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Amts- und Anzeigevlatt für den LtMK des Amtsgerichts Eibenstock °MZ« sertionSprei«: die kleinsp. < < «V «- ten/sow°e"bet'ällen'Reich« M-iv Pf und dessen Umgebung. P°s.°ns,°uen Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — Li. S8. Doiiocrstag, den 17. Mai 1888. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadt, welche Erlaubniß zum Ltstholjsammeln für nächste« Jahr zu erhallen wünschen, werden hiermit wieder holt aufgeforvert, sich bei Vermeidung der Nichlberücksichtigung bi« spätesten« zum 15. Juni dieses Jayres in hiesiger Rathsregistratur zu melden. Eibenstock, den 15. Mai 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Entrichtung de« 1. EinkommenstenertermiueS für 1888 bi« zum 22. diese« Monat« wird hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf dieser Frist mit den in Z 79 de« Einkommensteuergesetze« vorge- schriebencn Zwangsmaßregeln vorzugehen ist. Hierbei wird besonder« noch darauf hingewiesen, daß der 1. Termin auch einer eingewendeten Reklamation ungeachtet zu der angegebenen Zeit, vorbehältlich der späteren Ausgleichung, abzuführen ist Eibenstock, am 14. Mai 1888. Der Stadtrath. Löscher. Bg. Am >5. Mai 1888 ist der zweite Termin der diesjährigen Lommn«a«la»en fällig. E« wird die« hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der acht tägigen Zahlungsfrist gegen etwaige Restanten executivisch vorgegangen werden wird. Der Gemcindcrath zu Schönheide. Das französische Heerwesen ist bekanntlich seit dem Zustandekommen de« Mini sterium« Floquet einer Zivilperson, Herrn Freycinet, unterstellt. Herr Freycinet ist ein gewandter Redner, ein tüchtiger Advokat, ein vorsichtiger Politiker, nur kein Soldat. Allerdings war auch Gambctta kein Soldat und dennoch hat er nach dem Sturze de« Kaiserreichs Armeen au« dem Boden gestampft und sich mit diesen wacker gegen die deutschen Heere ge halten. Herr Freycinet war damals Gambetta« Ge hilfe und mag da etwa« von diesem gelernt haben, vor allem gewiß da« sichere Selbstgefühl, welche« er auch jetzt wieder al« Krieg-Minister zur Geltung zu bringen versucht. In Frankreich ist nicht da« republikanische Staats oberhaupt, sondern der Kriegsminister der oberste Kriegsherr. Wohin unter Umständen ein solche« Ber- hältniß führen kann, Hal Boulanger gezeigt. Vielleicht war er nur nicht geschickt genug, diese Stellung so auszunutzen, wie sein Ehrgeiz erstrebte; vielleicht auch war ihm General Saussicr, der Oberkommandant von Pari«, im Wege, der ein starrer Republikaner ist und ebensowenig etwa« von den Orleans, wie von dem Cäsa- rismu« wissen will. Boulanger machte in der That den Versuch, Saussier zu beseitigen, scheiterte damit aber an dem Widerstande seiner ängstlich gewordenen Mi- nisterkollegen. Damit nun nicht wieder ein General vom Schlage Boulanger« an die Spitze der Armee gelange, haben sich die leitenden Kreise entschlossen, fortan stet» einen Bürgerlichen mit dem Posten eine« Kricg«ministerS zu betrauen. Da« mag politisch sehr weise sein, vom militärischen Standpunkt aber ist e« ein Unding. Seit dem 4. September 1870 hat Frankreich etwa anderthalb Dutzend Kriegiminister gehabt. Die weit aus meisten von ihnen ließen e« ihre erste Sorge sein, sich al« Herren zu dokumentiren, und da« glaub ten sie dadurch am besten zu thun, daß sie mit mög lichster Beschleunigung die Anordnungen ihre« resp. Vorgängers umfließen, um eigene, neue, originelle an deren Stelle zu setzen. So hat — um nur ein Beispiel herauSzugreifcn — da« französische Heer in den letzten siebzehn Jahren sieben verschiedene »Bart-Ordnungen" erhalten! So