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Als- M UzeiBlatt für den MM des Amtsgerichts Cidenstock und dessen Umgebung »4 L«»S Abon»em<r»t viertelj. 1 M. 2b Pt. tinlchließl. des „Illustr. Unlerhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedirion, bei unseren Bolen sowie bei allen ReichSpostanstallen. Lklkgr.-Adrrssr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaluge Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Nr. Litt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock , - bk. Jahrgang. --- Donnerstag, den 12. August Donnerstag, de« 12. August 18VN, nachmittags 2 Uhr sollen in der Restauration „Centralhaüe" hier 33 Stück Batiftblnsen, 2Vr kx schwarze Seide und mehrere Stück Tüll an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung verftetgerr werden. Eibenstock, den n. August 1909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Wer gewinnt? Dor Streit um die Finanzreform kommt in der Parieipresse noch immer nicht zur Ruhe. Mit Recht «toirjd von konservativer Seite Einspruch dagegen er hoben, daß der Mehrheit, die schließlich die notwen digen 500 Millionen Mark neuer Auflagen bewilligte, die Verteueruug von Genuhmittoln wie Bier, Brannt wein, Tabak, Kaffee, Tee zur: Last golegt wird, gleich als ob ohn-e dieise neuen Abgaben die Reform zu ma chen gewesen wäre, und als ob wicht auch die freisinnige Linke die Notwendigkeit einer, Erhöhung der Steuern lauf diese Genußwittel anerkannt hätte. Es ist ein 'kurzsichtiges Beginnen von- Blättern, wie dem» „Ber liner Tageblatt", die Opfepmilligkvit, die angesichts des traurigen, das ganze Wirtschaftsleben bedrückenden Zu standes der Reichsfinanzen in den weitesten bürger lichen Kreisen herrschte, jetzt in Aerger gegen die Kon servativen wegen ihrer Trennung vom alten Block um fetzen zu wollen. Gerade die Steuer», die den Massen- konjsum treffen und den weitaus größten Teil der neuen Reichsoinnahmeu liefern werden, hätten auch die Li beralem bewilligen müssen, wenn die Reform über haupt zustande kommen sollte. Darüber waren sie sich »auch, als der Block noch bestand, durchaus im Klaren. Auf der anderen Seite ist nicht zu bestreiten, daß die Bildung eines neuen Blocks zwischen Konservativen und Zentrum im Sinue künftiger Beherrschung der parlamentarischen Geschäfte vom konservativen Stand Punkt selbst gus bedenklich wäre. Es wird künftig den Liberalen, insbesondere den Nationalliberalen, ebenso wie dem Zentrum eiu mitbestimmender Einfluß offen gehalten werden müssen. Nicht nur in allen gro ßen nationalen Fragen, auch gegenüber der Sozialde mokratie bedarf das Reich das Bewußtsein gemein samer Jnt.eressen unter allen bürgerlichen Parteien. Es kann deshalb auch dem neuen Reichskanzler nicht zugemutet werden, daß er in dem Blätterstreit um die bei Erledigung der Reichsfinanzreform eingetretene par lamentarische Situation mit Erklärungen zugunsten der etinen oder der anderen Seite eingveife. Jeder ruhige Beobachter muß sich sagen, daß diese rückwärts gerichteten Polemiken weder an dem ge schaffenen Werke etwas ändern noch eine günstige Wirk ung auf den Zusammenhalt der bürgerlichen Gesell schaft ausüben können. Im Gegenteil, sie treiben die bürgerlichen Parteigruppen nur weiter auseinan der. Was sich neulich in hem Wahlkreise Landau ereig nete, allerdings durch Schuld der Zentrumswähler, kann sich