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Wkümm An^eiUr Zcitullg fir Uarand) Seisttsdorl. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsvorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re Inserate kosten die Spalten zell« oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten ib Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anszeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabenö. Abonnementspcets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblatter 1,50 Mk. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 20. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Donnerstag, den 16. Februar 1911. K-rnspr-cherr Amt Deuben 2120 24. Jahrgang. Hur Nah una fern. Rabenau, den 15. Februar 1911. — Die SOO 000 Mitglieder umfassende Deutsche Turner- schaft hält ihren Turn 1 ag am 28. und 29. Juli ds. Js. in Dresden ab. — Neue R e i ch s b a n k n ot e n zu 100 Mark sind von der Reichsdruckerei in Berlin an die sächsischen Bank häuser gelangt und sind am Montag in den Verkehr gekom men. Die neuen Scheine weichen in der Form uns im Druck von den Men Scheinen ab. Auf der vorderen Seite erblickt man'aus tiefblauem Grunde die Germania, auf der Rückseite ein Bild: Deutschland zur See. Während die Höhe der neuen Scheine dieselbe geblieben ist, sind sie 4 bis 5 Zenti meter länger geworden. In dem verlängerten Teile ist ein Wasserzeichen mit dem Bildnisse Kaiser Wilhelms I. angebracht. Leider greifen sich die neuen Scheine wie die 10 Mark-Scheine an, was manchen mißfallen dürfte. — Beim Getreideverladcn im Hofe des Herrn Guts besitzers Faust hier ging am Dienstag vormittag, wahr scheinlich infolge Versagens der Bremse, der Wagen ab, fuhr zum Hofe hinaus und blieb am eisernen Slraßen-Geländer hängen. Wäre daS verbogene Geländer nicht widerstands fähig genug gewesen, dann stürzte dec beladene Wagen den hohen Abhang herunter und viel Unheil konnte auf der be lebten Hauptstraße heraufbeschworen werden. — Die Musterung der Militärpflichtigen im Aushebungs bezirke Dippoldiswalde erfolgt u. a.: Donnerstag, den 23. Februar d. I., Vorm. 7«/. Uhr im „Erbgericht" in Kreischa, für Börnchen b. P-, Hänrchen, Pofsenoorf, Quohren, Wilms dorf, Gombsen und Kleincarsdorf; Montag, den 27. Februar d-I., vormittags halb 8 Uhr für Eiend, Bor las, Ober häslich, Großöls a, Höckendorf und Malter; Diens- tag, den 28. Februar d. I., Vorm. 9 r/i Uhr für Paulsdorf, Paulshain, SeiferSdorf und Mittwoch, den 1. März d. I., vorm. 9i/t Uhr im Gasthofe „zum Stern" in Dippovis- walde für Spechtritz, W e n d r s ch c a rs d o r f, Dippol diswalde usw- Die Verlosung und das ZurückstellungSver- fahren finden Donnerstag, den 2. März im Gasthofe „zum Stern" in Dippoldiswalde statt. — Das Konkursverfahren über das Vermögen des Karl Otto Seifert, früher in Lübau, wird nach Abhaltung des Schlußtermins aufgehoben. — Zwischen dem Gastwirt Gustav Robert Emil Austc und seiner Ehefrau Paula Franziska Auste geb. Täubrich, beide in Tharandt, ist die Verwaltung und Nutznießung des Mannes an dem Vermögen der Ehefrau durch Eyevertrag ausgeschlossen worden. — Die Bau- und Betriebsgesellschast für Zentralanlagen (Stelzenmüller) in Chemmtz als Eigentümerin des Elektrizitäts werks SeiferSdorf beabsichtigt, nach Maßgabe der bei der Kgl. AmlShauplmannschasl Dippoldiswalde zur Einsicht auslicgenden Zeichnungen und Beschreibungen in dem genann ten Elektrizitätswerke zwei Francisturbinen