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Amts- uiiö Meigebllltt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgebung Verantwortlicher Redakteur, Dmcker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement virrtelj. 1 M. 50 Pf. einschlteßl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen» blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Ltlrgr.-Adressr: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 2lv. LS» ----------- 5». Jahrgang. — Donnerstag, den 11. November L««S Im Handels-Register ist heute auf Blatt 256 für den Stadtbezirk (Firma ^»«1 8«liinlckt in Eibenstock) die Aufhebung der Zweigniederlassung in Plauen i. V. und daS Erlöschen der Prokura deS Kaufmann- 6urt Vtstxsl in Manen i. M. eingetragen worden. Eibenstock, den 3. November 1909. Königliches Amtsgericht. Die RatSexpeditione« bleiben vorznnehmender Reinigung halber Zirettag, den 12. und Sonnabend, den 13. Aovemöer 1909 geschlossen. Im GtandeSamie werden Anmeldungen von GebnrtS- und Sterbefälle« vor mittags von 0—10 Uhr entgegengenommen. DaS Gchanamt ist nicht — wie ursprünglich angegeben — an beiden Tagen von 8-9 Uhr, sondern Freitag von 5—6 Uhr «achm. und Sonnabend von 8 0 Uhr vorm. geöffnet. Gtadtrat Eibenstock, den 5. November 1909. Hesse. M. Bor einem Jahre hatten am deutschen Reichstage die sogenannten Kaisers- Debatten stattgefunden, in denen das Interview eines englischen Blattes beim deutschen Kaiser verhandelt wunde. Wegen der bekannten Aeußerungen des Mo narchen über den Burenkrieg war es nicht zur öffent lichen Kundmachung geeignet, und als die Publikation durch ein Versehen im Reichsamt des Aeußern erfolgt war, hatte Fürst Bülow seine vom Kaiser einstweilen abgelehnte Entlassung gegeben. Der Reichstag erör terte dann eingehend die Sachlage und kam zu dem einmütigen Ausspruch, daß das Reichs-Oberhaupt in politischen Dingen dem leitenden und verantwortlichen Staatsmann die offizielle Vertretung zu belassen ha be, eine Meinung, die der Kaiser, als ihm Kürst Bü low dann am 17. November iw Potsdam Vortrag hielt, bestätigte. Seitdem hat der Monarch diesen Vertrag genau gehalten», und wenn auch Fürst Bülow seitdem aus seinem Amte geschieden ist, die Vereinbarung gilt naturgemäß für sein? Nachfolger an der leitenden staatsmännischen Stelle. Mit diesen November-Tagen von 1908 hat aber doch, das merkte man bald aus wiederholten Reden des früheren Reichskanzlers, jene schleichende innere Krisis begonnen, die im Juli 1909 mit dem Kanzler wechsel endete. Fürst Bülow hatte nicht das Wohl wollen des Kaisers verloren, das ihm unverändert bis heute gewahrt blieb, aber die Gerüchte von beson deren, ihm wenig freundlichen Strömungen tauchten von neuem auf. Er erklärte iw seiner großen Rede andre Urheber einer Vertrauens-Kundgebung im Kanz lerhause in der Wilhelmstraße zu Berlin, sowie nach her im Parlament, daß er stets ein treuer Royalist ge wesen sei und nie diese Grundsätze verleugnet habe. Dann kam die Finanzreform mit ihren Sorgen, und was nur wenige hatten glauben wollen, Bülow machte -as Zerfallen seiner Blochmehrheit zum Anlaß sei nes Rücktrittes. Von anderer Seite ist bekanntlich behauptet, schon seit Jahresfrist sei seine Demission entschieden gewesen. Eine Antwort hieraus ist von maßgebender Stelle bis heute nicht erfolgt, und ob Herr von Bethmannt-Hollwieg sich berufen fühlt, die Rücktritts-Motive seines Vorgängers zu erörtern, steht dahin, dürste aber kaum. als wahrscheinlich angese hen werden. Nun ist wieder der Beginn einer Reichstagssession nahe, und da erscheint es recht angebracht, auf die Dinge seit dem vorigen November hinzuweisen Herrn von Bethmanns Stellung über den Parteien ist nicht leicht, und die Flüstereien von Krisen in mehr als einem Reichsanrt sind wieder im Gange. Besonders auf Herrn Dernburg, den Kolonstalsekretär, haben es Vie Unheils- Propheten abgesehen, obgleich gerade er im Interesse einer Förderung unserer Kolonien am wenigsten ent behrt werden kann. Mer auch den Reichskanzler selbst möchte man von vornherein auf bestimmte Programm- Punkte festlegen, eine MiniriArbeit, die ihm nur Ver legenheiten bereiten kann. Darum ist es wohl nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß der Kaiser durch den Vertrag vom 17. November 1908 zwar von einem äußerlichen Eingreifen in politische Angelegenheiten absieht, aber darum dach aus kekns von seinen ver fassungsmäßigen Rechten verzichtet. Die kaiserliche Po litik, die Politik der verbündeten Regierungen vertritt der Kanzler nach dem Willen des Monarchen vor dem Reichstag. Eine Parlaments-Regierung sollte der 17. November 1908 nicht bedeuten und darum wird es auf ein ersprießliches Zusammenarbeiten ankommen. Noch einmal solche kritischen Monate wären kür uns wenig angenehm. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Kais e r nahm am Dienstag im Neuen Pa lais bei Potsdam die Vorträge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz, des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals von Fischet, und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller, entgegen. Drei Vorträge aus dem Ressort der Marineverwaltung auf einmal? Man geht wohl kaum in der Annahme fehl, wenn mau diese interessante Tatsache im Zusammenhang bringt mit den Vorgän gen, die durch» den Kieler Unterschleifeprozeß aufge deckt worden sind, und die auch die Aufmerksamkeit des Kaisers erregt haben müssen. — Prinz un d D ollarkönig, An den bekann ten amerikanischen Milliardär Pierpont Morgan drah tete Prinz Heinrich der Protektor der im nächsten Jahr in Berlin stattfindenden amerikanischen Indus trieausstellung, folgendes: „Ich habe von Ihrer Er nennung zum Chrenpräsidentlen des Ausschusses für die nächstjährige amerikanische Ausstellung in Ber lin gehört, und ich wünsche, Ihnen zu gratulieren. Ich hoffe, gemeinsam mit Ihnen zum Segen unserer beiden Länder arbeiten zu könnem Heinrich von Preu ßen." Und was antwortete der Dollarkönig dem Bru der des Kaisers? „Bestätige mit Dank Ihr Kabel, bin stolz, mit Ihnen zu arbeiten.. I. P. Morgan". — Verlobung im mecklenburgischen Fürstenhause. Herzog Johann Albrecht zu Meck lenburg-Schwerin, Regent von Braunschweig, hat sich mit der Prinzessin Elisabeth von Stolberg-Roßla ver lobt. Der Herzog, der im 52. Lebensjahr steht, war in erster kinderloser Ehe mit der Prinzessin Elisa beth von Sachsen-Weimar verheiratet, die im Juli vorigen 'Jahres starb. Prinzessin Elisabeth von Stol- berg-Roßla steht im 24. Lebensjahr. — Die Meldung, von einem geplanten An schläge englischer Unterseeboote gegen deutsche Kriegsschiffe bei Helgoland anläßlich der Doggk'rbani-Affäre ist von amtlicher LonSoner Stelle bisher nicht dementiert worden, obwohl es nahe gelegen Hätte, daß die englische Regierung sofort ein offizielles Dementi veröffentlichen würde, wenn an der Sache rein garnichts wäre. Wenn die Londoner Blätter die Behauptung^ des nationalliberalen Reichs- trgsabgeordneten urch früheren Legationsrats v. Mat für völlig unwahr erklären und hinzufügen, oaß die Veröffentlichung derartiger unwahrer Geschichten nicht geeignet sei, die Bemühungen für eine deutsch-englische Annäherung zu unterstützen, so ist das auch' noch kein Beweis. Ein solcher ist selbst in der von den amtlichen deutschen Stellen vertretenen Ueberzeugung von der Unwahrscheinlichkeit, ja Unmöglichkeit eines beabsich tigten Bernichtungsschlages durch englische Untersee boote gegen deutsche Kriegsschiffe nicht gegeben. Zu nächsthat die Regierung in London zu reden, dann erst wird die Angelegenheit ganz aus der Welt geschafft sein. — Das deutsche Auswärtige Amt läßt durch die „Köln. Zt'g»." über die Angaben des Herrn v. Rat Folgendes veröffentlichen: Es ist nicht ersicht lich, worauf Herr v. Rat seine Mitteilung stützt und welcher Quelle er den Wortlaut des angeblichen eng lischen Befehls, wonach jedes in der kritischen Zeit aus laufende deutsche Kriegsschiff durch sechs bei Helgoland liegende englische Unterseeboote in die Luft gesprengt werden sollte, erhalten haben will. In oeutschen amt lichen Kreisen — sowohl im Auswärtigen Amte, wie im Reichsmarineamt — ist von einem solchen Vorgänge nicht nur nichts bekannt, sondern man ist auch weit entfernt, an seine Möglichkeit zu glauben. Wenn man schon den Engländern eine solche hinterlistige Pira tenpolitik zutrauen wollte, so ist es doch ganz unwahr scheinlich, daß 6 Unterseeboote sich tagelang