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de kten >rb. Auktthal -Mung. Lokalblatt für Aue, Sluerhammrr, ZelleKlöftrrlein, Rieder'« Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld, Eachseufeld, Zschorlau und die umliegenden Ortschaften. Erscheint PMtwochS, Ar«ita>4 u Sonntas». AdonnementSpretS incl. der 3 werthvollen Beilagen viertelilihrlich mit Bringerlohn 1 RN». LV Pf. durch di« Post 1 SN. 28 Pf. Wit S issnstrirfen Aei0lä1fern: Deutsches Aamittenötatt, Oute Krister, der Jeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: G«U -«Oe»«ifter in Lu« (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: Alt», Marktstraß«. Inserate di« einspaltig« Corpuszeil« 10 Pf., die volle Seite 30, >/, S. 20, '/, St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabat. Alle Postanstalten und LandbriestrSge» nehmen Bestellungen an. No. 150. Sonntag, den 18. December 1892. 5. Jahrgang. da er wiederum nicht gekommen war, auf den sie wartete, und de» Nacht«, während sie weint« und sich grämte, hoffte sie aus den Anbruch des Tage». Vielleicht kam er heute! Konnte er sie denn ganz ver lassen haben? Nein, e« war nicht möglich, daß eine Liebe, wir sie Heide sie gefühlt hatten ganz erlosch. Er mußte ja wiederkommen. O, er sollte nicht« sagen, gar nicht-, nur seine Augen würden sprechen, daß er müde sei, zu leben ohne sie. Und sie würde diese stumme Bitte um Verzeihung verstehen, würde seine Hände ergreifen und ihn küssen, ohne ein Wort, nur mit einem schluch zenden Zubelschreil Die Lhränen flössen wieder unaushaltsam über Gretchen'» Wangen, «ährend sie diesen Traum »eiterspann. Ihre sdnst so fleißigen Hände lagen gefaltet im Schoße, da ernste, schöne Mädchengestcht war bleich geworden, mit den tiefen Augen blickte sie in die Welt wie eine, die schon einmal im Grabe gelegen hatte. Aber nur, wenn sie ganz allein »ar, lag di« surchtdare Ermüdung de» gänzlichen, hoffnungslosen Schmerze» auf ihrem Gesicht. Sonst, dem Mitleid der Freunde und Verwandten, den derben Redens arten de« Vater» gegenüber verschleierte ein darüber ge breiteter, undurchdringlicher Stolz ihren Kummer. Sie bäumte sich auf gegen da» Mitleid. Ihre blauen Angen wurden sprühend, di« dunklen Brauen zogen sich drohend zusammen, wenn sein Nam« in ihrer Gegenwart genannt wurde, und ihr« ganz« Willenskraft wachte auf, um da» Geheimniß ihre» innerlichen Verfall« zu schützen. Niemand wagte mehr, sie zu bedauern. Abe, jetzt saß sie in ihrem Stübchen allein. Der Mittag »ar vorüber, Stille lagert« über der kleinen Wohnung, die Eltern schliefen. von ihrem Fruster au» sah sie über «inen großen, breiten, stillen Hof, an dessen End« grün« väum« standen, Bestellungen auf die WG-Auerthac-Iettung 'M» (No. 665 der Zeitungepreiolift«) für das 1. Quartal 18VS werden in der Expedition (Aue, Marktstraßr), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Lendbriesträgern jederzeit gern angenommen. Hrpcditio» der „ AuertHal-Ieilrmg," LlweU Zur Währungsfrage. Ein Gebiet, ans dem sich dir wenigsten Zeitungsleser zurecht finden, ist die Währungsfrage. Ihre Bedeutung wird nur im Weltverkehr klar und liegt fern dem, der innerhalb ter Grenzpfähle lebt und webt. Gestern Mon tag wurde im Reichstage über sie verhandelt, wobei Ca privi bestimmt erklärte, e« müsse bei den jetzigen Verhält nissen bleiben. Deutschland hat seit 187S di« Goldwäh rung, d. h. Gold ist das gesetzliche Zahlungsmittel, Silber wird nur zur Herstellung von Scheidemünzen benutzt und hat die Bedeutung einer im Preis« veränderlichen Ware. Für Deutschland erfährt diese Bestimmung die Einschrän kung, daß noch 150 Millionen Silberthaler gesetzliches Zahlungsmittel geblieben sind. Nun wurde in der bor letzten Reichstagssitzung der Wunsch nach Doppelwährung laut. Bei der Doppelwährung werden Münzen au« zwei ver schiedenen Metallen al» gesetzlich« Zahlmittel geprägt. Für Zahlungen können nach Belieben die Münzen de» einen oder de« anderen Metall» verwandt «erden, wäh