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fiuer Tageblatt /lnzeiger für öas Erzgebirge EachaU»«- öla a«Mchr» Vera»»t«achuage« -es Rate» -er Stabt «ab ües Amtsgericht»-l«. p-m.eK,^,, Nr. ö Freitag, äen 8. Zsnusr 1932 27. Jahrgang Vorbereitung siir Laulanne Konftreazbegiiin am 2» Sanaar? Vnntnngon des RepmationsausschusieS — Kein« Bot« schafterkonferen- Lerlio, S. Immer. M< wir erfahr««, werden die deut schen Botschafter in Pari», London und Rom am Donnerstag in Berlin «intrefftn und bereit» am Nachmittag an den Rcpara- tion»b«ratung«n teilnehmen. In diesem Zusammenhang ist fest- zustellen, daß man sich in de« Oefftntlichkeit wohl zum T«il ein nicht ganz zutreffende» Bild von den Vorbereitungen macht, die die Reichiregtevung für di« Konferenz von Lausanne trifft. Das gilt namentlich insofern, als von einer großen „Diplomatenkon- seren-" di« Rede ist. Zn Wirklichkeit liegen diese Dinge so, daß nach den RessortarbeitLN im Auswärtigen Amt, bei dem der Schwer punkt der Verhandlungen bis in die ersten Januartage hinein lag, nun seit Tagen der Reparationsausschub de» Retchskabinells be rät. In ihm find bekanntlich da» Auswärtige Amt, das Reichs finanz», da» Reich-Wirtschafts- und — wegen der Eisenbahnen — da- Reichsverkehrsministerium vertreten. An den Beratungen diese» Gremium» werden die Botschafter teilnehmen, um ihre un- mittelbaren Eindrücke von den Hmiptplätzen zu übermitteln. In diesem Rahmen ist natürlich vor allem die Anwesenheit des deut, schen Botschafter» in Paris besonder» wichtig. Aus dem geschil derten Zusammenhang ergibt sich von selbst, daß die Bezeichnung „Botschafterkonferenz" nicht recht zutrifft. Der Berliner Aufent halt der drei Botschafter ist übrigen» nur auf «inen Tag berechne*, sodaß fi« an den Sitzungen de» Desamtkabinetts, die den Bera- langen de» Kabinettsausschusse» folgen, gar nicht mehr teilnehmen England gegen eine Verschiebung des Beginns der Reparationskonferenz London, 6. Jan. Zu dem französischen Wunsch, di« Reparationskonferenz am 25. Januar beginnen zu lassen, wird in hiesigen unterrichteten Kreisen erklärt, die» ser Zeitpunkt liege zu spät, um ein wirksames Arbeiten zu ermöglichen. Mn, ist der Auffassung, daß die Verzöge» rung im Zusammentritt dieser Konferenz sowohl deren eigenen Erfolg als auch den der Abrüstungskonferenz be» einträchtigen könnte. Li« Londoner Eich und die Konferenz von Lausanne London, 6. Jan. Zu den Gerüchten, daß die Lausanner Konferenz vielleicht eine Entscheidung bis zum Juni hinausschieben werde, schreibt Financial News, die City sei von dieser Möglichkeit nicht sonderlich begeistert, immerhin aber wär« «in« solche Lösung noch besser als etwa ein« Vereinbarung, die ein dreijähriges Moratorium zur Grundlage hätte. Moratorium bis 1. Fall Mi? Ein französischer Vorschlag Pari»,«. Januar. Ha-vas bestätigt, daß di« gestrige Unter redung des deutschen Botschafter» mit Laval und Flandin der Vor bereitung der Reparationskonferenz galt. Nachdem man sich, wie di« Agentur behauptet, in Berlin auf die Verlängerung der «in- gefrorenen Kredite um «in Jahr geeinigt habe, stehe dem Zusam mentritt de« Reparationskonferenz nicht» mehr im Wege. Aber der 18. Januar scheine der franzöfischen Regierung wegen der am 12. Januar beginnenden