von 5 Personen also jährlich 215 M. — Wir versäumen nicht, nochmals auf das heute Diens tag dm 17. Oktober auf der König Albert-Höhe stallfindende große Monstre-Konzerl hinzuweisen. Es wäre wün schenswert, wenn die Schützengesellschast durch recht zahlreichen Besuch ermutigt würde, auch fernerhin derart seltene Genüsse zu bieten. Der dem Konzert folgende Ball wird sicher bei Alt und Jung Anklang finden, denn die Musik hierzu wird von 20 Mann gespielt. — Dec Maschinenarbeiler Hermann Bruno W. und besten Frau Marie Helene in Rabenau haben sich wegen Beleidigung vo: dem Schöffengericht Tharandt zu verant worten, die sie etwa Anfang Juli dieses Jahres anläßlich des Streikes der Holzarbeiter in Rabenau auf der Straße Rabenau- Kleinölsa gegen einen Arbeitswilligen auSgeswßm haben sollen. Auf Grund der beeideten Aussage des Beleidigten erachtet das Gericht die Schuld der Angeklagten als erwiesen und verurteilt den Angeklagten W. zu 20 M. und die Angeklagte W. zu 10 Mark Geldstrafe, auch spricht eS dem Beleidigten die Befugnis zu, daS Urteil durch Aushang im Nathause zu Rabenau öffentlich bekannlzugeben. — Zu der Anzahl der Hausanschlüste sind beim Elektri zitätswerk Deuben im Jahre 1909/10 351 zugekommen (gegen 132 j. V ) Am Schluffe des Jahres 1910 befinden sich an das Elektrizitätswelk angeschloffen 2132 Grundstücke — ein schließlich 107 ü, Pen Gemeinden Groß- und Kleinölsa — (gegen 1822 i. V.) mittels 2344 Anschlußleitungen. Der Wert der Hausanschlüsse beträgt nach erfolgter Abschreibung von 5 Proz. (gegen 2 P-.oz. i. V.) mit 3049.69 Mk.zu Jahres- schluß 57 944.07 Mk. — Die Anzahl der Elektromotoren Hal sich im gleichen Zeitraum infolge der Anschlnßbewegung von 3l2 Stück mit 1360,95 PS. auf 420 Stück mit 1759,99 Stück erhöht. Von diesen sind 47 Elektromolore mit 185,33 PS. Eigentum des Werkes, von welchen wiederum 40 Stück Mit 153,83 PS- den Konsumenten gegen planmäßige Tilgung überlasten sind. — Aus dec Straßenbeleuchtung wurde eine Einnahme von 32 141 76 Mk. erzielt. Zu den Stromabgaben haben u. a. bcigetragen: Deuben 8268,81 M., Potschappel ("/« Jahr) 8759,57 M., Rabenau 2749.86, Tharandt 3997,59 M-, Niederhäslich 1980 M., Hainsberg 1723,84 M., Somsdorf 648,67 M., Obernaundorf 400 M., Eckersdors 20 M. Die Einnahmen für elektrische Energie, ohne Unter schied der Verwendungsart, betrugen im Berichtsjahre 389143,97 M. (gegen 360 279,52 M. i. V.) — Durch verbotwidliges Handieren mit einer Schußwaffe hat sich am Sonntag nachmittag in P o t s ch a P P e l em trauriger Unglücks fall zugctragen. Daselbst wurde von dem ungefähr 20 Juhre alten Sohne des Spediteurs G. Döring aus Unvorsichtigkeit mit einem Revolver der Hilfs lehrer Breitfeld erschossen. Döring wurde vorläufig in Haft genommen. Das Unglück hat sich im Beisein der Ver lobten des Lehrers, der Tochter des Restaurateurs Skate, zu getragen. Breitfeld war an der Schule in Potschappel tätig — Angesichts der eingetretenen Verteuerung fast aller Lebensmittel, sowie der Wohnungsmieten und sonstigen Bedarfsgegenständen hat die Königlich Sächsische Slaalsbahn- verwaltung ihren Arbeitern eine allgemeine Lohnerhöhung