Volltext Seite (XML)
Amts- M Aiimckatt für den Ubonnemeut oirrtelj. l M. 20 Pf. einschließl. de» .Jllustr. Unterhaltung-bl.' a. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei ansern Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. 8«. Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn» abend. Jnsertionspreis: die ^einspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. -n- 47. Jahrgang. ' " Donnerstag, den 26. Juli ISO« Bekanntmachung. An Stelle des von hier abgehenden Herrn Rathsregistrators Gnüchtel ist am 9. dss. Monats der Polizei-Expedient Kerr Grnst ßmik Wülker yierselvft als erster stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamts bezirk Eibenstock verpflichtet worden. Eibenstock, den 10. Juli 1900. Der Rath der Stadt. Hefte. Jayrt wohl! In diesen Tagen werden die vom Norddeutschen Lloyd und von der Hamburg-Amerika-Linie zur Verfügung gestellten Dampfer in Bremerhaven die Anker lichten mit den Tausenden von Offi zieren und Mannschaften an Bord, die dem Ruse des Kaiser» freudig Folge geleistet haben, um für Deutschland» Ehre und Interessen, sowie für die Civilisation im fernen Osten zu kämpfen. Andere Tausende unserer tapferen Brüder schwimmen bereit» seit Wochen auf dem Weltmeere ihrem Bestimmungsorte ent gegen. Da ziemt e» sich für un», die wir daheim bleiben, sie im Geiste zu geleiten auf dem ihnen vorbezeichneten Wege, wo Ruhm und Ehre winken, aber auch Strapazen drohen und Gefahren aller Art. E» ist eine glänzende, auserlesene Truppe, die Deutschland nach Ostasien hinauSschickk. Die bewährtesten militärischen Kenner chinesischer Verhältnisse stehen an der Spitze, so daß für die Durchführung unsere« überseeischen Feldzuges die beste Ge währ gegeben ist. Außerdem ist jeder Mann sorgfältig auf seine Tropenfähigkeit untersucht und die Auswahl derartig, daß die Truppe neben der höchsten körperlichen und geistigen Spannkraft über eine vollendete militärische Ausbildung bis in» Kleinste hinein verfügt. Da« Vaterland darf daher sicher sein, daß seine Söhne der ihrer harrenden Aufgabe gewachsen sind und in Kampf und Sieg e» Ihren Vätern gleich thun werden, die vor 30 Jahren auf den Schlachtfeldern Frankreichs für die deutsche Einheit geblutet und durch ihren Opfermuth den Boden bereitet haben, aus dem die deutsche Weltmacht glorreich heranwächst. Freilich auch schmerzliche Gefühle und wehmüthige Em- pfindungen ergreifen un», wenn wir dem Auszuge unsrer Tapfern zuschauen. Menschlicher Voraussicht nach wird von den Wackern Männern, die tode»muthig einer ungewissen Zukunft in« Auge iehen, so mancher nicht wieeerkehren; über diesem wird sich auf fremder Erde der Grabhügel wölben. Doch wir wissen uns mit unfern Kriegern ein» in der tröstenden Ueberzeugung, daß nicht Eroberungssucht und Ehrgeiz un« das Schwer: in die Hand gedrückt haben, sondern daß wir, wie im Jahre 1870, zur Ab wehr eine« schnöden Rechtsbruches die unerläßliche Sühne fordern müssen; daß wir keinen Angriff planen, keinen Ueberfall mitten im Frieden, sondern daß wir nur in berechtigter Nolhwehr handeln. Die frevelhafte, marlervolle Ermordung unsere« Ge sandten in Peking, die in ihrer ruchlosen Niedertracht zum Himmel schreit und jede» menschliche Empfinden auf da» Tiefste empört, kann nur durch ernste Maßregeln beantwortet werden. Wir wären, wenn wir nach solchen Vorkommnissen noch schwächlich handeln wollten, nicht werth, den Namen Deutscher zu tragen. Deshalb erkennt da» ganze deutsche Volk, von den vatcrlandSlosen Sozialdemokraten abgesehen, die Nothwendigkeit de» Zuge» nach Ehina durchaus an und begleitet seine Söhne mit patriotisch gehobenem Herzen in die Ferne. Auch unsere hinauSzichenden Soldaten sind voll Zuversicht. Kein Uebermulh, nur da« Vertrauen zu ihren Führern und zum obersten Kriegsherrn, sowie da» Bewußtsein, daß sie sich einer gerechten Sache weihen, läßt sie