ein französischer Kriegiminister, dessen Oberherrlich keit nie eine lange Dauer verspricht, muß sich stet beeilen, irgend eine Neuerung einzuführen, welche be stimmt ist, sein Andenken in Ehren zu halten. Bei un« zu Lande geht man dagegen mit aller Gründ lichkeit zu Werke. Wie erinnerlich, hat beispiel-weise Kaiser Friedrich bald nach seinem Regierung«antritt eine KabinetSordre ertasten, derzusolge im Exerzier- Reglement der Infanterie Veränderungen im Sinne der Vereinfachung vorzenommen werden sollen. In dessen sind noch keine bestimmte Festsetzungen über diese Aenderungen erfolgt, da man bei un« nicht am grünen Tische, sondern durch die Praxi« so wichtige Entscheidungen fällen läßt. Die betr. Truppengatt ungen und zwar herab bi« zu den Führern der klein sten taktischen Einheiten werden um ihr Urtheil be fragt. Bei dieser Einrichtung läßt sich wohl an nehmen, daß die schließliche Endbestimmung einen wirklichen praktischen Werth hat und den Erforder nissen der Zeit angemessen ist. Ein derartig rationelle« Verfahren kennt man in Frankreich nicht. Der Minister verfügt und alle an deren Offiziere haben einfach zu gehorchen. Man würde fehlgreifen, wenn man die« al« den höchsten Grad soldatischer Disziplin bezeichnen wollte; denn die moderne Kriegsbildung ist darauf gerichtet, alle« Maschinenmäßige zu verbannen, jeden einzelnen Sol daten dagegen zum selbstbewußten Theile de« großen Ganzen heranzubilden. Natürlich ist dazu eine un erläßliche Vorbedingung, daß diejenige Stelle, bei der die letzte Entscheidung liegt, selbst militärisch durch und durch geschult sei. Von einem Advokaten, wie Herrn Freycinet, läßt sich da« so wenig verlangen, wie erwarten. Er muß also eine Person neben sich haben, welche in allen technisch-militärischen Fragen sein Berathcr ist. Der Generalstabschef nimmt diese Stellung ein, aber sie muß wieder von dem militärisch-unerfahrenen bürger lichen Kriegiminister besetzt werden. Ein Mißgriff ist hierbei um so leichter möglich, al« nicht die mili tärische Fähigkeit de« Kandidaten allein, sondern auch sehr wesentlich dessen politische Gesinnung ausschlag gebend ist. Herr Freycinet aber ist in seinem Urtheil so selbstständig, daß er z. B. einen großen Theil der gegen Deutschland errichteten Befestigungswerke wieder schleifen lassen will, da dieselben seiner Meinung nach bei einem etwaigen Kriege Frankreich weniger schützen, al« sie die Beweglichkeit der französischen Heermassen hindern. Jene Bauwerke haben gegen 400 Millionen Frank gekostet. Sollten sie zum Theil niedergelegt werden — un« kann'« recht sein! Hagesgeschichte. — Deutschland. Da« Befinden Kaiser Friedrich« hat sich soweit gebessert, al« unter den obwaltenden Umständen überhaupt zu erhoffen war. Am Montag legte der Monarch zum ersten Male wie der die Uniform an und empfing so den Reichskanzler. Der gehobene Kräftezustand gestattet auch wieder eine etwa« umfangreichere geistige Beschäftigung. Der Appetit mehrt sich. Bei Eintritt günstigeren, beson der« milderen Wetters ist zeitweiser Aufenthalt de« hohen Patienten im Freien (im Park de« Schlosse«) beabsichtigt. Am Dienstag konnte der Monarch schon zeitig da« Bett verlassen und in seinem Arbeitszim mer sich mit Regierungsangelegenheiten befassen. Um 9 Uhr erschienen die Aerzte und fanden den hohen Kranken in guter Stimmung. Auf Grund de« etwa eine Stunde lang gepflogenen Konsiliums wurde gegen 11 Uhr vor dem Schlosse folgende« Bulletin ange schlagen: »Da« Befinden Sr. Majestät ist in den letzten Tagen ein gute« geblieben. Appetit und Kräfte haben zugenommen. Infolge einer leichten Rachen entzündung bestehen