von 20 Pfg. für den Tag bewilligt, die bereits mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. in Kraft tritt. Auch die Bezüge der Eisenbahngehilfen haben vom gleichen Zeitpunkte an eine Erhöhung um teils 10 Mark, teils 5 Mark monatlich er fahren. Auch tritt eine Erweiterung des Erholungsurlaubs ein. — Die Bergarbeiter des Zauckeroder Stein kohlenwerkes beschlossen, das Finanzministerium um 20 Proz. Lohnerhöhung und bessere Ausgleichung der Löhne zu ersuchen, ferner um Herabsetzung der Dienstzeit bei Beförderung in höhere Arbeiterklassen und Erholungsurlaub (mit 5 Jahren Dienstzeit 3 Tage und bei 10 Jahren 6 Tage) unter Fort- zahlung des Durchschnittslohnes der einzelnen Arbeiterklassen. — Im November vollendet sich ein Vierteljahrhundert, seitdem der damalige 1. Landdiakonus zu Plauen, Ernst Wide man», als Pfarrer und Nachfolger des Pfarrers Dr. Caspari inHöckendorf designiert worden ist. — Auf dem Vieh markt in Dippoldiswalde waren 63 Ferkel und 11 Pferde aufgelrieben. Für 1b bis 35 Mark pro Paar wurden die Borstentiere an den Mann gebracht. — Der 1867 geborene Dienstknecht Ernst Robert Hornof, zuletzt in Obercarsdorf, wurde wegen Betrugs und Nächtigen im Freien vom Landgericht Freiberg zu 5 Monaten Gefängnis und 1 Woche Haft verurteilt- — Das Rittergut Schilbach, eines der bestfundierten und mit seinen 1003 Hektar auch eines der größten Ritter güter des Vogtlandes, ist zum Preise von 1 Million Mark in den Besitz des Rittmeisters Bretlschneider-Wolfsgrün über- gegangen. — Die Grundsteinlegung der Klingen berger Talsperre fand am Freilag unter zahlreicher Beteiligung stalt. Herr Baurat Creß wies auf die Bedeutung deS Werkes hin und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den König aus. Im Namen der Sächsischen Tiesbaugesellschaft sprach Herr Baumeister Jacob in längerer Rede. Ec gedachte am Schluß der mannigfachen unvorhergesehenen Schwierig keiten, die den Bau verzögerten (am 28- Januar 1910 wurde der erste Spatenstich getan) und gab der Hoffnung auf ein glückliches Gelingen Ausdruck- Nach dem Weihspruch des Poliers hielt Herr Pfarrer Kleinert die Weiherede. Des weiteren sprachen die Herren Geh. Baural Schmidt vom Finanzministerium, Finanz- und Baurat Lindig und Amts- Hauptmann Dr. Streit. DaS allgemein gesungene niederländische Dankgcbet beschloß den feierlichen Alt Dann wurde die Arbeiter schaft bewirtet. « — Ein Milchkrieg ist in Schwarzenberg infolge dec Erhöhung der Milchpceise von 16 auf 18 Pfennige für das Liier ausgebrochen. Eine von 500 Personen besuchte Ver sammlung beschloß solange keine Milch zu kaufen, bis der frühere Preis wieder eingesührt worden ist. — Kleine Notizen. — Der Milchhändler Gerscher in Steinbach bei Kesselsdorf verübte Selbstmord durch Erhängen. Ueber den Grund zur Tat verlautet noch nichts bestimmtes. — Der Fahrstuhlun fall bei der Chemnitzer Firma Escher hat ein zweites Opfer gefordert. Im Kranken haus starb der Arbeiter Arnold an den erlittenen Verletzungen. — In geistiger Umnachtung spaltete sich der Wirt des „Berg- schlößchenS" Moritz in Oederan mit seinem Beil den Schädel. Der Schwerverletzte fand