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Abonnement viertelj. I M. 50 Pf. rinschließl v«4 »Jllustr. Unkerhaltungsbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen- blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen NeichSpostanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn und Feiertags für den fol genden Tag. Jnscrtionspreis: die kleinspaltige Zeile >2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Sclrgr.-Adrrffr: Amtsblatt. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 2lv L8L. Sonntag, des 19. Dezember Die Erhebungsformulare für die Milzbrandstatistik werden vom 1. Januar 1910 ab bei den Amtshauptmannschafren vorrätig und im einzelnen Bedarfsfälle dort zu haben sein. Dresden, den 8. Dezember 1909. Ministerium des Innern. Freiwillige Grundstücksversteigerung. Das zum Nachlasse des verstorbenen Zeichners ki»ll HVvI«» in Eibenstock gehörige Hausgrundstück Pestalozzistraße Nr. 1 soll auf Antrag der Erben Freitag, den 14. Januar 191V, vormittags 1v Uhr an Amtsgerichtsstelle freiwillig versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen können auf der Gerichtsschreiberei eingesehen werden. Eibenstock, den 16. Dezember 1909. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Gasthofsbesigers »vll« tu« AII»I- «rüuon in Sch-nheiderhammer wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Emwendungen gegen das Schlußverzeichuis der bei der Ver teilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 14. Januar 1910, vormittags 9 Wr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Eibenstock, den 16. Dezember 1909. Königliches Amtsgericht. Der Thronwechsel in Belgien. Die schwariz-ig,elb-roten Flüggem wehen aus Halb mast. Belgien trauert um sei,neu König, der 44 Jahre bang Hie Geschicke des Landes gelenkt hatte. Leopold II., den man den Amerikaner unter den Souveränen Europas genannt hat, war ein zu großes kaufmänni sches Genie, ein zu großer Lebenskünstler und Men schenverächter, als Haß er wicht seine privaten Inte- «essen denen seines Landes hätte vvransteblen sollen. Aber gleichwohl hat auch Belgien seinem totem König viel zu danken. Und wind er haute auch nicht als liebe voller Landesvater batrauert, so gedenken und danken es ihm Hie Belgiew doch, daß unter seiner Regierung Has junge Königreich politisch' und wirtschaftlich er starkt und um den Kongostaat reicher geworden ist. Sein Nesse, dar 34 jährige Prinz Albert and nun mehrige König Her Belgier, findet bei seinem Regie rungsantritt wohlgesüllte Staatskassen und blühen den Wohlstand des Volkes vor. Dar junge König, der den Thron offiziell erst nach ferner Eidesleistung' auf die Verfassung vor den vaveinigten Kammern, besteigt, ist politisch noch ein unbeschriebenes Blatt. Bis zu dem im Jahre 1905 erfolgten Toda seines Vaters, des Prin zen Philipp, jüngeren Brüdens des verstorbenen Kö nigs, leibte er in großer Zurückgezogenheit und wid mete sich vornehmlich wissenschaftlichen Studien. In den letzten Iah rem nahm er dem Köni g? zw ar einen Teil Her Repräsemtationspslichten ab, trat politisch je doch, wie das beim Kronprinzen', mit vereinzelten Aus nahmen, immer der Fall ist, nicimals hervor. Jetzt wird er zu zeigen Haban, ob er den Wahlspruch im Wap Pen seines Haus eis: „Einigkeit gibt Kraft" wahrzuma chen versteht. Dann so unbefangen unjd vorurteilsfrei Man auch den toten König wüMgen, mag, das eini gende Moment kam bei ihm nicht zur Geltung. Und was man von dem jungen Könige weiß, bietet eine Bürgschaft dafür, daß er sein Volk nicht nur mit dem Kopfe, sondern auch mit dem Herzen regieren wird. Er bringt den sozialen Fragen lebhaftes Interesse ent gegen, und hat gelegentlich durch kurze Darlegungen im Senat bewiesen,, daß er das richtige Verständnis für Hie Förderung des Wirtschaftslebens wie für die Befestigung der äußeren, Machtstellung Belgiens besitzt. Das be'lMche Volk begrüßt seinen jungen König daher auch mit Vertrauen und Zuversicht. Ans die, Welt politik übt Her Thronwechsel in Balgten natürlich' kei nen irgendwie wahrnehmbaren