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Amts- und Anzeigeblatt für den -MR» Shirk des Amtsgerichts Libenßoik MH- «tttion-prei«: die kleinst). . . » ten, sowie bei allen Reichs- Z-il-w Pf und deffen Amgebung. P^nstalten. M SL. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. z«sr«„«. Dienstag, den 5. August 18S«. Der Verwalter Herr Keorg Wattster Leonfiardl in Blauenthal ist als stellvertretender Gutsvorsteher für den Gutsbezirk Blauenthal und als Waldaufseher für diesen Bezirk in Pflicht genommen worden. Schwarzenberg, am 29. Juli 1890. Königliche AmtshauMannschast. Frhr. v. Wirsing. E^ Wcgeshcrrulig betreffend. Wegen des Neubaues der innerhalb Steinheidlcr Flur gelegenen Strecke des von Erlabrunn über die „Rothe Grube" nach Sosa bez. über „Tannebaum" nach Steinbach und Johanngeorgenstadt führenden CommunicationSweges wird diese Wegestrecke auf die Zeit vom 4. bis 23. August 1890 für den Fährverkehr gesperrt. Schwarzenberg, am 31. Juli 1890. Königliche AmtShauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. St. Bekanntmachung. Auf Grund einer Ministerial-Verordnung wird hiermit die hiesige Ein wohnerschaft veranlaßt, in Anbetracht des Eintritts der wärmeren Jahreszeit ans alles zu achten, was der Entwickelung und Wciterverbreituna epidemischer Krankheiten Vorschub leisten könnte. Insbesondere ist für Reinigung bez. Instandsetzung und Desinfektion aller Bedürfnißanstalten, einschließlich der in Gasthöfen und Herbergen befindlichen der Schleußen und Abzugsgräben, der Cloaken, Dungstellen und sonstigen zu Bergung von Fäulniß erregenden Substanzen bestimmter gewerblicher und anderer Anlagen, in welchen sich Heerve epidemischer Krankheiten entwickeln und über Brunnen, deren Wasser in gesundheitlicher Beziehung Verdacht erregen können und dergleichen mehr Sorge zu tragen. Eibenstock, am 29. Juli 1890. Der Stadtrath. I. V.: Com-Rath Hirschberg. Wsch. Des Kaisers Reise nach England. Hoftratslb und Hintertreppcnklatsch hatten seiner Zeit das Märchen in Umlauf gesetzt, der junge Kaiser Wilhelm sei ein Feind der „Engländerei". Wenn man darunter gewisse unangenehme Auswüchse des englischen Volkscharakters allein hätte verstanden wissen wollen, dann hätte dieses AuSstreuen einen gewissen Grad von Berechtigung gehabt und es mag auch wohl sein, daß der vormalige Prinz Wilhelm beispielsweise mit der leitenden Behandlung seines schwer erkrankten Vaters durch einen englischen Laryngologen nicht einverstanden war. Aber daraus eine Abneigung gegen England überhaupt zu folgern, war einfach Unsinn und durch sein Verhalten hat der junge Kaiser den erfreulichen Beweis geliefert, daß jede Voreingenommenheit ihm fern ist. Auf dem Todtenbette noch hatte ihm sein von ihm so hochverehrter Großvater dringend empfohlen, gute Freundschaft mit dem Czaren zu pflegen und pietätvoller Weise ließ der junge Kaiser seinen ersten größeren Regierungsakt nach außen hin darin be stehen, daß er den kaiserlichen Vetter aus dem russi schen Throne persönlich begrüßte. Daneben hat der Monarch aber nie die Pflege guter Beziehungen zu anderen Mächten und Monarchen aus den Augen gelassen und so tritt er denn jetzt zum zweiten Male eine Meerfahrt nach dem wellenumwcgten England an, dessen Scepter seit einem halben Jahrhundert seine königliche Großmutter führt. Zwischen dem ersten und dem jetzigen Besuche des Kaisers in England liegen die Verhandlungen, welche zu dem deutsch-englischen Abkommen geführt haben. Man ist heutzutage gar zu leicht