Aufnahme im Krankenhaus. — Von der Elektrischen überfahren und schwerverletzt wurde in Zittau das 3jährige Töchterchen des bei der Firma Th. Sonnemann Nachf. beschäftigten Markthelfers Hofmann. — In Groß-Körbitz bei Komolau wurden durch eine Explosion von Schußkapseln im Thuamitmagazin dem Schußmeister der Raphaetgrube Rboberk die Hände abgerissen und die Augen ausgebrannt. Die Verletzungen des Verunglückten sind tödlich. Außerdem wurde der Werkmeister Gehringer schwer verletzt. — In einer HainSberger Fabrik geriet ein Arbeiter mit der linken Hand in eine Exzenterpresse, wodurch ihm mehrere Finger zerquetscht wurden. — Ein Eisenbahnunfall ereignete sich Freitag früh auf Bahnhof Aussig. Der Frühzug traf mit 15 Min. Verspätung ein. Eine aus dem Maschinenhaus kommende Lokomotive stieß infolge Nebels mit dem Zug zusammen. Kon dukteur Krolopp wurde sofort erdrückt. Er hinterläßt 6 Kinder. Dreißig Passagiere wurden schwer verletzt. — Unweit Schönpriesen stießen Sonntag nacht zwei Güterzüge zusammen. In den Trümmerknäuel fuhr der Prag- Dresdener Personenzug hinein. Drei Personenwagen wurden beschädigt und a ch t Personen verletzt. — Betrügerische Butterhändlerinnen wurden inNossen erwischt, als sie ihre Ware in den Häusern der Stadt ver kaufen wollten. Da ihre Butter ein recht bedeutendes Minder gewicht aufwies, so wurde sie von der Behörde beschlagnahmt und zerschnitten, im ganzen etwa 24 Stück. Bei den hohen Preisen für Butter hätten beide schließlich einen schönen Ge winn mit ihrer Ware erzielt, wenn alles glatt gegangen wäre. — Eine Soldatenfamilie ist die in Ebersbach Gut ¬ bergwarte wohnhafte Familie Rößler. Am Mittwoch trat der siebente Sohn der Familie als Zweijährig-Freiwilliger beim Artillerie-Regiment Nr. 64 in Pirna ein. Dresden. Am Sonntag mittag meldete in der Wohnung des Kaufmanns Heyde, Kursürstenstraße 21, ein Schulknabe, daß ber 8jährige Sohn Horst regungslos aus dem Hofe liege. Der nach der Kinderstube eilende Vater mußte hier die Wahr nehmung machen, daß sein Sohn zum Fenster hinausgestürzl war. Der Tod war sofort eingetreten. Der Kleine hatte in Abwesenheit des Vaters das Fenster geöffnet und beim Hinauslehnen das Gleichgewicht verloren. — Das Strafverfahren gegen den Tischler Karl Wilh. Bräuer aus Gittersee wegen Mordes an dem Droschken kutscher Winkler ist mangels Schuldbeweise eingestellt worden. — In der Nähe der Usbigauer Fähre wurde ein männ licher Leichnam aus der Elbe gezogen. In ihm wurde der 28 Jahre alte, aus Gottleuba stammende Bierausgeber Karl Jortschick, der seit einigen Wochen vermißt wurde, festgestellt. — Der König, der am 21. Oktober der Trauung seines Neffen, des Erzherzogs Karl Franz Joseph, mit der Prinzessin Zita von Parma in Schwarzau beiwohnt, wird vom Kron prinzen und dem Prinzen Friedrich Christian begleitet sein. Die Reise nach Wien erfolgt am 19- Oktober abends. — Der Fremdenverkehr Dresdens hat anläßlich der Hyzienc-AuSstellung alles bisher Dagewesene übertroffen. Allein in den drei Monaten Juni, Juli und August dss. IS. wurden 220 669 polizeilich gemeldete Fremde gezählt gegen 139 999 im gleichen Zeiträume des