Einfluß aus; dazu ist das belgische Königreich zu klein Tagesgeschichte. Deutschland. Der Kais e r hatte zur Frühstückstafel nm Frei tag Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, di«' Mini ster von RheiNbaben und Delbrück, Generaldirektor Ballin und den englischen Minister Sir Ernest Cassel zugezogen. — Das Einigungsprogramm der deut schen freisinnigen Volkspartei, zu der sich die drei freisinnigen Gruppen jetzt verschmelzen wer den, deckt sich in seinen GrunHzügen so vollkommen mit den bisherigen Parteiprogrammen der Freisinnigen, daß es weder Ueberraschung noch Widerspruch ausge löst hat. Die Einigung mußte auch vollzogen werden, wollte sich der Freisinn nicht der Gefahr der Zerreibung aussetzen. — Gegen die kommunale Arbeitslosen- Versicherung, wie sie von der badischen Regie rung angeregt wurde, hat sich der Karlsruher Bürger- Ausschuß einstimmig ausgesprochen. Besonders be merkenswert iist es, daß auch die beiden sozialdemokrati schen Stadträte Kolb und Geck sich, dem ablehnen den Standpunkt des städtischen Kollegiums anschlossen. Angesichts solchen Widerstandes aus Kreisen der Ar- b eite «Vertreter selbst, erscheint die Einführung der kom munalen Arbeitslosenversicherung aussichtslos. — Die Wünsche der Gastwirte an den Reichstag. Der Reichsverband deutscher Gastwirte- vereine hat in seiner Berliner Tagung eine Reihe von Petitionen an den Reichstag beschlossen. Verlangt wird aufs neue die Kongessi-onierung des Flaschenbierhan- ,dels. Die bereits im vorigen Jahre eingereichte Pe tition ist im Planum nicht zur Verhandlung gekommen. Eine weitere Eingabe bezieht sich auf die Errichtung von Gastwirtskammern, die ähnlich wie Handels- und Gewerbekammern eingerichtet werden sollen. Auch ge gen die Verteuerung der Fernsprechgebühren wird Pro test eingelegt, sowie gegen die Ausdehnung der Schutz frist bei Werken der Tonkunst auf fünfzig Jahre. Schließlich soll auch gegen das Recht der Gemeinden auf Besteuerung von Getränken di« Gesetzgebung ange- rnfen werden. Oesterreich-Ungarn. De r wahnw ich i ge uD a u e r b e, r a t u ug i in österreichischen Reichsrat, die den österreichi scheu Parlamentarismus dem Gespött der Welt aus- setzr, wird hoffentlich am heutigem' So nun b end ein End« gemacht werden. Das HäufleOn obstruierender Tsche chen hat bereits erkannt, daß es mit den geplanten Dauerreden uichr durchdringt. Es ist daher zu der ihm eignen spezifisch tschechischen- Qbstruktionstaktik über gegangen und vollführt nult Pfeifen und Äindertrom- peten iim Sitzungssaal«' ennen ohren,zerreißenden Lärm. Dieser Skandal bietet jedoch der Regierung die will kommene Handhabe, ein zu greifen und den Reichsrat Lufzulöseu oder wenigstens zu vertagen. Das nächste, was dann zu tun ist, ist eine gründliche' Umänderung der Geschäftsordnung des Hanfes, welche die arbeits willige Mehrheit von der Obstruktion,swut der tsche chisch-radikal en Minderheit ein für allemal befreit. Belgien. Die Beisetzuug der. Leiche Kö ui g Leo polds wird wahrscheinlich am Mittwoch stattfinden. Der König wird in der Uniform eines Generalleutnants, Hie Hände über der Brust gekreuzt, eingesargt. Der belgisch« Hof hat füv sechs Monate, die königliche Fa milie für ein Jahr Trauer angelegt. Den auswärti gen Mächten wurde der Tod des Königs vom Thron folger angezeigt. Amerika. Managua, 17. Dezember. Z e;l aya kabelte an den Präsidenten Taft, daß er zurücktrete, um Ni caragua in den Stand zu faßen, dm freundschaftlichen Beziehungen zu dem. Vereinigten -Staaten wieder auf- zunehmen. Er beabsichtiget seinen guten Willen zu be weisen und Nioaragua zu verlassen'. Er sei bereit, über feine Regierungshandlungen Rechenschaft abzu legen. Lokale und sächsische Kachrichten. — Eibenstock, 18. Dezember. Gestern, Abend sprach in öffentlicher Versammlung' der Reichstags abgeordnete unseres 21. Wahlkreises, Herr Dr. Stre- semann, im Saale des Deutschen Hauses über die politische Lage In fpst ^/zstündiger Rede ent wickelte der Herr Redner, nachdem ihm vom Vorsitzen den der Nationalliberalen