Volltext Seite (XML)
Rchmauer Anzeiger Zeitung fir Thnrand, Meesdorf. Klein- nnd Großölsa, vdernanndorf, Hainsberg, Somsdorf, Eoßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Inserate kosten die Spalten zeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten IS Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich zwei illustrierier achtseitigen Beag-n sowie eines illustrierten Witzblattes 1,SV Mk. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nnmmer 81. Kernsprecher: «mt Deuben 212« Donnerstag, ÜbN 13. Juli 1911. Ker«sprech«rr Amt Deuben 212« Jahrgang AlsFundgegenstand ist heute eine silberne Zylindernhr abgegeben worden- Rabenau, den 12. Juli 1911. Der Bürgermeister. Hur Nab uns fern. Rabenau, den 12. Juli 1911- — Bei der Wasserkraftanlage imNabenauer Grund werden die Arbeiten eifrig gefördert. Der 500 Meter lange Bergtunnel ist ca. 260 Meter getrieben und zwar von der Nabeiiauer Stile ca. 80 Meter und von der Coßmannsdorfer Seite ca. 180 Meter. Voraussichtlich dürften die Bohrarbeiten, die seither ohne Unsülle von statten gegangen sind, im Laufe dieses Jahres noch erledigt werden. — Schon wieder ist über einen Na d fa h r e r u n f a ll, der sich am Montag Abend in Unter-Nabenau zugetragen hat, zu berichten. Ein auswärtiger Nadler kam in schneller Fahrt die Lindenstraße entlang und wollte beim „Restaurant zum Bad" in die Bahnhofstraße einbiegen. Hierbei rannte er an einen vor genanntem Restaurant stehenden Kastanienbaum, wobei das Rad stark beschädigt wurde. Der unvorsichtige Fahrer kam mit dem Schrecken davon. — Die Deu t sch e Tur ner s ch a f l zählt jetzt 1003609 über 14 Jahre alte männl. Vercinsangehöcige, gegen 946115 im Vorjahre. Zur Deutschen Turnerschast gehörten zu Be ginn des Jahres 9691 Vereine. Im Auslande sind sechs deutsche Turnvereine hinzugetreten. Solcher Vereine gibt es 45 — Die Hitzewelle ist in Nordamerika zurückgekehrl- Neunzehn Todesfälle, ungefähr hundert Ohnmachtsanfälle sind in Newyork, siebzehn Todesfälle in Philadelphia, sowie zahl reiche Unglückssälle in anderen großen Städten zu verzeichnen. — Am 29. Juni 1886 wurde N a b en a u von Staats wegen die Konzession zur Ausübung des Apoihekergewerbes er teilt und ging damals die Konzession in die Hände des der zeitigen Apolhekenbesitzers Herrn Hering über. Um dieses Ereignisses noch besonders ehrend zu gedenken, hatte sich am Montag abend eine größere Anzahl „Arionen", welcher Ver bindung Herr Apotheker Hering schon als Student angehörte, im „Ratskeller" zu einem fiöhlichen Beisammensein eingefunden und wurde dabei dem Jubilar in Anerkennung seiner Erfolge so mancher wohlgemeinte Wunsch zum Ausdruck gebracht. — DaS Neichspostamt hat Anordnungen getroffen, um die Verbreitung der Maul- u. Klauenseuche durch die Land- briesträger zu verhindern. -- Eine Denkschrift über einen neuen Schienenweg von Dresden über das Erzgebirge zur böhmischen Tiefebene ist von sächsischen Interessenten der Oeffentlichkeit übergeben worden. — Der regelmäßige Schifffahrt sverkehr Hamburg- Berlin wurde wegen des schlechten Wasserstandes eingestellt. Am Sonntag unternahm die Dresdner Uhrmacher- Innung einen Ausflug nach Rabenau. Gegen 3 Uhr nachmittags versammelte man sich im Gasthof zu HainSberg, von wo aus dann die Wanderung der einen Hälfte durch den schönen Rabenauer Grund, der anderen Hälste über die Berge und die Leitenwege nach der Rabenauer Mühle unternommen wurde. Nach kurzer Nast s.tzie man den Weg nach Rabenau fort, um nach Besichtigung des Städtchen die „König Albert- Höhe", das Endziel der Partie, zu erreichen. — Erhängt aufgefunden