nächstens bei der Nachwahl in Halle a. S. wie derholen, d. h. den Parteigewinn, den das „Berl. Ta- gebl." oon einer Verärgerung der Wähler gegen die neuen Steuern erhofft, macht in Wahrheit die Sozial demokratie. Tagesgeschichte. — Deutschland. In Kleve fand in Gegen wart des Kaiserpaares am Montag die Feier der dreihundertjährigen Zugehörigkeit des Herzogtums Kleve zu Preußen statt. Es wupde ein Denkmal des großen Kurfürsten enthüllt. Der Kaiser hielt eine An sprache, in der er auf die Geschichte des Herzogtums Kleve einging und die geschichtlichen Ereignisse Kleves Revue passieren ließ. Kleve stellt ja einen besonderen Fleck deutscher Erde dar. Die Schwanenburg erinnert »an die Sage «von .Lohengrjin, dem Gralsritter, eine der herrlichsten Sagen, die das deutsche Gemüt schuf und die durch Richard Wagner ihre künstlerische Weihe erhielt. Auch die Sage von ,L)tto, dem Schütz", der als gemeiner Knecht beim Landgraf von Kleve Heinrich dem Eisernen disnite und schließlich Herz und Hand der Grafentachter eroberte^ spielt auf der Schwanen burg. Hwr chlar es ferner, wo d<er alte Fritz einmal einen Rangstreit zwischen den Frauen der beiden höch sten Beamten mit den Worten entschied: „Die größte Närrin geht voran". Im Archiv der Schwanenburg werden auch die Todesurkunden der elf Schillschen Offi ziere, die in Wefel erschossen wurden, aufbewahrt, eben so die Todesurkunde von Johanna Debus, jenem opfer freudigen Mädchen, dem Goethe ein unvergängliches Deükmal setzte. Der Kaiser schloß mit den Worten: ,-Heute find die TräUme vergangener Zeiten erfüllt. Aus den zerstreuten und zerrissenen Landen, dem Tum melplatz fremder Völker, ist eiu Achtung gebietendes, einiges Deutsches Reich geworden. Der viel umstrit tene, sagenumwobene Rhein ist unveräußerliches Ge meingut aller Deutschen, und nur in seinen poesievollen Liedern, die den deutschen Rebensaft als Quelle deut scher Heldenkraft preisen, streiten sich in friedlichem Wettbewerb, wie jüngst in Frankfurt am Main, mit den sangeskundigen Rheinländern die Sänger der übrigen deutschen Gauen. Und wie in meinem Wappen die gol denen Lilienstäbe des Herzogtums Kleve mit dem bran denburgtischen Adler und den anderen Landesemble- men ein harmonisches Ganze bilden, so werden auch für alle Zukunft die treuen Söhne des Niederrheins Seite an Seite mit den' übrigen Landeskindern fest zusammenftehen, wenn es gilt, Thron und» Altar zu schützen. In dieser Zubersicht ergreife ich den erinner ungsreichen Ehrenbecher des gastfreien Kleve und trin ke den deutschen Wein auf das Wohl des Herzogtums Kleve". — Am Dienstag, nahst» dias Kaiserpaar auf Schloß Hohensyburg, an der 3lX>-Jahrfeier von M a rk u nd R av en s b e:r g teil. Die Herzlichkeit des Empfanges seitens der Bevölkerung stand der in Kleve nicht nach, ja, man hatte es an besonderen Ueberrasch- ungen nicht fehlen: lassen. An diex einen Seite der großen^ an der Auffahrtsstraße zur Hohensyburg ge legenen Festhalle, war ein Geläute von drei Gußstahl- glocken aufgebaut worden, das bei der Ankunft des Kaiserpaares feierlichen Grüß entbot. Auf der Denk- inalterrasse war unter einem Baldachin ein Geschenk der bergischen Kleinindustrie an den Kaiser, ein aus allen Erzeugnissen dieser Industrie hergestellter Kan delaber ausgestellt worden. Im Laufe des Vormit tags brachten etwa >00 Extrazüge außer den iahrplan mäßigen eine/ ungeheure Menschenmenge aus der ehe maligen Grafschaft zur Hohensyburg. Aus dem ziem lich weiten Wege, den das Kaiseroaar von der Bahn station bis zuy Burg. im> Automobil zu durchfahren hat te, hätte sich ejU Spalier; gebildet von etwa 20 000 Kriegern,, 20000 SchulkiUdern unid vielen Tausenden von Mitgliedern der Feuerwehren, der Arbeiter- und ahderer Vereine. Besonders waren auch die Fach vereine von Industrie und Bergbau vertreten. — Der Besuch dies Kaisers aUf Schloß W i'd dachten bei der gräflichen Familie Bentinck war leider getrübt durch «die Ungunst der Witterung, da ein furchtbares Ge- jwitter während des Aufenthalts des Kaiserpaares nie- derging. Auch soll die Stimmung des Kaisers durch die Nachricht vom angeblichen Tode des Grafen Zeppe lin, die lange ohne Dementi blieb, sehr, niedergedrückt gewesen sein. — Durch die Zsichungeu ging in den letzten Tagen das Gerücht,, Zeppelin sei gestorben. Aus dem Au- laß waren aus der Frankfurter „Jla" die Flaggen schon auf Halbmast gesetzt wvrjden. Glücklicherweise war das Gerücht falsch. Graf Zeppelin erläßt selbst eine Mitteilung, daß er die Operation eines Abszesses am Halse, der er sich im Sanatorium zu Konstanz unterzogen hatte, glücklich überstanden habe und sich bereits so wohl befiUhe, daß er Spaziergänge unter nehmen könne und in zwei Tagen das Krankenhaus Verlässen würde. Die falsche Nachricht war auch zu Ohren des Kaisers gekommen. Der Kaiser zeigte sich tief erschüttert. Es wurde sofort eine Beileidsdepe sche verfaßt, mit deren. Absendung jedoch bis zur offi ziellen Bestätigung nach gewartet wurde. Und das war gut, deM letztere stellte sich glücklicherweise über haupt nicht ein. > — Erne kerndeutsche Rede des bayrischen Thronfolgers. Prinz Ludwig, der bayerische Thronfolger, Hal zum Schluß des bayerischen Turnfestes in Ingolstadt in dec bei Kehlheim belegenen Befreiungshalle eine bemerkenswerte Rede gehalten. Er bezeichnete sich als den ältesten Enkel seines Großvaters, König Ludwig I, und Erben seiner Ge sinnung. Der Prinz verwies sodann auf die vielen in der Befreiungshalle verewigten österreichischen Namen und fuhr fort: „Lesen Sie diese Namen. König Ludwig I. war ein Deutscher in viel weiterem Sinne, als es viele Deutsche jetzt sind. Deutschland war nach seinen Begriffen und den mei nigen das Land, das so weit geht, wie die deutsche Sprache, wie Arndt es gesagt har, wie das deutsche Lied erklingt Es ist das eine Sache, die nie vergessen werden soll, und am wenigsten hat sie König Ludwig I. vergessen. Das schließt aber nicht aus, daß wir die sogenannte alldeutsche Bewegung unterstützen, ohne daß mir jedoch unsere außerhalb des Rei ches wohnenden Brüder auffordern, Hochverrat zu treiben und von ihrem angestammten Lande abzufallen. Wir wün schen, daß sie gerade so gut deutsch bleiben wie wir, auf daß es ihnen in ihrem Lande gut gehen möge. Und daß gerade in der letzten Zeit diese Gesinnungen wieder überhand ge nommen haben, das haben wir vor wenigen Monaten er fahren, als ein Krieg Oesterreich bedrohte und damit auch uns. Die großen Gedanken, die König Ludwig I. für die Einheit der Deutschen harte, haben uns diesen Krieg erspart. Möge, wie es früher war, es auch in der Zukunft wieder sein und sich das Wort König Ludwig I. bewahrheiten: „Möchten die Deutschen nie vergessen, was den Befreiungs kampf nötig machte und wodurch