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für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Mbsnutmsnl »iertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de« .Illustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalren. Lrlegr.-Aöreffc: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn und Feiertage für den fol genden Tag Jnse'rtionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchkr Nr. 210. l»v. Jahrgang. — Donnerstag, den 30. Dezember irsns. An de» allgemeinen Fortbildungsschule hier wird von Neujahr 1910 ab eine besondere Klasse für Bäckerlehrlinge und Lehrlinge im Gastwir'sgewerbe errichtet. Der Unterricht ist festgesetzt auf Dienstag Nachmittag von 4—7 Uhr. Für die Schüler dieser Fachklasse ist außer dem ordentlichen Schulgelde ein Schulgeldzuschlag von jährlich je 6 Mk. an die Schulkasse zu entrichten. Gtadtrat Eibenstock, am 22. Dezember 1909. Hesse. L. Jahresrundschau für das Königreich Sachsen. «Schluß'. Mas die bemerkenswertesten Ergebnisse der am 26. Januar beendigten letzten Schsion des bisheri gen Landtages anbelangt, sv waren dies naben hem Wahlreformgesetz und dem Staatshaushaltseitat für 1909 das Fürsorgeerziehungsgesetz, das Geisetz ge gen die Verunstaltung von Stadt und Land, das Was- sergesetz, das Stempelsteuergesetz, das neue Besoldungs gesetz, die Novelle zum Landtagsdiätewgesetz und das Forst- und Feldstrafgesetz. Die unmotivierten Härten des letzteren sind aber in weiten Bevölkerungskreisen schon so bitter empfunden worden, daß eine Revision des Gesetzes höchst wünschenswert erscheint. Der zweiten Kammer ist denn auch in der jetzigen Session bereits ein freisinniger Antrag wegen Milderung des Forst und Feldstrafgesetzes zugangen« der von ihr einstwei len an die Gesetzgebungsdeputation verwiesen wor den ist. Das militärische Jahr 1909 war für Sach sen hauptsächlich durch die zweitägigen Kaisermanöver zwischen dem 12. und dem 19. Armeekorps bemer kenswert, die in Anwesenheit des Kaisers, des Königs Friedrich August, der sächsischen Prinzen« des General inspekteurs Erbprinzen Bernhard von Sachfeu-Mei- ningen, dem bekanntlich die beiden sächsischen, Armee korps mit unterstehen, und noch anderer Fürstlichkeiten in dem Gelände zwischen Firankenbpirg und Freiberg stattfanden. Die Manöver stellten in jeder Beziehung die größten Anforderungen an die, beteiligten Truppen, um so ehrenvoller war es für dieselben, daß sich Kai ser Wilhelm über die Manöverleistungen der sächsi schen Truppen im höchsten Maße anerkennend aus sprach. Nach Schluß der Kaisermanöver gab der Kö nig zu Ehren seines kaiserlichen Manövergastes ein Prunkmahl in der historischen Alb rechts,bürg zu Mei ßen. Militärische Jubelfeiern fanden verschiedene statt. Ihr 200jähriges Jubiläum begingen das 3. Infan terieregiment Nr. 102 in Zittau und das. 4. Infante rieregiment Nr. 103 in Bautzen, das 175jährige Ju biläum feierte das Husarenregiment Nr. 18 in Gro ßenhain, ihr lOlhähriges Jubiläum bin „schwarze Bri gade", nämlich das Schützenregiment Nr. 108 und das Jägerbataillon Nr. 13 in Dresden, sowie das Jäger bataillon Nr. 12 in Freiberg. Der König nahm an al len diesen militärischen Jubelfestlich-keiten teil, außer dem war zu der Feier in Bautzen der Großherzog von Gaden, zu jener in Zittau Prinz Ludwig von Bayern er schienen- Im diplomatischen Korps in Dresden tra ten mehrfache Veränderungen ein. Zum Gesandten, Badens wurde Graf. Berckheim neu ernannt, auf den erledigten Gesandtenposten Englands kam« Grant Duff. Zum Nachfolger des als Gesandter nach Athen versetzten bisherigen österreichischen Gesandten in Dresden, Ba ron Braun«, wurde Prinz Fürstenberg von der öster reichisch-ungarischen Botschaft in Petersburg ernannt. Neuer Generalkonsul der Union anstelle des als Ge sandter nach Lissabon versetzten Mr. Gasfney wurde der seitherige Vizekonsul Johnson« Eine Reichsta^sersatzwahl machte sich im Reichstagswahlkreise Stollberg-Schneeberg infolge des Ablebens des bisherigem sozialdamokratischen Vertre ters«, Goldstein, nötig. Sie ergab den mit großer Stim menmehrheit erfolgten Sieg des sozialdemokratischen Kandidaten Schöpflin über den Kandidaten der ver einigten bürgerlichen