wurde auf Coßmanns- dorser Flur eine in mittleren Jahren stehende Frauensperson. In der Entseelten, die dem Anschein nach schon vor mehreren Tagen ihrem Leben ein Ende bereitet haben mußte, wurde die in Dresden wohnhaft gewesene Dienstperson Alma Augusta Ziehnerl aus Jöhstadt festgestcllt. , — Das am Sonntag vom Turnverein zu B 0 rlas veranstaltete Sommerfest war infolge günstiger Wiltenmg gut besticht. Neben allerlei Vergnügungen wurde auch ein Schau turnen geboten. Der erzielte Reingewinn dürfte rund 100 Mark betragen. Der nachfolgende Tanz fand die lebhafteste Bet.iligung. . A'" Sonntag wurde auf dem Wege von Höcken- dors nach Dorfhain die Leiche d°s Drechslers Hermann Kluge aus Neuhausen bei Sayda neben seinem Rade mit einer Schußwunde aufgrsunden. eilte, aus Gilt er fee gebürtige Markthelfer Breuer, in dessen Besitz man Diebesbeute vocfand, und der in der Nähe des Schoner Grundes verhaftet werden sollte, versuchte es, den Brigadier Baumann-Briesnitz zu er schießen. Da die Kleidung und Personalbeschreibung an nähernd auf den Mörder des Droschkenkutschers Winkler paßte, so entstand das Gerücht, Breuer sei der Mörder. Vermutlich hat er sowohl in Dresden als in der Nähe von Cossebaude die Einbrüche verübt. , » — Am Montag verstarb der älteste Ernw 0 hner von Börnchen bei Dittersdorf, der Gutsauszügler Karl Christian Bobe. Ec stand im 95. Lebensjahre und dürfte somit auch dec älteste Erdenbürger der dortigen Umgegend sein. Trotz seines hohen Alters war derselbe noch sehr rüstig und wäh rend seiner Lebenszeit niemals krank. Beim Gras- als auch beim Getreidcmähen war Bobe stets der Vormähder; auch versorgte derselbe bis zuletzt das Einlegen beim Maschinen- dreschen, was doch mancher junge Mensch nicht vertragen kann. — Am Dienstag mittag gegen halb 12 Uhr ist an einem 14jährigen Schulmädchen, welches mit noch anderen Mädchen aus der Schule von Paulsd 0 rf nach Berreuth ge gangen ist, im Walde im Bödchen ein Sitllichkeitsverbrechen von dem böhmischen Arbeiter Hoj-ck begangen worden, Nach der Tat flüchtete Hojeck in den Wald, wo er von Arbeitern versteckt aufgefunden wurde. Ec kam in Haft. — Der Arbeiter Joh. Polack aus Galizien wurde auf dem Schützenplatze in Dip poldiswalde bei einem Taschendiebstahl betroffen und in Haft gebracht. — Eine am Montag abend in Angermanns Gasthof in Dohlen abgehaltene außerordentliche Generalversammlung des Konsumvereins für P 0 tschappel und Umgebung, der fast den ganzen Plauenschen Grund umfaßt, beschloß ein stimmig die Auflösung des Vereins und den Anschluß mit sämtlichen Aktiven und Passiven an den Dresdner Konsum- Verein „Vorwärts". Damit ist der erste Schritt zu der ge planten Vereinigung der Dresdner Konsumvereine getan. — In Brunnhardtshauseu wurde ein zu Ostern aus der Schule entlassenes Mädchen von einem Kinde entbun den. Als Vater kommt der 13i/,jährige (!) Sohn eines achtbaren Orlseinwohners in Frage. — Unter Hinterlassung beträchtlicher Schulden ist feit einigen Tagen der zum Proviantamt nach Großenhain kom mandierte Einjährig-Freiwillige, Gefreite Rudolf Liebscher aus Ulberndorf bei Dippoldiswalde vom Grenadier-Regiment Nr. 101 in Dresden flüchtig geworden. Liebscher soll sich nach Frankreich gewendet haben. — Privatus August Rose in Wilsdruff beging das 60jährige Bürgerjubiläum. — Die neue Bergbahn Ecdmannsdorf-Augustusburg Hal sich in den ersten Wochen ihres Betriebes eines sehr guten Besuchs zu erfreuen gehabt. Das Schloß Augustusburg ist für die Fremden durch die Bahn sehr bequem erreichbar; es ist dem Schloßvnwalter, Nentamtmann Werner zu danken, daß er den Besuch