rend für »en Empfänger gesetzlicher Annahmezwang be steht. Voraussetzung hierfür ist dir gesetzliche Bestimmung «ine» festen Preisverhältniffe» zwischen beiden Metallen in Münzform. So wurde in Frankreich 1803 ein Ver hältnis von 1 1k,, angenommen, d. h. 1. kx. Gold gleich 1k,, Lx. Silber. Ein Frank in Gold wurde ei nem Frank in Silber gleich gesetzt. Besteht nun die Be stimmung, daß Privaten jederzeit edle» Metall in WLH- rung-münze umgeprägt werden muß, so kann die Doppel- JeuiUeton. Die Armen der Millionenstadt. Ein Bjerliner Roman au» der Gegenwart von M. Palsy. (Fortsetzung.) Und zum dritten Male sah er ihn al« Jüngling mit dem Cylinderhute auf dem Kopf« vor einem Vankhause < stehen, di« Hände in den Laschen, — und der Mund in dem blaffen, höhnischen, selbstzufriedenen Gesicht« schien zu "sagen: „Zhr Lhoren und Elenden, dir Ihr arbeitet und doch nicht satt werdet, deren Kraft erlahmt in vergeblichem Kampf«: sehet her, hier ist die Macht, welch« Such all« langsam und sicher auffrißt; diese Macht ist da» Geld! E» mehrt sich, «ährend Zhr schwindet. Und diese Macht, l di« immer stärker wird, da» bin ich in meinem Müßiggang« l Zch bin der Erbe, sehet, dort liegt die Bank, dort arbrtten a mein« Millionen! Darum, Zhr Arbeiter an der Kett«, » darum sehet, bin ich Euer Herr!" Und Karl Bittmann verhüllt« sein Haupt. Die Nebek- Wolken ballten sich, — der Regen rieselte hernieder. Hoff- nung-lo» und heimathlvs lehnte er an der Mauer und starrt« durch die Nacht nach der fernen Erd«, welch« di« Gebein« seine» Weibe» umschloß. — Da« würde da» Ende sein! — — 23. Gretchen. wenn die Thür sich bewegte, schreckst sie iluf. Langsam, langsam verging der Tag. Sie sehnte sein Ende herbei, Währung, wenn sie nur in eine» oder wenigen Länder., besteht, leicht in eine thatsächliche einfache Währung über gehen. Private «erden immer da« billigere Metall zur Münze bringen, da» darau« geprägt« Geld wird in Zah lungen im Inland verwandt, «ährend da« andere Metall mit Vorteil »»«geführt wir». Vor 1849 «ar der Preis de« Golde« auf dem Weltmark höher, al» i« franzö sischen Münzgrsetz angenommen worden war; (nfolgedes- sen verschwand da» Hol» au» Frankreich, da» Silber blieb im Land. Nach 184S gestaltete sich di« Sache umgekehrt; Silber wurde aulgesührt, und Gold strömte nach Frank reich. Solcher wechsel wird sich immer ausbilden, wenn die Doppelwährung nur in einem oder wenigen Ländern eingesührt ist, während auf dem Weltmarkt da» Preisver- hältni« zwischen Gold und Silber Schwankungen unter liegt. Um de« vorzubeugen, wurde in der neuern Zeit vorgeschlagen, die Dopvelwährung auf dem Weg de» Ver trag» in allen oder doch den Hauptkulturländern einzusüh- ren. Diese vertragsmäßig« Doppelwährung, Bimetallis- «u» genannt, soll dann bewirken, da- PreiSverhältni» der edlen Metalle zu einander zu einem unveränderlichen zu gestalten. Wenn überall Gold und Silber im festen Prei»verhältniS (z. B. 1 : 15,») ausgeprägt würden, dann könne durch Au«fuhr, Umschmelzung und Umprägung je de» teueren Metall» nicht wehr ein Gewinn wie heute er zielt werden. Bringe man z. B. 1b,z kx Silber nach Frankreich, tauschte dafür 1 kx Gold ein, um da- Gelb tn einem andern Land gegen in Frankreich einzusühren- de- Silber umzusetzrn, so werde man überall 15^ Icx Silber erhalten und büße dabei, dir Kosten der Versen- düng und Umprägung ein. Der Verwirklichung de» BimetalliSmu« steht zunächst im Weg, daß keine Aussicht auf «ine dauernde internationale Münzeinigung überhaupt vorhanden ist. Würde wa» gerade erstrebt wird, der Sil- berprei» durch den BimetalliSmu« wieder gehoben «erden, so würden dir Länder, welche verhältnismäßig große Men gen an Silber besitzen oder erzeugen, zunächst gewinnen, so insbesondere Frankreich und Nordamerika, in welch letzter« Lande die Bewegung zu Gunsten de» BimetalliS mu» die mächtigste Stütze findet; aber auch Deutschland würde zunächst Vorteil haben. Ander» liegt die Sache in mehreren Ländern der