hoffnungsvoll in die Zukunft sehen. An eine baldige Wiederkehr freilich glauben sie nicht; sic betrachten sich al» den Stamm eine» stehenden Heere«, da» drüben errichtet werden soll — und sie haben darin recht. Wir aber wünschen ihnen eine glückliche Fahrt, eine erfolgreiche Thätigkeit und eine Wiederkehr im Schmucke de» Lorbeer«! Die Kattung Japans. Die Landung von weiteren 15,000 Mann japanischer Trup pen in Taku in vergangener Woche hat die Mächte offenbar überrascht. Wenn man e» sich auch nicht eingcstehen will, so ist man doch allseitig überzeugt, daß die Hilfsbereitschaft Japan» «Heuer bezahlt werden muß. Durch den Frieden von Schimono- seki findet sich Japan nicht befriedigt und man hat in Yokohama nicht vergessen, daß damals Rußland, Frankreich und Deutschland zusammenftanden und den weitgehenden Forderungen Japan« ge bieterisch ein Halt geboten. Bi» in die zwanziger Jahre de» 19. Jahrhundert» war an dem hohen Felsen, der den Eingang zum Hofen von Jokohama flankirt, eine weithin leuchtende Inschrift zu lesen: .Solange die Sonne die Erde bescheint, soll kein Christ nach Japan kommen und sei e» auch der Christen Gott oder der große König über Alle, so soll er e» büßen mit seinem Haupte." (Unter der Chri sten Gott war der Papst, unter dem großen König der König von Spanien zu verstehen.) Die Japanesen haben sich indessen besonnen ; seit dreiviertcl Jahrhundert etwa ist jene Inschrift entfernt. Al» Japan sich Anfang« der 50er Jahre vom chinesischen Einfluß lo» machen wollte und von Europa lernte, daß die Armee eine starke Stütze sür Staat und Reich bilde, zog c» trotz mancher schwerwiegender Bedenken fremdländische Offiziere zur militärischen Erziehung und Ausbildung der Armee heran. Nachdem diese Missionen fast 40 Jahre lang mit glänzenden Erfolgen gewirkt und dazu beigetragen haben, daß Japans Heer heute aus einer hohen Stufe militäri schen Können« steht, wurden sie entlassen, und heute fühlt sich die japanische Armee und jeder Offizier so sicher und selbstbewußt, daß sie, statt fremder Hilfe zu bedürfen, sich selbst an China an geboten haben, Heer und Flotte nach ihren Kenntnissen zu reor- ganisiren. Auch in Bezug auf die Bewaffnung der Armee und den Schiffbau will Japan zu eigener Selbstständigkeit gelangen, nachdem e« in Europa Kenntnisse und Erfahrungen in reichem Maaße gesammelt und gelernt hat, wa« zur Wehrkraft eine« Lan de» gehört. Aber so wenig Japan im eigenen Interesse ruhig ruschen kann, daß China sich durch Mord und Brand und sinnlose fana tische Leidenschaft selbst vernichtet und aufreibt, so wenig paßt e« in den Rahmen japanischer Politik, sich in den Dienst abendlän discher Wünsche zu stellen und für Europa in China blutige Lorbeeren zu sammeln. Dagegen sprechen die uralten Bezieh ungen Japan« zum chinesischen Reich und der uralte, wenn auch versteckt gehaltene Fremdenhaß, dessen ausgesprochener Träger die mächtige radikale Partei in Japan ist. Man täusche sich nicht: Japan ist nicht der Feind China«, trotz de» erst neuerlichen Kriege« zwischen Beiden und trotz der jetzigen starken Truppensendungen Japan». Die Großmächte, vor Allem England und Rußland, hatten beim letzten Kriege gehofft, Japan werde zwar siegen, aber doch stark geschwächt au« dem Kampfe hervorgehen. E» ist aber infolge der weitsichtigen und geschickten Politik der japanischen Regierung anders gekommen, denn in dem Kampf, den Japan sühne, weil er seiner eigenen Vormachtstellung wegen in Ostasien China demüthigen, aber nicht vernichten mußie, blieb da« japanische Reich ein starker Sie ger und eine große Macht, die e» wohl verstanden hat, au» den Differenzen englischer und russischer Politik in Ostasien die weit gehendsten Bortheile zu ziehen. Japan ist für die Europäer ein gefährlicher Bundesgenosse, denn sein Ziel ist: .Ostasien sür die Ostasiaten unter Japan» Führung!" Die Europäer