geneigt, den persönlichen Beziehungen der Herrscher unter einander nicht mehr jene hohe Bedeutung beizulegen, welche sie in früheren Zeiten des Absolutismus und der Kabinetspolitik zweifellos hatten. Indessen ihre Bedeutsamkeit besteht in Wirklichkeit fort, wenngleich sie sich heute in Aktionen, die den Volksinteressen zuwiderlaufen, schwerlich je würde wirksam äußern können. DaS politische Leben ist zu rege, da» Miß trauen der parlamentarischen Körperschaften zu groß, al» daß sich heute noch von Kabinet zu Kabinet oder gar zwischen den Monarchen direkt bindende Ab machungen treffen ließen, deren Ziele und Zwecke sich nicht mit den Wünschen und Interessen der Nationen deckten. Unser junger Kaiser (sein .eigener Kanzler") hat ein so tiesgedrungeneS Bewußtsein seine» hohen Be rufe« und ein so feinfühlende« Verständniß für die Interessen de» seiner obersten Leitung anvertrauten Reiches, daß er durch seine friedlichen Absichten, die er kraftvoll und schnell in Thaten umzusetzcn pflegt, da» Erstaunen und die Bewunderung selbst alter erfahrener Politiker wachruft. Al» er in seiner Herrschereigenschaft zum ersten Male seine Groß mutter besuchte, bestand zwar schon aus feiten Eng land» wie Deutschland« der ehrliche und ernste gute Wille, mit einander gut Freund zu sein und zu bleiben — aber es bestand doch auch zugleich eine erhebliche Menge von Differenzpunkten und Interessen kollisionen, die aus der deutschen Kolonialpolitik er wachsen waren. Diese mußten beseitigt werden, und es ist dies auch gelungen. DaS englische Parlament hat das Abkommen genehmigt (so weit es, Helgo lands wegen, seiner Beurthcilung unterlag) und wenn jetzt der Kaiser englischen Boden betritt, findet er jedes Mißtrauen beseitigt, jeden Zweifel in die Aufrichtigkeit der deutschen Freundschaft zerstört. Friede und nichts als Friede, Freundschaft mit allen Völkern und der Völker untereinander, billiger Ausgleick aller vorhandenen Streitpunkte, Sammlung aller nationalen Kräfte zu den dringenden sozialen Reformen — das ist das klar erkennbare Programm des Kaisers, das ihm auch seine neueste Reise nach England vorgeschrieben hat. Hagesgeschichle. — Deutschland. Jetzt mischen sich auch die russischen Offiziösen in den Chor derer, welche dem Fürsten Bismarck nicht verzeihen können, daß er in vierzig Jahren unaufhörlicher politischer Arbeit nicht gelernt habe, nur auf die Ackerkrume zu starren. Eine der „Pol. Corr." von ibrem ständigen Berichterstatter in St. Petersburg zugehende Zuschrift führt aus, daß das Verhalten des Fürsten Bismarck seit seinem Rücktritte und seine Aeußerungen, in denen auf die Person des Kaiser» Wilhelm II. angespiclt und an dessen Politik Kritik geübt wird, — wie schon an sich die häufigen Empfänge von ZeitungSkorrc- spondenten in FriedrichSruh in den politischen Kreisen St. Petersburgs da« entschiedenste Mißfallen erregten, — einen unerquicklichen und der Werthschätzung de» greisen Staatsmannes sehr abträglichen Eindruck her vorriefen. Niemand hätte cS vordem als zweifelhaft erachtet, daß Fürst Bismarck seinen Sturz mit voller Würde und Vornehmheit ertragen werde, und Nie mand hätte geglaubt, daß er nach dem Abtreten von der politischen Bühne, wo er so reiche und bedeutende Erfolge errungen, das Bedürfniß empfinden werde, sich sofort in kleine Plänkeleien einzulassen und noch immer nach Befriedigungen für seine Vergeltungs sucht zu Haschen. Man erwartete vielmehr, daß ein so hochgestellter Mann wie Fürst Bismarck sich in die