Parlamentes«sfion zu nahe zu liegen. Da . Laval persönlich an der Wiederaufnahme der Parlamentsarbeiten j teilzunehmcn wünsche, werde er Vorschlägen, di« Einberufung der Reparationskonferenz um einige Tag«, vielleicht bis zum LS. Januar, zu verschieben. Die französisch« Regierung sei grundsätzlich geneigt, Deutsch land ein Moratorium, jedoch nicht über den 1. Aili 1034 hinaus, zu gewähren, unter der Bedingung, daß die ungeschützten Young- annuitäten von Deutschland wertergezahlt würden, wobei Deutschland, wie beim Hoovermoratorium, di« Möglichkeit hält«, über diese Summen in Form verbürgter Anleihen an die Reichs bahn zu verfügen. Am 28. öammr? Briand geht wahrscheinlich nicht »ach Lausanne Parts, 7. Jan. BrtandS Befinden soll, wie «S hier heißt, so sein, daß bestimmt damit zu rechnen ist, daß er nicht an der Konferenz in Lausanne teilnimmt. Unter diesen Umständen wird die französische Delegation unter der Führung des Fincmzministers Flandin stehen, der wahr scheinlich noch von einem anderen Minister uterstützi sein wird. Ministerpräsident Laval wird an der Eröffnungs sitzung teilnehmen und sich dann später wieder, wenn sich j die Verhandlungen ihrem Ende nähern, nach Lausanne begeben. Als Termin für den Beginn der Konfe- renzwirdheuteoer20. Januarangegeben. Deutschland und die StWaltekoasereaz Klarheit muß geschaffen werden Berlin, 6. Januar. Angesichts der Tatsache, daß immer noch kein endgültiger Termin für den Beginn der Lausanner Reparationskonferenz festgesetzt ist, da Frankreich bemüht ist, den von England für den 18. Januar vorg«schlag«nen Beginn um einige Zeit zu ver'chieben, wird an zuständiger Stell« «rneut daran erinnert, daß Deutschland sich mit dem englischen Vorschlag einverstanden erklärt hat. Die deutsch« Regierung ist der Auf fassung, daß die Konferenz so schnell wie möglich zusammentr«t«n muß. Selbstverständlich muß dabei Voraussetzung sein, daß bis dahin auch die Stillhalteverhandlungen zu einem Abschluß ge langen, damit Deutschland bei den Beratungen auf der Repara- tionskonferenz restlose Klarheit über seine gesamten Zahlungs verpflichtungen schaffen kann. Auch di« an den Stillhalteverhand lungen beteiligten Bankenkreise find der Auffassung, daß ihre Verhandlungen bis zum Beginn der Lausanner Konferenz zu einem Ergebnis führen müssen. Sie hoffen, Mitte Januar das neue Stillhalteabkommen fertiggvstellt zu haben. Wenn in den Erörterungen in der Oeffentlichkeit gegenwärtig von einer provisorischen Regelung des Reparationsproblem« und «iner Vertagung der Reparationskonferenz um mehrere Monate di« Rede ist, so muß demgegenüber, wie in unterrichteten Kreisen nachdrücklich betont wird, mit aller Entschiedenheit festgestellt wer den, daß «ine endgültige Lösung des Reparationspvoblems nötig ist. In allen Regierung», und Sachverständigenkreisen steht man auf dem Standpunkt, daß höchste Gefahr im Verzüge ist, und daß die Konferenz unbedingt zu einem endgültigen Ergebnis führen muß. , Morgen «elorechnng Brüning; und Eroener; mit Mer Berlin, 7. Jan. Im Laufe des Freitag wird in Berlin eine Aussprache -es Reichskanzlers Brün in, und des Reichswehrministers Groener mit dem Führer der NSDAP., Adolf Hitler, stattfinden. Der Gegen- stand der Aussprache wird im wesentlichen tnnerpolttische