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Zehnter Auftritt. Sigismund (allein). Und weil dieß wahr ist, wollen wir ihn zäumen Ein andermal, den kecken Ueber- muth. Und diesen Ehrgeiz, diese Wuth, Wenn wir in Zukunft wieder träumen. Geschehen wird's; denn in den Räumen Der Wunderwelt, worin wir weben, Ist nur ein Traum das ganze Leben; Und jeder Mensch — erfahr' ich nun, — Er träumt sein ganzes Sein und Thun, Bis dann zuletzt die Träum' ent schweben. Der König träumt: er sei ein König, Und, tief in diesen Traum versenkt, Gebietet er, und herrscht und lenkt. Und alles ist ihm untcrthänig; Doch, es zerstäubt sein Glück der Tod, Der ihn zu wecken immer droht. Wen kann die Herrschaft lüstern machen. Da sie ihm schwindet beim Er wachen? — Der Reiche träumet, und es zeigen Ihm Schätze sich, doch ohne Frieden. Es träumt der Arme auch hienicden, Er sei ganz elend und leibeigen. Es träumet, wer beginnt zu steigen; Es träumet, wer da sorgt und rennt; Wer liebt, und wer von Haß ent brennt: Kurz, auf dem ganzen Erdenballe, Was Alle sind das träumen Alle, Obgleich nicht Einer es erkennt. Und also träum' ich jetzt, ich sei Gefangen und mit Schmach ge bunden. Wie ich geträumt vor wenig Stunden, Da ich mich glücklich sah und frei. — Was ist das Leben? Raserei! Was ist das Leben? Hohler Schaum, Ein täuschend Bild, ein Schatten kaum! Gar wenig kann das Glück uns geben; Denn nur ein Traum ist Alles Leben, Und selbst die Träume sind ein Traum. Vierter Akt. Im Innern des Thurmes. Erster Auftritt. Ela rin (allein). Weil ich so klug bin, steck' ich hier im Thurm. Nun sag' mir Einer, was geschäh' erst, wäre Ich nicht so klug? 'S ist doch bei meiner Ehre Ein böses Ding um so 'um Zappel wurm Im Kopfe. — Nein! Es läßt euch keine Ruh',