durch seinen Herrscher herbeigeführte Schicksals wendung wenigstens für die Außenwelt mit Ruhe fügen und in Stillschweigen, wenn auch in grollendem, verharren würde. Es weckte daher peinliches Be fremden, daß der frühere Reichskanzler sich alsbald nach seinem Sturz der Presse al« eine« Ventil» für seinen Unmuth bediente, Blätterkvrrespondenten gegen über Aktionen der jetzigen deutschen Regierung einer sehr freimüthigcn Beurtheilung unterzog und über die internationalen Beziehungen Deutschland» Aeußer ungen machte, in denen ein Widerspruch zu dem politischen Gesammtsysteme de» aktiven Staatsmannes ohne jede gewaltsame Auslegung gefunden werden kann, so daß ein Theil der öffentlichen Meinung fast den Eindruck erhielt, als ob Fürst Bismarck in seinem Zorn sein eigenes Werk: den Dreibund, unterwühlen wollte. — Daß man sich bei solchen Auslassungen, welche nur den Zweck haben sollen, den Namen Bis marcks zu verunglimpfen, in Petersburg ins Fäustchen lacht, ist für uns Deutsche leicht erkennbar. — In der „Rhein.-Wcstf. Ztg." hat eine Pole mik zwischen Herrn Wilhelm Funke in Hagen, einem Mitglieds ter westfälischen Großindustrie, und Herrn Geh. Ober-Regierungsrath 1>r. Hintzpeter, dem sozialpolitischen Vertrauensmann Kaiser Wilhelms, angcsetzt, in welcher ersterer das Eingreifen der Re gierung in die Lohn- und Arbeiterfrage, so, wie es stattgefundcu, als unzweckmäßig bezeichnet und es namentlich beklagt, daß mit den einschlägigen Verhält nissen praktisch nicht genauer bekannte Persönlichkeiten sich in die Angelegenheit einmischen. Herr Hintzpeter seinerseits findet die Auslassungen des erstgenannten Herrn zu allgemein, als daß sie Nutzen stiften könn ten. Wird Rede und Gegenrede fortgesetzt, so wäre jetzt die Reihe an Herrn Or. Hintzpeter. — Die sozialdemokratische Fraktion hat auf den 12. Oktober und die folgenden Tage einen all gemeinen Parteitag nach Halle a. S. behufs Neuorganisation der Partei berufen. Die Wahl der Vertreter hierzu soll gemeinschaftlich am 1. Oktober erfolgen. — Kiel. Ein eigenartiges Fest wurde am 27. Juli auf dem Schlachtfelde von Idstedt unter großer Betheiligung gefeiert. Das Blachfcld von Idstedt ist den Schleswig-Holsteinern durch das Blut, das hier in heißer Fcldschlacht im Freiheitskampfe gegen die Dänen geflossen ist, eine geweihte Stätte. Das Denkmal, das hier die Kampfgenossen von 1848—bl errichtet haben, verkündet eS jedem, was hier vorgegangcn ist, und was man von dieser Stätte hält. ES steht in einem Kranze von grünenden Tannen und ragt hoch über die Ebene empor. Das zierliche Wärterhäuschen, von einem wohlgepflegtcn Garten umgeben, ist weithin sichtbar und spricht jeden Vorübergehenden heimelnd an. Die Waffen kammer mit Kriegsgegenständen, erst kürzlich neu ausgebaut, wird von einem alten Kriegskameraden wohl verwaltet und zeigt außer Waffen und AuS- rüstungSgcgenständen noch andere Erinnerungszeichen aus jener Zeit: Schriften, Bilder, Münzen, Me daillen, ist sehenSwerth für die jetzige Generation, sehenSwerth noch mehr für die Nachwelt. Am 25. Juli d». I». waren 40 Jahre seit der schlacht verflossen, und die noch lebenden Kämpfer aus jenen Tagen hatten noch einmal einen — vielleicht und jedenfalls für manchen — letzten Apell gewünscht. Die diesjährige Dclegirtenversammlung beschloß die Angelegenheit, und zwar so, daß der Apell nicht am 25., sondern am 27. abgehalten werden sollte, und zwar auf dem Schlachtfelde selbst, in der Nähe des Denkmal». Schon am 26. trafen die ersten Theil-