des interessanten Schlosses gestattet. Am letzten Sonntag wurde die neue Drahtseilbahn besonders stark benützt, zumeist von Ausflüglern aus Chemnitz. Aber auch Sommergäste, die alljährlich hierher zu Besuch kommen, sind über die B quemlichkät, die die Bahn bietet, natürlich sehr erfreut. Die Strecke selbst fügt sich dem Landschaftsbilde gut ein, die Bahnhöfe am oberen und am unteren Ende wirken nichts weniger als störend. Augustusburg wird, wie nach diesen ersten Wochen des Betriebes geschlossen werden darf, gewiß einen Aufschwung nehmen. — Ein überaus trauriges Vorkommnis, dem leider vier Menschenleben zum Opfer gefallen sind, hat sich inH 0 he n- stein-Ernstthal zugetragen. Die Hebamme Neubert war in der Familie Fritzsche zu einer Entbindung hinzugezogen worden und halte ein Fläschchen Lhsol in die Stube gestellt. Ein drei Jahre alles Kind hatte aus dem Fläschen getrunken und war bald darauf an Vergiftung gestorben. Diesen Vor fall hatte sich die Hebamme so zu Herzen genommen, daß sie selbst, ihr Ehemann und die 20jährige Tochter ebenfalls Gift genommen haben. Alle drei wurden in ihrer Wohnung tot aufgefunden. In hinterlassenen Briefen gaben die Drei ihr Einverständnis zum gemeinsamen Tode zu verstehen. Frau Neubert hätte in diesen Tagen ihr 25jähriges Berufsjubiläum begehen können. — In Wildenfels starb in seinem Sprechzimmer infolge einer Vergiftung der Stadlarzt Dr. Paul Johannes Schreiper. Ec hatte, wie es heißt, versehentlich eine Zyankali- lösnng getrunken. Der Verunglückte stammt aus Zwickau, ist 40 Jahre alt, verheiratet und hinterläßt zwei Kinder. — Nachdem die Vereinigungsverhandlungen zwischen der Leipziger Bäckerinnung u. der Gehilfenorganisatiou gescheitert ist, beschlossen d. Gesellen in einer i. Volkshause abgehaltenen Ver sammlung, die von etwa 650 Gesellen besucht wurde, in den Streik zu treten. Die Gesellen fordern die Aufhebung des Kost- und Logiswesens für cklle Gesellen, was von der Innung nicht bewilligt wurde. Kleine Notizen. Beim Heueinfahren schlug dem Gutsbesitzer Erler in Dorfchemnitz ein Pferd derartig an den Kopf, daß er besinnungslos unter den Wagen fiel. Die Ver letzungen bestehen in einer Gehirnerschütterung, zwei Kinn ladenbrüchen und einem Oberkieferbruch. — Vermißt wird in Dresden ein 16 jähriges Mädchen Johanna Jungvogel. Man vermutet, daß das Mädchen verschleppt worden ist. — Die sichere Spur der Entführer des Ingenieurs Richter ist gefun ¬ den ; man hofft, ihn in einigen Tagen befreien zu können. — Vermutlich infolge Sabotage entgleiste hinter Bordeaux der Süd-Expreß; der Lokomotivführer wurde getötet. — Auf den D-Zug aus München wurde bei Hanau ein Stein geschleu dert, der den Lokomotivführer traf und bewußtlos machte.— — Der Papst hat bestimmt, daß die auf Wochentage fallenden Feste künftig am darauffolgenden Sonntag gefeiert werden können. — Der 44 Jahre alte Gastwirt Albin Funk in TirperS- dors bei Oclsnitz i. V. wollte am Montag früh, als er sich nach 1 Uhr in sein im 2. Stockwerke gelegenes Schlafzimmer begeben hatte, am Fenster frische Luft schöpfen. Hierbei hat er jedenfalls das Gleichgewicht verloren und ist auf die Straße gestürzt. Ec zog sich einen Schädelbruch und innere Ver letzungen zu und verschied wen-ge Minuten nach dem Sturze. — In der verlängerten Halleschen Straße in Leipzig- Neustadt brach in einem Holzschuppen der Produktenverwer- tungsgcsellschaft Großfeuer aus. In kurzer Zeit waren die ausgedehnten Lagerräumlichkeiten vollständig vernichtet. Es sind ungefähr 300 000 Kilogramm Materialien verbrannt. Auch zwei benachbarte Firmen wurden in Mitleidenschaft