Goldwährung, insbesondere in England, auf dessen Beitritt deshalb nicht zu hoffen ist. Wollte Deutschland allein zur Doppelwährung übergehe«, so würde dies zur Folge haben, daß es sofort von den billiger« Metallen überschwemmt würde. Eine «eitere Schwierigkeit besteht in »er Bestimmung de« Prei-Verhült- nisse», in welchem Gold und Silber au-geprägt werden sollen. Dasjenige des lateinischen Münzkunde» (1 : 15,») würde nicht mehr anzunehmen sein, weil der Stiberpret» in den letzten 1b Zähren erheblich gesunken ist» , und zwar ist da« Silber durch die kolossale Ausbeute der Grube» von Nevada tief herabgedrückt worden. Die amerika nischen Minenbesitzer würden e» Allmählich gegen unser gute» Geld eintaufchcn, wenn wir zur Doppelwährung schreiten würden. Dann aber wäre Deutschland mit sei nem geringwertigen Silbergelde auf dem Weltmark« gar übel daran. Da« Verhältnis, da» zwischen Deutschland und Amerika jetzt dasteht, würde sich gerade umkrhren. Amerika hat sich nämlich seil 1878 zur Doppelwährung in der Weise enschlossen, daß auch der Silbndollar neben dem Goldgelbe gesetzliche Zahlung-krast ha«. Die Folge davon ist, baß dos billige Silber im Jnlande verbleibt, da» wertvolle Gold aber nach dem Auslände abflirßt. Französische Zustände. Die Franzosen sind mit einer bedenklichen Dost» Leicht sinn begabt. Ob sie nun königliche, kaiserliche oder repu blikanische Franzosen waren, that nicht» zur Sache. Der Leichtsinn führte unter allen RegieruugSformen zu bedenk lichen Ereignissen und Skandalen. Hätte die jetzige Re publik einen General Bonaparte gehabt, statt eine« Gene ral« Boulanger, ihr Leichenstein wäre heute bereit« aus gerichtet. Zu den vielerlei unliebsamen Geschichten, die i« letzten Jahrzehnt sich in Paris abgespielt haben, ist ein« neue gekommen, so echt französisch, wie kaum eine zuvor. Aber wenn die Wellen über de» Panamaskandal vahin gerauscht sind, dann wird diese ScnsationSaffaire ebenso gut vergessen, ihr Eindruck ebenso verflogen sein, Wie in den früheren Fällen e» der Fall gewesen war. E« ist «ktenmäßig festgestellt, daß zu der großen Panamagesell- schaft de« Ferdinand von Lesseps, de» Erbauer» de« Suez kanal», die von vornherein infolge falscher und leichtsin niger Berechnungen aus schwachen Füßen stand und spä terhin nach einer gräßlichen Mißwirtschaft ein reine» darüber ragte eine dunkle, alte Kirche. Ein paar Kinder spielten da unten, in ihre kindlichen Gedanken versunken — von der Mutter vergessen. Kein Lärm der Fabriken, kein Rauch der Schlote störte hier den abgeschiedenen Frieden diese- mittagstillen Hofe«. Wie ein Ausschnitt hoben sich dl« grünen Bäume mit dem ragenden dunklen Gemäuer und dem blauen Himmel darüber von den beiden Häuserreihen ab. Die warme Sommersonne lag über deck ganzen Bilde und schien auf ihr Gesicht, auf ihre Hand. Sie sah auf da» Laub hin und ihre Lippen zuckten: Ach, überall ergriff sie gleich schmerzlich die Erinnerung an ihn! Sie dachte an den ersten Spaziergang, den sie zusammen gemacht halten, al- sie sich über die grüntn Blattspitzen an den Sträuchern und Bäumen de» Belleal» lianeeplatze» so gefreut hotte. Damal» hatte im ersten Knospenhauche de» Frühling», im seligen Gelbstgenügen junger Liebrauch ih« Herz gehebt. Er war an ihrer Seite geschritten, mittagstill und sonnig hatten sich die Straßen vor ihnen gedehnt! Jetzt erschollen dir savst klagenden Weisen einer Har monika von irgendwo au» den Fenstern einer der stillen Wohnungen über den Hof. Die Sonne, die stille Luft und die verwehtm Klinge bewegten ihr Herz und die klagende Gewalt griff in ihr Innere», daß Scham und Zorn, Groll nnd Stolz darau» verschwanden. Nur di« Trauer, di« unendliche Trauer »achte darin und breitet« sich au». Und ihr Haupt sank auf den Frnsterfim», die blonden Haare fluthetrn über ihre gekreuzten und verbargt« da» leidvoll« Gesicht. Dann weinte sie, — still, hoffnung-lo-, müde und ohne Unterbrechung. Die klagenden Töne de- Bol »liebe« drangen ftrt und