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Anekdote n. Ein neuangeworbener Bauerknecht war im Exerciren so weit gebracht worden, daß er zum Feuern mit kommandirt werden konnte, darzu der Korporal ihm neun Patronen gab, welche der Kerl des Morgens, ehe er nach dem Exercicrpla- tze ging, alle, eine auf die andere, in sein Gewehr lud. Wie die Handgriffe so weit vorbei waren, daß eö hieß: Ladet das Gewehr! sagte der Neu geworbene: Korporal, in hebbe all to Huuse la den. Der Korporal gab ihm einen Verweis, sagte aber: Nun, dießmal mag es hingehn, ma che nur die Handgriffe blind. Er that es; wie aber das Kommando: Gebt Feuer! kam, und er abdrückte, warf das überladene Gewehr den Kerl auf den Rücken, und flog zur Seite. Erst lief der Korporal, und half dem Kerl auf die Beine, darauf wollte er das Gewehr aufheben. Aber der einfältige Rekrute sagte: O! Korporal, luat dot Weederding liegen, et sünt noch acht Dinger dri'nn, denn ick hebbe erst eenen baaven afschaien. Ein junger Herr macht: einem schönen Mäd chen eine weitschweifige Liebeserklärung, wobei er hmzufügte, daß er nun schon drei Jahre mit ehr« erbietigrm Stillschweiqen um sie gcseufzet, und alle Martern ter Liebe aukgestanden habe. Ei! mein Herr, antwortete sie, das ist Ihre Schuld; wenn Sie sich «her erklärt hätten, so würden Sie sich alle diese Martern haben ersparen können, denn ich hätte Ihnen schon vor drei Jahren ge sagt, daß ich Sie schlechterdings nicht leiden kann. Ein Schneider und ein Leinweber stritten einst über ihr Geschlechtsregister, und jeder glaubte mehr zu seyn, als der andere- Du darfst dich mit mir gar nicht vergleichen, sagte der eine, mei ne Familie ist tausendmal besser," als deine. Du, sagte der andere, hatte denn dein Vater das erste Amt in der Stadt, wie meiner? Das erste Amt in der Stadt, antwortete der andere, was war denn dein Vater? war er etwa Gouverneur? Nein, sagte er. War er Amtmann? Nein, auch nicht. Was war er denn? fuhr er fort- Bet- telvoigt, antwortete der andere; ist das nicht das erste Amt in der Stadt? Ja, sagte der andere, aber meiner ging allezeit vor den Vornehmsten des Reichs her, vor Herzogen, Fürsten, Grafen und Ebelleuten. Weßwegen denn? fragte jener. Wegen seines Amts, antwortete dieser. WaS hatte er denn für ein Amt? sing der erste wieder an. Cr war Postillion, antwortete er; wenn mein Va ter gewollt hätte, so wären wir anjetzo reiche Leu te, er war aber ein einfältiger Schöps. Da gebe ich zu, sagte der andere, und sehe wohl, daß er das Amt erblich gemacht hat ; doch diefiS alles beweiset deinen Adel nicht, meinen kann ich dir seit 5000 Jahren beweisen. Und ich meinen seit mehr als 8000 Jahren. Das ist was Weniges, sagte der Sohn des Bettelvoigts, ich kann mei nen noch vor der Sündsluth beweisen. Und ich meinen von Adam her, antwortete der Postillion. Und ick meinen vor Adam, sagte jener darauf Du hast recht, antwortete dieser, der Beweis ist sehr leicht; denn vor Adam waren nur Thiere, und es ist ganz gewiß, daß du davon herstam mest, weil du ein dummer Esel bist. Ein vornehmer Herr, welcher die Pferde sehr liebte, wunderte sich überaus, als ihm eines Mor gens sein Stallmeister sagte, daß das Pferd ge storben wäre, welches er den vorigen Tag gerit ten hätte. Was? sagte er, daS Pferd, welche« ich gestern hatte? Ja! mein Herr, daS schöne Pferd, welches nur sechs Jahre alt war, und das so gut fraß. Ja, antwortete der Stallmeister, eben d,s. Ei! sing hierauf der Herr wieder an, wie leicht ist eS doch um uns geschehen.