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vielleicht auch nach durch Walzen die Befestigung desselben zn erlangen suchen. Diese Fußboden können der Nüsse nicht widerstehen, und haben den Nachteil, daß sic nicht ausgebessert werden können; wenn Löcher und Vertiefungen entstehen, so muß der alte Estrich ansgebrochen und ein neuer angefertigt werden. Die Landleute verrichten diese Arbeit in der Regel selbst. 8 9. Der Gipsesirsi'h. Der hierzu zu bcuntzeude Gips wird stärker gebräunt als der Stukkogips, um nicht so schnell zn landen, und auch mir grob gemahlen; er heißt daun Boden gips. Die Stärke des Estrichs beträgt gewöhnlich etwa 4 om. Bedingung der Haltbarkeit ist Abwesenheit von Feuchtig keit; an feuchten Orten ist er daher nicht anwendbar. Die unmittelbare Unterlage des Estrichs bildet immer eine 2—3 om starke Schicht trockenen Sandes, mag der Estrich ans einer Balkenlage, über Gewölben oder sonst wo an geordnet werden. Die Anfertigung besteht in folgendem: Soll ein Raum mit einem Gipsestrich versehen werden, so streckt man auf der geebneten Saudunterlagc in einer Entfernung von ca. l,v m von einer der Wände, daß man noch begucm mit dem Streichhvlzc darüber reichen kann, eine Lehrlatte, deren Dicke mit der des Estrichs überein stimmt, und die womöglich die ganze Länge zwischen den begrenzenden Wänden cinnimmt. In den Raum zwischen der Latte und den Wänden wird der mit Wasser zn einem dünnen Brei ungerührte Gips mit Handeimern so gegossen, daß er überall gleich dick liegt und sich nicht mit der Sandnntertage vermengt. Sodann gleicht man mit einem Richtscheit, das man über die Lehrlatten führt, die Masse ab und ordnet nach etwa einer Viertelstunde, wo man die Lehrlatten fortnehmen kann, ein zweites Feld an, das auf dieselbe Art behandelt wird, und führt mit dieser Operation fort, bis der ganze Raum übergossen ist. Nach 24 Stunden hat der Estrich schon so viel Festigkeit erhalten, daß man Bretter darüber legen und auf diesen stehen kann, und es zeigen sich feine Sprünge nnd Nisse. Jetzt wird der Gips- gnß mit hölzernen Schlägeln von Buchenholz, gewöhnlich 36 om lang, 20—25 om breit und 10—12 om stark, die mit einem Handgriff versehen und etwa nach Fig. 964 gestaltet sind, tüchtig ge schlagen, und zwar so lange, bis die Risse verschwinden und die Oberfläche feucht wird, oder bis — wie die Arbeiter sagen der Gips schwitzt. Dies Ver fahren wird nach 5—6 Stunden wieder holt und endlich der Estrich mit stählernen Mauerkellen völlig geebnet. Fig. s«. Da bekanntlich der Gips beim Erhärten sein Volumen vergrößert, so muß hierauf Rücksicht genommen und ein angemessener Raunr rings an den Wänden frei gelassen werden. Wie groß dieser sein muß, läßt sich wohl nicht allgemein angeben, und muß, wo keine Erfahrungen vor- I liegen, durch Versuche ermittelt werden. Jedenfalls ist cs besser, den Spielraum etwas zu groß anzunchmen als zu klein, weil man den nach erfolgter Erhärtung etwa noch bleibenden Raum leicht nachträglich mit Gips ausgießcn kann. Ist der Raum aber zn klein nnd fest begrenzt, so bekommt der Estrich wellenförmige Erhebungen, welche Veranlassung zu Brüchen geben. Ein solcher Estrich hat gewöhnlich eine schmutzig weiß-rötliche Färbung, die man jedoch durch eine dem Gips beim Anrühren zugesetzte Farbe beliebig abändern kann, nur muß die Farbe eine Erd- und keine Saftfarbe sein, weil letztere von dem Gips anfge,zehrt werden würde. Man kann auch dem Fußboden ein beliebiges Muster geben, indem man die Stellen, welche anders gefärbt werden sollen, beim Gießen der Grundfarbe mit Holzstücken belegt (deren Seitenbauten aber mit Seifenwasser benetzt und etwas verjüngt gehobelt werden müssen, nur leichter hcransgenommcn werden zu können), hiernach diese ent fernt und die nnn leeren Stellen ans dieselbe Weise mit anders gefärbtem Gips ausgießt. Ist alles trocken, so hobelt man den Boden mit einem gewöhnlichen Hobel eben und kann ihn nun dadurch schöner nnd dauerhafter Herstellen, daß man ihn zwei- bis drei Mal mit Leinöl tränkt, dessen tieferes Eindringen man dadurch befördert, daß man Kohlenpfannen von Eisenblech in einer Ent fernung von beiläufig 3 om über den Boden hinführt, dann denselben mit einem Sandsteine nnd Wasser abschleift, mit Wachs überzieht und wie einen Parkettboden bvhnt. 8 io. Drr Kalkmörkelestrich. Es giebt verschiedene Recepte zur Bereitung solcher Estriche, und in verschiedenen Ländern kommen verschiedene Bereitungsarten in Anwendung. Schon Vitrnv beschreibt in Bd. VII den Estrich der Griechen, nnd Rondel et giebt in seinem bekannten Werke eine vollständige Über setzung des Vitruv scheu Textes. Wir können diese ver schiedenen Estriche hier nicht alle anführen, nnd beschränken uns auf die Augabe von einigen, die vielleicht in Deutsch land an: leichtesten zur Anwendung kommen können. Im allgemeinen besteht das Verfahren in der Bereitung einer Art Betvnmasse, gewöhnlich in mehreren Schichten, die durch Schlagen verdichtet und geebnet, dann oft noch ge schliffen, poliert oder mit einem Anstrich versehen werden.