in der Gegend von Helgoland, die von deutschen Schiffen und Fischereifahrzeugen ununterbrochen befahren wird, hät ten aufhalten können, ohne daß davon etwas bemerkt worden wäre. Dir damaligen englischen Unterseeboote hätten sich zu einer soweit von den,Küsten Englands sich entfernenden Expedition auch garnicht verwenden lassen; heute wäre das anders. — In der „Deutschen Tagesztg." veröffentlicht Graf Reventlow einen Artikel, der die Auffassung vertritt, daß England im Herbst 1904 aus Anlaß der Doggerbank-Affäre tatsäch lich feindliche Absichten gegen die deutsche Flotte ver folgte, wenn es auch falsch sein mag, daß damals sechs englische Unterseeboote bei Helgoland lagen. Auffäl liges hat sich damals genug zugetragen. Die englische Presse war genau unterrichtet, wo sich in jener kriti schen Periode jedes einzelne der deutschen Kriegsschiffe aufgehalten hatte. Der Minister des Auswärtigen Lord Lansdowne sprach damals im englischen Parla- lament vom deutschen Kaiser als. einem „listigen Potentaten". Wie aber auch die Einzelvorgänge im Jahre 1904 waren, so schließt der Artikel, man soll sich darüber nicht täuschen, daß zur See die Zeiten der draven, ehrlichen Kriegserklärung vorbei sind. Die Feindseligkeiten durch eine überraschende, womöglich demoralisierende Schädigung des Gegners zu begin nen, wird sicher dgsi Ziel' des Angreifers sein. Der nächste Seekrieg wird mit einem solchen Bruche des Völkerrechts begonnen werden, und zwar möglichst dann, wenn es die Gegenseite am wenigsten ver mutet. — Kiel und seine Fal gen». Nachdem nun ein ausführlicher Reformplan für die Kaiserl. Werft verwaltungen die Genehmigung des Reichs-Macine- lAmts gefunden hat, steht zu erwarten, daß Vorgänge, wie wir sie aus der Kieler Werft zu verzeichnen hat ten, sich nicht wiederholen. Die Reform betrifft na mentlich Maßnahmen der kaufmännischen Buchführung, wie auch .eine sachverständige Beaufsichtigung der Ma- terialien-Verwaltung, sodaß es nicht mehr Vorkommen kann, daß Altmaterialien bedeutend unter Preis ver kauft werden. Dile Befugnisse und. Pflichten der Res sort-Direktoren zur Revision der Bestände sollen be deutend erweitert werden. Außerdem sollen. Dezer nenten des Reichshm'rineamts gelegentliche Prüfun gen in ökonomischer Beziehung vornehmen. — Der Kieler Unterschleife-Prozeß. Nach zweitägiger Pause wurde der im ganzen Reich mit höchster Spannung verfolgte Prozeß fortgesetzt. Die Verhandlung drehte sich hauptsächlich um die Fock mast-Affäre; der Angeklagte Frankenthal hatte näm lich behauptet, ein eiserner Mastbaum vom Schiff „Hertha" sei für 74 Mark von der Kaiserlichen Werft an einen Händler verkauft worden, der Händler habe dann den Mast an ihn, Frankenthal, für 900 Mark verlauft, und er selbst halbe aus dem nochmaligen Verkam des Objektes 1094 Mark geschlagen. Als Zeu ge in dieser Angelegenheit bestritt Oberwerstdirektor von Usedom dile Ansicht des Angeklagten Frankenthal, daß die Werftverwalltung nicht in der Lage gewesen sei, Materialien zu ihrem richtigen Wert einzuschätzen, die Tatsache, daß der Fockmast tatsächlich sür 74 Mark verkauft wurde, konnte er allerdings nicht leugnen. Gleich nach Eröffnung der Sitzung hatte oer erste Staatsanwalt das Wort ergrjiffen, um ben Angriffen Frankenthals, die „auch außerhalb des Saales in sehr unvorlsichtiger und subjektiver Weise ausgenutzt wur den", entgegenzutreten, einmal im Interesse der Ver handlung, damit die Geschworenen rein falsches Bild von der ganzen Sachlage erhielten, andererseits auch im Interesse der Reichs- un>d Staatsbehörden. Ober- werstdire'ktor von Usedom, gab nun eine eingehende Schilderung d-sr Schicksale des Mastbaumes der „Her tha". D'.e Aussage ergab, daß nach' sorgfältiger Prü fung, her entstehenden hohen Transportkosten wegen, der Verkauf des Mastes als Altmaterial die zweck mäßigste und wirtschaftlichste Verwendung dieses für die Flotte und die Werft unbrauchbaren Stückes dar stellte, weil zur Zeit des Verkaufs ein jetzt gebräuch liches Schneideverfahren für starke Eisenkörper auf der Werft noch nicht bestand. Diese letzte Aussage be stritt der Angeklagte Frankenthal, es sei zu gleicher Zeit an de'r Werft ein ebenso großes Stück, das nicht