sie gesiegt!" — Man wird sich gewiß überall, wo man gut deutsch denkt und fühlt, solcher Worte aus dem Munde des bayerischen Thronfolgers herzlich freuen. — Keime Subv'entionswagen im Kaf fer mamöv er. Wie die Korrespondenz „Heer und Politik" von militärische^ Seite erfährt, ist in diesem Jahre, im Gegenislatz zu der Gepflogenheit früherer Jahre, nickst beabsichtigt, subventionierte Automobillast züge zu den Kaifermanöver» .heranzuziehen. Auch für die anderen Manöver kommen sie in diesem Jahre nicht in Betracht. Der Grund für diese Neuerung ist in dem Umstande, M 'sehen, Paß unsere Heeresverwalt ung zurzeit bereits eine große Anzahl eigener Last kraftwagen bkssitzt und die Verwenldung fremder sich darum erübrigt. Kündigung des deutsch-amerikani schen Handelsabkommens. Der amerikanische Botschafter in Berlin hat dem Auswärtigen Amt eine Note übermittelt, durch welche das deutsch-amerikani sche Handelsabkommen vom 22. April (2. Maii 1907 zum 7. Februar gekündigt wird. Bis dahin bleiben, wie die „Nordd. Allg. Ztg." hervorhebt, die Bestimm ungen des Abkommens in Geltung, und es können Höhere als in dem Abkommen vereinbarte Zollsätze von Amerika nicht erhoben werden, obwohl dort die Zollsätze und die sonstigen Bestimnmngen oes neuen Tarifs bereits in Kraft getreten sind. Der 9. August war der 50 jährige Gedenk tag der deutschen Weltpolitik: denn am 9. August 1859 wurde die Entsendung einer Gesandtschaft und eines Geschwaders ngch Ostasien beschlossen, um politische und wirtschaftliche Verbindungen anzuknüp fen. An die Spitze der Expedition trat der zum außeror dentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den Höfen von China, Japan und Siam ernannte Graf Friedrich zu Eulenburg. Das Geschwader zeigte zum erstenmal die preußische Kriegsflagge im fernen Osten und gab Kunde von dem beginnenden Aufschwung Preu ßen-Deutschlands zur See in einew Weltteile, wo mau von unserer Seegelyung kauzn eine Ahnung hatte. Es wurde der Grund zur deutschen Handelspolitik in Ost afien durch eine dreijährige, sehr erfolgreiche Expe dition gelegt, die freilich den völligen Verlust eines Kriegsschiffes, des Schoners „Frauenlob", mit 4 Offi zieren, 1 Arzt und 41 Mann an der japanischen Küste forderte. Außerdem beteiligten sich die Schraubenkor Veite „Aykona", die Segelfchegatte „Thetis" und das Klippenschiff „Elbe" an der geschichtlichen Fahrt. -- Die Mitilärlaugllchkell mmim unter der städtischen Jugend fortgesetzt ab, während sie bei der ländlichen im Allgemeinen konstant bleibt. Im Jahre 1907 entfielen dem amtlichen Ausweise zufolge auf IM Gestellungspflichtige vom Lande 58,, MiluärtaugUche gegen 58,« im Jahre 1902; dagegen auf 100 Gestellungspflichtige aus der Stadt nur 49,i> Taugliche gegen 53,». Diese Zahlen enthalten eine sehr eindringliche Mahnung, über die kein Beschönigungsoersuch hinweghilft. Die Lebensweise und der Beruf in der Stadt, ganz besonders die Arbeit in den Fabriken, zehren am Marke der deutschen Volkskraft, während das Landleben und die Landarbeit kratteihaltend wirken. Man ersteht aus diesen einfachen Tatsachen, wie bedauernswert die fortgesetzt wach sende Landflucht ist, die die Gesundheit des Körpers und die physischen Kräfte schädigt Und doch kann nur diejenige Nation in dem großen Wettkampfe der Völker die Palme gewinnen, die körperl.ch gesund und kräftig ist. Namentlich