einzubauen. — Die 1. Strafkammer des Kgl. Landgerichts Freiberg verurteilte den Stallschweizer Heimann Paul Jenner aus Reinhardtsgrimma wegen schweren Diebstahls zu 7 Monaten Gefängnis und 2 Jahren EhrcncechlSverlust — den Dienstknecht Michael Gemeinweser aus Naundorf wegen Dieb stahls, schwerer Körper Verletzung usw. zu 11 Monaten Ge fängnis — die Dienstmagd Lma Milda Helbig aus Hasel bach wegen versuchter Klndcsabtreibung zu 7 Wochen Ge fängnis — den Zicgeleiarbeiter Hermann Pucher aus Klein- Waltersdorf wegen schweren Diebstahls zu 5 Non. Gefängnis. — Am Sonnabend abend brach durch Explosion der Gaskanäle in der Glasfabrik von Malky und Jahnke in Deuben Feuer aus. Die Gaskanäle dienen zur Fort- leitung des FeuerS nach den Glashäfen. Nur durch das so fortige Eingreifen wurde weiterer Schaden verhütet. — In Deuben verstarb im 96. Lebensjahre die älteste Einwohnerin Witwe Wirthgen. — Das Herrfurlhschc Ehe paar in Deuben feierte die goldene Hochzeit. — Fast überall kommt man zu der Ueberzeugung, daß Einfuhr von französischem Vieh nach süddeutschen und mitteldeutschen Schlachthöfen ein verfehltes Unternehmen war. Die „Kölnische Zeitung", die diese Einfuhr besonders empfohlen hat, schreibt aus Baden, daß die Hoffnungen, die man dort darauf gesetzt habe, sich leider nicht erfüllt hätten. Dadurch, daß eine starke Nachfrage nach französischem Schlacht vieh eingetreten sei, „seien die Preise für lebendes Vieh er heblich Ul dre Höhe getrieben worden, und das habe selbst verständlich eine Erhöhung auch der Fleischpreise nach sich ziehen müssen', was wir gleichfalls Vorau» gesagt haben. — Die Obduktion des vier Jahre alten Sohnes des Ehepaares Gr. inMeißen gab ein erschreckendes Bild. Das linke Aermchen des Kindes war gebrochen, das Nasen bein, das bereits früher schon zerschlagen worden war, zeigte ebenfalls Spuren von Mißhandlungen. Am Hinterkopfe be fanden sich große offene Wunden, die offenbar vom wieder holten Ausschlagen des Kopfes auf einen harten Gegenstand herrühren. Die Empörung der Mitbewohner über die Hand lungsweise der unnatürlichen Mutter ist groß. Selbst an der Leiche des Kindes zeigte sie keine Reue; sie gab an, daß das Kind von der Bank gefallen sei. — In Großerkmannsdorf bei Radeberg wurde nachts bei der Witwe Eisold eingebrochen. Durch das Ge räusch erwachte Vie Frau und ging dem Lichtscheins nach. Aus den oberen Räumen kam ihr ein Mann entgegen, der ihr mit einem Beile mehrere Schläge auf den Kopf versetzte. Auch die hinzueileude 12jährige Tochter erhielt einen Schlag auf den Kopf. Beide retteten sich vor weiteren Angriffen durch einen Sprung aus dem Fenster. Der Täter, dem kerne Wertsachen in die Hände gefallen sind, entkam, konnte aber durch die Gendarmerie in einem Fleischergesellen aus Loschwitz ermittelt werden. — Unglücksfall oder Selbstmord? Dunkel ist das Los eines Bergarbeiters in Freiberg. Derselbe hatte längere Zeit im Beigstlft gelegen und sich mehrfacher Opera tionen unterziehen müssen. Nach seiner Entlassung will er angeblich auf der Grube Elisabeth aus der Garderobe seine Sachen holen. Ahnungslos öffnet der Wächter die Tür und der Bergmann kam nicht wieder zum Vorschein, bis man ihn tot lief unten gefunden hat. Ob Unglückrsall oder Selbst mord vorliegt, ist nach Lage der Sache schwer zu entscheiden. — Abermals hat sich vor der Elbbrücke in Niederwartha eine Havarie zugetragen. Ein aus Königstein zu Tal fahrender und mit