Frage»» betreffen und sich in der Hauptsache mit dem Ver halten der Nationalsozialisten bei der Reichspräfideuteuwahl befassen. Stimson zur Frage der Abrüstung Washington, 8. Januar. Staatssekretär Etimson hielt heute im Auswärtigen Ausschuß de« Repräsentantenhauses «ine Rede, in der er di« Notwendigkeit energischer Maßnahmen zur Durchführung de» im Versailler Vertrag vorgesehenen ursprüng lichen Abrüstungsplane, betonte. Wenn, so erklärt« er, di« Per- einigten Staaten keine Delegation zur Abrüstungskonferenz ent senden würden, so würde der Friede und die Stabilität der Welt «ine rückläufige Bewegung von fast unberechenbarer Tragweite erleiden. Di« Tatsache, daß die Alliierten dem Beispiel der deut schen Abrüstung nicht gefolgt find, schuf «inen Zustand der An. gleichheit in Europa, der «in Gefühl der Erbitterung hervorvief. Stimson fügte hinzu: Es besteht nicht die geringste Aussicht, daß dl« Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Abrüstungskon ferenz ihren Beitritt zum Völkerbund zur Folg« haben könnte. Schuld-nzahlung n an USA In tz.ttber? Washington, S. Januar. Senator Borah hat gestern einen Gesetzesantrag eingeiracht, durch den auswärtig« Regte- rungen ermächtigt werden sollen, ihre Schulden an die Vereinig ten Staaten in Silber zu bezahlen. Borah hat aber ausdrücklich bemerkt, daß er nicht der Urheber des Antrages sei. Der franzSstsche Kriegsminlster Maginot gestorben Paris, 7. Jan. Kriegsmintster Maginot ist heute früh um 2 Uhr (französischer Zeit) gestorben. Arichsrionohme« und -«»»gaben im November ISA Berlin, 8. Januar. Nach Mitteilung de» Retchsftnanz« Ministeriums betrugen im November ISA (Angaben in Millionen Mark) im ordentlichen Haushalt die Einnahmen 7SVH und di« Ausgaben 886,7; mithin ist für November ein« Mehreinnahme von 52,8 (Oktober Mehreinnahme 81,3) zu verzeichnen. Da di« Einnahmen in den Monaten April bi» November IVA 5S0S,4 und die Ausgaben in dem gleichen Zeitraum 8817,7 betragen Haien, ergibt sich für Ende November «in Plusbestand von V1,7. Der au« dem Vorjahr Übernommene Fehlbetrag von 10SVL vermindert fich gemäß der Schuldentilgung in Ausführung des Gesetze» vom 23. Oktober 1930 um 280,0 auf 750,5. Unter Berücksichtigung die- sechs Betrages würde sich da» Defizit für Ende November auf 658,8 stellen. Im außerordentlichen Haushalt wurden im November kei« Beträge vereinnahmt; bei Ausgaben von insgesamt Sv,7 ergibt fich also eine Mehrausgabe von 58,7. Für die Monate April bi« November stehen Einnahmen von 26,5 Ausgaben von 137,1 gegen über, sodaß sich hier für das Ende des Berichtsmonat» ein Fehl betrag von 110,6 und unter Berücksichtigung des au» dem Vor jahre übernommenen Fehlbetrages von 261,4 «in Defizit von 372,0 ergibt. Da» Gesamtdefizit beider Haushalt« «inschließlich der au» dem Vorjahr übernommenen Fehlbeträge errechnet fich auf 10S0A Einheitsfront nach nutzen? / Autzenpolitische Kundgebung de» Reichs tag» angeregt Berkin, S. Januar. Lite „Tägliche Rundschau" das Hauptblatt de» Christlich-Sozialen Bollsdienste». nimmt sogen Uno Vertagung der Tributkonferenz und auch gogon di« Schaffung eines Provisoriums Stellung und schreibt denn u. a. folgendes» ,Mr den Kampf um dto SndlSsung ist der Zu sammenschluß aller deutschen Parteien zu einer