dürfen um ihre .Pachtungen" besorgt sein, wenn Japan» Truppen große Erfolge erringen. Taljeskeschichte. — Deutschland. Aus Berlin, 24. Juli, wird offiziös gemeldet: Die hiesige chinesische Gesandtschaft hat am 21. d. M. dem Auswärtigen Amt folgende Verbalnote überreicht: .Die Kaiserlich chinesische Gesandtschaft beehrt sich, dem Kaiserlich deutschen Auswärtigen Amt nachstehende« Telegramm de« Staat«- rathe» zur gefälligen Kenntnißnahme zu bringen. Dasselbe war dem Gouverneur von Schantung, Juen she-kai, zur Weiterbeförder ung an den Tautai von Schanghai, Jü-lien-yuen, behus« Ueber- mittclung an diese Gesandtschaft zugcstellt worden. .Der Kaiser der Tatsing Dynastie entbietet Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser Gruß. China und Deutschland haben lange in Frieden gelebt, und beiderseits hat kein Mißtrauen be standen. Neuerdings ist e« zwischen der chinesischen Bevölkerung und den (einheimischen) Christen zu HaßauSbrüchen gekommen, wobei unerwartet der Kaiserlich deutsche Gesandte, Freiherr v. Ketteler, von den Aufständischen ermordet worden, wa« Un« zum Ausdruck de» tiefsten Bedauern» Anlaß giebt. Die Unter suchung behus» der Festnahme und Bestrafung der Mörder war im Gange, al» bei allen sremdcn Staaten sich der Verdacht regte, daß sich die Kaiserliche Regierung der Bevölkerung gegen über bei der Verfolgung der Christen in Konnivenz verhalle. Darauf erfolgte zuerst die Einnahme der Befestigungen von Taku, Feindseligkeiten begannen und da» Unglück wurde immer ver wickelter. Die Lage, in der sich zur Zeit China befindet, ist schwer zu ordnen, besonder», da die chinesische Regierung nicht die Absicht hat, in den bestehenden guten Beziehungen jemals eine Aenderung eintreten zu lassen, denn e» sind nur die Um stände, die zur Zeit obwalten, welche die Regierung zu deren Bedauern in eine Zwangslage gebracht haben. Zur Beseitigung de» allgemeinen Unwillen» gegen die chinesische Regierung und zur Klärung der Lage bleibt nur da« einzige Mittel, die Beihilfe Deutschland» anzurufen. Daher öffnen Wir Eurer Majestät Unser Herz in diesem Schreiben in der Hoffnung, daß dadurch der Fortbestand der freundschaftlichen Beziehungen gesichert werde, und daß Allerhöchstdieselben bewogen werden, einen Plan zur Erreichung diese« Zwecke» in« Auge zu fassen und die Leitung zu übernehmen, um die früheren friedlichen Zustände wieder herbeizuführen. Wir bitten, Un« einen günstigen Bescheid zu er- theilen, wofür Unsere Dankbarkeit Sw. Majestät gegenüber immer lebendig bleiben wird. Gegeben am 23. Tage de« 6. Monde« im 26. Jahre de« Regierungrstile« Kwangsü (19. Juli 1900). Berlin, den 21. Juli 1900." Der Kaiserlich chinesischen Gesandtschaft ist darauf am 24- d. M. die folgende Verbalnote zugcstellt worden: .Der Staats sekretär de« Auswärtigen Amt«, Staat»ministcr Graf v. Butow, hat die Verbalnote der Kaiserlich chinesischen Gesandtschaft vom 21. d. M„ enthaltend eine telegraphische Mittheilung Sr. Ma jestät de» Kaiser« von China an Se. Majestät den Kaiser und König, erhalten. Gras Bülow sieht sich nicht in der Lage, diese« Telegramm Sr. Majestät dem Kaiser und Könige zu unterbreiten, so lange nicht da« Schicksal der in Peking eingeschlossenen frem den Gesandtschaften und der dortigen übrigen Fremden aufgeklärt ist, die Kaiserlich chinesische Regierung für die frevelhafte Er mordung de» Kaiserlichen Gesandten Sühne gewährt und für ein dem Völkerrecht und der Civilisation entsprechende« künftige« Verhalten genügende Garantien geleistet hat." — Der Kaiser trifft zur Einschiffung de« ersten Detache ment« nach China am 27. d. in Bremerhaven ein, kommt am 1. August abermals und bleibt dann, bis sämmtiiche Trans porte ausgelaufen sind. — Das deutsche Expeditionskorps, das bei Tientsin rühmlich mitgefochtcn hat, ist größtentheil» auf die Schiffe zu rückgekehrt; Kapitän zur See v. Usedom, ihr