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artigen und einer feierlichen Variation beginnt das Finale, das zunächst eine neu auftretende schnelle Tanzmelodie verarbeitet. Das Finale mündet aber bald in die breit ausladende Wiederkehr des Themas. Eine bewegte Coda beschließt das Werk" (Z. Gärdonyi). Alexander Grigorjewitsch Arutjunjan wurde am 23. September 1920 in Jerewan, der Hauptstadt der Armenischen SSR, geboren. Hier begann er auch seine musikalischen Studien bei Prof. S. W. Barchudarjan, die er später bei G. J. Litinski in Moskau fortsetzte. Arutjunjan trat bisher mit verschiedenen Kompositionen an die Öffentlichkeit, die ihn schnell über die Grenzen seiner Heimat bekannt werden ließen, so u. a. mit einer „Kantate auf die Heimat", einer Konzertouvertüre, einem Concertino für Klavier und Orchester sowie mit Chören, Liedern und Klavierstücken. Eines der bekanntesten Werke des armenischen Komponisten ist das heute er klingende Konzert für Trompete und Orchester aus dem Jahre 1950, das, zwar einsätzig angelegt, mehrere Abschnitte aufweist. Man könnte for mal von einer Verbindung aus Sonatensatz und Rhapsodie sprechen. Die vitale Rhythmik und engstufige Melodik des wirkungsvollen Stückes, das leicht über schaubar, durchsichtig instrumentiert und im solistischen Part virtuos konzipiert ist, wurzeln spürbar in der armenischen Volksmusik, die vom Komponisten mit Temperament umgeschmolzen wurde. Nach feierlich-signalhafter Einleitung (An dante) wird das musikalische Material des Beginns in einem Allegro-energico- Abschnitt weitergeführt, ehe im Soloinstrument das Hauptthema einsetzt. Ein Kla rinettensolo über Harfenarpeggien bringt das zweite Thema (Moderato), das dar auf vom Solisten aufgenommen wird. Die weitere musikalische Entwicklung verläuft nach den Tempobezeichnungen Allegro (Tempo I) - Meno mosso - An dante - Allegro (Tempo I). In der Reprise kehrt das erste Thema wieder. George Gershwin, fraglos Amerikas populärster Komponist, studierte bei Charles Hambitzer, Edward Kilenyi und Rubin Goldmark. Den 1898 in Brooklyn (New York) Geborenen führte seine Karriere vom Broadway zur Carnegie Hall, dem Zentrum des New Yorker Musiklebens, d. h. sein Weg führte ihn von der Unterhaltungsmusik, von der Operette, vom Film, vom Jazz zur sinfonischen Musik. Paul Whiteman, Begründer des Sweet-Jazz, engster Freund und Mit arbeiter Gershwins, entwickelte mit diesem ein Programm, das Whitemans Arrangeur Ferde Grofe folgendermaßen formulierte: „Die besseren Elemente des Jazz mit der Kunstmusik zu verschmelzen und die Basis zu schaffen für eine Reihe sinfonischer Schöpfungen von typischem Ausdruck für unsere Nation." Diese Aufgabe hat Gershwin, der 1919 mit erfolgreichen Schlagern und Bühnen musiken begann, um nach 1935 ausschließlich Filmmusiken für Hollywood zu schreiben, durchaus erfüllt. Er schuf u. a. 50 Musicals, zahllose Songs, die be kannte „Rhapsody in Blue", ein Klavierkonzert, die 1928 uraufgeführte sinfo nische Dichtung „Ein Amerikaner in Paris", die einen großen Publikumserfolg errang, die 2. Rhapsodie, die „Cuban-Ouvertüre" und die Negervolksoper „Porgy and Bess“, die den Höhepunkt seines gesamten Schaffens bildet. Wenn der Komponist auch gelegentlich veristische Elemente verarbeitete oder Zugeständ nisse an die herrschende Musik-Mode machte, ist seine Musik doch vor allem auf der amerikanischen Volksmusik aufgebaut, aus der sie ihre außerordent liche melodische Erfindungskraft schöpft. „Wovon spricht Gershwins Musik", fragte einmal Dmitri Schostakowitsch, „Sie spricht von den einfachen Leuten, von ihren Sorgen und Freuden, von ihrer Liebe, ihrem Leben, Und darum ist seine Musik wahrhaft national" und volkstümlich, wie man ergänzen möchte. Auf der Höhe seiner Entwicklung, mit 38 Jahren, starb George Gershwin an einem