Ein- hettsfront «ach außen notwendig. Es würde ein schö ne» Zeichen deutscher Entschlossenheit sein, wenn alle Gruppen 'bet der Polemik den außenpolitische Ge sichtspunkt berücksichtigen würden. Es ließe sich vor stellen, daß der Reichstag sich vor der Lausanner Kon seren« versammelt und in einer einmütigen Kund gebung die Forderung des deutschen Volke» vertritt. Es ließe sich vorstellen, daß das Austreten der deut schen Minister begleitet wird von einer würdigen Mah nung des Parlamentes, von einem Aufruf an die Welt, der die deutsche Forderung einer Sndlüsung »och ein mal aller Welt darstelle." Berlin, S. Januar. Der Appell der „Täglichen Rundschau", di« Reichstagsparteien möchten sich noch vor d« Beparationswnferen» zu einer gemeinsamen Massenvertzastungea io Indien Bombay, 8. Januar. Heute in den frühen Morgenstunden wurden Massenverhaftungen von Kongveßfühvern vorgenommen, u. a. wurde der vormalige Präsident der indischen gesetzgebenden Versammlung sestgenommen. Der indische Boykott englischer Waren Ahmedabad, 6. Jan. Di« hiesig« Stadtverwal tung hat mit großer Mehrheit eine Entschließung angenom men, keine britischen Waren zu kaufen. KOS indische Organisationen »erboten Bombay, 6. Jan. Alle Kongreß- und dem Kon greß ungegliederten Organisationen der Präsidentschaft Bombay sind als gesetzwidrig verboten woicken. Bon dieser Maßnahme werden 500 Organisationen betroffen. Strelktomultr in Holland Amsterdam, 6. Jan. In Enschede, dem Zentrum des TextilarbeiterstretkS im Industriegebiet von Twenthe, kam «S gestern abend wiederholt zu Zusammenstößen zwt- schen der Polizei und Streikenden. Di« Ausständigen hat ten sich -usammengerottet, um Arbeitswillig«, unter denen sich auch einige aus benachbarten deutschen Grenzorten stammende deutsche Arbeiter befanden, tätlich zu bedroh«» und ihre Wohnungen zu beschädigen. Die Menge eröffn^« beim Herannahen von Poltzetpatrouillm auf dtest «In Steinko-lenLombardenwnt, wodurch ein Polt-ttoffisstr, sammenstnden, Hat In parlamentarischen Kreisen leb hafte Beachtung gefunden. Er geht, wie das Nach richtenbüro de- BTZ. erfährt, auf schon längere Zett zurückliegende Besprechungen von Parlamentariern zu rück, dis daran interessiert sind, der amtlichen deutschen Außenpolitik von innen her eine kraftvolle Stütze zu geben, und zwar geht der Gedanke dieser Kundgebung von einer Gruppe jüngerer Parlamentarier au» ver schiedenen Parteien aus. Offiziell« Verhandlungen Mischen den Fraktionen haben darüber aber noch nicht stattgefunden. Von dem Scho, das die Anregung der „Täglichen Rundschau" in der Oeffentltchkeit findet, wird es vielmehr abhängen, ob diese Bestrebungen sich schon in der am nächsten Dienstag stattftndenden Sit zung des AeltestenrateS des Reichstages bet der Ent- schetdung über den kommunistischen Antrag auf Ein berufung des Reichstages Irgendwie auSwirken werden. Much in RegterungSkreisen hat man, wie das Nachrichtenbüro des BDZ. weiter hört, von den Be strebungen de- Christlich-Sozialen BolkSdtensteS erst durch die jetzige Veröffentlichung Kenntnis erhalten. Man macht in der Wtlhelmstraße darauf aufmerksam, di« ganze Welt wisse ohnehin, daß das deutsche Boll in der Ablehnung der Tributlasten und in dem Ver lange« «ach stnsr Gndlbsung einmütig üüsamm-nftehe., H