Parteien. Das vielmaschige Netz der sächsischen Staats bahnen erfuhr auch im Jahre 1909 wieder eine Er weiterung. Es wurden, die neuen vollspurigen Bahn strecken Marknieukirchen-Siebenbrunn nach Markneu- kirchenlStadt und weiter Kieritzsch-Groitzsch-Pegau, fer ner die neuen Schmalspurbahnen Döbeln-Gadewitz, Meißen-Triebischtal-WilÄdruff und Garfebach-Löthain- Lommatzsch eröffnet. Bon sonstigen festlichen Ereignissen in unserem Sachsenlande außer dein schon erwähnten mi litärischen Jubiläen sei vor allem genannt die in den Tagen des 28. bis 30. Juli begangene äußerst glanz- volle 500jährige Jubelfeier der berühmten Landes Universität Leipzig. Die General-Direktion der Säch sischen Staatseisenbahnen konnte am 1. Juli das vier zigjährige Jubiläum ihrer Begründung feiern. Die Petrischule in Leipzig beging ihr 75jähriges Bestehen, die Kreisinnung der Schornsteinfegermeister in Leip zig feierte ihr 200jähriges Jubiläum. Der Kreis der höheren Bi lduwg sanft al ten des Landes erfuhr während des seinem Ende sich zuneigenden Jahres eine Erweiterung durch die Er richtung der Oberrealschulen in Leipzig, Dresden und Chemnitz. Ungemein zahlreich waren die größeren Ver sammlungen« unjd Vereinigungen, weiche auch im Jahre 1909 in Sachsen abgehalten wurden. Von ihnen seien hier gemannt die Jahresversammlung der deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, ve-rbunden mit der 23. Wanderausstellung, der Parteitag der sozial demokratischen Partei Deutschlands, die Landesver sammlung der deutsch-sozialen Partei Sachsens, und das achte deutsche Pistolen-Gundesschießen in Leipzig, die Hauptversammlung des Bundes der sächsischen Land wirte und ferner des Borbandes sächsischer Industriel ler, sowie die Vertrauonsmänner-Bersammlung der sächsischen Reformpartei und die Delegiertenkonferenz der freisinnigen Volkspartei Sachsens in Dresden, die Landeskonferenz der sozialdemokratischen Partei Sach sens in Plauen, der Kongreß der Allgemeinen Rad- fahrer-cklnion und das 12. sächsische Bundeskeglerfest in Zwickau, der Verbandstag des sächsischen Radfahrer- Bundes in Döbeln, die Jahresversammlung des säch sischen Gastwirtsverbandes in Aue, die Tagung des all deutschen Verbandes in Schandau, der sächsische Ge- Meindebeamtentag in Annaberg rc. Schließlich sei noch eines besonderen interessanten Ereignisses Erwähnung getan, welchem ganz Sachsen seine lebhafte Teilnahme entgegentrug, die Fahrt des Grafen Zeppelin mit seinem lenkbaren Luft ballon nach dem westlichen Sachsen, wobei dem genialen Erfinder an allen Orten, welche er mit seinem Luftschiff überflog, die begeistertste« Begrüßung zuteil wurde. Togesgeschichte. Deutschland. - KaiserWilhel in übersandte mit einer Wid mung dem türkischen Generalissimus Schewket Pa scha seine Photographin zur Erinnerung an die dies jährigen Kaisermanöver. — Der Kronprinz kehrt heute Mittwoch von München« wo er die Witwe des verstorbenen Herzogs Karl Theodor besuchte und am Grabe des Verewigten einen Kranz niede.rgelegt hatte, nach Berlin zurück. — Dem Reichstage ist ein Antrag zuge- gangen, der die Regierung um die Vorlegung eines Gesetzentwurfs über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches und die Errichtung eines Rechnungshofes fülr das deutsche Reich ersucht. Die größeren deutschen Bundesstaaten besitzen bekannt lich längst ihre Staats Rechnungshöfe. Preußen hat ihn in der Ober-Rechnungskammer zu Potsdam Durch Gesetz vom 4. Jüli 1868 wurde dieser Rechnungsk rmmer die Kontrolle des gesamten Bundes-Haushalts über tragen und der Name „Rechnungshof des deutschen Reiches" beigelegt. Die Instruktion vom 5. März 1875 regelt die Befugnisse und Aufgaben des so entstande nen Rechnungshofes. Der Eingangs erwähnte Antrag wünscht nun einen von der preußischen Ober-Rechnunzs- kammer losgelösten, selbständigen Rechnungshof für das Reich. — Mit dem Neujahrstage trete» die wieder holt erwähnten Schutzbestimmungen für Ar beiterinnen und jugendliche Arbeiter in Kraft. Damit greifen in der Beschäftigung der gen. Arbeiter-Kategorien diejenigen Einschränkungen Platz, die der Reichstag im Herbst 1908 gegen den lebhaften Widerspruch der Industrie beschlossen hatte. Die neue» Vorschriften, die