seit einigen Tagen geringe Schling beschwerden, welche sich bereit» bessern. Da« abend liche Fieber bleibt ganz gering." — Eine M a s s e n p e tit i on um gesetzliche Einführung der obligatorischen Trichinen schau für ganz Deutschland ist von Herrn Ober bürgermeister Ruick in Gera in Anregung gebracht worden. Man will eine Petition zu Stande bringen, die möglichst von allen Gemeindeverwaltungen unter schrieben sein soll. Volle Sicherheit vor Trichinosi« kann erst geschaffen werden, wenn in ganz Deutsch land kein Schweinefleisch mehr verkauft werden darf, welche« nicht auf Trichinen untersucht worden ist. — Rüde-Heim. Ein große-deutsche« Krie gerfest wird hier am 1. und 2. Juli d. I. zu den Füßen der Germania statlfinden. Einer Einladung der hiesigen Krieger- und Militärkameradschaft folgend, werden zu der genannten Zeit verschiedene größere Kriegerverbände einen Au«flug nach dem Rhein machen, um an der Fahnenweihe de« hiesigen Verein« theil- zunehmen. Wie da» Organ de« deutschen Krieger bunde«, »Die Parole", mittheilt, wird der 121 Ver eine umfassende »Kriegerverband Berlin und Umgegend" bei der Feier zahlreich vertreten sein, ein Sonderzug > soll die Besucher an den Rhein führen; ihre Be- I theiligung haben ferner zugesagt die 78 Vereine zählende „Rheinische Kriegerkameradschaft" (Sitz in Köln), der .Kriegerverband der Reichslande" (Sitz in Straßburg), der 49 Vereine zählende »Nassauische Kriegerverband", der am Tage vor dem Feste seinen die« jährigen Delegirtentag hier abhält, und zahlreiche Kriegerverine de» Großherzogtbum« Hessen. — Frankreich. Nach den maßlosen Huldig ungen, welche Boulanger auf seiner Reise durch da« Nord-Departement in Dünkirchen, Douai und Lille zutheil geworden sind — an letzterem Orte allerdings zugleich mit einzelnen nicht gerade zarten Mißfallenskundgebungen von opportunistischer Seite —, hätte man eine Steigerung de» boulangistischcn Taumel« kaum für möglich halten sollen und doch ist, zuverlässigen Berichten zufolge, in Valenciennc«, na mentlich aber in dem Grubendistrikt von Denain und Anzin der Jubel der bcthörten Massen fast noch größer gewesen. Ist e« doch vorgekommen, daß Weiber au« dem Volke sich mit ihren Kindern durch die dichte Menge Bahn gebrochen haben, damit der brav' genö- rs.1, in weichem sie den politischen Heiland erblicken, den Mann, der aller politischen und sozialen Misere ein Ende machen wird, ihre Kleinen liebkosen könne. Boulanger hat e» sich aber auch nicht verdrießen lassen, unter Daransetzung seine« letzten Hauche seiner ganzen Kraft den Bolksfteund zu spielen. Die rechte Hand ist ihm von den vielen Händedrücken, die man mit ihm wechseln wollte und zu denen nament lich begeisterte Frauen sich herandrängten, ganz ge schwollen. So berichtet wenigsten« ein Pariser Korre spondent der »Voss. Ztg." Daß er sich total heiser geredet hat, versteht sich fast von selbst. Local« und sächsische Rachrichte«. — Eibenstock. Wie un« mitgetheilt wird, be absichtigt die »Landsmannschaft Erzgebirger und Vogtländer" in Dresden (Zwcigvcrcin de« unter dem Protektorat Sr. Kgl. Hoheit de« Prinzen Georg stehenden »ErzgebirgSverein«") einige AuS - kunftSstellen für Sommerfrischen zu er- richten. Sie will dem Erzgebirge und Vogtlande da durch neue Freunde erwerben und die über dasselbe leider weit verbreiteten falschen Ansichten zu beseitigen suchen, daß sie den Bewohnern der Residenz Gelegen- heit bietet, die vielfachen Schönheiten re« Erzgebirge« und Vogtlande» durch längeren Aufenthalt daselbst kennen zu lernen. Damit die voraussichtlich sehr zahlreich eingehenden Anfragen in befriedigender Weise