Vorjahres. — Die Hygiene-Ausstellung besuchten bis einschließlich bis 15. Oktober 5 034100 Personen. — Unter dem Namen: Lingner-Werke, Aktiengesellschaft, Dresden soll, wie verlautet, die Firma „Dresdener chemisches Laboratorium Lingner" (Inh. Wirk!. Geh. Rat Lingner Exzellenz) in eine Aktiengesellschaft mit 6 Millionen Mk. Grundkapital umgewandelt worden sein. In der Gesell schaft inbegriffen sind u. a. die Fabriken chemischer, pharma zeutischer und kosmetischer Produkte in Dresden und Boden bach, eine Glas- und Flaschenfabrik, sowie einige Kohlenwerke. Exzellenz Lingner, der bekanntlich unverheiratet ist, hat das Bedürfnis sich geschäftlich zu entlasten; er wird aber dem Unternehmen auch fernerhin sein Interesse widmen. — Der bekannte Pfarrer Jatho ist vom Evang. Qberkirchenral der Pfarrertitel aberkannt worden. — Durch ein Erdbeben in Mexiko sind 4 Städte gänzlich zerstört worden. Der Verlust an Menschenleben wird auf 500 bis 700 geschätzt. — Ein Opfer der Mode wäre beinahe ein 16- jähriges Mädchen aus Altstadt bei Tetschen geworden. DaS Mädchen hatte sich mit der Fähre von Altstadt nach Boden bach übersetzen lassen, konnte aber beim AuSsteigen infolge ihres engen Rockes den Sprung vom Kahn zur Landungs- brücke nicht ausführen und stürzte in die Elbe. Zum Glück gelang es, die auf gewiß nicht alltägliche Weise Verunglückte wieder ans Land zu bringen. — Der vor dem Chemnitzer Schwurgericht begonnene Prozeß gegen die Witwe Voigt, die unter der Anklage steht, ihre eigene Tochter vergiftet zu haben, um in den Besitz der LebensversicherungSsumme zu gelangen, dürfte die ganze Woche andauern. Die Angeklagte bestreitet hartnäckig, ihre Tochter umgebracht zu haben, und wie man hört, sind die Gutachten, die von einer Reihe namhafter Sachverständiger aus Berlin, Dresden, Leipzig u. a. abgegeben wurden, nicht übereinstimmend Während die Anklage annimmt, daß die verwitwete Voigt ihr Kind, eine 13jährige Schülerin, mit Bitterkleesalz vergiftet habe, führt man anderseits den ziemlich plötzlichen Tod auf einen schweren Sturz des Mädchens vo» einer Kinderschaukel zurück. — Sehr eigenartig berührt in diesem Augenblick die amtliche Mitteilung, daß dem Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg der türkische Osmanie-Orden 1. Klaffe mit Brillanten und dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter der türkische Osmanie-Orden 1. Klasse verliehen worden sind. — Die vor kurzem in den Holzwarenfabriken Julius Kühnemann, Wilhelm Ludwig, Sächsische Holzwarenfabrik Richard Hofmann und Carl A. Schubert iu Hainichen auS- gebrochenen Differenzen sind durch Vermittlung des Deutschen Jndustrieschutzverbandes, Sitz Dresden, beigelegt worden. — Der Kgl. Musikdirektor Herrmann vom Leibgrenadier- Regiment gedenkt Anfang 1912 in den Ruhestand zu treten. Sein Nachfolger wird der Leiter der Kapelle des 139. Infanterie-Regiments in Döbeln, Obermusikmeister Hachen berger; an dessen Stelle tritt der Chorführer der Kapelle des Leibgrenadier-Negiments Weber. — Ein Vermächtnis von 60 000 Mark ist der Stadt Bautzen von dem am 4. September verstorbenen Rechts anwalt Brache zugefallen.