an die Bäckerei-Verordnung ;c. erin nern, treten für alle Betriebe mit mindestens 10 Ar beitern in Kraft, auch wenn diese Betriebe bisher nicht als Fabriken anWsehen waren. Diejenigen, die es angeht, müssen sich mit den sehr detaillierten Bestim mungen schleunigst bekannt machen, wenn sie nicht straf bar werden wollen. — Eine marokkanische So n d e r g e s a n d t - schäft in Berlin. In Berlin ist eine marokkaui sche Sondermission eingetroffen, um wegen der An erkennung der Minenansprüche seitens der Gebrüder Mannesmann mit diesen zu verhandeln. Es sind der marokkanische Minister Ben Asus und der Staatsbeamte Huj Mohamed. Die Gesandtschaft kommt direkt von Paris, wo sie unter Assistenz des ebenfalls in Paris Weilenden, marokkanischen Ministers El Mokri wegen einer marokkanischen, Staatsanleihe sondierte, und mit dortigen FinanzMstituten Fühlung nahm. Wie es heißt, sollen die maurischen Unterhändler in Paris mit Erfolg gearbeitet haben. — Die Herabsetzung der Altersgrenze für den Rentenibezug d.er I n v al i d e n-V e r s i ch e - run g von 75 auf 65 oder gar 60 Jahre ist einstweilen unausführbar. Die Herabsetzung der Altersgrenze auf 65 Jahre würde laut „Bert. N. N." jährliche Mehrkosten von 28 Millionen Mark verursachen, von denen 20 Mil lionen auf die BersichevungAtuäger und 8 Millionen auf das Reich eUtfallan würden. Bei einer,Herabsetzung der Altersgrenze auf 60 Jähre wüüde sich der jährliche Mehraufwand sogar auf über 80 Millionen Mark, da von 25 Millionen zü Lasten.dos Reiches, belaufen. - Einen Au s b au der Arbeitsnachweis verbände nach der Richtung, daß auch Kleinstädte in Dorfgemeinden angeschlossen werden, empfiehlt die „Dtsch. Tagesztg.". Dadurch soll besonders der Ge sellennot auf dem Laiche und in der Kleinstadt begeg net werden. Wenn auch im Handwerk der Zug in die Großstadt unverkennbar ist, so gilt das doch noch nicht für alle Gegenden Deutschlands. Und daß die groß städtischen Handwerker eine bevorzugte Stellung ge meßen, kann garnicht einmal behauptet werden. Die Folgen der neuen Tabaksteuer machen sich vor allem in Westfalen bemerkbar. Dort wurde die 80 Arbeiter beschäftigende Filiale einer gro ßen Tabakfabrik laut „Voss. Ztg." vorläufig geschlossen. Eine andere Firma hob ihre, westfälisch? Fabrik gänz lich auf, eine dritte stellte den Betrieb auf drei Wochen ein. Diese bedauerlichen Erscheinungen sind in der Hauptsache darauf zuvückzuführen. daß vor dem In krafttreten des Dteuergesetzes auf Vorrat gearbeitet wurde, der erst konsumiert werdew muß, bevor die Bestellungen der Zigarrenhändler im gewohnten Um fange wieder eingehen können. Der Zigarrenverbrauch ist trotz der Steuer im Allgemeinen wenig ober garnicht zurückgegangem Aneignung militärischer Geheimnis se? Nachdem bei der ersten Eskadron des zweiten Ulanen Regiments in Gleiwitz zwei Karabiner Modell 98 abhanden gekommen sind, ohne daß es bisher ge lungen wäre, über ihren Verbleib irgend etwas zu er fahren, ist jetzt auch bei der in Pleß stehenden zweiten Eskadron des Regiments das Schloß eines Ka rabiners gestohlen worden. Alle Ermittelungen nach dem Verbleib des Schlosses waren erfolglos. Man glaubt, daß es von einem Spion entwendet worden ist. Infolge dieses Diebstahls sind verschärfte Sicherheits maßregeln ungeordnet worben. Alle Karabiner wer ben unter Verschluß gehalten und den Mannschaften nur zum dienstlichen Gebrauch heräusgegeben. Zivil personen dürfen nur nach eingeholter Genehmigung «die Kaserne betreten. Der Direktor des Hansabundes. Der Hansabuud hat nunmehr, wenn eine Berliner Zeitung zuverlässig unterrichtet ist, den lange gesuchten Direktor gefunden. Es ist der Oberbürgermeister von Bromberg, Alfred Knobloch. Der Vertrag ist bereits unterzeichnet worden. Herr Knobloch, so weiß das betreffende Blatt weiter zu melden, war seit elf Jahren Oberbürgermei ster der Stadt Bromberg und hat sich in dieser Stel lung nach allgemeiner Auffassung sehr bewährt. Es wird ihm besonders auch eine starke rednerische Be gabung nachgerühmck. Der neue Direktor des Hansa- bundes ist Mitglied des Herrenhauses und dürfte, sei ner politischen Anschauung nach, auf dem Standpunkt der freikonservativen Partei stehen. In rein wirt-