Gehirntumor. Sein Werk zeugt von einem Künstler, der einmal sagte: „Das Wichtigste in der Musik sind Einfälle und Gefühl . . . Wer begeisternde Ideen hat, der wird die große Musik unserer Zeit schreiben." Der Uraufführungstag der „Rhapsodie in Blue, der 12. Februar 1924, ist inzwischen in die amerikanische Musikgeschichte eingegangen. Nie zuvor war ein Musikwerk so als Wesensausdruck Amerikas empfunden worden wie dieses. Gershwin hatte während der Arbeit geschrieben :„lch hörte sie gleichsam als musikalisches Kaleidoskop Amerikas - unseres ungeheuren Schmelztiegels, unserer typischen nationalen Eigenheit, unserer Blues, unserer großstädtischen Unrast." Der ursprüngliche Titel der Komposition „American Rhapsody" wurde auf Vorschlag von Gershwins Bruder Ira, der gerade eine Gemäldeausstellung des nordamerikanischen Impressionisten Whistler gesehen hatte, in „Rhapsody in Blue" umgewandelt — ein Titel, der zugleich auf den typischen Jazzausdruck hinweist, der durch Verwendung der „blue-notes" und die raffinierte Instru mentation des Arrangeurs Ferde Grofe für Klavier und die sinfonisch besetzte Jazzband Whitemans zustande kam. Gershwins Originalkomposition entstand für zwei Klaviere. Der Uraufführungs- und Presseerfolg der „Rhapsody in Blue" war sensationell. Weltberühmte Komponisten wie Rachmaninow und Strawinsky, Dirigenten wie Leopold Stokowski und Walter Damrosch, Virtuosen wie Jascha Heifetz, Mischa Elman und Fritz Kreisler wurden Zeugen von Gershwins Triump!«^ der selbst den Klavierpart gespielt hatte. Inzwischen hat die Komposition zaf^P reichen Arrangements - für Soloharmonika bis zu Einrichtungen für Mando linenorchester und für a-capella-Chor - standgehalten. Sie erweist auch in der interessanten Fassung für Trompete und Orchester Timofej Dokschizers ihren Substanzreichtum, den ganzen Zauber ihrer lebendig inspirierten Melodik (den ken wir nur an das rhythmisch fesselnde Hauptthema, an die hinreißende Melo die des breiten Mittelteils), ihr leuchtendes Kolorit - selbst wenn das berühmte Klarinettensolo des Beginns nun von der Trompete geblasen wird! Gershwin hat den Jazz nicht nur in den Konzertsaal getragen, sondern auch in die Oper. Seine am 30. September 1935 nach neunmonatiger Arbeit höchst er folgreich in Boston uraufgeführte Negervolksoper „P o r g y a n d Bess" wurde die erste amerikanische Nationaloper. Sie ist das Hohelied auf das schwere, ge fahrvolle Leben in einem Fischerdorf der amerikanischen Neger. Es ist die Ge schichte von der tragischen Liebe, die den Krüppel Porgy mit der leichtfertigen Bess verbindet. „Als ich mit der Arbeit an der Musik begann, entschied ich mich dagegen, Originalmaterial zu benutzen, weil die Musik aus einem Guß sein sollte. Darum schrieb ich meine eigenen Spirituals und Volkslieder. Und ich habe das Stück so bearbeitet, daß ich Dramatik, Humor, Aberglaube, religiösen Eifer, Tanzlust und den unverwüstlichen Optimismus der Neger verwenden konnte." An diese Worte Gershwins sollte man auch beim Anhören der von Russell Bennett zusammengestellten sinfonischen Suite aus „Porgy and Bess" denken, die die po pulärsten Melodien der Oper ungemein wirkungsvoll zusammenfaßt. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: 11. und 12. November 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: wird noch bekanntgegeben Solist: Michail Waiman, Sowjetunion, Violine Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms Freier Kartenverkauf 14. November 1967, 19.30 Uhr, Steinsaal 2. KAMMERMUSIKABEND Werke von Jan Kleczynski, Georg Philipp Telemann, Max Butting und Wolfgang Amadeus Mozart Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1967/68 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 41489 III 9 5 1,8 1067 ItG 009/77/67 »hihamnonie 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1967/68