Führer, ist vom Kaiser zum Flügel-Adjutanten ernannt worden. — Nachdem verschiedene Tageszeitungen bereit» eine kurze Notiz über die Absicht de» deutschen Flottenvercin», eine Nach richten-Expedition de« Deutschen FloltenvereinS nach Ostasien zu senden, gebracht haben, theilt da« Präsidium de» Deutschen Flottenvercin» authentisch Folgende» mit: Von dem Augenblicke an, in dem die äußerst mangelhafte Berichterstattung über die ostasiatifchen Ereignisse sich besonder» in Deutschland geltend machte, war e» dem deutschen Flottenverein klar, daß sich hier eine Ausgabe eröffnete, an der mitzuarbeiten der Deutsche Flottenvercin nach Maßgabe seiner Kräfte ein Recht und eine Pflicht habe. ES wurden demgemäß mit den zuständigen kaiser lichen Behörden, sowie mit den aus dem Gebiete de« Telegraphen- unb Kabelwesens in Frage kommenden Gesellschaften Verhand lungen angeknüpft. Da vor allem auch Se. Majestät der Kaiser und König Veranlassung nahm, dem Deutschen Flottenverein für diese Absicht Seine Allerhöchste Sympathie zum Ausdruck zu bringen, so gelang e», die schwebenden Verhandlungen zu einem günstigen Ergebniß zu führen, sodaß die Expedition voraussichtlich mit dem am 7. August Genua verlassenden Dampfer .Hamburg" die Reise nach Ostasien antrctcn wird. Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, daß über die Pläne und Absichten der Nachrichten- Expedition irgendwelche Einzelheiten angegeben werden können, da die Maßnahmen an Ort und Stelle wesentlich von dem Gang der Ereignisse abhängen und die beabsichtigte Beschleunigung de« Nachrichtendienste» in Anlehnung an die gegebenen Verhältnisse versucht werden muß. Um die Expedition allerdings in dieser Hinsicht vorzubcreiten, ist dieselbe mit sämmtlichen modernsten Instrumenten und Apparaten ausgerüstet. — München, 22. Juli. Heute früh 3^/r Uhr hat da« VorbercitungSkommando de» ost asiatisch en Expeditions korps von hier die Reise nach Genua über den Brenner ange- trcten. Trotz der frühen Stunde hatten sich zahlreiche Personen, darunter viele Offiziere zur Verabschiedung eingefunden. Der stellvertretende Stadtkommandant Generalleutnant von Euler- Chelpin hielt an die Truppen eine Ansprache; er überbrachte die guten Wünsche de» Prinzregentcn für die Scheidenden und wie» auf die Hoffnungen und die Thcilnahme hin, mit denen da» Vaterland sie begleite. Der TranSporlführcr Major v. Falken hahn erwiderte, die Truppen seien sich ihrer Ausgabe bewußt, dem Namen de» deutschen Heere» Ehre zu machen: er schloß mit einem Hoch auf Sc. Maj. den Kaiser und Se. Kgl. Hoheit den Prinzregentcn ; Gcnerallcutnant von Euler - Chclpin brachte ein Hoch auf die deutsche Armee au» und unter den begeisterten Hochrusen der Zurückbleibenden erfolgte die Abfahrt. — Die sächsische Regierung hatsich im letzten Landtage nicht abgeneigt gezeigt, Erwägungen darüber anzustellcn, ob die Anstellung von untern, au» Bergarbeiterkreisen hervorgegange nen Aufsichtsbeamten zur Mitarbeit bei der Untersuchung von Gefahren in Bergwerken wünschen»wcrth sei. Sächsische Grubenbesitzer erheben jetzt mit Recht gegen die Schaffung der artiger Bcamtenstellen Widerspruch und weisen darauf hin, daß man derartige Beamten längst in den Steigern besitze, von denen Jeder mindesten» 5 Jahre al» Bergarbeiter thälig gewesen sein müsse, außerdem aber auch auf eine Bcrgschule sür seinen Auf- sickst»dienst vorgebildet sei. Mit der Zuziehung einfacher Berg leute zur Beaufsichtigung der Bergwerke in der im Landtage ge wünschten Weise werde man in Sachsen lediglich die sozialdemo kratische Wühlerei befördern. — Italien. Genua, 24. Juli. Der Reich»postdampser .Preußen" mit dem Vorkommando de« oeutschen ostafiatischen Expedition-korp« an Bord ist heule Vormittag unter den Hurrah- rusen der Truppen und den Klängen der deutschen sowie der italienischen Nationalhymne nach Ostasien in See gegangen.