Kohlen beladener Kahn blieb in den vor der Brücke gelagerten Sandmassen sitzen. Die von der Slrom- meisterei zu Kötzfchenbroda ausgestellten Warnungssignale (2 rote Flaggen) wurden von den Schiffern wegen des Nebels nicht wahrgenommen. — Am Abhänge des Hirschberges in Berggießhübel bei Pirna fuhr ein mit einem elfjährigen Mädchen und einem jüngeren Knaben besetzter Schlitten mit voller Gemalt gegen eine am BahnwärterhauS angebrachte eiserne Schranke. Das Mädchen erlitt hierbei so schwere Verletzungen, daß cs kurze Zeit darauf starb, während dem Knaben nur einige der vorderen Zähne eingeschlagen wurden. Kleine Notizen. Nach wiederholten Selbstmordver suchen gelang eS der im 33. Lebensjahre stehenden, von tiefer Schwermut befallenen Frau des in Göuutz wohnhaften Straßen- wärters Thümmler, sich im Elstelfluffe zu ertränken. — Im Befinden des von seiner Ehefrau durch Beilhiebe schwer verletzten Holzdrechslers Brückner in Seiffen ist eine der artige Besserung emgetreten, daß man hofft, ihn am Leben zu erhallen. — Lieser Tage wurde in Stollberg ein Ge fangener der Strafanstalt Hoheneck getraut. Zwei Aufseher in Zivil begleiteten das Neuvermählte Paar. Die Feier war sehr kurz, denn fast unmittelbar nach dem Trau akt bezog der Bräutigam seine Behausung wieder, während die Braut in die Heimat fuhr. — Das 4jährige Söhnchen des Bergarbeiters Günther v e r b r ü h t e^ sich mit heißem Kaffee, der in einem Topf an der Slubendiele stand, so schwer, daß er an den Verätzungen gestorben ist. — Der an der Schule in Hohenstem-Emstthal tätige Lehrer Krause hat sich kurz vor dem Unterricht am Kaffeetisch erschossen. — Ern 21jähriger Kontorist halte seinem Chef in Grimma einen Getobrief mit 532 Mark unterschlagen und war dann verschwunden. Der leichtsinnige Mensch Hal sich jetzt der Polizei in Breslau unter Seldstbe- schuldigung der Unterschlagung gestellt. — Da er Adventist ist, hat Handelsmann Sch. in Meißen seinen Sohn Sonnabends nicht zur Schule ge- schickl, da die Adventisten den Sonnabend als Feiertag feiern. Vor Gericht erklärte er, er werde sich jeder Strafe unterwerfen, sobald man ihm nachweise, daß die heutige gesellschaftliche Ordnung auf Golles Wort aufgebaut sei. Sie sei ein Werk des Teufels. Möchten sich Gnade, Licht und Weisheit aut das Gericht herabsenken. Man erkannte auf 45 Mark Geld strafe oder entsprechende Haft. — Selbstmord durch Sturz aus dem Fenster beging in Obermeisa die 56jährige verwitwete Frau Emilie Hempel. Vor zwei Jahren Hal ihr Ehemann auf gleiche Weise seinem Leben ein Ende gemacht. — Das hinterlassene Vermögen des Barons Rothschild in Wien wird auf 1200 Millionen Kronen geschätzt, die Erb schaftssteuer beträgt 25 Millionen Kronen. — Der Kaiser wird sich bei der im Juni stattfindenden Krönung König Georgs von England vom Kronprinzen ver treten lassen. — Der Expceßzug Paris—Brest stieß bei Courville mit einem Güterzug zusammen, wodurch beide Züge m Brand ge rieten. Acht Personen sind tot, zahlreiche verwundet. — Die Sächsische Heeresverwaltung erklärte, daß die Verlegung des Pionier-UebungSplatzes oberhalb Dresdens un vermeidlich sei. Dresden. Auf der Könneritzstraße fiel eine alte Dame in einem Straßenbahnwagen plötzlich um und verstarb infolge Herzschlags. In ihr wurde die 70 Jahre alte, in der Wachsbleichstraße wohnhaft gewesene Frau verw. Anna Schrö ter festgestellt. — Es fiel den Hausbewohnern auf, daß der Agent Josef Schoit seil