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Amts- Nil AnzchMt für de« SM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement otertelj. I M. 50 Pf. einschließl. de« .Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen ReichSpostanstalten. Lrlrgr.-Adressr: Amtsblatt. Erscheint räglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag JnsertionSpreiS: die kleinspalnge Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. Llt 4-44 - 57. Jahrgang. Mittwoch, den 23. Februar LSI« Aufgebot. DaS unterzeichnete Gericht erläßt auf Antrag des Waldarbeiters August Fried lich Hermann Unger in Sosa zum Zwecke der Todeserklärung des am 18. August 1859 zu Sofa als Sohn des Bergarbeiters Carl August Unger geborenen gelernten Bäckers der 1879 oder 188) nach den Bereinigten Staaten von Nord amerika ausgewandert ist und nach der letzten Nachricht sich im Jahre 1889 in Corstcana im Staate Texas aufgehalten hat, dieses Aufgebot. Als Aufgebotstermin wird der 1. Hktoöer 1910, vormittags 10 Wr vor dem unterzeichneten Gerichte bestimmt. ES ergeht die Aufforderung 1) an den Verschollenen, sich spätestens im Aufgebotstermin zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird. 2) an alle, welche Auskunft über Leben oder Tod deS Verschollenen zu geben ver mögen, spätestens im Au.gebokskermine dem Gerichte Anzeige zu machen. Eibenstock, den 20. Februar 1910. Königliches Amtsgericht. Auf Grund von 8 1 des Gesetzes gegen die Verunstaltung von Stadt und Land, vom 10. März 1909, werden Reklamczetchen oller Art, sowie sonstige Ansschriste«, Anschläge, Abbildungen, Bemalungen, Schaukästen und dergl., die geeignet sind, Straßen, Plätze oder einzelne Bauwerke oder das Ortsbild oder das Landschaftsbild zu verunstalten, hiermit verboten. Den Interessenten wird deshalb geraten, vor Anbringung von auffälligen Reklame zeichen und dergleichen an Ratsstelle Erkundigung einzuholen, ob ihrem Vorhaben Bedenken begegnen. Stadtrat Eibenstock, den 19. Februar 1910. Hesse. L. Die Lage in England. Am Montag ist das englische Parlament offiziell durch den König eröffnet worden, nachdem es bereits mehrere Sitzungen abgehalten hat, die jedoch lediglich geschäftlichen Zwecken galten. Das Unterhaus hat dies mal ein wesentlich anderes Aussehen, als das frühere, und zwar trägt es ein für die Regierung keineswegs allzu freundliches Gesicht, nachdem das Kabinett gerade gehofft Hatte, bei den Neuwahlen eine noch größere Mehrheit zu erzielen. Man hatte damit gerechnet, daß der Kampf gegen das Obexhaus und die Besteuerung der Großgrundbesitzer eine ergiebige Wahlparole sein wür^- de, man hat sich darin aber gründlich getäuscht, die konservative Opposition wußte den Schlag sehr geschickt zu parieren, indem sie das nationale Moment in die Wagschale warf. Die liberale Regierung wurde be schuldigt, für die Wehrkraft des Landes durch Vernach lässigung der Flottenverstärkung nicht ausreichend zu sorgen. Die unionistische Parteirichtung hat ihre Pappenheimer besser gekannt, und so konnten die Kon servativen mehr als 100 Sitze erobern. Die Libera len haben nicht weniger wie 86 Sitze verloren, so daß sie nur noch eine Stimme mehr als die Unionisten besitzen; auch die Arbeiterpartei hat 13 Mandate ver loren, ihre Zühlist von 54 auf 41 zurückgegangen. Das Schicksal des Kabinetts hängt vollständig von den 82 Stimmen der Irländer ab, und diese sind recht unsichere Kantonisten. Dazu kommt noch, daß im Schoße des Kabinetts selbst Differenzen bestehen, die zwar äußer lich überbrückt sind, aber doch sehr bald wieder los brechen können. Insbesondere sind es der Kriegsmini ster Haldqne und der Minister des Aepßern Grey, die nicht mit vollem Herzen die Politik des Premiermini ster Asquith und des noch radikaleren Schatzkanzlers Lloyd Georg- unterstützen. Die Situation des libera len Ministeriums ist also eine ziemlich mißliche, zumal auch von der Arbeiterpartei einige Schwierigkeiten ge macht werden. Dieser sowie den Iren liegt lange nicht so viel anl Steuergesetz, wie an einer Einschränkung der Gerechtsame des Oberhauses, speziell wegen des Veto rechtes. Wenn beide Parteien nicht ganz