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Fünftes Kazutel. Eindeckung der Dächer. 8 1- Allgemeines. Benennungen. Diesem Teile der Baukonstruktionslehre liegt der Be griff des Bedeckens, des Schutzgebens der Bauwerke gegen atmosphärische Niederschläge zu Grunde, uud er ist insofern von großer Bedeutung, als die Dauer der Gebäude von der Dauerhaftigkeit und Dichtigkeit dieser schützenden Decke wesentlich abhängt. Unter Dach im allgemeinen verstehen wir die oberste, zum Schutz gegeu die Witterung bestimmte Decke eines Gebäudes, die dabei so eingerichtet ist, daß das aus der Atmosphäre niedergeschlagene, oder von geschmolzenem Schnee herrührende Wasser einen leichten Abfluß findet. An einem solchen Dache müssen wir die die äußere Decke bildende Fläche und das liniere Gerüst unterscheiden, das erstere unterstützt. Im vorliegenden Kapitel haben wir es nur mit ersterer zu thun und nehmen letzteres als gegeben an. Die äußere Form eines Daches kann eine sehr ver schiedene sein, und wir werden die hauptsächlichsten bei den Holzkonstruktionen kennen lernen. Immer aber wird das Dach aus einer oder mehreren geneigten Flächen bestehen müssen, damit der Bedingung der Wasserableitung entsprochen wird. Die Große der Neigung dieser Dachflächen ist abhängig von der Beschaffenheit des Materials, woraus sie bestehen. Weniger Einfluß hat das Klima, obgleich diese Ansicht früher viele Verteidiger fand. Je fester und glatter die Oberfläche des Deckmaterials ist, um' so leichter muß das Wasser ablaufen, und um so weniger schädlich wird ein längeres Verweilen desselben auf dem Dache sein. Es wird daher ein Dach mit glattem Material flacher eingedeckt werden dürfen, als mit einem anderen, welches weniger glatt und wetterbeständig ist. Aber auch die größere oder geringere Sorgfalt, mit der die Eindeckung der Dachfläche hergestellt wird, hat auf die rasche Wasserablcitung Einfluß, mithin auch auf den Neigungswinkel der Dachfläche; ebenso der Umstand, ob das Material in einer zusammenhängenden Masse ohne Fugen die Dachfläche bildet (wie z. B. beim Asphalt dach), oder ob letztere aus vielen kleinen Stücken hergestellt ist und daher viele Fugen enthält. Die Erfahrung hat für die verschiedenen Deckmateria lien die passenden Neigungswinkel der Dachflächen fest gestellt, und nur werden diese in der Folge kennen lernen, müssen aber zuvor noch einige Benennungen von Dach teilen erklären, nm später weitläufige Umschreibungen zu umgehen. 1) Dachfirst (Firstlinie, Forst) nennen wir die von zwei sich schneidenden Dachflächen gebildete höchste und gewöhnlich horizontal liegende Kaute. 2) Traufe ist die am tiefsten liegende horizontale Kante einer Dachfläche. 3) Grat ist die geneigt liegende, einen ausspringenden Rücken bildende Kante, die von zwei sich schneidenden Dachflächen gebildet wird. 4) Kehle ist die sich beim Schneiden zweier Dachflächen bildende, vertieft und geneigt liegende Rinne. 5) Bord ist die aufsteigende Begrenzungslinie einer Dachfläche da, wo sie sich mit keiner anderen schneidet. In Fig. 1, Taf. 96, sind ab und bo Firstlinien. as und all Gratlinien, llb eine Kehle, ost äx, oi und ab Borde und endlich sch und bi Trauflinien. Die Dachflächen sind entweder Ebenen, windschiefe Flächen, Kegelmäntel oder Oberflächen sphärischer Körper;