Tagen nicht mehr seine Wohnung, Friedrich straße 2 in Dresden verlassen halte. Diese wurde deshalb polizeilich geöffnet. Man fand Schott tot vor; er hatte sein Leben mit Gist geendet. Der 54 Jahre alte Mann dürfte infolge Existenzsorgen Hand an sich gelegt haben. — Die Maul- und Klauenseuche ist am Montag früh unter den Schweinen auf dem Dresdner städtischen Vieh- u. Schlachthofe ausgebrochen. — Unser sächsisches in Metz in Garnison stehendes Fuß- Artillerie-Regiment Nc. 12 soll in zwei Jahren um ein drittes Bataillon vergrößert werben, das aber nicht nach Metz, son dern nach Dresden gelegt werden soll in die Pionierkaserne. Das Pionierbataillon Nr. 12 wird Pirna als Garnison er halten und in der Kaserne des 28. Feldarttllerie-RegunentS untergebrachl werden, welches Regiment nach Bautzen ver legt wird. — Die städtische Natskellerei in Dresden er scheint zum erstenmal im Haushaltplan, und der erste Voran schlag rechnet mit einem Umsätze in der Ratskellerwirlschaft von 800 000 Mk. Nach Abzug der Selbstkosten und des vertragsmäßigen G-Winnanteils des Pächters wird sich ein Eitcägms von 240 000 Mk. ergeben, wozu noch 7050 Mk. sonstige Einnahmen kommen. Die Ausgaben, die mangels sonstiger Elfahrungen fast durchgängig auf Schätzung beruhen, sind einschließlich 105 000 Mk. sür Verzinsung und Tilgung des aufgenommenen Darlehns auf insgesamt 191 3 >5 Mk. veranschlagt worden, sodaß ein Überschuß von 55 695 Mk. Verbleibt. Die Ueberschüffe sollen zu einem Betriebskapitals sür die Natskellerei angejammelt werden, um das städtische Betriebsvermögen von der vorschußweisen Bedeckung der Kosten des Wcinemkaufts zu entlasten. — Bücherschau. Im Verlag von Richard Hermann Dietrich in Dresden ist unter dem Titel: „Dietrichs Bibliothek für die reifere Jugend und deren Freunde" eine Serie von Ju g en d s ch r i f t en erschienen, welche der allgemeinsten Beachtung empfohlen werden kann. Diefe Jugend-Bibtiolhek erschein! in Bänden von 240 Selten Inhalt, mit einem bunlen und drei Schwmzdiuckoildern versehen und kostet, in Leinen gebunden, 1 M. 50 Ps. pro Band. Em Preis, der in Berück sichtigung der soliden und schönen Ausstattung der Bände als ein mäßiger bezeichnet werden muß. Es liegen bis jetzt 12 Bände vor, welche die verschiedensten Schriftsteller zu Ver- laffern haben, wodurch eine große Mannigfaltigkeit des In halts erzielt wurdi: Jeder B»no ist in sich abgeschlossen; er enthält eine oder mehrere Erzählungen, welche sür Knaben und Mädchen reiferen Alters, aber auch — ein besonderer Vorzug der Dielrichschen Bibliotheksbänbe — sür Erwachsene sehr amüsant zu lesen sind. Die Stoffe der Erzählungen sind Vielfach dem Leben der Gegenwart entnommen; sie sollen praktische Lebensauffassung lehren. Aber auch der Humor kommt oft zu seinem Rechte, sowohl in Erzählungen, als auch durch separate Humoresken. — Diese durchaus volkstümlichen Erzählungen sind in ihren Zielen: Vaterländisch, religiös und moralisch, aber frei von politischen und konfessionellen Tendenzen. — Wenn wir noch hmznfügen, daß Dietrichs Bibliothek von namhaften Pädagogen und Schriftstellern, so wie auch von der Tagcspcesse sehr günstig beurteilt wurde, so ist dem neuen Unternehmen eine recht baldige, weite Ver breitung umsomehr zu wünschen, als an einwandfreien, guten Bücher» wahrlich kein U-berflaß ist. — Die Bände sind zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie direkt von Dietrichs Verlag in Dr-sden.