sichere Ga rantien dafür erhalten, daß auch diese Frage in ih rem Sinne gelöst wird, so hat das Kabinett es gründ lich mit ihnen verdorben und kann sehr bald seine Koffer Packen. Ein Umstand kommt allerdings dem Ka binett insofern zugute, als eine Ablehnung des Bud gets neben dem Sturze des liberalen Kabinetts auch einen sogenannten ex lex-Zustand heraufbeschwören würde, der eine schwere Schädigung der Finanzen be deuten müßte. Diesen Bedenken wird sich die Opposi tion vielleicht nicht entziehen können, und aus diesem Grunde dem Kabinett wahrscheinlich Entgegenkommen zeigen. Eine derartige Zwangslage ruft aber meist recht gemischte Gefühle hervor und kann nimmer dazu dienen, eine sichere Situation zu schaffen, vielmehr hat man unter solchen Umständen mit der Wahrscheinlichkeit einer Verschiebung zu rechnen. Im Hinblick auf die un sichere Situation treten Gerüchte auf, daß die liberale Partei eine Annäherung an die Konservativen er strebe, indessen dürfte es sich hierbei in der Haupt sache wohl nur um ein leeres Gerücht handeln; denn die Gegensätze sind so groß, und man müßte beider seits so viel Programmpunkte zurückstellen, wie es kei ner der beiden Parteien zugemutet werden könnt:,. Jahrhunderte lang hat man in England mit zwei maß gebenden Parteien zu rechnen gehabt, welche umschich tig die Geschicke des Landes bestimmten, und bei dem konservativen Sinn der Irländer ist kaum daran zu denken, daß in absehbarer Zeit in dieser Richtung hin eine Aenderung Antreten sollte. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 21. Februar. Die „N. A. Z." schreibt offiziös zum Besuche des Grafen Aehrenthal in Berlin: Der österreichisch-ungarische Minister des Aeußern wird am Donnerstag in Berlin emtreffen, um den Besuch zu erwidern, den der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg im vorigen Herbst in Wien abge stattet hat. Als Leiter der politischen Geschicke der uns verbündeten Monarchie ist Graf von Aehrenthal oes herzlichsten Empfanges sicher. Die Sympathien, mit denen wir seinem Besuche entgegensehen, werden ver tieft durch die frische Erinnerung an Ereignisse von historischer Bedeutung, bei denen sich die Allianz zwi schen Oesterreich-Ungarn und dem deutschen Reiche be währte. In dieser Periode ist dem Grafen von Aehren thal eine weithin sichtbare Rolle beschieden gewesen. Als furchtloser und unerschütterlicher Verfechter der ihm anvertrauten Interessen der österreichischf-ungarischen Monarchie hat er sich einen Ehrenplatz in der Geschichte des Habsburgischen Reiches erworben. Die Pflege der Beziehungen zu Deutschland hat er, alten Traditionen und eigener Ueberzeugung folgend, mit einem Vertrauen behandelt, das ebenso rückhaltlos erwidert wie gege ben wird. Unter diesem Zeichen gegenseitigen Ver trauens wird auch sein Besuch in der deutschen Haupt stadt stehen. Wir begrüßen den ausgezeichneten Staats mann in Berlin und heißen ihn von Herzen willkom men. Zum deutschenBotschafter inMadrid an Stelle des verstorbenen Grafen von Tattenbach ist der Prinz Max zu Ratibor und Corvey bestimmt, der im 55. Lebensjahre steht, der als Bot schaftssekretär in Petersburg, Wien, Konstantinopel, London und Rom tätig war und darauf Gesandter in Weimar wurde, von dort ging er nach Athen und Belgrad und weilt z. Z. in Lissabon. Durch den Tod des Reichstagspräsi denten Grafen Stolberg wird im Wahlkreise Lyck-Jvhannesburg eine Ersatzwahl erforderlich. Da der Kreis mit Ausnahme der Legislaturperiode 1875 bis 1878 stets konservativ vertreten und Graf Stolberg auch immer im ersten Wahlgange mit großer Mehr heit gewählt worden war, so kann die Wiederwahl eines konservativen Kandidaten als sicher angesehen werden. — Reichstagsersatzwahlen haben au ßerdem, wenn das Plenum den Anträgen seiner Wahl prüfungs-Kommission beitritt, in Ost- und Weststern- berg für den konservativen Abgeordneten von Kap- Hengst, in Mühlhausen-Langensalza für den gleichfalls konservativen Abgeordneten Arnstedt, in Pfarrkirchen- Niederbayern für den Zentrumsabgeordneten Meyer stattzufinden. — DieReichswertzuwachssteuer. Wie der „Frankfurter Zeitung" aus Berlin berichtet