Ortsgruppe, Herrn Kom merzienrat Eugen Dörffel, das Wort erteilt war, seine geistvollen Gedanken über dies Thema" und ließ sodann nach kurzer Diskussion noch eine etwa 1 stün dige nicht minder geistreich« Rede über sein« persön lichen Beziehungen zu u n s e r e m W a h l k r e i s e folgen. In seiner ersten Rede knüpfte der Herr Redner einleitend an sein letztes Hiersein im vorigen Jahre an und führte aus, wie doch damals die Blockkonstsl- lation unter der Aera des Fürsten Bülow zu den schön sten Hoffnungen auf gedeihliche, alle Kräfte vereini gende Arbeit berechtigt hätte, wie dagegen jetzt durch Bülows Sturz und durch die Uneinigkeit der Parteien untereinander anstelle der Einheitlichkeit Zwietracht im Reichstag« wie im Landtage Platz gegriffen habe. Nicht durch die Konservativen allein sei Bülows Sturz herbeigeführt, und darum müsse man sich energisch ge gen die Kritik des Zentrums und der Linksliberalen an Hem neuen ohne Bülow durchgeführten Werk der Reichsfinanzreform wehren. Wodurch sei uun Bülow zum Rücktritt gezwungen, worden? Nach Ansicht des Herrn Redners sei das zum großen Teil auf die Ver kennung der Persönlichkeit des Reichskanzlers gesche hen. Man habe ihm Oberflächlichkeit nachgesagt. Sei das dadurch begründet, wenn man sage, Bülow habe feine Reden äußerlich mit Zitaten gespickt und ausge schmückt? Wenn ein Kanzler mit glänzenden Bildern aus Hem Schatze seines reichen Wissens seine Rede schmückte, sei darum die Bezeichnung Zitatenkanzler berechtigt? Weiten kam nun Hekr Dr. Stresemann auf das Wesen des Blockes zu sprechen. Blockpolitik be deute nichts anderes als Kampf gegen Sozialdemokra tie und Ultvamontanismus. Gegen beide Parteien aber sei ein Kampf mir geistigen Waffen unmöglich. Im nun Folgenden wurden das Wesen der Sozialdemo kratie und der ZentrumsparteL geschildert. Wer hätte aus der Gründung des kleinen 7000 Mitglieder zäh lenden Arbeitervereins durch Lasaile das Anwachsen desselben zu der ungeheuren- Partei von heute vorher gesehen? Und wie sei zugleich auch der Hochmut und der Dünkel des Sozialismus gewachsen. Ein Gutes aber habe das im Gefolge, nämlich das Abflauen des Zuzuges der Gebildeten und Akademiker zum Sozia lismus. Mit offenen, geistigen- Waffen sei also ein Kamps unmöglich. Dasselbe träfe auch beim Zentrum zu, eine Parkest dio gegen jede liberale Regung di« Religion ins Treffen führ«. Nicht geistiger, sondern rein persönlicher Kampf werde hier gekämpft, und da rum sm es keine Utopie, wenn ein Kanzler es versucht habe, eine Politik zu trchbem die einen Block dem, an dern gegenüber stelle Weiter hat man, gesagt, es sei nichts Positives unter Bülow geleistet wordern Der Herr Redner sprach die Ansicht aus, daß gerade in- der Blockära die meisten Gesetze verabschiedet worden- seien und an positiver Arbeit mehr als unter früheren Kanz lern geleistet sei. Zum ersten Mal sei- eiM neuer Geist in die Kolonialpvlitik eingezogen. Insbesondere sei das Interesse des deutschen-Volkes für die Kolonialfraze wach gerufen worden und, bringt Dernburg, dessen Aw sehen durch sein Auftreten' im Auslande i-m deutschen Volke groß geworden isst unbedingtes Vertrauen ent gegen. Deshalb isst so meinte der Herr Redner, di« Aera Dernburg Mit Bütows Rücktritt durchaus nicht be endet. Weiter sei unter Bülow das Flottengesetz aus gebaut worden. Aus welchem, Grund-?' hat England die Initiative zur Abrüstungsfrag« ergriffen ! Nur des halb, weil, nachdem es durch den, Bau von Dread noughts sein« gesamte: Flotte älteren Systems wertlos gemacht und dadurch seine alte Ueberlegenheit verloren hat, Deutschlands Kanzler, den psychologischen Moment erfaßte und uns zu erfolgreichem Wettbewerb geführt hat An einem drastischen Beispiel von den beiden Fuhrwerksbesitzern, von denen der eine plötzlich an fängt, Automobile zp bauen, und daun auf die wirk same Konkurrenz des andern him diesem die Vereini gung vorschlägt, erläuterte dies Herr Dr. Stresemann. Er bezeichnete es als einen' Kardinalfehler, wenn wir jetzt mit dem Mlottenausbau aufhören würden Doch