ge zogen. Hier brannten ebenfalls drei Lagerschuppen nieder. Der Gesamtschaden wird auf 150 000 Mk. geschätzt. - - In der Pilzschen Holzschleiferei in S ch a rf e n ste i n geriet der aus Chemnitz stammende Werkführer John in die Transmission und wurde so schwer verletzt, daß er bald dar nach verstarb. Dresden. Ein verwegener Einbruch ist in der Sonn« tagnacht in die russische Gesandtschaftskirche verübt worden. Der Einbrecher ist am Blitzableiter auf das Dach der Kirche geklettert, ist aber beim Versuch in das Innere der Kirche zu gelangen, aus 15 Metec Höhe abgestürzt und schwer verletzt liegen geblieben. Ec ist als der Arbeiter Heinrich Krause aus Lodz festgestellt worden. — Einen schweren Schädelbruch erlitt auf der Hopf gartenstraße in Dresden ein 5 jähriger Knabe durch Absturz vom Treppengeländer aus der vierten in die dritte Etage. — Eine in Dresden- Strehlen wohnende Diplom- Jngenienrsgattin suchte sich mit ihren 3 Monate allen Zwil lingssöhnen durch Einatmen von Leuchtgas zu vergiften. Dem Arzte gelang es jedoch Mutter und Kinder ins Leben zurttckzurufen. Ob die Kinder mit dem Leben davonkommen werden, erscheint zweifelhaft. Der Grund zur Tat ist bisher noch unbekannt. — Ain Sonntag stürzte der 24jährige, aus Dresden stammende Kletterer Gustav Elsner im Schrammstein gebiete ab und brach das linke Handgelenk und das Nasen bein. Man brachte ihn zunächst in die Schrammsteinbaude, von wo er später nach dem Schandauer Krankenhause gebracht wurde. — Der aus Lindau am Bodensee gebürtige Arzt Dr. Robert Vicarino hat sich in einem Abteil zweiter Klasse des D-Zuges Berlin—München mit Zyankali vergiftet. Der Tod trat auf der Stelle ein. I» Begleitung des Arztes be fand sich eine junge Dame, Fräulein B. aus Halle, mit der der junge Mediziner verlobt war. Es scheint, daß ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden vorgelegen haben, die den Arzt schließlich veranlaßten, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. — Der auferstandcne Tote. In der bosnischen Ort schaft Zvornik ereignete sich kürzlich ein aufregender, wie unerklärlicher Vorfall, der aber von zahlreichen Augenzeugen als tatsächliches Vorkommnis verbürgt wird. Der Landwirt Ljubomir Nakic war kürzlich im Alter von 40 Jahren nach einem kurzen Krankenlager einem Lungenleiden erlegen. Der Tote lag auf der Bahre, und die Frauen, die mit der Witwe am Sarge gebetet hatten, verließen am Abend das Totcn- gemach, wobei ihnen die Witwe das Geleit gab- Wer be schreibt aber das Entsetzen der Frau, als sie in das Zimmer zurückkehrte und den Leichnam ihres Gatten nicht mehr im Sarge fand. Schreiend und ihrer Sinne kaum mächtig, flüchtete die Frau aus dem Zimmer und alarmierte die Hausbewohner. Das ganze Haus wurde durchsucht, ohne das der Tote zum Vorscheine gekommen wäre. Endlich hielt die bedauernswerte Frau auch im Garten Nachschau. Da fand sie ihren ver storbenen Gatten, angetan mit dem weißen Sterbegewande, inmitten der Gemüsebeete auf dem Boden liegen. Ec gab keine Lebenszeichen, doch waren seine Augen, die er im Sarge geschlossen gehabt hatte, jetzt weit geöffnet, und die GesichlS- züge zeigten eine schmerzliche Verzerrung. Es unterlag keinem Zweifel, daß Nakic nicht tot war, als man ihn in den Sarg legte. Er war zum Bewußtsein gekommen, hatte den Sarg verlassen und war in den Garten gegangen. Erst nach diesem letzten Ausflackern der Lebensgeister trat der Tod wirklich ein, dessen Anzeichen der herbeigerufene Arzt ohne jeden Zweifel feststellen konnte. Die Witwe Nakic wurde durch das er schütternde Erlebnis auf das Krankenlager geworfen.