Wirtz, wird die Reichswertzuwachssteuer, die nach einer Bestim mung der Reichsfinanzreform zum ersten Male 1912 eingeführt sein muß, dem Reichstage noch in dieser Session zugehen. — Der Viererausschuß der drei frei sinnigen Fraktionen des Reichstages hat -die Beratungen über das Einigungsprogramm und das Statut endgültig abgeschlossen. Der „Franks. Ztg." zufolge wurden in das Programm noch zur Ergänzung folgende Punkte ausgenommen: Die Erhebung El- saß-Lothringens zum selbständigen Bundesstaat; Schutz der staatsbürgerlichen Rechte der Beamten und Leh rer; Gleichberechtigung der Frauen für das aktive und passive Wahlrecht zu den Gewerbe- und Kaufmanns gerichten und den Einrichtungen der Reichsversiche rungsgesetzgebung. In das Statut wurden folgende Bestimmungen neu ausgenommen: 1. Mitglied der Par tei kann sein, wer sich zum Programm bekennt und einen regelmäßigen Beitrag zur Bestreitung der Kosten leistet; 2. Jugxndvereine sind Parteivereine mit Mitgliedern un ter 25 Jahren, welche sich an die allgemeinen Lokal oder, wo das zweckmäßiger erscheint, an die Bezirksver bände. anschließen. In dem ersten geschäftsführenden Ausschuß wird die Freisinnige Vereinigung fünf Sitze erhalten, die Freisinnige Volkspartei zehn und die Deut sche Volkspartei drei. Der Name ist „Fortschrittliche Volkspartqi". Es ist Geld im Lande, der beste Beweis dafür ist, in wie flotter Weise die ersten Einzahlungen auf die neuen Anleihen des Reiches und Preußens er folgt sind. Es wurden bisher 70 Prozent des Gesamt betrages von 480 Millionen eingezahlt. Gefordert wa ren nur 40 Prozent. Oesterreich-Ungar«. Böhmens Statthalter und der Na me „Bismarck". Der Statthalter Böhmens, Graf Coudenhove, dessen Haltung schon anläßlich der Prager Deutschenhetze den berechtigten Unwillen der Dsut schen in Böhmen erregte, verbot, wie die „Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland" berich ten, die Bildung eines Vereins „Deutschnationale Jung mannschaft Bismarck" mit dem Sitz in Arnau unter der Begründung, daß nach den gesetzlichen Bestim mungen ein unpolitischer Verein keine politische Ten denz haben dürfe, wie sie in dem Namen Bismarck ausgesprochen sei! Jedermann weiß, daß gerade in Oesterreich der Name und die Person Bismarcks längst, losgelöst von allem engpolitischen, zeitgeschichtlichem Charakter, das Ideal und die Verkörperung deutschen Nationalbewußtseins, deutscher Treue und Mannhaftig keit geworden ist, und daher für die Benennung eines diese Ziele anstrebenden Jugendvereins nichts anderes bedeutet wie etwa für einen Turnverein der Name Jahn oder Friesen. Die Entscheidung des k. k. Statt halters in Böhmen gegen den Schöpfer des Dreibundes wirkt aber noch umso gehässiger, als in Oesterreich zahl reiche sozialdemokratische Vereine bestehen, die den Na men „Marx" oder „Lassalle" unbehindert führen dürfen. England. DieEröffnung deseng 1 ischenPar 1 a- ments. Der König und die Königin begaben sich Montag mittag gegen 1^/4 Uhr in einem Galawa gen und in Begleitung von hohen Hofbeamten vom Buckingham-Palast nach Westminster zur Eröffnung des Parlaments. Truppen bildeten Spalier. Auf dem ganzen Wege bereitete die Menge den Majestäten Ova tionen. Um 2 Uhr trafen der König und die Königin im Parlament ein und begaben sich nach dem Ober haus, wo der König die Thronrede verlas. Kurz vor dem Königszuge waren der Prinz und die Prinzessin von Wales, sowie Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen im Parlamentsgebäude angekommen. Prinz Heinrich von Preußen trug englische Admiralsuniform und hatte seinen Platz links vom Throne in der Nähe der Prinzessin von Wales. Unter den Anwesenden be fand sich auch der deutsche Botschafter Gras Wolff-Met ternich. - Die Thronrede nennt die Beziehungen Eng lands zu den auswärtigen Mächten andauernd freund schaftliche und betont die Notwendigkeit einer wesent lichen Erhöhung der Marineausgaben, sowie Anord nungen zur Besserung der gegenwärtigen finanziellen, Lage. Sodann erwähnt die Thronrede die ernsten, auf wiederholte Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Unterhause und dem Oberhause zurückzuführenden